Hallo liebes Forum,
ich habe nach dem Tode meiner Mutter nun noch ein paar Unterlagen von meinem Großvater in ihrem Besitz gefunden. Darunter war auch ein Lebenslauf, welchen er für die Bewerbung 1955 bei der Bundeswehr verfasst hatte. Gut daran ist, dass dieser Lebenslauf von ihm sehr ausführlich geschrieben wurde und da er sich auf eine Stelle bei der Bundeswehr beworben hat seine militärische Ausbildung detailliert aufgeschrieben hatte.
Seine ersten Stationen beim Brückenbau Bataillon 552 waren nach seinen Angaben in Ehingen und Lahr. Von dort (Brückenbau-Bataillon 552) wurde er dann im Januar 1940 wieder nach Friedrichshafen zur ZF abkommandiert. Bereits im März 1940 wurde er von besagter ZF nach Kassel geschickt um dort dann ein Kfz.-Ersatzteillager zu errichten. Mit diesem (Gerätbeschaffungsstelle) ging es dann nach Frankreich (Charleville). Da in dieser Gerätbeschaffungsstelle wohl sehr viele "Spezialisten" der einzelnen Unternehmen beschäftigt waren. Lt. seinen Aufschrieben mussten diese "Spezialisten" alle samt lt. Befehl des OKW bei diesem verbleiben. Der weitere Weg nach Krakau ist ja schon beschrieben, interessant ist hier der Hinweis, dass die militärische Führung erst mit beginn des Russlandfeldzuges den "Spezialisten" das tragen der Uniform vorschrieb. Daher die "schnelle" Beförderung meines Großvaters zum Uffz. Auch von Interesse dürfte der Hinweis von Ihm sein, dass dieses ZEL12 bis zur Auflösung im Februar 1945 das größte Ersatzteillager überhaut gewesen sei. Im August 1944 musste das Lager vor dem Zugriff der Russen zusammengepackt werden und wurde nach Liegnitz verlegt. Hier wurde das Lager dann in der Nacht vom 7./8. Februar "endgültig den Russen überlassen". Hier auch ein schriftlicher Hinweis meines Großvaters, "...ohne dass auch nur das Geringste zerstört werden durfte". Dann schreibt er, dass sie mit 60 LKW (beladen mit Ersatzteilen) sich nach Tagen (war wohl schwierig wegen der Fliegerangriffe und zerstörten Brücken etc.) in Aussig sammelten. Mitte Februar gab es dann den Befehl, ein Lager (ZEL 1) in Lenggries für italienische Fahrzeuge (eine Anmerkung von mir, somit hat mein Großvater meine Frage was das (ital) hinter dem Eintrag im Soldbuches seines Kammeraden bedeutet selber beantwortet) zu errichten.
Mit diesen seinen Ausführungen sind nun einige Lücken und "Unterschiede" zwischen den Aufschrieben/Briefen und Orten meines Großvaters und die des Kammeraden komplett geschlossen worden. Oder anders ausgedrückt, der Weg von Krakau über Liegnitz bis Lenggries wurde von den Kammeraden des ZEL 12 stets gemeinsam begangen.
Auch hat mein Großvater in seinem Lebenslauf beschrieben, dass beim Erscheinen der ersten amerikanischen Panzer in Lenggries ein Teil der Kammeraden (wozu der Vater meines Kontaktes zählte) dann den Heimweg antraten und ein anderer Teil (wie er) sich bei Bauern und/oder im Hinterland versteckten und dann in Kriegsgefangenschaft gingen. Das hat natürlich den Sohn des leider gefallenen Kammeraden sehr gerührt.
Unten angestellt mal der Teil des Lebenslaufes, welcher den militärischen Teil betrifft. Einzig mit den Zeitangaben was die Amis betrifft passt es nicht ganz mit den Entlassungsunterlagen zusammen, hier denke ich, hat er sich um eine Woche vertan... Da lt. Dokumenten der Entlassungstag der 04.07.45 gewesen war. (viel Spaß beim lesen.)
