Posts by Geogod

    Servus Anhalter,

    danke für deine Nachricht, hatte mich vor einiger Zeit schon durch Mr. Richards kompletten Bestand geforstet und da unheimlich viel wertvolles Material gefunden. Ich habe ihn auch angeschrieben, weil er ein Zeitzeuge vor Ort war, aber bisher noch keine Antwort erhalten.

    Das Prozedere hier in Hessen mit sog. "altlastverdächtigen Flächen" ist, dass von Regierungspräsidiumsseite zunächst einmal mit so einer solchen Historischen Nutzungsrecherche Gewissheit erlangt wird, was da potentiell durch die Vornutzungen an Schadstoffen in die Umwelt gelangt sein könnte. Basierend auf diesem Gutachten werden in einem nächsten Schritt erste Voruntersuchungen des Bodens und des Grundwassers vorgenommen, allerdings weiß man jetzt genau, wo gemessen werden soll und auf was aus dem bunten Schadstoffkatalog beprobt werden soll. Dann wird das Ausmaß der Verunreinigung ermittelt und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Wir stehen also noch ganz am Anfang des Prozesses.
    Habe aber schon Hinweise auf ein undichtes unterirdisches Tanklager gefunden sowie die Lage der Betankungsanlage der zivilen Flugplatznutzung nach dem Krieg.
    Gehe mittlerweile nach diversen Hinweisen davon aus, dass sich unter den Tarnnetzen leichte Lager für Flugzeuge oder Equipment befanden. Die Briten gingen in ihrer Luftaufklärung von Bürogebäuden aus :D

    Die massive Bombardierung lässt in der Tat vermuten, dass einiges unkontrolliert/undokumentiert in die Umwelt gelangt ist. Nicht so sehr durch die Sprengmittel an sich, sondern auch eher Mineralöle etc. vom Flugbetrieb, Werkstätten, Heizanlagen...

    Ist ein sehr spannendes Thema!

    Grüße,

    Max

    Moin Chris,

    das ist ja dieselbe Aufnahme, die ich in meinem Ursprungspost hochgeladen hatte. In wie weit soll das zur Beantwortung meiner Fragen hilfreich sein?
    Ich hatte Mr Bruce Richards (den Ersteller der website https://www.qsl.net/wd4ngb/waldau.htm ) schon direkt angeschrieben, weil er in den 60er Jahren in Kassel für die US-Airforce stationiert war, leider bisher noch ohne Antwort.

    Worauf machst du fest, dass dort am Nordrand Flakstellungen sind unter den Tarnnetzen? Ich vermute das auch, mir fehlen aber konkrete Indizien.

    Werk II ist für mich in diesem Falle nicht von Interesse, nur die als Werk III bezeichnete Produktionshalle befand sich auf dem Gelände des früheren Betriebsflugplatzes.

    Grüße,

    Max

    Nachtrag: Liegt jemandem von euch das Buch "Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe" von Karl Ries und Wolfgang Dierich (1993) vor? Vielleicht würde mir jemand einen Scan der Seite mit der dort abgebildeten Planskizze/Abschnittes des Flugplatzes zukommen lassen, nur zur Ansicht (bevor ich dem Steuerzahler 70 € für das ganze Buch bei Amazon in Rechnung stelle ;)) ? Und ja, die Fernleihe von Bibliotheken habe ich schon versucht...

    Hallo zusammen,

    vielen Dank schonmal für die Tipps und Antworten!

    aflubing : Das Industriegebiet ist in der Tat schon lange im Altlastenkataster als "altlastverdächtige Fläche" verzeichnet, es geht jetzt darum, Gewissheit zu erlangen, was genau wo und in welcher Menge in die Umwelt gelangt sein könnte. Da der Auftrag aus dem Umweltamt (Dezernat Grundwasserschutz, Wasserversorgung, Altlasten, Bodenschutz) kommt, gehe ich davon aus, dass sie uns Gutachten welcher Art auch immer nicht vorenthalten. Habe zusätzlich jedoch auf deinen Tipp hin gerade das Umweltamt der Stadt Kassel angeschrieben, ob sie noch was haben.


    mfpb330 : Das Stadtarchiv hat mir Ende letzter Woche bereits wertvolle Informationen zu den Tankvorgängen geliefert. In der Tat scheint es keine unterirdischen Leitungen gegeben zu haben, sondern Tankwagen und sowas wie rollende Ölfässer. Ein 10,000 L Tanklager konnte ich in den Blaupausen lokalisieren und weiß auch wo die Treibstoffvorräte nach dem Krieg gelagert wurden.

