Chef des Transportwesens und sein Stab
Das militärische Transportwesen - Einführung, Begriff und Aufgaben
Die Geschichte des militärischen Transportwesens ist so alt wie die des Krieges, es bestand immer die Notwendigkeit, das Heer materiell zu versorgen und seine Mobilität zu erhöhen. Einen entscheidenden Fortschritt brachte die Erfindung der Dampfmaschine, des Kraftstoffmotors und der Elektrizität mit sich, wodurch die Entstehung der Eisenbahn, des Kraftwagens, des maschinengetriebenen Schiffs und schließlich des Flugzeuges möglich wurden. Durch die Anwendung der neuartigen Verkehrsmittel, konnten mit bisher nicht gekannter Geschwindigkeit große Entfernungen zurück gelegt werden konnten. Die Militärs machten sich diese Verkehrsmittel schnell zu nutze.
Mit der Dienstbarmachung der neuen verkehrstechnischen Errungenschaften begann die eigentliche moderne Geschichte des militärischen Transportwesens. Es umfasst in seiner endgültigen Form die Bewegungen auf dem Lande, in der Luft und zur See, wobei als Mittel das Schienen- und Straßenfahrzeug, die Seilbahn, die Pipeline, das Flugzeug, das Schiff, aber auch die menschliche und tierische Tragkraft in Frage kommen. Die Auswahl und Bedeutung richten sich nach dem Entwicklungsstand, der allgemeinen Beschaffenheit und der jeweiligen militärischen und geographischen Lage.
Ziel der militärischen Führung und damit auch des Transportwesens ist es, durch Schnelligkeit, Überraschung oder Schwerpunktbildung von Mensch und Material den Gegner auszumanövrieren.
Der Bewegungsmoment erhielt damit ein immer größeres Gewicht.
Die steigende Bedeutung des Verkehrs für die Kriegsführung ergibt sich aus der wachsenden Größe der Streitkräfte und dem damit steigenden Kräftebedarf, aus den durch die Mechanisierung und Technisierung beeinflussten Strukturänderungen der Streitkräfte, aus der räumlichen Ausweitung der Kriege und aus der Entwicklung zum totalen Krieg.
Die Beziehung des Transportwesens zur militärischen Führung hat damit eine entscheidende Wandlung erfahren, aus einer anfänglich helfenden, unterstützenden Rolle wurde ein entscheidender, oft sogar allein ausschlagebender Faktor.
Der Natur des Krieges gemäß, steht neben dem Aufbau der eigenen Macht die Zerstörung der gegnerischen Kräfte. Sehr schnell ging man dazu über, nicht nur die eigenen Verkehrsmittel bestmöglich auszunutzen, sondern auch die feindlichen auszuschalten. Der Kampf um die gegnerischen und der Schutz und Bau der eigenen Transportwege und Transportmittel gewann erhöhte Bedeutung und erreichte schließlich im Zweiten Weltkrieg ein vorher nicht für möglich gehaltenes Ausmaß.
Die Aufgabe des Transportwesens für die Kriegsführung, liegt in seinem Anteil bei der Mobilmachung und dem Aufmarsch, bei den Truppenverschiebungen für neue Operationen, bei dem Transport von Reserven und der Zufuhr der Versorgung. Ferner bei dem Abtransport von Verwundeten und der Beute, beim Wehrmachtsreiseverkehr und bei Kriegswirtschaftssendungen.
Voraussetzung hierfür sind die Schaffung von leistungsfähigen eigenen Transportmitteln und Transportwegen, sowie deren Schutz und das reibungslose Zusammenspiel zwischen der militärischen Führung, deren Transportorganisation und den jeweiligen Instanzen, die über die einzelnen Verkehrsmittel verfügen.
Zeitraum bis zur Mobilmachung
Truppenamt Stand 1933 (Machtergreifung Hitlers)
- Transportabteilung (T 7)
Oberstleutnant Eberhard von Mackensen (1932 - 1933)
Oberstleutnant Hans Zorn (1933 - 30.Juni 1935)
Struktur des Generalstabes des Heeres ab 1.Juli 1935
- 5. Abteilung - Transportabteilung
Oberstleutnant Hans Zorn (01.Juli 1935 - Juni 1937)
Struktur des Generalstabes des Heeres ab Oktober 1936
Beim Oberquartiermeister III (Oberst Rudolf Schmidt) angegliedert
- 5. Abteilung - Transportabteilung
Oberstleutnant Hans Zorn (01.Juli 1935 - Oktober 1937)
Struktur des Generalstabes des Heeres ab Oktober 1937
Beim Oberquartiermeister III (Oberst Eugen Müller) angegliedert
- 5. Abteilung - Transportabteilung
Oberst Rudolf Gercke (Oktober 1937 - August 1939)
Friedensstruktur des Generalstabes des Heeres ab 10.November 1938
Beim Oberquartiermeister I (Generalleutnant Carl-Heinrich Rudolf Wilhelm von Stülpnagel) angegliedert
- 5. Abteilung - Transportabteilung
Abteilungschef: Oberst Rudolf Gercke (Oktober 1937 - August 1939)
Oberstleutnant Otto Schiel
Oberstleutnant Oskar Schaffitzel
Oberstleutnant Hellmuth Dorn
Major Heinrich Weigel
Major Eugen von Scholz
Major Fritz Bercio
Major Walther-Ernst Specht
Major Friedrich Rehren
Major Hermann Kaiser
Major Hans-Joachim Ehlert
Major Max Bork
Major Walter von Eichborn
Major Hans Beigel
Hauptmann Heinrich Dehning
Hauptmann Dr. Joseph Wewer
Hauptmann Erich Heßler
Hauptmann Ernst Schöningh
Hauptmann Walter Hammer
Hauptmann Heinrich Paulsmeier
Hauptmann Werner Przewisinski
Hauptmann Max Gruber
Hauptmann Georg Metzke
Hauptmann Werner Bodenstein
Hauptmann Armin Dettmer
Hauptmann Götz Bennecke
Hauptmann Günther Siedschlag
Hauptmann Karl Epp
Rittmeister Oldwig Otto von Natzmer
Die Abteilung bereitete die jährlichen Mobilmachungs- und Aufmarsch-Transporte vor.
