Hallo!
Die Ian Spring Photographic Collection bietet eine umfangreiche Sammlung von Farbaufnahmen aus dem Kriege (und auch davor) an.
In der Navigation lässt sich das Material komfortabel nach Regionen sortieren: http://www.pixpast.com
MfG
Hallo!
Die Ian Spring Photographic Collection bietet eine umfangreiche Sammlung von Farbaufnahmen aus dem Kriege (und auch davor) an.
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MfG
Hallo!
Ich lese gerade "Hitlers Lagebesprechungen. Die Protokollfragmente seiner militärischen Konferenzen 1942 – 1945. Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band: 10. Stuttgart 1962"
Es handelt sich hierbei um eine einzigartige Quellenedition, die einen einmaligen Einblick in die Gedankenwelt und den Duktus "des Führers" wie auch seines engsten militärischen Umfeldes gewährt.
Auf rund 1.000 Seiten werden nahezu alle erhalten gebliebenen Niederschriften minutiös aufgeführt. Der Darstellung voran steht eine vorzügliche Einleitung, die in ihrer bestechenden Ausgewogenheit nicht nur Aufschluss über den Werdegang der Protokolle gibt, sondern auch auf viele weitere hoch interessante kontextuale Aspekte eingeht. Die Schriftstücke selbst werden durch einen umfangreichen Anmerkungsapparat begleitet, der seiner schwierigen Aufgabe - den Text kritisch zu kommentieren - nicht gerecht wird. Dies liegt zum einen daran, dass auf keinerlei Aktenmaterial zurückgegriffen werden konnte (lediglich die begrenzten Literaturbestände des Instituts für Zeitgeschichte München standen hierfür zur Verfügung), andererseits aber auch an der Entscheidung des Herausgebers, in großem Umfang auf mündliche und schriftliche Auskünfte von Beteiligten zurückzugreifen.
Freilich schränkt dieses Manko den hohen historischen Wert dieser Materialsammlung in keiner Weise ein.
Es ist beeindruckend zu lesen, mit welcher Akribie sich der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht um die Aufstellung einzelner Kanonen kümmern konnte, zu welchen verbalen Entgleisungen er mitunter fähig war und mit welch folgenschwerem Selbstverständnis sich ein militärischer Laie an den komplexen Problemen eines Krieges versuchte.
Und dann geben diese Unterlagen natürlich auch die Sicht auf die Männer in der militärischen Umgebung Hitlers frei. Wie sie ihn gewähren ließen, wie sie durchaus auch seine (Fehl-)Entscheidungen befürworten konnten, wie wenig sie fachlich und auch moralisch entgegenzusetzen hatten. Wie sie sich über Kameraden echauffierten, über Paulus etwa, weil er sich nicht "totgeschossen" habe, als es die Ehre gebot. Persönliche Konsequenzen, die sie bei Kriegsende übrigens nicht zu ziehen bereit waren.
Nach der Veröffentlichung dieser Darstellung tauchten noch insgesamt vier weitere Abschriften von Lagebesprechungen auf. Drei davon, es waren die letzten im Dritten Reich, wurden in ihrer fragmentarischen Form in den 1960er Jahren im SPIEGEL publiziert: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46265277.html
Die vierte Niederschrift ist Historikern dagegen erst seit relativ kurzer Zeit bekannt. Sie ist im September 1942, kurz nach Beginn der systematischen Aufzeichnungen, entstanden und damit heute das früheste bekannte Protokoll. Das Schriftstück wurde von Johannes Hürter und Matthias Uhl dem aktuellen Forschungsstand entsprechend editiert und ist schon deshalb lesenswert, weil es einen plastischen Eindruck von den Verhältnissen im Zentrum der deutschen Kriegsführung vermittelt und dadurch immer wieder bestechende Einblicke in den Charakter der beteiligten Persönlichkeiten erlaubt. So ist es u.a. nicht überraschend, dass der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht hinter vorgehaltener Hand mit dem verächtlichen Spitznamen "Lakeitel" bedacht wurde:
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 63, Heft 4, Seiten 581–640
Dieser Beitrag fand sogar in den Medien Beachtung, etwa: http://www.spiegel.de/einestages/ado…-a-1057045.html
MfG
Hallo Udo!
Deine Meinung sei dir unbenommen!
Ich muss allerdings feststellen, dass es dir nicht gelingt, deine Argumentation auf eine belastbare Grundlage zu stellen. Dabei hatte ich dir mehrfach Gelegenheit gegeben, deine Entgegnungen zu substantiieren, sie zu belegen.
Stattdessen ergehst du dich auch weiterhin in quellenfreien Vorwürfen und Behauptungen, in themenfremden Abschweifungen und Analogien, negierst immer noch wissenschaftliche Erkenntnisse oder deutest sie einfach deinen Vorstellungen entsprechend um.
Jeder weiteren Diskussion wird damit die gemeinsame Grundlage entzogen. Es ist daher auch nicht meine Absicht auf deinen Beitrag noch im Detail einzugehen.
Deine unsachlichen Bemerkungen zur Geschichtswissenschaft, zu ihren Mitgliedern, ihrer Motivation und auch ihren Erkenntnissen zeigen, dass dir das Feld weitgehend unbekannt ist. Schon deine Einordnung des HIS offenbart deine umfassende Orientierungslosigkeit in diesem Gebiet.
Es ist dann in der Tat "entlarvend", wenn hier Klaus Jochen Arnold Eingang findet, dessen Besatzungsforschung kontrovers diskutiert wird und dessen Aufsatz Gerlachs Studie lediglich streift, sich deiner Meinung nach aber offenbar dennoch hervorragend dazu eignet, Autor und Arbeit rundherum zu diskreditieren.
