Hallo Fritzjakob,
danke für die Fotos vom zerstörten Komen. Auf einem ist noch gerade der Eingang zum Hof meines Elternhauses zu sehen, Der Okuppator leistete damals wirklich die "ganze Arbeit " !
Um 5:00 h morgens am 15.2.1944 kamen zwei Angehörige der Polizei ins Haus und forderten meine Eltern sich innerhalb 15 Minuten auf den Sammelplatz vor dem Bürgerhaus einzufinden.
Nur das Notwendige dürfte mitgenommen werden. Dort waren schon sehr viele verängstigte Menschen und warteten auf weitere Anweisungen der Polizei und des Militärs.Ein Glück für alle war der katholische Pfarrer des Ortes Komen , Viktor Kos der fließend Deutsch sprach. Er war bereits in WK I Kurat an der Isonzo Front.Auf der Frage , was jetzt mit den Menschen geschehen wird, antwortete ihm ein SS -Offizier wörtlich : " Ihr werdet unsere Erde düngen " ! Das ist auch der Titel des Buches das die Erinnerungen der Deportierten über ihre Zeit in der Verbannung in Deutschland beschreibt.
Der Pfarrer Viktor Kos der postum Ehrenbürger des Ortes Komen wurde, und dort auch auf dem Dorffriedhof ruht,beschreibt in diesem Buch seine persönliche Erinnerungen an die Zeit in dem Übergangslager Neumarkt in Oberpfalz, wo er bis zu der Befreiung durch US Armee als Priester und Betreuer für die dort Inhaftierten tätig war. Ganz besonders hob er in seinen Erinnerungen die Rolle des katholischen Pfarrers vom Neumarkt vor, der nach Kräften die Inhaftierten soweit dies möglich war, unterstützte, indem Ihnen durch konspirative Wege und Aktionen Nahrung und Medikamente ins Lager schmuggelte. Der Pfarrer von Neumarkt wurde 1991 von Republik Slowenien wegen seiner Verdienste um die Deportierten Slowenen aus dem Karstgebiet mit dem höchsten Verdienstorden Sloweniens ausgezeichnet..Alle arbeitsfähigen Deportierten wurden aus dem Lager Neumarkt auf die Bauernhöfe, Fabriken und andere Arbeitsstätten in Bayern verteilt.Nur die Kranken und alten Menschen sind dort verblieben und viele starben auch in dem Lager. Gedenktafeln aus Bronze mit den Namen der Deportierten ,die von der Bundeswehr 1958 errichtet wurden ,erinnern an ihren tragischen Schicksal.Viele Deportierten ging bei ihren neuen "Arbeitgebern " gut aber die meisten wurden schlecht behandelt, da der Grund ihre Deportation allgemein bekannt war.
Meine Familie wurde einem Großbauern in Eichstätt zugeteilt und dort wurden wir ,fünf Personen ,zunächst in einen Hühnerstall untergebracht, wechselten aber schon nach kurze Zeit in eine kleine Nebengebäude das sogar beheizt wurde.Auf dem Hof arbeiteten auch Zwangsarbeiter aus Polen und die französischen Kriegsgefangenen. Der Bauer war ein überzeugter Nationalsozialist, behandelte die Leute streng aber gerecht. Es wurde hart gearbeitet, aber die Menschen erhielten eine Entlohnung durch den Arbeitsamt in Weissenburg und auch die Ernährung war ausreichend.
Einige Deportierte unterhielten noch lange nach dem Krieg regelmäßige schriftliche Kontakte zu ihren deutschen " Arbeitgebern " ! Der Inhaber der "Eder Brauerei " in Großostheim bei Aschaffenburg versorgte seine "Ehemaligen " sogar zu Weihnachten mit Paketen mit Lebensmitteln, die damals in alliierten Zone B bei Triest fehlten.
Wie überall gab es damals und es gibt auch heute gute und weniger gute Menschen.
Ganz gleich was heute über die Operation der Partisanen am 2.Februar 1944 bei Komen gesagt und geschrieben wird, diese war für damaliger Zeit, die einzig richtige Antwort auf den Terror des Okuppators an der slowenischen Bevölkerung.Slowenen gingen nicht wie etwa die Juden mit gesenkten Kopf in den Tod , sondern wehrten sich und kämpften mit allen verfügbaren Mitteln gegen die brutalen Unterdrücker. Junge und ältere Leute organisierten sich in den Widerstandsgruppen der Volksbefreiungsfront und tausende starben für die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Volkes.
