12. Panzer-Division vom 25.06. bis 03.07.1944
Die 12.Pz.D. war ausersehen, der 9. Armee zu helfen. Sie sollte die ausbrechenden Bobruisker aufnehmen, sie sollte den Stoß des Gegners auf Minsk auffangen, sie sollte aber je nach Lage noch viel mehr. Sie leistete dann tatsächlich Erstaunliches. Die 12.Pz.D. befand sich seit April 1944 im Raum Ostrow im rückwärtigen Gebiet der Heeresgruppe Nord zur Auffrischung und Umgliederung. Als für den 23.Juni 04.00 Uhr Marschbereitschaft befohlen wird, fehlt der Division noch die Pz.Aufkl.Abt., die Flak-Abt. sowie Teile der Pz.Jg.Abt. und des Pi.Btls. Diese Einheiten befanden sich im Heimatgebiet zur Neuaufstellung und Umbewaffnung. Es ist auch nur eine Panzer-Abt. zu vier Kompanien vorhanden. Am 25.6. wird das Verladen befohlen, der Befehl jedoch kurzfristig nochmals zurückgenommen.
Div.Führer Oberst Gerhard Müller (28 Mai 1944 - 16 Juli 1944)
Ia Major i.G. Gerd Niepold
Panzer-Regiment 29
Unterarzt Dr. Georg Spornberger
- 6./Pz.Rgt 29 Obltn. Herbert Horstmann
- 7./Pz.Rgt 29 Hptm. Alfred Harden
- 7./Pz.Rgt 29 Obltn. Friedrich Ruprecht
- 7./Pz.Rgt 29 Ltn. Rudolf Fehrmann
- 8./Pz.Rgt 29 Obltn. Manfred Arius
Panzer-Grenadier-Regiment 5 Kdr. Hans Bischoff
I./Pz.Gren.Rgt.5 Kdr. Hptm. Friedrich-Karl Krützmann
I./Pz.Gren.Rgt.5 Hptm. Heinz Steinbrück
I./Pz.Gren.Rgt.5 Obltn. Ernst Moritz
- 1./Pz.Gren.Rgt.5 Oltn. Dieter Struck
- 1./Pz.Gren.Rgt.5 Ltn. Fritz Feller
- 2./Pz.Gren.Rgt.5 Obltn. Johannes Frommen
- 3./Pz.Gren.Rgt.5 Ltn. Friedrich Goertz
II./Pz.Gren.Rgt.5 Kdr. Mj. Karl-Reinhard von Schultzendorff
Stab II./Pz.Gren.Rgt.5 Ltn. Herbert Völz
- 5./Pz.Gren.Rgt.5 Ltn. Hermann Huste
Panzer-Grenadier-Regiment 25
I.(gep.)/Pz.Gren.Rgt.25 Kdr. Hptm. Gustav-Adolf Blancbois
- 1./Pz.Gren.Rgt.25 Kdr. Oltn. Karl-Heinz Altermann
Zugführer 1./Pz.Gren.Rgt.25 Lt. Herbert Pfennig
Zugführer 1./Pz.Gren.Rgt.25 Ofw. Robert Lübke
- 2./Pz.Gren.Rgt.25 Hptm. Alfred Beßling
- 3./Pz.Gren.Rgt.25 Obltn. Bruno Belz
II./Pz.Gren.Rgt.25 Kdr. Mj. Gerhard Witte
II./Pz.Gren.Rgt.25 Hptm. Walter Schattschneider
Oltn. Gerhard Völker
Oltn. Horst Koberling
- 5./Pz.Gren.Rgt.25 Ltn. Helmut Müller
- 6./Pz.Gren.Rgt.25 Ltn. Franz Wegener
Zugführer 6./Pz.Gren.Rgt.25 Fw. Ernst Kluge
- 7./Pz.Gren.Rgt 25 Ltn. Paul Semrau
III./Pz.Gren.Rgt.25
- 10./Pz.Gren.Rgt.25 Ltn. Robert Strebl
Panzer-Artillerie-Regiment 2 Kdr. Oberst Leon von Ondarza
I.(Sf)/Pz.Art.Rgt.2 Oltn. Wilhelm Petzel
I.(Sf)/Pz.Art.Rgt.2 Lt. Peter Kramer
-1./Pz.Art.Rgt.2 Obltn. Erich Gust
II./Pz.Art.Rgt.2
- 6./Pz.Art.Rgt.2 Oltn. Walter Müller