Du mahnst hier zur Sachlichkeit, fürchtest um das Niveau. Letztendlich trägst du selbst leider keinen Teil dazu bei! Und das ist schon deshalb schade, weil ich der Meinung bin, dass dir dies durchaus möglich wäre.
So aber muss ich deinen Stil - deinen respektlosen Rundumschlag gegen anerkannte Werte, Leistungen, Personen und Einrichtungen - rundweg ablehnen.
MfG
Hallo Udo!
QuoteEs muss nach meiner Sicht nicht permanent bei jedem Thread weit ausgeholt werden und zuallererst auf alle verbrecherischen Verstrickungen oder deren Duldunghingewiesen werden.
Wie ist dieses Thema ohne kritische Einordnung der Wehrmacht in den Gewaltkomplex des Ostkrieges seriös behandelbar?
Welchen Eindruck würde ein (dann unkommentierter) Thread hinterlassen, dem man ohne weiteres eine selektive Bildauswahl, wie auch interpretative und semantische Einseitigkeiten vorwerfen kann?
QuoteIch wäre ja mal gespannt, was Du so von anderen Schauplätzen zu berichten hast.
Was hat das mit dem Thema zu tun? Worin besteht deine Motivation derartig abzulenken?
Dessen ungeachtet kommt Lieb selbstverständlich nicht zur Erkenntnis, dass die Wehrmacht in Frankreich "juristisch verdammt gut" ausgesehen habe. Schon die Beteiligung am Holocaust - in erster Linie durch die Deportation zehntausender Franzosen - schließt jegliche Vorstellung von einer weitgehend völkerrechtskonformen Behandlung der Bevölkerung aus.
Gentile habe ich nicht gelesen, wenn deine Interpretation der dortigen Erkenntnisse allerdings ähnlich problematisch ausfällt - und das ist angesichts der bekannten Zustände in Italien leider nicht auszuschließen - würde ich auch in diesem Fall dein Urteil in Zweifel ziehen.
QuoteMir schwebt zum Thema passender eher Hartmanns brillante Studie "Wehrmacht im Ostkrieg" vor, welche doch einen viel differenzierteren Einblickin das Agieren von vier Divisionen liefert.
Dein Hinweis auf Hartmann ist bemerkenswert! Gerade er hat eine hohe Mitverantwortung der Wehrmacht am Vernichtungskrieg nachgewiesen. Alle (!) in der Stichprobe erfassten Einheiten waren in zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwickelt. Ausnahmslos. Selbst Formationen, von denen man eine derartige Teilnahme nicht erwarten konnte, wie etwa die 4. Panzerdivision, befanden sich darunter. Die institutionelle Schuldfrage kann damit weit umfassender beantwortet werden, als dies zuvor möglich gewesen wäre. Und wenn sich daraus zunächst auch keine konkreten Erkenntnisse auf die individuelle Verantwortung ableiten lassen, implizieren diese Ergebnisse natürlich eine notwendige qualitative wie auch quantitative Neubewertung der individuellen Schuld.
Hier schließt sich dann der Kreis zu den bereits erwähnten Kontinuitäten. Obwohl Hartmanns Sample nur einen Bruchteil des Ostheeres abbildet, ermöglicht seine differenzierte Auswahl einen ersten Ausblick auf das zu geben, was heute im Detail noch nicht bekannt ist.
QuoteDu sprichst immer von Mikrostudien aus dem Ghetto oder einer Großstadt…
Nein, tue ich nicht. Ich denke dabei beispielsweise an Christian Gerlachs "Kalkulierte Morde".
Quote…da sehe ich leider keinen Zusammenhang zur fechtenden Truppe, die ja hier im Thread wohl eindeutig gemeint worden ist.
Ist das so? Ich habe eher den Eindruck, dass du den Komplex weiter verengst. Vom Threadtitel ist ja ohnehin nur noch die Wehrmacht als Diskussionsgegenstand verblieben. Nun setzt sich die Begrenzung also fort. Welchem Ziel folgt diese Vorgehensweise?
QuoteWarum spricht alle Welt von der riesigen Forschungslücke beim Agieren und Leben des kleinen fechtenden Mannes in Russland, die keine Aussagenund Hochrechnungen zulassen. Warum gibt es allen Ortes nur vorsichtige Annäherungen in diese Gewalträume, und man verweistauf zu einem späteren Zeitpunkt zu tätigende Studien?Die natürlich keiner anfassen will, weil wenig ruhm- und karrierereich und auch noch vom ganzen Land mit Argusaugen beobachtet.
Ist sie das, deine Verschwörungstheorie? Da passen dann ja auch wunderbar die "Historiker mit schulterlangem Haar und knallrotem Parteibuch" dazu, oder? Und vermutlich auch die "rote Zelle" im MGFA, die uns jahrzehntelang an der Nase herumgeführt hat.
Hältst du diese Unterstellungen für sachdienlich? Welchem Zweck sollen sie dienen? Welche konkreten Erkenntnisse liegen dir denn hierzu vor?
Unabhängig davon, dass die quantitative Dimension des Vernichtungskrieges in vielen Facetten bereits greifbar ist, haben wir es den hohen wissenschaftlichen und moralischen Standards der Geschichtswissenschaft zu verdanken, dass man bei der Beantwortung derartiger Fragen auf einen möglichst breiten Quellenkorpus zurückgreifen möchte. Die Quellenlage - gerade wenn man nach einer Schuldverteilung mit dem Zentimetermaß strebt - ist leider oftmals äußerst schwierig, deren Sichtung sehr zeitaufwändig, die sich daran anschließende Interpretation relativ komplex.
Wenn dann in diesem Zusammenhang wissenschaftliche Erkenntnisse durch Folgestudien präzisiert werden müssen, ist das keine Schande - kein Ergebnis ideologischer oder politischer Zwänge - sondern ein natürlicher Vorgang innerhalb eines Forschungsprozesses.
