SS-Oberführer Walter Stein

  • Hallo zusammen,

    eine tolle Diskussion hat sich hier entwickelt, wirklich sehr spannend (und aufschlussreich) zu lesen!

    Ich habe eine Frage zu den generellen Befugnissen eines Polizeichefs ( in meinem Fall eines SS-Obf.). Ich versuche gerade die Vita eines solchen zu erfassen. Er war zunächst Polizeichef in Konstanz, ab 41' dann in Thorn. 42' folgte "wohl" Danzig, ab 44 bis 45 dann Litzmannstadt. Diese HSSPF haben ja Befehle direkt v. RFSS/RSHA bekommen. Die Frage daher, an wen wurden sie weitergegeben? Generell die PB's bzw. die OP? Im Falle der Aktion Reinhard müssen ja folglich die beteiligten Einheiten Befehle von ihrern HSSPFs bekommen haben, oder? Ich lese mich gerade erst ein, daher kann jedes Fitzelchen Info helfen! ( und soll gleichzeitig meine mom. Unwissenheit verbergen :D)

    Ich danke euch für eure Antworten,

    MFG
    PyROB

    Herausgelöst aus dem allg. OrPo-Thema: hier. Kordula

  • Hallo PyRob,

    ein herzliches Willkommen in diesem Forum! :]

    Über was reden wir, einen Polizeipräsidenten oder einen HSSPF?
    Ein Name wäre schon nett …. ;)

    Die Befehlskette eines HSSPF beinhaltete sowohl den BdO als auch den BdSipo/SD, d.h. ihm unterstanden die jeweiligen Befehlshaber der Ordnungspolizei und der Sicherheitspolizei und des SD,
    eine Stufe niedriger – dem jeweiligen HSSPF unterstellt – finden wir die jeweiligen SSPF mit einem KdO und einen KdSipo/SD …..

    Der HSSPF gab also sowohl der Orpo als auch der Sipo/SD die Befehle weiter, die er von „oben“ erhielt …

    Herzliche Grüße der Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo PyRob,

    zu den Begrifflichkeiten:

    ein Polizeipräsident war in der NS-Zeit der "Staatliche Polizeiiverwalter" einer Großstadt des Deutschen Reiches.
    Mit dem Satz will ich ein paar Sachen gleichzeitig sagen:
    1. wir haben eine Stadt mit über 100 000 Einwohner
    2. wir haben eine Stadt im Deutschen Reich, wie der NS-Staat es verstand, also kein "besetzes" Gebiet, dort gab es SS-und Polizei-(Standort)Führer
    3. der Begriff "Polizeiverwaltung" sagt per se schon aus, dass es eine "deutsche Polizei" gab, also kein besetztes Gebiet war.

    Der Polizeipräsident hat also ein auf die Stadt begrenztes Zuständigkeitsgebiet, in dem Umland war dann schon die Gendarmerie zuständig, sprich ab Stadtgrenze.

    Der HSSPF hingegen war im Heimatgebiet der Leiter eines SS-Oberabschnittes bzw. im Fall Warthegau der Leiter der SS- und Polizeiorganisation im gesamten Warthegau.

    Die Befehlswege und Kompetenzen unterscheiden sich doch gewaltig.
    Also bitte die Frage konkretisieren, dann unterhalten wir uns gerne weiter, der Warthegau gehört zu meinem "Stamm-Themen".

    P.S. Den Walter Koppe meinst Du ja wohl nicht, oder ?


    Gruß aus München

    Marcus

    edit: wir wollen uns hier nur über Grundsätzliches unterhalten, wenn Du Informationen zu einer Person / Wirkungsbereich suchst, eröffne doch bitte einen neunen Thread im Polizei-Bereich, sonst wird es hier für interessierte Leser zu unübersichtlich, wenn wir uns in Details zu einzelnen Leuten verlieren.