III./Pz.Art.Rgt.2 Kdr. Mj. Dr. Karl Pantzlaff
- 8./Pz.Art.Rgt.2 Hptm. Joachim Borchart
Feldersatz-Bataillon 2
Panzer-Aufklärungs-Abteilung 12 Kdr. Mj. Hans Engelien
Obltn. Hans-Joachim Wilimzig
Heeres-Flak-Artillerie-Abteilung 303
1./H.Flak-Art.Abt.303 Hptm. Walter Hildebrandt
2./H.Flak-Art.Abt.303 Hptm. Paul-Friedel Weber
3./H.Flak-Art.Abt.303 Hptm. Klaus Stellmacher
4./H.Flak-Art.Abt.303 Hptm. Richard Huusmann
Panzerjäger-Abteilung 2
- 1./Pz.Jäg.Abt.2 Ltn. Hilmar von Veltheim
Panzer-Pionier-Bataillon 32
Zugführer 1./Pz.Pi.Btl.32 Fw. Fritz Arndt
Nachrichten-Abteilung 2 Kdr. Hptm. Krischel
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/N…/Gliederung.htm
Versorgungstruppen 2
(Hinweis zu den Personalen: Die Daten sind aus der Literatur und Internet, sind nicht gegengeprüft, wenn die Führungstätigkeit bekannt war, wurde diese beigefügt (Kdr.,Zugführer usw.). Sonst waren die Genannten, Angehörige der genannten Einheit.)
26.Juni 1944
Am 26.Juni beginnt die Verladung, der Division und der Abtransport Richtung Minsk. Das Transporttempo beträgt maximal 12 Eisenbahnzüge pro Tag, 53 Züge benötigt die Division. Somit wird es etwa 5 Tage dauern, bis die ganze Division im Einsatzraum zur Verfügung steht. Es fragt sich ob die Bobruisker so lange durchhalten.
27.Juni 1944
Am 27.Juli treffen die ersten Transporte der Division im rückwärtigen Gebiet der 9.Armee ein. Südostwärts Minsk kommen der Division schon Räumungszüge entgegen. Im ersten Transportzug der 12.Pz.D., der unter der Führung des Ia der Division Obstl.i.G. Niepold steht, befinden sich Teile des Pz.R.29, des Pz.G.R.25 und der Pz.N.A.2. Der Zug wird 10 km südostwärts Marina-Gorka von einem deutschen Bahnbeamten mit den Worten angehalten "Laden Sie hier schnell aus, die Strecke vor Ihnen ist bereits gesprengt." Der Ia lässt ausladen und die gepanzerten Teile sofort auf den Höhen ostwärts Blusha sichern - es ist etwa 17:00 Uhr. Obstl. Niepold forscht das AOK 9 in Marina Gorka aus, dessen Generalstabschef dort eben den neuen Gefechtsstand einrichtet. Der Ia der 12.Pz.D. erfährt hier die ganze, düstere Lage. Ein "Sperrverband Bergen" soll die Ausladung der Division sichern. Dieser Sperrverband besteht aus Feldausbildungs-Btln., Sicherungs-Btln., einem Landesschützen-Btl., einigen Batterien Artillerie und verschiedenen Alarm-Einheiten. Die 12.Pz.D. ist in diesem Augenblick der einzige voll kampfkräftige Verband der 9.Armee. Er ist leider erst in Versammlung begriffen - 48 Stunden zu spät. Um diese Zeit bereitet sich gerade das XXXV.A.K auf seinen letzten Kampf vor.