QuoteIch setze auch den Begriff "moderate Besatzungspolitik" nicht gleich mit dem isolierten Thema "Verhältnis zur (Land)bevölkerung",
Ein Kernproblem deiner Argumentation! Aus demselben Grund scheinen dir in diesem Thread kritische Anmerkungen nicht förderlich zu sein. Das Thema "Verhältnis zur Landbevölkerung" ist von einer wie auch immer gearteten Besatzungspolitik nicht isolierbar.
QuoteIch möchte noch mal allen Lesern die kritischen Worte des Historikers Rolf Müller ans Herz legen,an diesen Zeilen hat sich auch nach 15 Jahren neuer Erkenntnisse kein Jota geändert.
Und dir möchte ich den Untersuchungsbericht zur Wehrmachtsausstellung empfehlen: http://www.his-online.de/fileadmin/user…ionsbericht.pdf
So sehr die Kritik an der ursprünglichen Präsentation (in Einzelfällen) berechtigt war, etwa wenn es um Ungenauigkeiten bei der Bebilderung ging (weniger als 20 der 1433 Fotografien waren übrigens davon betroffen), so sehr waren die Grundaussagen der Ausstellung der Sache nach richtig!
Deine Empörung über diesen "heimtückischen zeitgeschichtlichen Überrumpelungsversuch" kann ich daher - wie deine tendenziöse Semantik - nicht teilen!
QuoteUnd beschäftige Dich mal mit dem von der Wehrmacht verantwortlichen Bereich - siehe Landkarte PDF Hartmann "besetzte Ostgebiete"auf welcher Fläche die überhaupt noch ein Mitspracherecht hatte.
Der militärische Einfluss endete nicht an den Grenzen der Reichskommissariate, er nahm nur ab. Die Wehrmacht war auch im Amtsbereich der Zivilverwaltungen tätig. Ihre (untergeordnete) Stellung im Verwaltungskörper spielt dabei keine Rolle, denn auch dort kam sie mit Verbrechen aller Art in Berührung.
Eine letzte Bemerkung:
Die individuelle Schuldbemessung ist für die Feststellung institutioneller Verantwortlichkeit weitestgehend bedeutungslos - gerade auf letztere kommt es hier aber an, da sie den Handlungsrahmen vorgab. Erst die (institutionelle) Existenz der Wehrmacht hat eine (individuelle) Beteiligung am Vernichtungskrieg möglich gemacht. Die dimensionale Ausprägung tritt gegenüber dieser Erkenntnis in den Hintergrund! Daher ist die von dir geforderte Präzision in der Quantifizierung von Wehrmachtsverbrechen, wie auch deren trennscharfe Schuldverteilung, sicherlich wünschenswert, letztlich jedoch nicht erheblich. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass bereits differenzierend darauf hingewiesen wurde, dass institutionelle und individuelle Verantwortlichkeiten nicht gleichzusetzen sind.
MfG
Hallo zusammen!
QuoteEs mag jeder für sich selbst definieren, was in die Schublade "Kindergarten" alles reinpasst.
Ich möchte das gerne aufgreifen und um die Frage erweitern, mit welchem Recht der geneigte Leser hier regelmäßig mit verbalen Entgleisungen konfrontiert wird?
Unabhängig davon, dass deine Ausflüge zu tagesaktuellen Ereignissen - auch wenn sie von dir in (nur mühevoll nachvollziehbare) Analogien gekleidet werden - meines Erachtens nicht sachdienlich für die Aufarbeitung dieses Themas sind, dienen deine von Polemik und problematischen Implikationen durchzogenen Beiträge sicherlich nicht dazu, den von dir befürchteten Niveauverlust des Forums aufzuhalten.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei der Grundlage:
Der Ostkrieg ist seit Jahren Gegenstand intensiver Forschung, wie u.a. der von dir genannte Forschungsbericht eindrucksvoll darzustellen vermag. Richtig ist, dass die Arbeit damit noch keineswegs getan ist. Darauf hat der von dir zitierte Pohl zu Recht hingewiesen (wenn auch seit 2011 auf diesem Feld einiges geschehen ist). Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass wir "nichts" wissen. Nur weil es für gewisse Regionen heute noch an Detailstudien fehlt - wir also gewisse Verantwortlichkeiten und Abläufe der Gewaltkultur noch nicht spezifisch zuordnen können - heisst das nicht, dass wir den Charakter dessen, was dort vor sich ging, nicht kennen würden. Die Strukturen sind längst bekannt und hinreichend erforscht, erst diese Grundlagenforschung hat überhaupt eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema möglich gemacht! Die dort gewonnen Erkenntnisse lassen sich dann oftmals (wenig überraschend) zu Kontinuitäten synthetisieren, die durchaus einen Ausblick auf das erlauben, was heute im Detail noch nicht bekannt ist.
Deine diesbezüglichen Hervorhebungen, die uns wohl suggerieren sollen, dass man nicht bewerten dürfe was man nicht kenne, greifen daher zu kurz, weil wir längst wissen, worum es geht. Dafür ist kein Detailwissen zu Vorgängen in einem südrussischen Dorf erforderlich. Der Verbrechenskomplex ist derart umfangreich, die Gewalt so facettenreich, da lässt sich trotz aller notwendiger Differenzierung eine Grundlinie durchaus ziehen.
Du kritisierst Josephs unablässige Hinweise auf den verbrecherischen Charakter der Wehrmacht. Dabei sind sie thematisch richtig (und nebenbei bemerkt völlig unstrittig). Tatsache ist nun mal, dass das bewaffnete Organ des nationalsozialistischen Staates - insbesondere sein Führungspersonal - weitreichend in Kriegsverbrechen jeglicher Form verstrickt war. Übrigens nicht nur im Osten, aber auch - und gerade dort.
