Hallo zusammen,
nach weiterer, privater Recherche hatte ich im Archiv des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums schließlich immerhin einen kleinen Erfolg.
Ich zitiere einen Ausschnitt aus den Aufzeichnungen des damaligen Lehrers Böttger:
" 1945, Ende Januar. Wir wurden vom Kreis verständigt, dass ab Dienstag, dem 2. Februar, die Schule als Marinelazarett beschlagnahmt sei. Die an diesem Tage erscheinenden Matrosen hatten den Befehl, die Schule bis Sonnabend, den 6. Februar, also innerhalb von fünf Tagen, in ein Lazarett zu verwandeln. Die Zeit war knapp, aber die Herren hatten in solchen Dingen schon Übung und pflegten kurzen Prozeß zu machen, wie der Direktor mit Grauen von ihnen vernehm (sic). Aber gutes Zureden und ein Kasten Bier vermochten viel. Also warfen sie unser noch recht neues Mobiliar und unsere Sammlungen nicht kurzerhand auf die Straße, sondern stapelten unter der Anleitung des Direktors Aulagestühl, Bänke, Stühle, Tische, Pulte, Kartenständer und was es sonst noch alles gab, fein säuberlich auf dem Riesenboden auf, über dessen sonst unbenutzbaren weiten Raum man zum ersten male Freude haben konnte, da man sonst nicht gewusst hätte, wohin mit all der Pracht. Das gesamte umfangreiche Sammlungsmaterial konnte in dem großen physikalischen Sammlungsraum, einschließlich des Flügels und der Bilder aus den Klassen und Fluren kunstgerecht und unversehrt verstaut und gerettet werden. Auch das Direktorzimmer, das der Kommandierende Flottenarzt (Anmerkung meinerseits: Es handelte sich hierbei nach meinem Kenntnisstand um Flottenarzt Dr.med. Gerhard Kaull) zu gern für sich gehabt hätte, konnte nach harten Auseinandersetzungen dem Eingriff entzogen werden. Das Lehrerzimmer wurde als Kasino eingerichtet. Im allgemeinen kamen wir also gut weg und konnten fast alles, was in schweren Jahren unter Mühen und Sorgen angeschafft war, für die Zukunft sicher bergen."
Die Aufzeichnungen des späteren Direktors Böttger enthalten zwar keinerlei Informationen zum tatsächlichen Geschehen bezüglich des Lazarettbetriebes, aber ich erachte diese Geschehnisse rund um die Einrichtung als durchaus interessant.
Gruß aus dem Norden
Yannik