Quote
Mir ist wer wen "ausgenutzt" hat bekannt. Aber daß derart renomierte Institutionen die Erkenntnisse ad absurdum führten und solch einen Qutsch als höchst wissenschaftlich darstellten ... läßt bei mir eine Welt zusammenbrechen.
Hallo,
mit dieser Aussage zeigst du eigentlich, dass du den Sachverhalt, den du nur wenige Sätze davor ausgeführt hast, nämlich, dass sinngemäß gesprochen Konzepte von Wissenschaftlichkeit einem Wandel unterliegen, nicht verinnerlicht hast. Ansonsten würdest du das Wort "Quatsch" vermeiden.
Die Konzepte und Theorien der Eugenik, in Deutschland "Rassentheorie" genannt, waren in der damaligen "westlichen Welt" akzeptierte, ernst genommene Lehrmeinungen. Und das ist zunächst einmal völlig wertfrei gemeint und auch so zu betrachten. Die Verwerfungen die das nach sich gezogen hat, sind bekannt.
Als "Quatsch" können wir dies heute nur etikettieren, weil man durch die nach 1945 sich immer stärker etablierenden biomedizinischen Laborwissenschaften, hinsichtlich Vererbung, Erbkrankheiten, etc. schlauer geworden ist.
Wir sprechen heute von Humangenetik. Deren erste Vertreter übrigens großteils aus dem Kreise jener stammen, welche sich vor 1945 Rassentheoretiker nannten!
Es fällt auf, dass hier im Forum (und besonders in diesem Thread) , wenn es um Wissenschaftsgeschichte vor allem auch der Biowissenschaften geht, doch meist nur emotional-politisch argumentiert und geschrieben wird, da den allermeisten sowohl wissenschaftstheoretische, als auch wissenschaftshistorische Hintergründe fehlen. Eine echte wissenschaftshistorisch-theoretische Debatte, welche tiefgreifende Kenntnisse historischer Konzepte von Wissenschaftlichkeit voraussetzt habe ich hier zu diesem Thema bisher nicht gesehen. Man muss leider sagen, dass hier der Vorwurf, der sonst nur von den Ewiggestrigen hinsichtlich des "Anlegens heutiger Maßstäbe an damalige Konzepte" vorgetragen wird, hier leider tatsächlich einmal zutrifft!
Die Literatur zur Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts ist uferlos! Man kann nur ermutigen sich hier einzulesen. Es eröffnen sich einem Welten von denen man gar nicht geglaubt hat, dass es sie gibt!
Nur nebenbei: Die Themen Vererbung von Ethnizität und Vererbung von Intelligenz sind zwar in den öffentlich-medialen Diskursen der westlichen Welt politisch völlig unkorrekt, jedoch an den Spitzenuniversitäten dieser Welt mit großem Aufwand und viel Forschung bedachte Themen, welche ganz ernsthaft diskutiert werden. Dies auch Dank der molekulargenetischen Methoden der heutigen Zeit auf einem ganz anderen Niveau. Siehe hier z.B. die Arbeitsgruppe von David Reich an der Harvard Universität.
Beste Grüße
OB