Das stellt übrigens auch der von dir bemühte Overy nicht in Frage. Und wenn wir schon bei Overy sind, warum bringst du gerade in diesen Thread immer wieder sowjetische Verbrechen ein? Als "Notintervention", wie du das nennst? Eine Intervention wogegen, gegen eine angeblich themenfremde Vermengung deutscher Gewaltverbrechen?
Das Verhältnis zur Landbevölkerung, auf das du dieses Thema ja gerne reduzieren möchtest, kommt nicht ohne Hinweise auf die Vorgänge in den Konzentrationslagern, in den Ghettos und in vielen anderen Einrichtungen aus, die für dich offenbar urbane - völlig isolierte - Phänomene darstellen. Ebenso sind die Tätigkeiten der Zivilverwaltung, von Partei- und Reichsdienstellen wie auch anderer Organisationen in den besetzten Ostgebieten nicht einfach von denen der Militärverwaltung in ihrer Verantwortlichkeit - quasi nach ihren Verwaltungseinheiten - zu trennen, wie Mikrostudien gezeigt haben. Es handelt sich in ihrem Wirken vielmehr um eine organische Symbiose, deren Einzelteile nur durch einen trennscharfe Analyse sichtbar gemacht werden können.
Josephs unbeachtet gebliebener Hinweis auf die offensichtliche Diskrepanz zwischen einer angeblich moderaten Besatzung und Behandlung der Bevölkerung durch die Wehrmacht und anderer Staatsorgane auf der einen Seite und der starken Partisanentätigkeit auf der anderen, erlaubt bereits erste Rückschlüsse auf die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort. Die Hybris, die übrigens auch Pohl in seiner wegweisenden Darstellung nicht verborgen geblieben ist, mit der die Wehrmacht 1941 im Osten einmarschierte, ist nunmehr hinlänglich bekannt. Dies war für die weitere Befriedung fatal und konnte durch späte Einsicht - die ausschließlich von militärischen Zweckmäßigkeitserwägungen bestimmt wurde - nicht mehr korrigiert werden. Überhaupt halte ich jede generalisierende Feststellung einer "moderaten Besatzungspolitik" im Kontext des deutschen Vernichtungskrieges in der Sowjetunion für gefährlich, mit den gewonnenen Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft gar für unvereinbar.
Ich habe das Gefühl, dass sich diese Debatte um ein altes Problem dreht: um die Anerkennung deutscher Verantwortlichkeit und damit vor allem um das Eingeständnis, dass Teile der eigenen Familie unweigerlich einer verbrecherischen Sache gedient haben. Wissentlich oder nicht, es ein Fakt, der nicht zu leugnen ist. Macht sie das alle zu Verbrechern? Nein! Wir hatten das schon. Die Forschung hat längst darauf hingewiesen, dass die Mehrheit der Soldaten sich keiner Kriegsverbrechen schuldig gemacht hat - gleichgültig, ob sie in einer verbrecherischen Institution gedient hat, oder nicht. Warum also immer diese reflexartige Abwehr, die sich in semantischen und inhaltlichen "Entladungen" manifestiert, wenn man die Verantwortlichkeiten benennt? Warum kann es in diesem Thread keinen Dualismus, also Material und Hinweise für und gegen eine korrekte Behandlung der sowjetischen Zivilbevölkerung durch deutsche Soldaten, geben? Beides hat seinen Platz.
MfG
Hallo zusammen!
Peter Hill (2005) ist in seinem lesenswerten Beitrag zur Genese der Kamikaze-Tradition auch auf die kulturellen Faktoren eingegangen, vor deren Hintergrund sich die japanische Opferbereitschaft letztendlich konzeptualisieren konnte und deren Kenntnis für ein (westliches) Verständnis wohl Grundvoraussetzung ist.
Die ethische und religiöse Werte-Bildung, die die Bedeutung des Individuums rigoros hinter die des Kollektivs zurückstellte, legte in Kombination mit einer in Japan seit Jahrhunderten tradierten Glorifizierung des Freitods den Grundstein für eine für westliche Verhältnisse kaum greifbare Opferbereitschaft.
Dessen ungeachtet, und das ist durchaus bemerkenswert, beruhte das Rekrutierungsverfahren auf Freiwilligkeit. Es ist allerdings richtig, wie Matthias bereits bemerkte, dass sich daraus informelle Zwänge ergeben konnten, etwa wenn es zu befürchten galt, dass eine ablehnende Haltung gegenüber der Teilnahme an derartigen Angriffsverfahren eine mögliche Karriere als konventioneller Marinepilot - so kurz sie auch sein möge - unwahrscheinlich werden ließ.
Der in Kamikaze-Einsätze transformierte Opfergedanke ist eine sozialwissenschaftlich hoch interessante - militärische Vorstellungswelten weit übersteigende - Antwort der japanischen Kriegsgesellschaft auf eine als existenzbedrohend empfundene Lage.
Literatur:
Hill, Peter: Kamikaze, 1943-45, in: Gambetta, Diego (Hg.): Making Sense of Suicide Missions. New York 2005, S. 1-42.
MfG
Hallo!
QuoteBzgl. des Wahrheitsgehaltes der ausgewiesenen Zahlen und Fakten kann ich leidernichts sagen...
Ein wichtiger Hinweis!
Schon die Einleitung des Autors ist unpräzise. Der erste registrierte Selbstopfereinsatz eines japanischen Piloten fand bereits am 26. Oktober 1942, während der Schlacht um die Santa Cruz Inseln, statt. Ab 1943 waren es dann zunächst die Fliegerstreitkräfte der japanischen Armee, die Selbstopfereinsätze flogen. Der im Artikel erwähnte Einsatz vom 25. Oktober 1944 war der erste systematische Kamikaze-Einsatz der japanischen Marine, der Feindberührung hatte (vgl. zum Komplex Rielly, 2012, S. 43 ff.). Da sich diese und einige andere Ungereimtheiten durch den Artikel und die persönlichen Bemerkungen des Autors ziehen, kann ich den Beitrag nur sehr eingeschränkt empfehlen.