    Suche ALLES zu Polizei-Bataillonen aus dem Wehrkreis VII und dem Einsatz in Slowenien sowie zur PV. Litzmannstadt
    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

    Edited once, last by Lockenheld (July 21, 2011 at 6:54 AM).

  • Hallo Marcus,
    ich kann das hier auch abtrennen, Threadüberschrift: Befugnisse eines Polizeichefs?

    Nur ein Vorschlag...

    Grüße Thomas

  • Hallo Thomas,

    ich denke das Ganze läuft wohl eher in Richtung einer Person, oder ?
    Im Warthegau waren die Herren eigentlich alle nicht uninteressant, schauen wir doch mal was PyRob weiters von sich gibt, dann kann man immer noch abtrennen.
    Was ein Polizeipräsident denn durfte und konnte wenn er wollte ist nicht so ganz sicher in der ganzen Struktur befürchte ich.

    Danke erstmal


    Gruß

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  • Quote

    Original von Lockenheld
    Im Warthegau waren die Herren eigentlich alle nicht uninteressant,


    Hallo, Marcus,

    was genau meinst Du damit? Magst es mir bitte erklären? Danke.

    Gruß von Margarete

  • Erst mal Danke für die Antworten. Evtl. sollte ich wirklich nen eigenen Th. aufmachen.  :(

    Also, der gute Herr war SS-Oberführer Walter Stein. Er war früh in die Partei / und SS eingetreten ( 30*) Freikorps im Ruhrgebiet ( wie man das so kennt).
    War dann bis 36 in der 3. SS-Motorstandarte in Berlin. ( Laut eigenen Ausagen dann durch die Teilname an div. Fortbildungen in poliz. Dienst geschult) ( Quellen kann ich bei Bedarf nennen) Ab 1937 dann in Konstanz als Polizeichef und Leiter des SS-Abschnitts XXIX. Alles ab 36 dann im Rang eines SS-Oberführers. ( Hier geht es in erster Linie um die Frage, welche Befehlsgewalt er gegenüber der VT hatte; er befahl dieser wohl die Sprengung einiger Synagogen; wie gesagt alles 37-41)
    Ab 41 kommt er für ein knappes Jahr nach Polen, genauer Thorn und besetzt das selbe Amt. 42 dann nach Danzig; 44 nach Litzmannstadt.
    Da alles in die Zeit der Massendeportationen fällt, wäre seine Relevanz für die Arbeit der Polizei wichtig.

    Ich hoffe, das bringt etwas Licht ins Dunkel,
    Vielen Dank schonmal,
    PyROB

  • Hallo PyRob,

    vielen Dank für die aufklärenden Angaben ... :D ;)

    Puh, ein Oberführer, das wird nicht leicht  :(

    Ich muss mal schaun.... versprechen kann ich aber nichts ...  :(

    Und ich wäre d a f ü r, diesen Strang j e t z t doch abzutrennen.....
    schon allein der Übersicht wegen .... ;)

    Herzliche Grüße der Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo zusammen,

    als erstes würde ich den liebsten der Administratoren bitten, das hier abzutrennen und in "Biografien" zu verschieben, da es doch zielsicher um eine Person gehen wird.

    Das mit der Veranwortlichkeit ist leider immer so ein Problem.
    Im Nachhinein wollten sich dann natürlich alle rausreden.

    Ich gebe einmal meine Meinung kund.