    Noch nicht weiter gekommen bin ich bei der militärischen Ausstattung des Flugplatzes:
    - Wo standen und stehen beispielsweise (laut Luftbild) Abwehranlagen wie Flak und Nebelfässer?
    - Wisst ihr was über Löschschäume der Werksfeuerwehren? Es wurde meines Erachtens hauptsächlich mit Proteinschaummitteln gearbeitet und noch nicht mit altlastenrelevanten PFC-Schäumen
    - Bin auf einen Antrag für den Bau eines "Gurtraumes" an den MG-Schießstand gestoßen. Handelt es sich dafür um die Bezeichnung für einen Raum, in dem Munitionsgurte gelagert wurden?

    MfG,
    Max

    Hallo liebes Forum,

    ich habe mich vor allem deswegen hier angemeldet, weil ich so viel wie möglich über die Ausstattung des Flugplatzes Kassel-Waldau erfahren möchte. Auf dem Gebiet ist mittlerweile ein Industriepark entstanden und jetzt möchte das Regierungspräsidium in Kassel von unserem Ingenieurbüro eine Einschätzung basierend auf historischen Quellen darüber haben, wo und in welchem Maße durch die Vornutzung als Militär- und Betriebsflugplatz Schadstoffe in den Untergrund (Boden und Grundwasser) gelangt sein könnten.
    Der Flugplatz war seit 1926 ins Liniennetz der Lufthansa eingebunden und wurde dann bis zum Ende von WKII von den Gerhard-Fieseler-Werken als Produktionsstätte (Werk III) und Betriebsflugplatz genutzt. Hier wurde v.a. der "Fieseler Storch", Fi 156, gebaut. Im Krieg wurde der Flugplatz zum Einsatzhafen 1. Ordnung umgebaut. Nach schweren Bombardements durch Briten und Amerikaner wurde der Flugplatz durch die Amerikaner übernommen und bis 1955 militärisch genutzt.

    Besonders interessieren mich hierbei Lage und Ausstattung der unterirdischen Tankanlagen/-lager, Munitionslager, Spreng-/Brandplätze, dokumentierte Betriebsunfälle, Auflistungen der Schäden durch die Bombardierungen vom 22.07.1940, 28.07.1943, 30.07.1943 und 19.04.1944, Position möglicher Flakstellungen am Nordrand des Geländes, und alles, was ich jetzt vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm habe.

    Besonders wertvoll ist bisher die Seite https://www.qsl.net/wd4ngb/waldau.htm , auf der ein ehemaliger Angehöriger der US-Army, der in den 60er Jahren in Kassel stationiert war, einiges an Luftaufnahmen zusammengetragen hat. Ich habe unten mal ein Bild vom Untersuchungsgebiet eingefügt von dieser Seite, wahrscheinlich kurz nach dem Bombenangriff vom 28.07.1943 aufgenommen.

    Ist davon auszugehen, dass Versorgungsanlagen wie Munitionslager außerhalb dieses Bildausschnitts liegen? Was mag sich wohl unter den Tarnnetzen am Nordrand verbergen, was in der Bildmitte, was könnte im Gebiet unterhalb des "umgedrehten L" (ehemalige Flugzeughalle) gewesen sein, was zerstört wurde? Was steht im großen, hellen Fleck am südlichen Rand des Bildausschnitts für Infrastruktur herum?

    Termine im Stadtarchiv und im Militärarchiv Freiburg habe ich bereits gebucht, ich bin über jeden Tipp dieser Community dankbar!

    Viele Grüße,

    Max