Zur Kernaussage des Artikels:
Mit dem deutlichen Sieg der Amerikaner bei den Marianen im Sommer 1944, war den Japanern klar geworden, dass man konventionell (zur Luft) nicht mehr wirkungsvoll in Erscheinung treten konnte. Die Vorstellung, Selbstopferangriffe - die ein deutlich besseres Trefferbild gegenüber konventionellen Angriffsverfahren erwarten ließen - zu systematisieren, war unter diesem Gesichtspunkt daher nicht völlig abwegig - zumal sich, entgegen der Behauptung des Artikels, so tatsächlich deutlich mehr Schaden anrichten ließ. Friedman (2013) rechnet sogar vor, dass die Kamikaze-Einsätze - wenn man die Treffer- und Verlustwahrscheinlichkeiten gegenüberstellt - den Japanern weniger Piloten gekostet hätten, als konventionelle Angriffe!
Vor diesem Hintergrund waren die Kamikaze-Einsätze, zu diesem Zeitpunkt, nicht nur die effektivste Möglichkeit den Amerikanern substanziellen Schaden zur Luft zuzufügen, es war auch die einzig noch verbliebene.
Literatur:
Friedman, Norman: Naval Anti-Aircraft Guns and Gunnery. Yorkshire 2013
Rielly, Robin L.: Kamikaze Attacks of World War II: A Complete History of Japanese Suicide Strikes on American Ships, by Aircraft and Other Means. Jefferson 2013
MfG
PS: Schön mal wieder von dir zu lesen, Taiko!
Hallo Bodo!
QuoteNach meiner Kenntnis waren viele Offiziere in den Ic-Abteilungen eingefleischte Nazis (mit Parteibuch) oder mussten zumindest "ideologisch gefestigt" im Sinne des NS-Regimes sein.
Worauf fußt diese Annahme?
QuoteIn manchen höheren Stäben hatte man wohl oftmals geradezu Langeweile. [...] Die hatten wohl auch öfters Langeweile in der Etappe...
Wie kommst du darauf? Weil die dafür zuständige Stelle derartiges Material angefertigt und verbreitet hat?
QuoteEin allzu leichtfertiger Umgang mit deutschen und sowjetischen Quellen scheint heutzutage leider ein verbreitetes Manko auch der professionellen Wehrmachtforschung zu sein.
Kannst du das auch belegen?
MfG
Hallo zusammen!
Eine Bormann-Biografie bleibt vorerst ein Desiderat der Forschung.
Die von Lemmy genannten Werke stellen, dessen ungeachtet, die hervorzuhebenden Arbeiten dar. Die Autoren sprechen allerdings ausnahmslos das breite Publikum an.
Wem eine komprimierte, einfach zu lesende, Darstellung bereits ausreicht, kann sich weitgehend bedenkenlos an Koop wenden. Ohne grobe inhaltliche Schnitzer, allerdings auch ohne Erkenntnisgewinn, referiert er den Wissensstand recht zuverlässig. Wer tiefer in die Materie einsteigen will, sollte zu Jochen von Lang greifen, der sich bislang am umfassendsten mit Bormann auseinandergesetzt hat. Joseph Wulfs Darstellung ist eine erste respektable Annährung an das Thema, vor dem Hintergrund späterer Veröffentlichungen jedoch nicht mehr zeitgemäß.
Zum Tode Bormanns: Wenn ich mich recht erinnere, hat Jochen von Lang die diesbezüglich relevanten Passagen der (kurz zuvor durch die Staatsanwaltschaft geschlossenen) Ermittlungsakte im Anhang abgedruckt und deren Erkenntnisse übernommen. Dies gilt auch für Koop.
An Bormanns Todesumständen (wann, wo, wie) gibt es heute keine Zweifel mehr.
MfG
Hallo zusammen!
Die letzten Seiten irritieren mich. Sind deine Beiträge ( Vergessen 7) sarkastisch gemeint? Auf mich wirken sie jedenfalls so. Vielleicht möchtest du dich ja erklären?
Natürlich bestand die Wehrmacht nicht aus 18 Millionen Verbrechern, auch wenn jeder Einzelne von ihnen an einem Eroberungs- und/oder Vernichtungskrieg teilnahm! Das ist doch unzweifelhaft und wird hoffentlich von niemandem bestritten. Schon durch die - strukturbedingte - Verteilung der Wehrmacht (bzw. des Heeres) im eroberten Raum war eine aktive Teilnahme an (bekannten) Verbrechen, für die überwiegende Mehrheit ihrer Mitglieder, schwer realisierbar. Das hat der hier bereits zitierte Hartmann deutlich herausgearbeitet.
Warum ist dieser Thread dann dennoch in der richtigen Kategorie?
Weil man differenzieren muß! Ungeachtet der Tatsache, dass nicht jeder - ja nicht einmal die Mehrheit derer, die am Ostkrieg teilnahmen - aktiv an Kriegsverbrechen beteiligt waren, wurde dort ein Vernichtungskrieg geführt. Der ebenfalls zitierte Römer hat beispielsweise nachgewiesen, dass die Mehrheit der Divisionen den verbrecherischen Kommissarbefehl befolgt hat (entgegen aller Nachkriegsbehauptungen). Daraus (und ich bleibe bei diesem einen Beispiel, weil sich das Argumentationsmuster auf andere Wehrmachtsverbrechen übertragen lässst) lassen sich mehrere Rückschlüsse ziehen:
1) Die Wehrmacht - als Organisation - war weitgehend in Verbrechen verwickelt.