    1. Konstanz hätte 1939 laut Wikipedia ca. 37 000 Einwohner gehabt.
    Es dürfte hiermit also eine staatliche Polizeiverwaltung und keine Schutzpolizei der Gemeinde mehr gehabt haben.
    Ich würde aber trotzdem einmal beim Stadtarchiv Konstanz nachfragen, was die zu dem Herren haben !
    Er wird wohl als SS-Abschnittsführer der Chef der PV. (Polizeidirektion wohl in dem Falle) gewesen sein.
    Zu den Geschehnissen um die Progromnacht 1938 bin ich (noch) kein Fachmann aus polizeilicher Sicht. Es scheint aber wohl so zu sein, dass hier wohl der SS-Strang der Befehlskette (über den SS-Oberabschnitt zu ihm als Abschnittsführer) zum Tragen gekommen ist, der also mit dem Polizeistrang (hier wäre der IdO und das HA OrPo in Frage kommend) nichts zu tun hatte. Klingt zwar seltsam, weil die Leute oft identisch waren, da der HSSPF als Polizeiführer ja i.d.R. der SS-Oberabschnittsführer war, ist aber wohl so gewesen.
    2. Thorn: zwischen den Weltkriegen polnisch, dann Reichsgau Danzig-Westpreußen, dort wurde dann eine deutsche PV. gebildet, ebenso wie in
    3. Danzig. Was hat er dort gemacht, weißt Du da etwas ?

    4. Litzmannstadt: da muss ich noch genauer in den mir vorliegenden Unterlagen nachschauen, es scheint aber so zu sein, dass dort die "treibenden" Kräfte eher beim KdS und Oberbrürgermeister, Dr. Bradfisch, sowie dem HSSPF Reinefarth und dem Gauleiter Greiser zu suchen sein werden. Ich habe das Urteil gg. Bradfisch und schaue mal in den nächsten Tagen nach.

    In Litzmannstadt war ein mehr oder weniger eingespieltes Team.

    Margarete: wie man unten sieht, suche ich alles zu Litzmannstadt, die PV. Litzmannstadt und Posen war stark aus München bestückt personell. Auch Dr. Bradfisch kam von hier !

    Gruß aus München

    Marcus

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    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • Hallo zusammen,

    also, ich habe mal kurz nachgeschaut.

    Herr STEIN kommt weder in
    - "Die Chronik des Ghettos Litzmannstadt" noch in
    - "Der Judenmord in den eingegliederten polnischen Gebieten 1939-1945" oder in
    - "NS-Vernichtungslager im Spiegel deutscher Strafprozesse",
    - "Nicht ermittelt"
    -"Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945"

    kommt er im Personenregister vor.
    Ich würde also grundsätzlich eine Nachfrage im Bundesarchiv Ludwigsburg empfehlen um da weiter zu kommen.

    Gruß aus München

    Marcus

    Suche ALLES zu Polizei-Bataillonen aus dem Wehrkreis VII und dem Einsatz in Slowenien sowie zur PV. Litzmannstadt
    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • Vielen Dank an alle!
    Ich war bereits im Stadtarchiv in KN (lebe dort) und die haben nix. Aus dem einfachen Grund, dass Walter Stein als Angehöriger der SS quasi nur "staatlich" erfasst wurde. Daher war ich im DocCenter in Berlin ( habe ca 250 Seiten Daten zu seiner Karriere, etc.) und im Staatsarchiv Freiburg (eine Goldgrube was Entnazifizerungs und Wiedergutachungsakten angeht ;-)). Es gibt keinerlei Dokumente, die ihn in Verbindung mit Greultaten in Polen bringen. Es gibt eine Akte aus Polen, in der sein Urteil ( er saß von Ende 45 bis 54 in Polen im Gefängnis) bzw. das Abschlussplädoyer der Ankläger enthalten sind. Er wurde nur der Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Instituion für schuldig gesprochen. Ähnlich verhält es sich mit den Anklagen in D wegen "Besonders schwerer Brandstiftung" in 4 Fällen ( Konstanz, Gaillingen, Wangen a.See und Randegg). Der erste Prozess 46 wurde wegen Mangel an Beweisen fallen gelassen. ( Meine Akten bzw. ich sehen das etwas anders; ich vermute Persilscheine, aber who knows?). 2ter Prozess 62/63 ist sehr interesssant, endet jedoch ebenfalls ohne Veruteilung (angeblich verjährt; ich denke, da es sich nicht um ein Kapitalverbrechen handelte). Interessant, da sich die Befehlstrktur ( und deren Probleme) zw. VT und allg. SS relativ deutlich zeigen. (Wer also mehr über die III/SS-Germania in Radolffzell wissen möchte, der melde sich ;))

