Guten Abend zusammen!
Das ist mein erster Beitrag im Forum nach längerer Abstinenz. Ich bin durch vielerlei (auch private) Gründe in den vergangenen Monaten oft nicht einmal mehr zum Mitlesen gekommen. Ich bedauere das sehr.
In diesem Thread ist intensiv über die Frage diskutiert worden, ob das Thema durch seine Ausrichtung und die Gefahren, die es birgt, ins Forum gehört. Heute Abend hat es mich tatsächlich hierher gezogen, um ganz bewusst nachzuschauen, ob es hier Niederschlag gefunden hat.
Ich hatte es mir erhofft.
Als Möglichkeit, in diesen Zeiten, die mich seit Donnerstag immer noch oft genug sprachlos und sorgenvoll hinterlassen, den Austausch zu suchen - mit und unter Menschen, die sich durch ihre Arbeit seit vielen Jahren gegen das Vergessen richten. Die damit in meinen Augen Friedensarbeit leisten.
Die Entscheidung, diese tagespolitische Diskussion in dieser absoluten Ausnahmesituation zuzulassen, war ohne Frage riskant. Wie sehr, das zeigt die Art und Weise, in der die Wogen teils schon wieder hochschlagen... Aber sie war in meinen Augen richtig.
Vor allem - und so möchte ich die Gelegenheit sehen -, wenn der Thread ein Ventil ist, ohne Schuldzuweisungen und Besserwisserei einfach nur Ängste anzubringen und anbringen zu dürfen.
Ich gebe das gerne zu. Ich habe Angst. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich richtig Schiss. Dass die Dinge außer Kontrolle geraten und sich Staatenlenker - egal, auf welcher Seite sie stehen - verrennen. In Drohgebärden, in unversöhnliche Argumentationen, in Ecken, aus denen sie nur noch herauskommen, wenn sie das Äußerste tun, um Stärke zu zeigen und vermeintlich ihr Gesicht zu wahren.
Es macht mich wütend und unfassbar traurig zugleich, dass der Mensch nichts lernt aus seiner Geschichte, dass er sich in seinem Machtstreben und seiner Herrschsucht immer nur über die Interessen der anderen stellt. Und da versuche ich - wie eigentlich immer - beide Seiten zu sehen. Und zu verstehen? Nein, zu verstehen ist das alles nicht!
Die Nato streckt ihre Finger seit Jahren gen Osten aus, um ihre Einfluss-Sphären zu vergrößern - und der Geheimdienst-Präsident mit der schwierigen Persönlichkeitsstruktur, formulieren wir es so, hat irgendwann endlich, gereizt bis aufs Blut, seine ,Legitimation', seine zurechtgezimmerten Großmachtsträume auszuleben.
Und am Ende? Bluten wie immer in der Menschheitsgeschichte ihre Völker! Unschuldige Menschen, die nie wirklich aufeinander schießen wollten und es aus irgendwelchen ihnen auferlegten Vaterlands-Ehre-Schwüren schließlich tun! Auf einmal liegt der ,Schütze Arsch', wie es mein Opa immer zu sagen pflegte, vorne im Dreck, während die Befehlshaber in warmen Betten pennen. Sterben Frauen und Kinder!
DAS kotzt mich richtig an. Dass wir unseren Kindern immer und immer wieder so etwas antun und auferlegen. Dass es uns die Kinder nicht wert sind, auf unsere Herzen zu hören, menschlich zu sein und ein friedliches Zusammenleben zum höchsten Ziel und Gut zu erklären. Dass wir immer und immer wieder das Sterben und elendige Krepieren zulassen.
Für nichts! Für Großmannssüchte und politische Interessen! Für Geld, Einfluss und Kontrolle!
Meine Oma ist Ende Januar 96 geworden. ,Frank, nie hätte ich gedacht, so etwas noch einmal erleben zu müssen', hat sie am Sonntag gesagt.
Mein Großvater, dessen Geschichte mich in dieses Forum geführt hat, dessen Erlebnisse ich aufgeschrieben habe, damit sie bei seinen Urenkeln nicht in Vergessenheit geraten, hatte jedem Krieg abgeschworen - weil er ihn am eigenen Leib ertragen musste.
Kaum sind die Zeitzeugen weg, kaum sterben die letzten, die noch erzählen konnten, geht alles wieder von vorne los. Ich kann das alles nicht begreifen.
Einer seiner Urenkel, mein Jüngster, sechs Jahre alt - ja, sie saugen im Alltag doch viel mehr auf, als wir für möglich halten - hat heute im Wohnzimmer einen ,Bunker' gebaut. Aus zusammengeschobenen Stühlen, Sofakissen und seiner Decke - und er war in großer Sorge, weil das Bauwerk zu klein geworden ist und ich nicht mehr hineingepasst habe...
Ich hoffe inständig, dass die Völker, von denen ich oben schreibe, jeden Tag in noch größerer Zahl auf die Straße gehen (im Osten wie im Westen) und ihren ,Fürsten' machtvoll signalisieren: ,Nein, nicht mit uns! Ohne uns seid Ihr allein mit Euren Kriegsgelüsten!'
Und, ja, ich hoffe genauso inständig, dass die Vernunft siegt und dass sie wissen, was sie tun. Was sie tun müssen, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren.
Nennt es pazifistisches, idealistisches Geschwafel, nennt es naiv, nennt es, wie Ihr wollt! Ich musste irgendwohin mit diesen Gedanken zu später Stunde, weil sie mich wirklich plagen und umtreiben seit Tagen. Ändern werden sie nichts auf der Weltenbühne...
Gute Nacht und viele Grüße!
Frank