2) Ihre Funktionselite hat sich weitgehend daran beteiligt. Ihre Verantwortlichkeit ist also erwiesen.
3) Die Truppe hat diese Form der Kriegführung zum großen Teil passiv, zu einem geringen Anteil aktiv ermöglicht.
Und auch hier gilt: Ausnahmen gab es immer und überall. Ein Muster ist jedoch unverkennbar.
MfG
Hallo zusammen!
Der Thread erfreut sich ja großer Beliebtheit. Leider fehlt ihm jede Struktur! Hier nimmt einfach jeder querbeet zu irgendetwas Stellung - noch dazu überwiegend quellenfrei. Und oftmals ist das mit dem Threadtitel dann gar nicht mehr in Verbindung zu bringen. Von den gefährlich verkürzenden Quervergleichen zu tagesaktuellen Ereignissen einmal ganz abgesehen.
Die schiere Zahl der mittlerweile aufgeworfenen Themen, macht deren Behandlung kaum noch möglich. Dabei wäre vieles dringend korrekturbedürftig. Aber man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll.
Vielleicht lässt sich daher Justus‘ Ruf zur Ordnung aufgreifen, indem man die Betrachtung der Problematik zunächst auf die Lebensführung der "Volksgenossen" begrenzt. Welche Auswirkungen hatte die nationalsozialistische Großmachtpolitik auf den Alltag?
Als Einstieg für alle, die ein Interesse daran haben ihre Meinung zu substanziieren, empfehle ich Christoph Buchheims (2010). Der Mythos vom "Wohlleben". Der Lebensstandard der deutschen Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte: Vol. 58, No. 03, pp. 299-328.
Der Beitrag ist kostenlos abrufbar.
MfG
Hallo Karl!
Ich dachte, es ginge dir explizit um Eingriffe in die Kampf- bzw. Befehlsführung vor Ort?! Dein Kaufmann-Beispiel passt da irgendwie nicht ins Bild. Dessen ungeachtet wäre ich auch weiterhin an näheren Einzelheiten zu den von dir genannten Fällen interessiert! Auf welcher Grundlage basieren deine Ausführungen? Ausschließen kann man in der Endphase freilich nichts, eine Wahrnehmung von Befehlskompetenzen oder Führungsaufgaben gegenüber Wehrmachtseinheiten durch Parteifunktionäre wäre allerdings untypisch gewesen.
Das von Darko eingestellte Dokument beweist übrigens derartige Eingriffe nicht.
MfG
Hallo zusammen!
Mittlerweile ist ja doch einiges zusammengekommen. Gut so!
Meiner Meinung nach lassen sich die Widersprüchlichkeiten am ehesten klären, wenn sich der 420.000er Werknummernblock eindeutig - also durch eine Primärquelle - nicht der A-5 Serie zuordnen lässt. Alle Hinweise Remps (Verluste/Foto), auf die ich bei Bedarf gerne eingehen werde, zielen auf Maschinen mit dieser Werknummernkonfiguration ab. Kann selbige ausgeschlossen werden, irrt Remp und kann keinen eindeutigen Nachweis für eine A-5 erbringen. Das wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung!
Daher ganz konkret, liegt jemandem so etwas vor?
MfG
Hallo zusammen!
Ich lese gerade "Pflicht zum Untergang". Die deutsche Kriegführung im Westen des Reiches 1944/45. Paderborn 2009
Der Autor geht der Frage nach, weshalb das Offizierskorps der Wehrmacht seinem "Führer", Volk und Vaterland - im Angesicht völliger Hoffnungslosigkeit - scheinbar vorbehaltlos bis zum bitteren Ende folgte. Gedanklich schließt er sich dabei Wegners Inszenierungs-These an, die in der Forschung mittlerweile breite Rezeption findet.
Demnach habe Hitler schon 1942 jegliche Siegeszuversicht verloren und sich fortan mit der Orchestrierung seines Untergangs beschäftigt. Um vor der Geschichte Bestand zu haben, sollte das deutsche Volk in einem beispiellosen Opfergang hingegeben werden. Wer sich dazu vertiefen möchte: Wegner, Bernd, "Hitler, der Zweite Weltkrieg und die Choreographie des Untergangs." Geschichte und Gesellschaft, Jg. 26, 2000, Nr. 3, S. 493-518. (2000).
Der Arbeit voran referiert Zimmermann den Forschungsstand derart kenntnisreich, dass sich auch dem unkundigen Leser ein hervorragender Einblick in den Korpus der einschlägigen Forschung erschließt.
Darüber hinaus ist die Darstellung ein Beitrag zur ebenfalls noch relativ jungen militärgeschichtlichen Professionalisierungs-Debatte.
Dem tradierten Wehrmachts-Bild, als Hort höchster militärischer Befähigung, wird hier entschieden widersprochen.
Weder Führung noch Truppe waren im Untersuchungszeitraum die Conditio sine qua non militärischer Qualifikation. Im Gegenteil. Die Ardennenoffensive bildet hier den Anfang vom Ende. Bar jeder militärischen Rationalität wurde der letzte Rest der Selbstaufopferung preisgegeben. Dabei muss die schließlich vom "Führer" gebilligte Ausführung, im Gegensatz zu den Vorschlägen der Spitzengeneralität, noch als konservativ bezeichnet werden. Ich habe erst ein Drittel des Buches gelesen, aber schon jetzt wird klar, dass die militärische Funktionselite schon aus eigenem Interesse bereit war das Volk zu opfern und daher an einem Widerstand gegen Hitlers Untergangskonzeption gar nicht interessiert war.