28.Juni 1944
Es war beabsichtigt, die Division ostwärts, südostwärts und südwestlich Marina Gorka zu versammeln. Die Lage erlaubt das gar nicht mehr am 28. Juni. Das I./Pz.G.R.25 wird sofort in eine Sicherungslinie von 25 km Ausdehnung nach Talka - Lapitschi - Pogoreloje vorgeworfen. Um 12:00 Uhr wird ein Funkspruch vom XLI.Pz.K. aufgefangen:
"Kann mit Entsatz gerechnet werden, am 29.6. aus 0ssipowitschi?"
Diese Frage war an die Armee gerichtet. die Armee antwortete das mit den eigenen Kräften auszubrechen ist. Die 12.Pz.D. wird vom AOK 9 unterrichtet, das sie mit Eintreffen der 9.Armee unterstellt sei und sich südlich und südostwärts Marina Gorka bereitzustellen habe und auf Zusammenarbeit mit der 390. Feldausbildungsdivision angewiesen werde. Diese sogenannte Division soll einen Abschnitt von 53 km Breite verteidigen! Um 21:00 Uhr werden 12.Pz.D. und 390.F.A.D. von der Armee informiert, dass Feind mit 60 Panzern und 50 mot. Fahrzeugen die Straßengabel nördlich Ossipowitschi erreicht hat. Inzwischen ist die ebenfalls heute eingetroffene II./Pz.R.29 und I./Pz.A.R.2 auch sofort zur Sicherung zwischen Talka und Pogoreloje an Straßen und Bahnübergängen eingesetzt worden.
29.Juni 1944
Aufklärung der Division stieß am Morgen des 29. Juni auf Feind 9 km südostwärts Blusha, hingegen konnte ostwärts Pogoreloje kein Gegner festgestellt werden. 12.Pz.D. und 390.F.A.D. erhalten von der Armee Befehl, die Linie Ssentscha-Pogoreloje zu halten, um die ausbrechenden Bobruisker aufnehmen zu können.
Die Kampfanweisung lautet: 390.F.A.D. soll die Stützpunkte verteidigen, 12.Pz.D. eventuelle Einbrüche im Gegenstoß bereinigen. Die größere Lage zeigt folgendes: Während die Sowjets mit starken Panzer- und motorisierten Kräften von Ossipowitschi weiter nach Westen und Nordwesten streben, stehen auf deutscher Seite zwischen Minsk und Sluzk auf 100 km Frontbreite, eine Kampfgruppe aus Versprengten bei Minsk, eine "Gruppe Bickel" ostwärts Sluzk und südostwärts Marina Gorka die 390.F.A.D. und Teile der 12.Pz.D., das ist alles. Mittags wird der Divisions-Führer der 12.Pz.D. von der Armee unterrichtet, das eigene Luftaufklärung vormittags eine Ausbruchsgruppe 10 km nordwestlich Bobruisk festgestellt hat, gleichzeitig wurde aber auch Feind gesichtet, der sich zwischen die eigene Gruppe und Ossipowitschi nach Nordosten vorschiebt.
Um 17:00 Uhr wird - ebenfalls durch Luftaufklärung - eine deutsche Kampfgruppe mit 6 Panzern und 10 mot. Fahrzeugen ostwärts Ossipowitschi und eine geschlossene Infanteriekolonne mit Anfang etwa 15 km nordwestlich Bobruisk, das Ende noch in der Stadt (!), festgestellt. Um 19.00 Uhr erfolgt ein starker Angriff gegen eine Kampfgruppe der 390.F.A.D. in Lapitschi, der Gegner bricht ein, wird aber von Kräften der 12.Pz.D. zurückgeworfen, auch bei Talka greift der Gegner an. Beunruhigend ist, das von der 12.Pz.D. angesetzte Aufklärung 25 km westnordwestlich Marina Gorka Feind festgestellt hat, also ca. 50 km im Rücken der Division. Im Laufe des Tages sind weitere Transporte der 12.Pz.D. in Marina Gorka eingetroffen: II./Pz.G.R.25 mit Regimentsstab und Regiments Einheiten, II./Pz.A.R.2, 1./Pz.Pi.Btl.32 und 2./Dinafü. Einige Transportzüge sind unterwegs durch Minentreffer beschädigt und aufgehalten worden. Bis Tagesende sind insgesamt 19 Züge eingetroffen.