    Worum geht es mit jetzt? Ich wollte wissen, und ich denke es kamen schon einige Antworten, welche Befugnisse nun Walter Stein hatte. Ich dachte, als Pol.Präs. wären seine Finger im Spiel, sobald es um den Einsatz der OP bei Depotationen o. Ä. ging. Da er regen Kontakt zu Daluege und Himmler hält, dachte ich er wäre evtl. trotz seiner vglw. niedrigen Stellung als PP ( in Thorn, Danzig ( er war gleichzeitig auch SS-Standortführer in Zoppot) und Litzmannstadt) trotzdem den HSSPF zuzuordenen.

    Also ich mach mich wieder an die Arbeit, viel Spass beim lesen und kommentieren
    wünscht
    PyROB

  • Quote

    Original von Huba
    Threadüberschrift: Befugnisse eines Polizeichefs?


    Falls andere Überschrift, z.B. entspr. Thomas' Vorschlag, oder
    auch eine andere Rubrik gewünscht wird, bitte ansagen.

    Alle OTs fliegen später raus =).

    Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo PyRob (ein Vorname wäre leichter zur Anrede),

    das mit den Kompetenzen eines Polizeipräsidenten ist leider nicht so einfach meiner Ansicht nach.

    Zuerst aber die Frage:

    was hat das Stadtarchiv Konstanz denn überhaupt ?
    Gibt es die Tages- und Sonderbefehle des KdSch beispielsweise ? Nur interessehalber.

    Zu der Stellung eines Polizeipräsidenten will ich einmal hier sinngemäß wiedergeben, was ich mit dem Rolandus vorhin am Telefon besprochen habe und will hierbei einmal auf die Herren in München eingehen.

    Offiziell war der Polizeipräsident und -direktor der "staatliche Polizeiverwalter", es konnte durchaus einiges an ihm vorbei laufen.
    1. die Staatspolizei war der Gestapo unterstellt
    2. die Sicherheitspolizei in die Kriminal(leit)stelle ausgegliedert
    3. über die Masse des Personals der Schutzpolizei wurde während des Krieges vom HA OrPo und dem IdO / BdO verfügt.

    In die Alltagsarbeit wird er sich kaum eingemischt haben, Konstanz mit weniger als 40 000 Einwohnern wird da nicht viel hergegeben haben denke ich und die Grenzsicherung oblag der Gestapo und dem ZGS.

    Ich will hier einmal kurz auf den Herrn Freiherr von Eberstein eingehen als Gegenbeispiel. Grundlegendes ist hier geschrieben:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Eberstein

    Dieser versuchte nach dem Kriege auch klarzumachen, dass er als Polizeipräsident vor allem repräsentiert hat, da die Befehlswege (siehe oben) eigentlich an ihm vorbei liefen.

    Bei ihm sollte man aber folgende Ämterhäufung im Auge haben:

    1. Polizeipräsident München von 1937 - 1942
    2. Führer SS-Oberabschnitt "Süd" von 1936 - Kriegsende
    3. Führer SS-Oberabschnitt "Main" von 1936 - 1942
    4. HSSPF im Wehrkreis VII von 1938 (einrichtung) - Kriegsende
    5. HSSPF im Wehrkreis XIII von 1938 - 1942
    6. Leiter der Polizeiabteilung im Bayerischen Staatsministerium des Inneren von 1937 - Kriegsende.

    Mit Kriegsende meine ich die nur wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner erfolgte Absetzung !

    Eine Häufung, die nur wenige Entsprechungen hat in Deutschland.
    Er wurde übrigends als "Mitläufer" entnazifiziert.

    Was will ich mit der Biografie als Vergleich sagen ?
    Ganz einfach, es gab bestimmt welche, die nur wenig Macht wirklich ausübten, andere wiederrum versuchten sie - teilweise erfolgreich - anzuhäufen.