Dass der Nimbus einer über jeden Zweifel erhabenen, lediglich von einem Dilettanten an ihrer Vollendung gehinderten deutschen Kriegführung - von Zeitgenossen bezeichnenderweise gerne als Kunst verstanden - zu wanken beginnt, zeichnet sich seit einigen Jahren immer deutlicher ab. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass dem Führungskomplex der Wehrmacht inhärente, strukturelle Defizite und militärideologische wie fachliche Defekte zu eigen waren, die die deutsche Niederlage zweifelsohne begünstigt haben. Siehe hierzu beispielsweise: Groß, Gerhard: Mythos und Wirklichkeit. Die Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer von Moltke d. Ä. bis Heusinger (Zeitalter der Weltkriege). Paderborn 2012
Insgesamt ist diese Arbeit ein Musterbeispiel methodisch wie inhaltlich moderner Militärgeschichtsschreibung.
In diesem Sinne wünsche ich allen Mitgliedern ein frohes neues Jahr!
Meine Herren,
wenn hierzu neuere Erkenntnisse vorliegen, wäre ich an deren Quellengrundlage interessiert.
Eine A-7-Ersatzteilliste aus dem Jahre 1944 scheint mir zunächst keine ausreichende Gewissheit zu bieten, eine A-5 Serien-Produktion ausschließen zu können. Vor allem da noch 1945 nachweislich A-5 verloren gingen und deren Ersatzteilversorgung ja irgendwie gewährleistet sein musste (vgl. Remp, a.a.O., S. 135). Außerdem findet sich bei Remp immerhin ein Auftrag zur Baureihenumstellung A-2 auf A-5 aus dem Juli 1944 (vgl. ebd., S. 160). Dessen ungeachtet müsste man klären, ab wann - also ab welcher Stückzahl - von einer Serienfertigung zu sprechen ist. Grundsätzlich ist leider bei "Typen-Literatur", aufgrund ihres populärwissenschaftlichen Charakters, nichts auszuschließen, selbst dann nicht, wenn sie - wie hier - aus einem renommierten Luftfahrtverlag stammt. Wenn also etwas einer Korrektur bedarf, dann doch bitte gleich auf möglichst breiter Quellenbasis!
Konkret ergeben sich folgende Fragen:
Welche Unterlagen geben Aufschluss über die Fertigungsgeschichte der A-5?
Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen?
MfG
Hallo Karl!
QuoteVerschiedentlich habe ich gelesen, dass milit. Befehlshaber gegenüber Gauleitern den " Kürzeren" zogen, ggf. nach Telefonaten der Gauleiter mit Hitler.Offensichtlich zählte - insbes. in den letzten Kriegsmonaten - die Stimme des jeweiligen Gauleiters mehr, als die milit./takt. Gegebenheiten.
Kannst du dafür konkrete Beispiele nennen?
Quote> Gab es "Ermächtigungsbefehle" für die GL bezüglich milit. Aufträge/Maßnahmen
Der für unsere Fragestellung maßgebliche Erlass - über die "Befehlsgewalt im Operationsgebiet des Reiches" - wies dem Reichsverteidigungskommissar (RVK) die staatlichen Hoheitsrechte und Verwaltungsbefugnisse in diesem Raum zu. Davon unberührt blieb die Front - per definitionem eine etwa 20 Kilometer tiefe Kampfzone - in der der militärische Befehlshaber die vollziehende Gewalt behielt (vgl. Henke, 1995, S. 823). Die unmittelbare Kampfführung (und alle damit in Verbindungen stehenden Maßnahmen, wozu ebenfalls die Weisungsbefugnis gegenüber Organen der Partei zu zählen ist) oblagen also auch weiterhin den militärischen Stellen.
Kompetenzkonflikte traten freilich schon deshalb auf, weil sich der Kampfraum ständig verschob. Widersprüchliche Unterstellungsverhältnisse, unterschiedliche Auffassungen über die Bereitstellung von Reserven, die Reihung der Versorgungsempfänger und über die Verwendung der verfügbaren Transportmittel taten - wie vieles andere auch - ihr Übriges die ohnehin schon prekären Verhältnisse weiter zu erschweren. Eine Besserung trat erst mit dem (in Ausprägung und Ausrichtung höchst individuellen) Verzicht des Herrschaftsanspruches durch die RVK im Frühjahr 1945 ein, als persönliche Interessen (Flucht, Selbstmord) machtpolitische Determinanten zu überlagern begannen und die Wehrmacht als einzige noch tragfähige Säule des NS-Staates die nun entstehenden Lücken schließen mußte.
Zur Funktion der RVK siehe immer noch Rebentisch, Dieter; Teppe, Karl: Verwaltung contra Menschenführung im Staat Hitlers. Studien zum politisch-administrativen System. Göttingen 1986
Literatur:
Henke, Klaus-Dietmar: Die amerikanische Besetzung Deutschlands. München 1995
MfG
Hallo Claas!
Die erste A-5 wurde der Truppe im März 1944 übergeben. Die Serie lief im 420.000er Werknummernblock. Der Eintrag im Lexikon ist trotzdem falsch (vermutlich vom unzuverlässigen Nowarra übernommen), weil die Standardbewaffnung (R3) der Serienausführung (A5) nicht sechs MG 151 und zwei MK 108 umfasste, sondern zwei MG 151, zwei MK 108 und zwei MK 103. Auch andere Baureihenangaben sind fehlerhaft und bedürften eigentlich der Korrektur. Zum Komplex siehe: Roland Remp: Der Nachtjäger Heinkel He 219, Oberhaching 2000
MfG
Hallo zusammen!
QuoteIch finde es nach wie vor verwunderlich, wie z. B. 1943 alliierte Offiziere in großen Gruppen entkommen konnten. Sicher, das Wachpersonal wird in den meisten Fällen aus älteren Landesschützen bestanden haben, sicher nicht die schärfsten "Wachhunde", aber trotzdem...
Das hatte mehrere Gründe.