30.Juni 1944
Bis heute früh sind weitere Einheiten der Division eingetroffen und zwar I. und II./Pz.G.R.5 mit Regimentsstab sowie 3./Pz.Jg.Abt.2, sie werden sofort in den Einsatz geführt. Die Division ist über die Gesamtlage bei der 9. Armee ziemlich gut unterrichtet. Das Feindbild lässt klar erkennen, das die sowjetische Führung eine weitere Einkesselung südlich und südwestlich Minsk plant, was die 12.Pz.D. in eine schwierige Lage bringen wird. Die Division setzt daher das I./Pz.G.R.5 am Westflügel der Abwehrlinie ein - Blusha und südlich davon. Unterdessen erzielt der Feind bei Lapitschi mit stärkeren Kräften einen Einbruch. Pz.G.R.25 tritt zum Gegenangriff an und um die Mittagzeit wird hier auch noch das II./Pz.G.R.5 eingesetzt. Nach schweren Kämpfen gelingt es nachmittags, den Gegner über den Sswisslotsch zurückzuwerfen. Die Division ist auch auf dem laufenden über die zu dieser Zeit dramatische Lage der "Bobruisker" zwischen Sswisslotsch und Beresina. Um 15:05 Uhr führt der Armee-Oberbefehlshaber, General von Vormann, mit dem ersten Generalstabs-Offz. der Division, Obstlt. Niepold, ein Ferngespräch, wobei es sich um den Entsatz der "Bobruisker" dreht. Von der Division wird nach kurzer Lagebeurteilung zugesagt, ein verstärktes gepanzertes Btl. für diese Aufgabe am Abend aus der Front herauslösen zu können. Bereits um 15:10 Uhr ergeht von der Armee der diesbezügliche Befehl fernmündlich, er wird um 18.20 Uhr mittels Fernspruch bestätigt:
"12.Pz.D. öffnet im nächtlichen Angriff mit Panzern und ausreichender Infanterie, von Pogoreloje antretend, dem schwer kämpfenden XLI.Pz.K. den Sswisslotsch - Übergang bei Sswisslotsch. Zeitpunkt des Angriffs ist zu melden."
Die Division befiehlt hierzu das I./Pz.G.R.25 und die 6./Pz.R.29. Diese Kräfte können erst spät abends aus der Front herausgezogen werden und bereiten sich 4 km nördlich Lapitschi auf den geplanten Angriff vor.
01.Juli 1944
Noch während der Dunkelheit, um 02:10 Uhr, tritt die zum Entsatz der Bobruisker zusammengestellte Kampfgruppe an und erreicht, über Pogoreloje vorgehend, um 05:20 Uhr ohne Feindberührung Malinowka 1. Nach weiteren 5 km trifft die Kampfgruppe jedoch bei Nowa Niwa und Pruditschi auf harten Feindwiderstand.
