Hallo zusammen!
Meine Oma (*1935) kam aus Emaus bei Neutitschein im Sudetenland, auch wenn das nicht in Bayern liegt, ist es zumindest geografisch auf der Höhe von Nürnberg und Würzburg, weshalb ich es zum Süden des Reichsgebietes zählen würde. Sie erzählte mir, dass ab Herbst 1944 regelmäßig alliierte Maschinen den Himmel bevölkerten und auf alles schossen, dass sich bewegte. Ihr Bruder war bei der Feldarbeit (Der Uropa war als Pionier eingezogen) als auf dem gegenüberliegenden Acker ein alter Bauer mit Ochsengespann von einem Tiefflieger beschossen und getötet wurde, mein Großonkel konnte sich nur durch einen Sprung in den Straßengraben retten.
Auf dem Weg zur Schule wurde meine Oma mehrfach von englischen oder amerikanischen Tieffliegern beschossen (die russischen kannte sie genau, wegen dem roten Stern). Dies schien tatsächilich alle paar Tage der Fall gewesen zu sein. Dies ging solange, bis die sich auf dem Rückzug befindliche Wehrmacht im März 1945 in das Gebiet kam und den "Jabo vom Dienst" mit einer Vierlingsflak vom Himmel holte. Meine Oma erzählte, sie und ihre Freundinnen, hätten den Soldaten an der Flak, die im Waldrand am Weg stand, den die Mädels jeden Tag zur Schule nahmen, aus Dankbarkeit dann Blumen geschenkt.
Abgesehen von den zugegebenermaßen etwas sonderbar klingenden Details der Geschichte, bezweifle ich nicht, dass Tiefflieger massiv Einsätze gegen Personen am Boden flogen. Ob sie sahen, dass diese Zivilisten waren oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich laß einmal, dass die Allierten Piloten recht schnell wieder abgelöst wurden und deshalb versuchten möglichst viele "kills" zu erwerben, um vor ihrer Ablösung in der Rangliste aufzusteigen- ob es stimmt weiß ich jedoch nicht.
Das ganze ist ein Thema dass erst in kürze von der Forschung entdeckt wird. In letzter Zeit beschäftigte sich unter anderem Miriam Gebhardt mit den massenhaften Vergewaltigungen alliierter Soldaten an deutschen Frauen am Ende des Krieges. Siehe: ALs die Soldaten kamen: Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Ein ähnliches Phänomen lässt sich nach Bernd Greiner übrigens für die Hubschrauberpiloten im Vietnamkrieg feststellen.
Ich will damit nicht sagen, dass amerikanische Piloten besonders zu Angriffen auf Zivilisten neigen, im Gegenteil, ich habe großen Respekt vor den US-Streitkräften, aber eine gewisse niedrige Hemmschwelle für den Piloten in der Maschine zur Feuereröffnung auf den Zivilisten am Boden scheint in technisierten Kriegen häufig der Fall zu sein. Dies hat wenig mit der Herkunft des Schützen zu tun, jedoch mit den Rules of Engagement und der Ausgeprägtheit der militärischen Strafverfolgungsbehörden.
Grüße aus Franken,
Georg.