Im Bereich des Transportwesens war sie federführend für die ganze Wehrmacht.
Das Arbeitsgebiet beschränkte sich jedoch auf die Eisenbahn und Binnenschifffahrt.
Gliederung des Generalstabes des Heeres (Bild 1)
Für die Aufgaben des Transportwesens wurden mit der Mobilmachung folgende Stellen geschaffen:
Weitere Informationen hierzu werden (ausser Mineis (L)) seperat behandelt.
Der Chef des Transportwesens
Der Chef des Transportwesens verfügte nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen im Auftrage des OKW über die Transportmittel Eisenbahn und Binnenschifffahrt für die Zwecke der Wehrmacht, der Kriegswirtschaft und der übrigen Wirtschaft. Ihm waren der Bevollmächtigte für das Kriegstransportwesen – Heimat, die Kriegstransportdienststellen und der Befehlshaber der Eisenbahneinheiten (Bedeis) mit den diesem unterstellten Eisenbahnpionierverbänden, Eisenbahnbaustäben und Eisenbahnkolonnen unterstellt. (Über die Transportmittel auf den See-Wasserstraßen und über See verfügte das OKM im Auftrage des OKW.)
Der Chef des Transportwesens war – unbeschadet seiner Aufgabe, die er im Auftrage des OKW durchzuführen hatte – dem Chef GenStdH unterstellt. Er schlug diesem die Ausnutzung der Transportmittel für Zwecke des Heeres vor, bearbeitete nach den Weisungen des Chefs GenStdH die Transporte des Heeres und war ihm für ihre Durchführung verantwortlich. Er schlug ferner die Verwendung der für diese Zwecke des Heeres aufgestellten Kraftwagentransportregimenter vor, die ihm vom Fall zu Fall auch unterstellt werden konnten. Außerhalb des Operationsgebietes regelte der Chef des Transportwesens die Bewegungen größerer motorisierten Verbände auf Reichsautobahnen, Reichs- und Landstraßen.
Befehlshaber der Eisenbahneinheiten (Bedeis)
Dem Befehlshaber der Eisenbahneinheiten waren alle für den Bau und Betrieb von Vollbahnen, Feldbahnen und Seilbahnen aufgestellten Heerestruppen unterstellt. Er war deren oberster Fachvorgesetzter mit den Befugnissen eines Infanterie-Kommandeurs. Der Bedeis war dem Chef des Transportwesens unterstellt.
Bevollmächtigter Kommisar für das Kriegstransportwesen-Heimat
Der Bevollmächtigte Kommissar für das Kriegstransportwesen – Heimat war das Verbindungsorgan des Chef des Transportwesens zu den zivilen Zentralbehörden des Verkehrswesens (Reichsverkehrsministerium für Eisenbahn, Binnenschifffahrt und Seeschifffahrt; Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen), zum ObdM (Oberbefehlshaber bei der Marine) und zu den Bedarfsträgern (Kriegswirtschaft und übrige Wirtschaft). Er unterrichtete sich über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Verkehrsmittel und hielt den Chef des Transportwesens, dem er unterstellt war, unabhängig von dessen Unterrichtung durch die zu ihm abgeordneten Sachbearbeiter des Reichsverkehrsministeriums und des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen, hierüber auf dem Laufenden.
Landesverteidigung im Reichsverkehrsministerium Gruppe L = Mineis (L)
Die Gruppe L wurde 1935 gebildet – und bestand bis Kriegsende, während der ganzen Zeit hatte hierfür der Ministerialdirigent Dr. Ing. Friedrich Ebeling die Leitung.
Im Mobilmachungskalender war vorgesehen, das die Gruppe L zum Chef des Transportwesens tritt, seit Kriegsbeginn verblieb die Gruppe L aber nur zwei Wochen.
Zurück blieb eine kleine Gruppe von höheren und gehobenen Beamten – Mineis (L) beim Transportchef –unter Leitung des Referenten L 1, Ministerialrat Willy Elias.