Beide Orte werden genommen, als auch schon die ersten Trupps der Bobruisker auftauchen, die hier während der Nacht irgendwie den Sswisslotsch-Fluß überwinden konnten. Nun folgt des Dramas letzter Höhepunkt: 2 km vor dem Ort Sswisslotsch, dem Angriffsziel, muss der Angriff des verstärkten I./Pz.G.R.25 eingestellt werden. Die Sowjets haben den Entsatzangriff erkannt, legen sich bogenförmig um die Kampfgruppe der 12.Pz.D. und greifen sie von Nordost, Ost und Südost an. Um nicht eingeschlossen zu werden, zieht sich die Kampfgruppe einige Kilometer zurück und bezieht um 10:00 Uhr eine Abwehrlinie hart ostwärts Sagradje. Das Dorf liegt 4,5 km nördlich des Sswisslotsch-Flußes und 7 km westnordwestlich des Ortes Sswisslotsch. Laufende Angriffe durch weit überlegenen Gegner zwingen das I./Pz.G.R.25 gegen Mittag weiter auszuweichen, es nimmt westlich Sagradje eine neue Abwehrlinie ein. Während bisher immer nur Trupps von Versprengten im Gelände gesichtet wurden, bewegt sich jetzt eine nicht übersehbare Kolonne von Bobruisk-Kämpfern, von Süden kommend, auf die Straßengabel bei Malinowka 1 zu, knapp hinter der Front des I./Pz.G.R.25. Wohl keiner der Panzermänner und Panzergrenadiere, die das gesehen haben, konnte sich in diesem Augenblick einem kurzen Gefühl des Stolzes und der Befriedigung entziehen. Der Führer der Kampfgruppe der 12.Pz.D., Hptm. Blancbois, entsendet einen Offizier an die Straßengabel, der die Bobruisker aufmuntert, kurz über die Lage informiert und sie nach Pogoreloje weiter weist. Den Männern aus Bobruisk sind die physischen und psychischen Belastungen der letzten Tage in die Gesichter eingekerbt. Erst gegen 16:00 Uhr wird der Zustrom der Bobruisker deutlich schwächer, es hat sich dabei um jene Teile gehandelt, welche die Brücke bei Lipen erreichen konnten. Unterdessen wehrte die Kampfgruppe Blancbois alle Versuche der Sowjets ab, den nach Nordwesten marschierenden Bobruiskern in den Rücken zu stoßen. Es ist aber bereits der Befehl eingetroffen, sich nach Pogoreloje abzusetzen. Die Armee drängt zur Eile, denn es geht darum, die befreiten Bobruisker einer drohenden nochmaligen Einschließung zu entziehen.
Als gegen 18:30 Uhr die Straßengabel bei Malinowka 1 leer geworden ist, weicht die Kampfgruppe Blancbois befehlsgemäß unter starkem Nachdrängen des Gegners nach Nordwesten aus. Dabei wird die 3. Kompanie des Pz.G.R.25 bei Bosok eingeschlossen, aber von der 6. Kompanie des Pz.G.R.29 wieder herausgehauen. Die Kampfgruppe Blancbois erreicht schließlich spät in der Nacht vom 1. zum 2. Juli Pogoreloje. Auch an den übrigen Abschnitten der 12.Pz.D. ging heute der Kampf mit unverminderter Härte weiter. Beim I./Pz.G.R.5 zwischen Blusha und Talka, beim II./Pz.G.R.5 bei Rutschei und das II./Pz.G.R.25 wehrte sowjetische Angriffe zwischen Lapitschi und Pogoreloje ab. Auf 50 km auseinander gezogen, hat die Division an diesem 1. Juli den einzigen Rückmarschweg für die Bobruisker offen gehalten. Und der besonders tapfere Einsatz der Kampfgruppe Blancbois hat immerhin etwa 15.000 Bobruisker vor Tod oder Gefangenschaft bewahrt. Jetzt aber droht der 12.Pz.D. selbst die Einschließung. In der linken Flanke der Division hat der Gegner Tscherwen (30 km nordostwärts Marina Gorka) genommen. Von Pogoreloje bis Tscberwen ist so gut wie nichts an deutschen Truppen. Eine starke feindliche motorisierte Gruppe mit Panzern steht bei Bobownja (ca. 85 km westsüdwestlich Marina Gorka), also tief im Rücken der Division. Die Armee befiehlt daher um 14:05 Uhr:
"Absetzen", nach 16:00 Uhr "12.Pz.D. nach Stolpce durchschlagen."