Wenn man berücksichtigt was die Alliierten des WK I mit slowenischen Küstenland machten, sie gaben diese nämlich den Italienischen " Siegern " die nie imstande waren in 12 Schlachten die Isonzofront der K.u.K Armee zu durchbrechen.Auch damals kämpften und starben , die Slowenen in den Regimenten der K.u.K in der Hoffnung einmal wieder unabhängig und frei zu sein. Ohne
der Volksbefreiungsfront in WK II würde es heute keine Republik Slowenien geben, das darf man mit recht behaupten. Es waren die Partisanen die das Land befreiten und jeder das heute etwas anderes behauptet , spricht nicht die Wahrheit.!!!
Der Preis den die Bevölkerung von Komen und umliegenden Ortschaften für den Sieg über die deutsch/italienische Kolone am 2.2.1944 in Dovce bezahlen musste war hoch, aber in anderen Teilen Sloweniens und des ehemaligen Jugoslawien haben die Menschen nach ähnlichen Aktionen der Volksbefreiungsarmee noch hören Blutzoll bezahlen müssen.Nicht immer wurden die Ortschaften zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert, sondern komplett ausgelöscht, und das ohne Rücksicht auf die Kinder,Frauen und ältere Menschen.Die Verbrechen der 24. SS Division " Karstjäger" oder der 7. freiwilligen Gebirgsdivision " Prinz Eugen " an der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten waren unvorstellbar.Da gibt es wahrhaftig keinen Raum für die "Verherrlichung " diese Einheiten
durch heutige Generation.Die Hinrichtung der italienischen Gefangenen am Ort des Kampfes in Dovce bzw. die Erschießung der Verwundeten des Feindes am gleichem Ort mag nach den heutigen Maßstäben und Gesetzen ein Kriegsverbrechen gewesen sein, damals war das nicht nur ein Racheakt für die Verbrechen des Feindes an der slowenischen Bevölkerung ,sondern auch eine
Notwendigkeit aus Sicherheitsgründen. Das mag man sich jetzt in friedlichen Zeiten kaum vorstellen, aber die Erfahrungen die man am Anfang der Aktivitäten der Volksbefreiungsarmee in anderen teilen Jugoslawien mit freigelassenen feindlichen Soldaten machte, waren in nachhinein dramatisch. Die Soldaten die frei kamen waren später in Kampf gegen die Partisanen wesentlich brutaler und skrupelloser als die anderen Einheiten.Es galt dann die " Regel " die man schon aus biblischen Zeiten kannte. " Auge um Auge, Zahn um Zahn " !
Kriege sind Verbrechen und die, die sie machen,sind Verbrecher. Das gilt für alle Politiker und auch alle Militärs, mit Ausnahme von Menschen die sich wenn nötig auch mit Waffe verteidigen, um die Freiheit, Menschenwürde und ihre Unabhängigkeit nicht zu verlieren. Über eine Million junge Menschen zwischen 15-35 Jahren verloren in dem Volksbefreiungskampf gegen die Deutschen und ihre Verbündeten aus Italien, Rumänien, Bulgarien, den kroatischen Ustasa,serbischen Cetniks,slowenische Domobranen, Russische Truppen des Genearl Wlasov ,Ukrainer u.a. ihre Leben zwischen Juli 1941 und Mai 1945.Der Preis war sehr hoch und das was im Juli 1941 in Serbien unter der Leitung von Josip Broz -Tito mit 400 schlecht bewaffneten und ausgerüsteten Kämpfern begann, endete mit dem Sieg von über eine Million Partisanen in Mai 1945. das ist keine " Glorie " sondern die nackte und gleichzeitig furchterregende Wahrheit aus dem WK II. Ein hohe Offizier der Engländer der mit einer alliierten Militärkommission beim Titos Stab über ein Jahr lang weilte und die Schlacht an des Sutjeska ( Operation Schwarz ) überlebte, sagte nach dem Krieg .
Niemals habe ich Menschen gesehen und erlebt, die mit den geringen militärischen Möglichkeiten unter unvorstellbar schweren Bedingungen, wie Hunger, Krankheiten,ständiger Bewegung, Kampf ,Verfolgungen und Folter, so aufopferungsbereit und so hart kämpften wie diese jugoslawische Völker. Wie sehr mussten sie doch ihre Völker und ihr Land lieben um alles das durchzustehen.
Der ehemaliger Außenminister Jugoslawiens, Spanienkämpfer, Volksheld, Absolvent der Sorbone Universität, Kommandant der ersten proletarischen Division und überzeugter Kommunist, Koca Popovic sagte einmal:
" Die Deutschen verstehen unser Wesen nicht, sie verstehen unsere Überzeugungen unseren Kampf und unsere Armee nicht, aber was sie am wenigstens verstehen, sind unsere Herzen " !
mit den besten Grüßen
neretva