1) Überbelegung
Zunächst einmal muss man sich vor Augen führen, dass das deutsche Lagerwesen - mit dem Überfall auf die Sowjetunion - unter massiver, letztlich chronischer Überlastung litt. Stellvertretend sei hier das STALAG 317 erwähnt. Diese Lagereinheit war 1941 mit einem maximalen Fassungsvermögen von 10.000 Kriegsgefangenen konzipiert und errichtet worden. Schon im Dezember desselben Jahres wiesen die Belegelisten allerdings 20.107 Kriegsgefangenen aus (vgl. Mooslechner, 2011, S. 19). Die Kapazitäten waren also um mehr 100% überschritten worden. Auf jeden Wachsoldaten kamen so mehr als 200 Kriegsgefangene, entgegen der für notwendig erachteten Quote von 1:100.
Die aufgrund der militärischen Lage eingetretenen Gebietsverluste an den Fronten verschärften diese Lage ab 1943 weiter, weil nun zahlreiche Lager evakuiert werden mussten und die Gefangenen vor allem auf die vorhandene Infrastruktur aufgeteilt wurden.
2) Personalmangel
Schon 1942 kam es zu einer Verringerung des Wachpersonals in den deutschen Kriegsgefangenenlagern. Die zur Frontverwendung abkommandierten Landesschützen, ohnehin Truppen von allgemein geringem Kampfwert, konnten nicht adäquat ersetzt werden (vgl. Geck, 2007, S. 212). Bereits zu diesem Zeitpunkt waren nachts nicht mehr alle Türme besetzt und die Suchscheinwerfer daher nur in unregelmäßigen Abständen einsetzbar (vgl. Geck, 1998, S. 68).
3) Qualitätsmangel
Das Wachpersonal war, wie von dir bereits vermutet, nur bedingt qualifiziert. Oftmals befanden sich die Soldaten in einem schlechten körperlichen Zustand (vgl. ebd., S. 67). Die Mehrheit wurde als nicht kriegsverwendungsfähig eingestuft (vgl. Geck, 2007, S. 526). Die Kommandanten vieler KGL waren, nach Urteil des Chefs des Kriegsgefangenenwesens, "in die Heimat abgeschobene Oberstleutnante und Obersten […], [die] an anderer Stelle infolge ihrer geistigen Gebrechen und […] körperlichen Hinfälligkeit nicht mehr einzusetzen [waren]" (zit. n. Geck, 1998, S. 27).
4) Erfindungsreichtum
Die bereits angeführte Flucht aus Sagan mag hierfür stellvertretend stehen. Obwohl die Hollywoodverfilmung sich einiger Freiheiten bedient, verdeutlicht sie doch recht anschaulich, wie kreativ Kriegsgefangene mitunter werden konnten. Ob nun durch einen Tunnel unter der Latrine oder als falscher Wachmann, es gab immer einen Weg: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41120265.html
QuoteDer Fahndungsaufwand war, wie aus den mir vorliegenden Schriftstücken hervorgeht, ganz erheblich.
In der Tat. An den sogenannten Groß- und Kriegsfahndungen nahmen bis zu 650.000 Personen aus Partei- und Reichsdienststellen teil (vgl. ebd., S. 75).
Literatur:
Geck, Stefan: Dulag Luft/Auswertestelle West: Vernehmungslager der Luftwaffe für westalliierte Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 2007
Mooslechner, Michael: Das Kriegsgefangenenlager STALAG XVIII C. "Markt Pongau". Todeslager für sowjetische Soldaten, Geschichte und Hintergründe eines nationalsozialistischen Verbrechens in St. Johann/Pongau während des Zweiten Weltkrieges. Salzburg 2005
MfG
Hallo zusammen!
QuoteDas war doch eine Menge - ist Euch darüber etwas bekannt?
Eine Menge im Verhältnis wozu?
Um das in den Kontext stellen zu können: Aus einer Statistik des Kriegsgefangenenwesens vom September 1942 geht hervor, dass seit Kriegsbeginn insgesamt 1.175 Offiziere und 77.628 Unteroffiziere und Mannschaften aus deutschen Lagereinrichtungen entwichen waren. Bei einem Gewahrsamsbestand von 2.995.788 Unteroffizieren und Mannschafen zuzüglich 97.501 Offizieren zum 1. August 1942 entspricht dies allerdings einer Quote von lediglich 1,2 bzw. 2,6% (vgl. Geck, 1998, S. 67).
Zum Vergleich: Im Ersten Weltkrieg konnten sich von 2.572.000 Kriegsgefangenen noch 107.391 absetzen. Das entspricht einer Fluchtquote von immerhin 4% (vgl. Gruhle, 1961, S. 687).
Literatur:
Geck, Stefan: Das deutsche Kriegsgefangenenwesen 1939-1945, Mainz 1998
Gruhle, Hans Walter: Psychiatrie der Gegenwart: Soziale und angewandte Psychiatrie. Berlin 1961
MfG
Hallo Daniel!
Ganz schön ambitioniert! Da kann ich dir nur viel Erfolg wünschen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Verfassen wissenschaftlicher Artikel ungeheuer zeitaufwendig ist. Von echter Archivarbeit noch gar nicht gesprochen. Diese Leistung dann auch noch unentgeltlich zu erbringen, in einer "Zeitschrift" fern jeglichen Renommees (bitte nicht falsch verstehen), dürfte in der Tat vorwiegend für passionierte Hobby-Historiker infrage kommen (ohne selbige in irgendeiner Form hiermit werten zu wollen). Ich will dich damit übrigens keinesfalls entmutigen, sondern deinen Blick auf Schwierigkeiten lenken, die dir bei diesem Unterfangen begegnen können.
Zum Formalen: Es ist heute üblich den Beiträgen ein Abstract voranzustellen. Wäre also für dich womöglich auch eine Option.
MfG