Ich kann nichts direkt zum Thema beitragen, spühre aber das Verlangen Euch einen Teil meiner Familiengeschichte zur Kenntnis zu bringen:
Das Ganze macht mich sehr betroffen, mein Vater (leider vor 4 Jahren verstorben) kommt aus Marienburg, geboren in Stuhm (Westpreussen) im Sept 1930.
Er ist Anfang 1945 als 14jähriger von dort geflohen, 2 seiner Brüder waren zu der Zeit im Krieg (haben zum Glück beide überlebt). Er war dann der Älteste von weiteren 4 Geschwistern. Diese 5 + seine Mutter durften per Bahn in Richtung Westen abreisen.
Sein Vater (Kriegsteilnehmer im WK I) war zum Volkssturm eingezogen und hat Marienburg mitverteidigt. Er hat überlebt und auch die Rheinwiesen-Lager überstanden.
Nach Aussage meines Opas hatte mein Vater großes Glück, denn kurz nachdem der Zug mit den Flüchtlingen abgefahren war (sie hatten einen der ersten Züge abbekommen, da es sich um eine kinderreiche Familie handelte), wurden alle Jungen, die als "scheinbar erwachsen" galten zurückgehalten und in den Volkssturm eingegliedert ohne Rücksicht auf ihr wirkliches Lebensalter.
Mein Vater muss als 14jähriger schon deutlich älter ausgesehen haben, sodass mein Opa sicher war, dass auch er nicht um den Kampfeinsatz herumgekommen wäre. Mein Opa hat dann, nach eigen Angaben, noch einige Schulkameraden seiner Kinder fallen sehen.
Wie mein Opa den langen Weg an den Rhein schaffte, weiß ich leider nicht.
Mein Vater erzählte noch, dass er ein weiteres Mal großes Glück hatte als er wenige Stunden vor dem Luftangriff auf Dresden diese Stadt mit dem Zug verließ. Er war von seiner Familie getrennt worden, hat diese aber später wieder gefunden.
Die Flucht führte alle, über Umwege, in die Nähe von Grevesmühlen (Mecklenburg), wo sie als "Neubauern" nach dem Krieg einen Neuanfang begannen.