    Der Herr Stein scheint ja seit 1936 nicht mehr befördert worden zu sein, ist bekannt, warum ? Wie waren seine Beurteilungen ? Andere haben es in der Zeit bei der SS auf fünf oder mehr Beförderungen gebracht.
    Im Osteinsatz war er ja wohl auch nicht, ist bekannt, wieso ?

    Freiherr von Eberstein ist in der Zeit zwar "nur" ein Mal, und das vom SS-Gruppenführer zum SS-Obergruppenführer, befördert worden, er hatte aber den Rang als Gruppenführer schon 1932, und viel mehr ging ja nicht mehr.


    Gruß aus München

    Marcus

    P.S.: das Thema hier ist nicht schlecht, bin gespannt, wie es sich weiter entwickelt

    Suche ALLES zu Polizei-Bataillonen aus dem Wehrkreis VII und dem Einsatz in Slowenien sowie zur PV. Litzmannstadt
    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • Hallo PyRob

    Quote

    Original von PyRob
    ...Ich war bereits im Stadtarchiv in KN (lebe dort) und die haben nix. .... Daher war ich im DocCenter in Berlin ( habe ca 250 Seiten Daten zu seiner Karriere, etc.) ....


    tja, wenn ich das eher gelesen hätte, hätte ich mir die Mühe heue Vormittag gar nicht machen brauchen, Infos rauszusuchen ... :rolleyes: ;(

    Egal, hier der Schmu - dann ist Ruh ....  8)

    Die Dienstaltersliste (DAL) der SS der NSDAP vom 9.11.1944 nennt ihn unter der lfd. Nr. 479
    Geboren 6.11.1896, SS-Nr. 12780, NSDAP-Nr. 255 956
    Am 1.1.1936 zum SS-Oberführer ernannt, er besaß keinen Führer- bzw. Offiziersdienstgrad bei Waffen-SS, Wehrmacht oder Polizei.
    Am 9.11.1944 wurde er beim Reichssicherheitshauptamt geführt als „Po.Pr.“, also als Polizeipräsident.
    Er hatte das EK II aus dem I. Weltkrieg, das Ehrenkreuz der Frontkämpfer und das Verwundetenabzeichen aus dem I.WK sowie das KVK I. Klasse mit Schwertern, Ehrenring und Ehrendegen des RFSS

    DAL der SS der NSDAP 1.7.1935 lfd. Nr. 153:
    NSDAP-Nr. 255 956, SS-Nr. 12780
    Ehrenring des RFSS, beim Stab des SS-Oberabschnittes Ost geführt.
    06.12.1931 SS-Untersturmführer
    01.10.1932 SS-Hauptsturmführer (Dienstgrad „Obersturmführer“ übersprungen)
    03.09.1933 SS-Sturmbannführer
    01.12.1933 SS-Obersturmbannführer
    22.03.1934 SS-Standartenführer

    DAL der SS der NSDAP 1.12.1936 lfd. Nr. 134
    Ehrenring und Ehrendegen des RFSS, als Fhr. des SS-Abschnittes XXIX genannt
    01.01.1936 SS-Oberführer

    DAL der SS der NSDAP 1.12.1937 lfd. Nr. 147
    als Fhr. des SS-Abschnittes XXIX genannt, Mitglied des Lebensborns

    DAL der SS der NSDAP 1.12.1938 lfd. Nr. 155
    als Fhr. des SS-Abschnittes XXIX genannt

    Keine Veränderungen laut „Berichtigungsheft zur Dienstaltersliste V vom 1.Dezember 1938, Stand 15.Juni 1939

    DAL der SS der NSDAP 30.1.1942 lfd. Nr. 290
    Po.Pr., beim Stab SS-Oberabschnitt Rhein geführt,

    DAL der SS der NSDAP 20.4.1942 lfd.Nr.303
    Po.Pr., beim Stab SS-Oberabschnitt Rhein geführt,

    DAL der SS der NSDAP 30.1.1944 lfd. Nr. 429
    Po.Pr. „SS-Pol.F. Warschau”, nachträglich handschriftlich durchgestrichen und „Pol.Präs. Danzig“ eingefügt

    Dann wird Herr Stein in dem Buch von Phil Nix und Georges Jeromes, The Uniformed Police Forces of the Third Reich 1933 – 1945, Leander & Ekholm, 2006, genannt.