02.Juli 1944
In der Nacht vom 1. zum 2. Juli lösen sich alle Truppenteile der 12.Pz.D. befehlsgemäß vom Feind, um sprungweise auf Stolpce zurückzugehen, wobei die besondere Sorge der Division der südlichen Flanke gilt. Das Pz.G.R.25 sammelt vormittags bei Puchowitschi 7 km ostwärts Marina Gorka, bei gleichzeitigem Schutz der dortigen Sswisslotsch-Brücke. In den Mittagsstunden haben die Sowjets das I./Pz.G.R.25 umgangen und befinden sich plötzlich auf dem Bahnhof Marina Gorka. Unterdessen verteidigt sich das I. Btl. des Pz.G.R.5 noch bei Boby, 13 km südostwärts Marina Gorka. Alle Truppenteile der Division sind stark mit Versprengten durchmischt, was die Bewegungen verlangsamt und die Führung erschwert. Alle Stäbe sind sehr damit beschäftigt, die Truppe in der Hand zu behalten und die Übersicht nicht zu verlieren. Überdies haben besonders die Panzer und Panzergrenadiere im Kampf mit dem weit überlegenen Gegner bereits nicht unerhebliche Verluste erlitten. Am Nachmittag des 2. Juli verteidigt sich das Pz.G.R.25 und das I./Pz.G.R.5 hart nördlich, nordwestlich und westlich Marina Gorka. Um 16:00 Uhr wird in diesem Raum ein Angriff der Sowjets mit 30 Panzern abgewiesen. Erst gestern Abend konnte die Division das II./Pz.G.R.5 aus der Front ziehen und beschleunigt nach Stolpce in Marsch setzen. Es trifft dort am Morgen des 2. Juli nach 160 km Nachtfahrt um eine halbe Stunde zu spät ein. Der Gegner war schneller, hat den Njemen bereits von West nach Ost überschritten und den Südteil von Stolpce schon besetzt. Die 12.Pz.D. ist damit von ihren rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten. Der Angriff des II./Pz.G.R.5 zur Inbesitznahme der Njemen-Brücke ist gescheitert, das Btl. richtet sich im Nordteil der Stadt zur Verteidigung ein. Am Nachmittag greifen eigene Sturzkampfflugzeuge den Feind am Njemen dreimal an und verschaffen dem II./Pz.G.R.5 spürbare Entlastung. Die Division ist während des ganzen Vormittags ohne Verbindung zur Armee, zur "Gruppe Lindig" und zum II./Pz.G.R.5.
Erst zwischen 13:00 und 14:00 Uhr wird ein Fernspruch von der „Gruppe Lindig" empfangen, in dem es unter anderem heißt:
"Feinddruck vor der Gruppe hält mit unverminderter Stärke an. Gruppe Lindig setzt sich in der Nacht 2./3. Juli vom Feind ab und bezieht folgende neue Widerstandslinie: Beresowka-Skryl-Morgi-Gorki-Now.Kutok -Poddubje-Beliza-Ostwaldrand nördlich Beliza bis Krassnyj Borok-Ostrand Turez. Beginn der Absetzbewegung: 22:00 Uhr."
In diesem Fernspruch ist für die 12.Pz.D. auch ein Kampfauftrag enthalten, der sich nicht in Einklang bringen lässt mit dem Befehl der Armee von gestern Nachmittag: "12.Pz.D. durchschlagen nach Stolpce".
Die Führung der 12.Pz.D. schließt aus diesem Widerspruch, dass auch die „Gruppe Lindig“ derzeit keine Verbindung zur Armee hat, ferner das die größere Lage wieder einmal "besch...“ ist, wie der Landser an der Front zu sagen pflegte. Am Abend erscheint bei der „Gruppe Lindig“ ein Ord.-Offz. der Armee und überbringt mehrere Funkbefehle, die bisher nicht abgesetzt werden konnten. Die 12.Pz.D. erfährt daraus einiges über die Lage links und rechts, ersieht daraus aber auch, das die Armee über die Lage in Stolpce nicht im Bild ist. Denn ein Funkspruch von 16:30 Uhr lautet:
„Feind mit Panzern anscheinend Stolpce genommen. 12.Pz.D. greift diesen Feind an und wirft ihn über den Njemen zurück. Vorausgruppe baldigst eingreifen."
