Allgemeines zur gepanzerten Kampfgruppe Panzerkampftruppe
Gepanzerte Kampfgruppen*, auch als Panzerkampftruppen* bezeichnet und nachfolgend so genannt, waren keine „Erfindung“ der Wehrmacht im II. Weltkrieg. Es war eine Weiterentwicklung der Erfahrungen des I. Weltkrieges.
Allerdings wurden diese nicht, wie in den letzten Kriegsjahren des I. Weltkriegs, in die Infanterieregimenter eingegliedert, sondern üblicherweise innerhalb der Panzerdivisionen zusammengestellt. Die Division übergreifende Zusammenstellungen waren möglich und bei Materialmangel zwingend. Außerdem wurde auf höchste Mobilität Wert gelegt um dem modernen Bewegungskrieg zu entsprechen. Die Bewegung ist neben dem Panzerschutz und der Feuerkraft ein wichtiges Element um den Panzer gefechtsklar zu halten. Deshalb ging man 1942 dazu über nur reinrassige Panzerkampftruppen zu bilden. Nun zwang aber weiterer Mangel an Kriegsgerät dazu, dass man diesen Panzerkampftruppen nicht nur voll motorisierte und gepanzerte Kampffahrzeuge zuteilen konnte. Diese waren dann den schnellen Panzerkampftruppen auch in der Geschwindigkeit unterlegen, so dass diese oft angehalten werden mussten um diese Kampfteile heranziehen zu können. Dadurch war oft
a) das Überraschungsmoment verloren
b) Anhalten in (Panzer-) ungünstigem Gelände, z.B. Kusselgelände, Bergrücken usw.
c) durch das Anhalten der Panzerkampfgruppe war diese dem gezielten Feindfeuer ausgesetzt
d) ebenso der feindlichen, taktischen Luftwaffe, sowohl in der Aufklärung, als auch deren Angriffen
e) ging eventuell der Angriffsschwung verloren
f) konnte sich der Gegner auf den Angriff, wenn auch nur kurzfristig, vorbereiten
h) nicht zu unterschätzen ist, dass jeder Halt dazu verleitet irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten, Ölstand prüfen, auszusteigen usw., wodurch die Abfahrt verzögert wird.
i) blieben die nicht mobilen Teile, Versorgung usw. zurück, so drohten ihnen oft schwere Verluste oder gar der Gesamtverlust
Festzuhalten bleibt aber auch, dass Panzerkampfgruppen für Kämpfe in panzerungünstigem Gelände, in sumpfigen Gegenden, ausgedehnten Wäldern, gegen stark befestigte Bunkerlinien, auch stark ausgebaute Feldstellungen, gegen massive Panzersperren, wie mehrreihige Drachenzähne und Höckerhindernisse aus Beton, tiefe und stark verteidigte Panzergräben nicht unbedingt geeignet waren. Hier wardie Infanterie heranzuziehen, besonders bei reinen Verteidigungsaufgaben und zur Hindernisbeseitigung waren die Pioniere besser geeignet. Kleinere Panzerhindernisse stellten für die Panzerkampfgruppen in der Regel kein Problem dar, da auch Panzerpioniere zu den Panzerkampfgruppen zählten.
Dem Kampf in den Städten sollte möglichst ausgewichen werden, war aber oft unvermeidbar. Die Nutzung urbaner Räume war für Panzer wegen den Panzernahbekämpfungswaffen der Infanterie, der engen Verhältnisse ( Wendungen?), der baulichen Hindernisse usw. besonders gefährlich.
Besonderes/ Besonderheiten
Damit die Panzerkampftruppe erfolgreich operieren konnte, war es zwingend geboten, allerdings oft nicht möglich, diese Kampfformation möglichst frühzeitig zusammenzustellen, eventuell sogar gemeinsam zu üben, vor allem mit Aufklärungs – und Erkundungsergebnissen zu versehen und wenn irgend möglich taktische Gefechtsfeldunterstützung zu stellen. Von besonderer Bedeutung war ein eigener Funkkreis innerhalb der Panzerkampftruppe und ein Fliegerverbindungsoffizier. Je nach Lage, Auftrag und Zweck des Einsatzes war ein Artilleriebeobachter beizugeben.
Ausnahmen und Aushilfen waren in der deutschen Wehrmacht, je länger der Krieg dauerte, nahezu täglich notwendig.
Deshalb wurden auch Panzerkampftruppen in der Verteidigung eingesetzt. ****
Zusammensetzung einer Panzerkampfgruppe
„Je nach Ausstattung der Panzerdivision, ein oder zwei Panzerabteilungen, wurden ein oder zwei Panzerkampftruppen je Panzerdivision gebildet, die dann
1 Panzerabteilung, 40 bis 60 Panzer
1 gep. Panzergrenadierbataillon, 50 bis 80 SPW
1 gep. Artillerieabteilung ( 2 Batt. 10,5 cm „Wespe“
1 Batterie „ Hummel“
1 Panzerpionierkompanie
Dazu trat oft noch die Panzeraufklärungsabteilung, eher in der Rolle eines Panzergrenadierbataillons als für Aufklärungszwecke“ ***
Reichliche Funkausstattung
Zusätzlich, je nach Lage, Dauer und Zweck des Einsatzes mobile Versorgungstruppen.
Nach Erfüllung des Kampfauftrages traten die Einsatzkräfte zu ihren Einheiten zurück. Die Panzerkampftruppe war also keine Konstante.
Fazit
Die Panzerkampftruppe war also die geballte, konzentrierte, mobile „Faust“ der Panzerdivision.
„ Die Panzerkamptruppen waren die erfolgreichste Truppeneinteilung und diese Konzentration der vollgepanzerten Kräfte brachte eine Höchstmaß an Beweglichkeit und Feuerkraft. Als harter Kern der Panzerdivisionen wurden mit ihnen Schwerpunkte bei allen Kampfeinsätzen gebildet. Das Ziel, das Guderian angestrebt hatte, nämlich reinrassige Panzerverbände zu schaffen, in denen die Unterstützungswaffen genau so beweglich und gepanzert waren wie die Panzer selbst, nun endlich erreicht. Außerdem konnten sich die Panzergrenadiere mit ihren SPW voll auswirken.“**
Gruß Karl
* Keine offizielle Bezeichnung gem. Kriegsgliederung; jedoch von der Truppe so gehandhabt. Eine organisatorische Neugliederung war nach den Vorschlägen von Senger/Etterlin anzustreben.
** Riemann: „Deutsche Panzergrenadiere“
*** Senger/Etterlin: “ Die Panzergrenadiere“
**** Trettner:“ASMZ Band 128, 1962 Heft 7 und Band 130 1964 Heft 4
Hintergrundwissen aus:
Munzel: „Die deutschen gepanzerten Truppen“
Kissel: „ Panzerschlachten“
MGFA „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“
Pölmann: „ Der Panzer“
Guderian: Achtung Panzer“
Tagungsband ( Neu) Töppel/Kast/ Bergs: „ Achtung Panzer“
u.a.
ERGÄNZUNGEN sind gern gesehen.