Zitat:
Am 01. April bis 31. Mai 1938 wurde ich zu einem Kurzausbildungslehrgang zum 5. Pionier-Ersatz-Bataillon nach Ulm eingezogen. Wieder zu meiner alten Fa. zurückkehrend wurde ich am 28. August 1939 zum Pionier-Bataillon 552 nach Ehingen und Lahr eingezogen. Auf Befehl des OKW wurde ich im Januar 1940 zu meiner Firma Zurückbeordert und als Gefreiter aus der Wehrmacht entlassen. Im März 1940 erhielt ich von der Zahnradfabrik Friedrichshafen AG den Auftrag in Kassel ein Kfz.-Ersatzteillager zu errichten. Dieses Lager (Gerätbeschaffungsstelle) musste im Mai 1940 auf Befehl des OKW nach Frankreich (Charleville) verlagert werden. Alle von den verschiedensten Kfz.- und Zubehörfirmen und zur Führung der Lager bestimmten abgestellten Speziallisten mussten auf ausdrücklichen Befehl des OKW bei dem Lager bleiben. Wir arbeiteten also für unsere Firmen im Dienste der Wehrmacht. Am 5. Dezember 1940 musste das Lager erneut auf Befehl des OKW nach Polen (Krakau) verlagert werden, wo es dann in ZEL 12 (Zentral-Ersatzteillager 12) umbenannt wurde. Unser Lager war bis Auflösung im Februar 1945 das größte Versorgungs- und Ersatzteillager überhaupt. Ich erhielt von meiner Lagerleitung unter Führung von Oberstleutnant „Österlein“ außer der Führung meines ZF-Lagers den weiteren Auftrag, das gesamte Motorenlager zu verwalten. Außerdem hatte ich die Überwachung der Lager MAN, Henschel und Magirus. Ferner wurde auf meine Anregung die doppelte Karteiführung eingeführt, so dass die Lagerbestände immer unter genauester Kontrolle standen. Im Juli 1941, kurz nach Beginn des Russlandfeldzuges, erhielt unsere Lagerleitung vom OKW des Befehl, das alle Spezialisten der einzelnen Firmen, die bisher in Zivil gearbeitet hatten, die Uniform tragen müssen, an der Tätigkeit der selben änderte sich jedoch nichts. So wurde ich als Gefreiter eingezogen und am 01.11.1941 zum Uffz. Befördert. Im August 1944 musste das Lager, um es vor dem Zugriff der Russen zu retten, abermals nach Liegnitz (Oberschlesien) verlagert werden, wo es dann in der Nacht vom 7./8. Februar 1945 endgültig dem Russen überlassen werden musste, ohne dass auch nur das Geringste zerstört werden durfte. Mit über 60 zu unserem eigenen Kfz.-Park gehörenden LKW, die noch mit Ersatzteilen beladen waren, verließen wir Liegnitz, um uns nach Tagen in Aussig (CSR) wieder zu sammeln. Dort erhielt ich Mitte Februar 1945 erneut den Auftrag, mit einer Abteilung von 25 Mann, darunter einige Spezialisten anderer Firmen, in Lenggries (Oberbayern) ein Ersatzteillager für italienische Fahrzeuge aufzubauen. Nach vielen Überwindungen (Bombenangriffe und zerstörte Bahnlinien) traf ich mit meiner Gruppe Ende Februar 45 in Lenggries ein. Wir hatten bestimmt nicht viel mehr erwartet, aber dass wir ein Chaos eines Kfz.-Lagers in der Heimat vorfinden würden, war der Höhepunkt alles bisher Dagewesenen. Trotzdem machten wir uns an die Arbeit, aber schon nach wenigen Wochen, am Morgen des 7. Mai 1945, trafen dort aus Richtung Bad Tölz kommend die amerikanischen Panzer ein und somit war auch unsere Tätigkeit beendet. Nachdem ein Teil meiner Kammeraden sofort den Heimweg antraten, begab ich mich mit dem Rest zu verschiedenen Bauern in der Nähe, denn ich sah ein Durchkommen in die Heimat für unmöglich. Am Sonntag den 1. Juli 1945 begab ich mich mit meinen Kammeraden in amerikanische Gefangenschaft nach Bad Aibling (Oberbayern). Auch dort gelang es mir durch meine englisch Kenntnisse, alle, die an diesem Tag in die Gefangenschaft und sich in unserem Camp aufhielten, nach 8 Tagen, am 9. Juli 45, zur Entlassung zu bringen. So konnte jeder mit ordentlichen Papieren in die Heimat zurückkehren, soweit sie in der amerikanischen oder englischen Besatzungszone beheimatet waren, oder dort Angehörige hatten.
Zitat Ende.
Liebe Grüße vom Bodensee
Kay