Die Führung der 12.Pz.D. ist entschlossen, auf Grund eigener Lagebeurteilung zu handeln. Sie setzt jedoch um 21:30 Uhr, nachdem wieder eine, allerdings schlechte, Funkverbindung zur Armee hergestellt werden konnte, den Spruch ab:
"5 Funksprüche vom 2.7. 21:00 Uhr erhalten. Anfrage, welche Teile und wann von außen her den Kessel von Stolpce aufbrechen."
Darauf erfolgt keine Antwort. Dieser Spruch wird erst am 3.7. um 06:11 Uhr von der Armee quittiert. Noch am 2.7. beordert die 12.Pz.D. das Pz.G.R.5 (ohne 11. Btl.), verstärkt durch die 6./Pz.R.29, über Dukora in den Raum Jatschenka mit dem Auftrag, dort am 3.7. den Marsch der Division gegen Angriffe von Süden zu sichern.
03.Juli 1944
Die Division ist beim Entsatzangriff den Bobruiskern entgegen selbst eingeschlossen worden und nun ganz darauf konzentriert, sich den Fangarmen mehrerer sowjetischer Großverbände zu entziehen. Wird es gelingen? Als nächstes Pz.Gr.Btl. marschiert in der Nacht von 2. auf 3. Juli das I./25 aus dem Raum Marina Gorka ab. Das II./Pz.G.R.25 ist Nachhut und verlässt am 3. Juli um 00:00 Uhr seine Stellungen in diesem Raum. Der Marschweg der Division führt über Dukora, 15 km südlich an Minsk vorbei nach Osero, Stankowo, Melkowitschi in den Raum Stolpce. Der direkte Weg über Greben war schon nicht mehr benutzbar. Der Marsch an Minsk vorbei gelingt gerade noch rechtzeitig. Dichtauf der Division folgend, erreicht ein sowjetisches Panzer-Korps den Südostrand der Stadt. Alle Teile der Division befinden sich in ständiger Anspannung, ob die Rettung der Division noch glücken würde. In den Mittagstunden trifft das I./Pz.G.R.25 in Stolpce ein und nimmt Verbindung mit dem bereits seit gestern dort befindlichen II./Pz.G.R.5 auf. Währenddessen ermöglicht das verstärkte I./Pz.G.R.5 in schweren und verlustreichen Abwehrkämpfen gegen von Süden angreifenden Gegner das Abfließen der Division, wobei es mehrmals zu dramatischen Situationen kommt. Bis zum Abend gelingt es, die Division in einem Raum, der sich von Stolpce bis etwa 20 km nordostwärts erstreckt, zu versammeln. Der Div.Gef.Stand befindet sich beim Bahnhof Mesinowka, 15 km nordostwärts Stolpce. Ab 06:10 Uhr hatte die Division Funkverbindung zum AOK 9 und erfuhr um 11:16 Uhr, das die 28.Jg.Div. von Westen über Mir nach Stolpce angreift und das vorderste Bataillon sich etwa 28km westsüdwestlich Stolpce befindet, ferner um 11:25 Uhr, das 8 km südostwärts Stolpce eine feindliche Kavallerie-Bereitstellung erkannt ist und um 12:52 Uhr, das die 4.Pz.D. seit 09:00 Uhr von Nieswiecz (30 km südlich Stolpce) auf Horodziej (23 km südsüdwestlich Stolpce) angreift. In diesem letzten Funkspruch vom heutigen Tag ist für die 12.Pz.D. folgender Auftrag enthalten:
"Öffnen und Offenhalten Übergang Stolpce, später Vereinigung mit 4.Pz.D."
Die Funkverbindung bricht sodann für den Rest des Tages ab. Auf Grund dieser Lage beruft Divisionsführer Oberst Müller gegen 21:00 Uhr eine Kommandeur-Besprechung ein, um die Aufträge für den Angriff am nächsten Tag festzulegen.
Grüße Matthias
Weiter mit XII. A.K.
Bildquelle: NARA T78 136 04xx
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