Eine Geschäftsanweisung gab es nicht. (Diese wurde erst nach der Mobilmachung erstellt)
Die Hauptaufgabe war die Mitwirkung bei der Transportbearbeitung und Befehlsgebung sowie der Sicherstellung des erforderlichen Leermaterials für Truppenbewegungen.
Im Juli 1941 wurde der Referent L 2, Ministerialdirigent Otto Lüttge, zum Mineis (L) abgeordnet, ihm folgte im September ein Hilfsarbeiter von der Gruppe L , die Aufgabe beider war, den Chef des Transportwesens in der Organisation der Bahnverwaltung, bei dem Einsatz neuer Direktionen und Ämter und der Stellenbesetzung dieser Dienststellen mit Fachkräften sowie der materiellen eisenbahnmäßigen Ausstattung der Bahnen in den besetzten Ostgebieten zu unterstützen.
Diese Gruppe wird als Verbindungsstelle beim Chef des Transportwesen bezeichnet und bestand bis 23. März 1943.
Die Gruppe L, dem Reichsverkehrsminister unmittelbar unterstellt, bestand aus 5 Referaten:
L 1 – Transportangelegenheiten - Ministerialrat Willy Elias
L 2 – Organisation – Ministerialdirigent Otto Lüttge
L 3 – Maschinentechnische- und Stoffangelegenheiten
L 4 – Schutzangelegenheiten (Luftschutz und Bahnschutz)
L 5 – Transport- und Bauangelegenheiten
Leiter des Verbindungsstabes des Reichsverkehrsministerium/Eisenbahnabteilungen:
Mineis (L) Ministerialrat Dr.-Ing. Friedrich Ebeling - ab Mobilmachung (später Ministerialdirigent)
Mineis (L) Ministerialrat Willy Elias – von Anfang September 1939 bis Februar 1943
Mineis (L) Reichsbahnoberrat Eugen Kreidler vom 22.2.1943 bis Kriegsende (später Reichsbahndirektor)
Während des Krieges gewann die Gruppe Mineis (L) immer mehr an Bedeutung.
Die Gruppe des Mineis (L) arbeitete durchgängig, schnell und unbürokratisch, so hatte diese nur geringen Schriftverkehr, für ihre Tätigkeit wurden fast ausschließlich das Fernsprechnetz und die Fernschreiber benötigt. Die Gruppe war immer mehr Vermittler auch in anderen wichtigen Geschäftsangelegenheiten unter Wahrung der Geschäftsordnung. Der Mineis (L) konnte alle wichtigen Stellen und leitenden Personen im Reichsverkehrsministerium und bei den Reichsbahndirektionen ansprechen. Ein weiterer Vorteil war die geringe Stärke an Personalen in der Gruppe, was aber auch für die Angehörigen dieser Gruppe mit sehr hohen psychischen Anforderungen verbunden war. Die räumliche Trennung vom Reichsverkehrsministerium wirkte sich in der Zusammenarbeit kaum aus, da es bis kurz vor dem Kriegsende ganz hervorragende Fernsprech- und Fernschreibverbindungen gab.
Die Sprechstellen von Mineis (L) beim Transportchef waren als Anschlüsse des zentralen Basaknotens Berlin geschaltet.
Stationen des Mineis (L)
Ab 26.5.1940 Gießen (Verdun-Kaserne) gemeinsam mit der Feldtransportabteilung
Ab 16.6.1940 Brüssel gemeinsam mit der Feldtransportabteilung
Ende Juli/Anfang August 1940 Paris?
Am 30.10.1940 Verlegung von Paris nach Zossen – Lager Maybach I, gemeinsam mit der Feldtransportabteilung
Ab 23.Juni 1941 Mauerwald (Anna) bei Angerburg, gemeinsam mit der Feldtransportabteilung
Ende Oktober/Anfang November 1944 Rückverlegung nach Zossen – Lager Maybach I
Am 17.3.1945 Verlegung in die provisorischen Quartiere nach Erfurt
Am 27.4.1945 in Bad Reichenhall (Beim Wehrmachtführungsstab Süd)
Der Mineis (L) und die verkleinerte Abteilung des Chefs des Transportwesens gerieten in Saalfelden am 9.Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft
Am 25.5 im Kriegsgefangenenlager Pullach bei München und ab 28.8.1945 im großen Sammellager auf dem Flugplatz Aibling/Obb.
Mit Stand vom 01. Januar 1945 gehörten zum Mineis (L) b. Trsp.Chef:
Ober-Reichsbahn-Rat Eugen Kreidler - Leiter
Reichsbahn-Rat Erich Hanst - Vertreter
Reichsbahn-Rat Erich Kilian
Reichsbahn-Rat Hans Walter Schlegel
Reichsbahn-Ober-Inspektor Kaltenbach
Reichsbahn-Ober-Inspektor Lampe
Reichsbahn-Inspektor Fächter
Die Datumsangaben beziehen sich auf den Nachweis in den Quellen.
Quellen: BV45-VDORB, BN45-KREI, BN45-TES, BN45-RHO, DU-NA-T78-R520, BV45-STBH
Stand:27.12.2013(MK)