Hallo Justus,
eine sehr interessante Frage, aber auch ein vielschichtiges Thema - fast schon ein Themenkomplex..
(...) Es geht also darum, die Frage zu beantworten, ob anhand der Architektur militärischer oder im weiteren Sinne logistisch relevanter Gebäude eine Kontinuität zwischen Kaiserreich und "drittem Reich" erkennbar wäre. Natürlich hat jede Epoche ihre architektonischen "Moden", aber es ist ja anzunehmen, dass es im Zuge der enormen Aufrüstung Mitte der dreißiger Jahre auch zu einem "Bauboom" militärischer Liegenschaften gekommen ist. Und an dieser Stelle könnte man ggf. an Beispielen belegen, dass man den Stil des Kaiserreiches fortsetzte - oder eben nicht. (...)
Da ich mich schon seit früher Jugend für die zahlreichen Militärbauten in meiner Heimatstadt Ulm interessierte und (sichtbare) Veränderungen aufmerksam beobachtete, in der Zeit als aktiver Soldat in die meisten Liegenschaften kam und auch durch meinen Beruf über viele Jahre mit den Instandhaltungen und Neubauten zu tun hatte, ist mir deine Fragestellung nicht ganz fremd.
In Ulm können wir Militärbauten von der Zeit der Ulmer Bundesfestung ( Mitte des 19. jahrhunderts) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts vergleichen. Aus Zeitgründen kann ich jetzt im Moment nicht die Unterschiede im Detail aufführen, aber es läßt sich jeweils ein deutlicher Unterschied in der architektonischen Gestaltung, der Dimensionierung der Bauten je nach Nutzungsart wie auch die Anordnung innerhalb des Areals (sofern nicht durch topografische Gegebenheiten des Baugeländes schon eine "Abweichung" erforderiich wurde ) erkennen.
Geändert haben sich auch die Nutzungen von einzelnen Bauten / Kasernenbereichen. Etwa in der alten Zeit die Schaffung von Pferdeställen samt den dazugehörigen Einrichtungen etwa zur Futterbevorratung wie aber auch entsprechender "Reithallen" ( eine existiert noch in der "Oberen Donaubastion" ) . Nach Beginn der Motorisierung und daher abzugrenzen mit den zahlreichen Kasernen-Neubauten im Zuge der "Wiederaufrüstung" ab Mitte der Dreißiger Jahre fielen dann meistens die Stallungen etc, weg, dafür waren dann die "KFZ-Hallen beheizt" (Nitzung als Wartungs- und Reparaturgebäude) oder "...unbeheizt" (reine Abstellhallen) für einen Teil des Areals prägend.
In diesem Sinne lassen sich auch noch weitere Themenpunkte herausfiltern, anhanh derer die "typischen" Veränderungen - oder eben Nicht-Veränderungen" darzustellen wären.
Ein interessantes, aber auch durch die regionalen Prägungen sehr vielschichtiges Thema ist dann auch der Baustil, in dem die Kasernen-Bauten ausgeführt wurden. In der Kaiserzeit zumeist sehr verschnörkelt als "aufwändig gestalteter Bau zum "Repräsentatieren", dabei "jeder Kasernenbau anders"... ; in den Dreißiger Jahren dann Übergang zum Bauen nach Einheits-Musterplan: in aller Regel war die architektonische Gestaltung der Bauten zweckorientiert und -standortunabhängig- wurden Gebäude gleicher Nutzung auch nach dem gleichen Einheitsplan errichtet. In aller Regel unterschieden sie sich in architektonischer Sicht dann "nur" noch durch den zugrunde gelegten "Heimatstil", der die bevorzugte Verwendung "heimischer" Baustoffe vorsah. Somit haben wir in der Eifel-Region die entsprechenden Sockelmauern etc. bevorzugt aus Basalt hergestellt, im Westerwaldgebiet auch aus Granitgestein, im Südwesten bevorzugt aus Kalkstein, im Fränkischen bevorzugt aus Sandstein u.s.w. .
Das mal "auf die Schnelle" dazu.
So, jetzt wieder als unfreiwilliger "Hauslehrer" nach den Kindern schauend,
grüßt Dich herzlich
Uwe