    Seine Biographie (S.231)
    Geboren am 6.November 1896 in Schwelm, Westfalen.
    Ausbildung als Schlosser, Dienst im I. Weltkrieg, durch eine Verwundung hatte er einen steifen rechten Ellenbogen, so das er seinen Beruf aufgeben musste.. Er arbeitete dann bis 1933 als Fahrer („long distance coach driver“)
    Aktiver Angehöriger der SS seit 1.11.1930, mit Wirkung vom 1.11.1936 dann SS-Oberführer
    Ehrenrichter („honorary judge“) der Deutschen Arbeitsfront DAF von 1933 bid 1936.
    Ab 1941 in der Polizei-Aministration im besetzten Polen, 1944 SS- und Polizeiführer in Warschau und soll den Krieg als Korpsintendant des XII. SS-Armeekorps beendet haben.
    Stein starb am 11.8.1985 in Garmisch Partenkirchen.

    Bei der Angabe „Korpsintendant des XII. SS-Armeekorps“ haben sich die Autoren vertan mit Wilhelm Jeppe (* 28.2.1900, + 21.7.1978, SS-Nr. 679, 9.11.43 Staf., SS-Wirtschafter b. HSSuPF Russland-Mitte, sp. Int. XII.SS-AK), Stein war nie bei diesem Korps!

    Pol.Präs. Konstanz 14.11.1938 – 15.03.1941
    (S. 163)

    Pol.Präs. Thorn 15.03.1941 – 05.06.1942 (kommissarisch)
    (S. 176)

    Pol.Präs. Danzig 01.10.1941 – 01.11.1944 (bis 10.2.43 kommissarisch)
    (S. 148, 1.10.1941 so im Original)

    SSPF Warschau 01.02.1944 – 31.03.1944 (zeitweise)
    (nach der Ermordung Kutscheras und vor Geibel)

    Pol.Präs. Litzmannstadt 00.08.1944 – Kriegsende (bis 1.11.44 nur kommissarisch)
    (S. 165 oben)

    Da Litzmannstadt ha im Frühjahr 1945 geräumt werden musste, kann ich also leider nicht sagen, was Herr Stein bis Kriegsende so gemacht hat!

    Hier
    http://www.antiquariat-wolter.de/188114.html
    finden sich weitere Angaben:

    „…SS-Oberführer Walter Stein (1896-1985) (NSDAP Partei-Nr. 255956, SS Nr. 12780. Sf 1931, Shf 1932, Sbf 1933, Obsbf 1933, Standf 1934, SS-Oberführer 1.1.1936, Führer der Allgemeinen SS im SS-Abschnitt XXIX, Konstanz (15.3.1936- November 1939), befehligte in der Reichspogromnacht 1938 maßgeblich und mit tatkräftiger Unterstützung der Radolfzeller SS die Zerstörung der Konstanzer Synagoge.

    Weitere Stationen seiner Polizei und SS-Karriere: Im August 1940 entschied das SS-Personalhauptamt, Berlin, SS-Oberführer Walter Stein sei "für eine Verwendung als Polizeiverwalter vorgesehen": Zunächst Interimsdienststellung an das Polizeipräsidium von Danzig (August 1940-November 1940); am 15. März 1941 und auf Anordnung seines obersten Dienstherrn, "Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei', Heinrich Himmler, wurde Stein Polizeidirektor in Torún (Thorn), ab 1. Oktober 1941 kommissarischer, ab 10. Februar 1942 endgültiger Polizeipräsident in Danzig; daselbst SS-Standortführer. Ernennung zum SS-Führer im Reichsicherheitshauptamt (RSHA) (1.10.42). Ab 1. Februar 1944 sollte Stein dann als SS- und Polizeiführer (SSPF) nach Warschau, was krankheitsbedingt revidiert wurde. Vom 1. November 1944 bis 18. Januar 1945 war er schließlich Polizeipräsident von Lodz ('Litzmannstadt'). 1946 wurde Stein von den Amerikanern in einem Versteck in Bayern aufgespürt und wegen Kriegsverbrechen in Torún an Polen ausgeliefert und in Danzig 1949 zu einer siebenjährigen Haft verurteilt (Freilassung 1953, Rückkehr nach Deutschland). Seine Straftaten in Konstanz, vor allem die erst 1962 vor dem Landgericht Konstanz zur Anklage gebrachte schwere Brandstiftung vom 10. November 1938, blieben juristisch ungesühnt, da deren Verjährungsfrist bereits abgelaufen war...."

    Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo,

    WOW, RolandP; das ist grandios ( das meiste wusste ich; besonders gut finde ich den Literaturhinweis!)

    Mir ist klar, dass Walter Stein nur ein kleines Rädchen in der Bürokratie des SS bzw. Pol. war. ( eben kommissarisch) Ich versuche ihn quasi über seine Karrierestationen zu verfolgen und ggf. Taten der Shoa nachzuweisen ( das soll jedoch keine Anklageschrift werden; vielmehr soll es regionalhistorisch die Bewandnis ehemaliger Konstanzer ( ja, er ist eigentlich Schweler :D) Offiziere für den Holocaust aufzeigen. Es ging in erster Linie um Konstanz bzw. das Novemberprogrom. Es wird eine Abschlussarbeit für die Uni, aber als späteres Diss.-Thema gibt es noch viel mehr her *freu*!
    Walter Stein konnte sich ja geschickt durch die Instanzen bewegen, wie die Akten in Freiburg zeigen! Trotz übermäßiger Beweise ( allein 7 Feuerwhrleute) haben ihn EINDEUTIG beschrieben.

    Interessant wegen seiner Verstzung nach Warschau: Er hatte im 1 WK einen Durchschuss durch den Rücken ( er selbst eschreibt es als "Faustgroßes Loch" im Rücken, das nur schlecht verheilt war. Er konnte auf Grund einer OP am Rücken eben nicht nach Warschau)

    Ich sitze weiter dran, wenn ich die Arbeit fertig habe, stelle ich die Infos gerne hier ein! Nochmal ein Lob an das Forum und seine tollen Beitragschreiber!

    Mfg
    Robert

    PS: Wers noch nicht kennt: Curilla, Wolfgang: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939-1945, Paderborn 2011.

    Ein grandioses Buch/ Schinken :D

    Edited once, last by PyRob (July 22, 2011 at 11:34 AM).

  • Also,

    wieso WS nicht mehr befördert wurde, kann ich nicht sagen. 40 gab es ein Ermittlungsverfahren gegen Stein, da er wohl Spenden (In Form von Autos und Geld) entgegengenommen hatte. Das SS-Gericht hielt ihn für Unschuldig. 41 will Stein ein "Familienwappen" erwerben, benötigt eine Ahnentafel. Das Rasse- und Siedlunshauptsamt kann dieser Bitte nicht nachkommen, da Wappen nicht in der dessen Bereich fallen würde. Interessanter Weise kann die Ahnentafel nicht angefertigt werden, da Zeugnisse mütterlicher Seits nicht vorhanden sind. ( Da kann man nun über den Namen Stein spekulieren; nur so nebenbei und eher unwahrscheinlich.)

    Was nach Litzmannstadt passierte: Schilderungen nach WS in Zeugenaussage zum Brandfall in Synagoge( Verhandlung 62/63:)

    Floh nach Einkesslung der Stadt vor Roter Armee nach Lissa ( mir Angehörigen der Polizei ( Keine Einheit angegeben);

    nach Befehlen dann nach Dazig ankommandiert, dort Hilfeleistung bei Flucht der Zivilbevölkerung.

    Flieht via Hela und Traveünde mit der Kriegsmarine nach Berlin

    dort bekam er den Befehl in der Ausweichstelle des Hauptamtes Ordnungspolizei nach Fürstenfelsbruck zu gehen.

    Flieht mit anderen SS Männern nach Garmisch, weiter nach Tirol
    trifft dort ehemaligen Kollegen aus Konstanz.

    stellt sich ang. freiwillg den Amerikanern, um seinen schwer verwundeten Kollegen zu retten....
    Überführung nach Polen 1946;
    davor KGL Augsburg, Darmstadt u. Dachau

  • Quote

    Original von PyRob

    davor KGL Augsburg, Darmstadt u. Dachau

    Hallo,

    hast Du mal nachgefragt, ob es die Lagerspruchkammer-Akten noch gibt ?
    In Bayern dann Staatsarchiv München bzw. Augsburg...


    Gruß nochmal

    Marcus

    Suche ALLES zu Polizei-Bataillonen aus dem Wehrkreis VII und dem Einsatz in Slowenien sowie zur PV. Litzmannstadt
    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • @ Roland:

    "Er hatte das EK II aus dem I. Weltkrieg, das Ehrenkreuz der Frontkämpfer und das Verwundetenabzeichen aus dem I.WK sowie das KVK I. Klasse mit Schwertern, Ehrenring und Ehrendegen des RFSS",

    Jo, das hab ich auch. Allerdings, und das kommt mit spanisch vor, habe ich ihn mit Julleuchter ( Freundeskreis HH?)! Bei seinem Gesuch, wohl 44, als SS-Brigadeführer ernannt zu werden ( "Eine Beförderung ist vom HSSPF Danzig-Westpreussen angeregt und vom Chef des RSHA zugestimmt") hat er angeblich auch die Erinnerungsmedaille 38 ( er war damals in KN, sicher nicht im Sudetenland bzw. beim Anschluss Ö dabei; nur die SS-Germania aus seinem Abschnitt) und das Dt. Schutzwall-Ehrenabzeichen ( klar, er war wohl in der DAF, aber in Berlin, nicht am Westwall oder sonstiges)!

    Hm, irgenwelche Ideen? ?(
    MFG
    Rob

  • Hallo Robert,

    vielen Dank für die ergänzenden Angaben! Ich weiß gar nicht, warum Du hier eigentlich angefragt hast,. Du weißt doch alles und mehr …. :rolleyes: :D

    Warum dann einige nach dem Krieg „davonkamen“ oder nicht, ist sicherlich nicht immer nachzuvollziehen, „Verbindungen“, Persilscheine etc….. alles war möglich.

    Auch in Polen scheint man ihm keine Verbrechen nachweisen können, sonst hätte man Stein sicherlich härter verurteilt …. ;)

    Der Julleuchter war j wohl Standard bei den SS-Führern (u.a.) …. Wie er aber zu den anderen Auszeichnungen kam, kann ich nicht sagen …

    Ich wäre aber sehr an Deinem „Endergebnis“ interessiert!!  8) :]

    Herzliche Grüße der Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo Forum, hallo Freunde, Guten Tag, Moin, Hallo Roland....

    Hehe, alles leider nicht! X(

    Ich finde es schade dass solche Personen mehr oder minder aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden! Es sind Geschichten, die allen eine Lehre sein können. ( Schön wärs..)

    Ich danke für die Hilfe!!!
    Mit lockenheld werd ich mal tel. kontakt aufnehmen ( in Einverständis :D)!

    Ich werde meine gesamten Ergebnisse hier online stellen!

    MFG
    Robert

    Beitrag ergänzt...Huba