Hallo,
nachfolgend Erfahrungen und taktische Hinweise zum Stadtkampf im Angriff. In der Verteidigung wurden die Panzer oft ganz, also die Wanne ohne Turm oder teilweise eingegraben. Bewegliche Panzerverbände wurden dann meist zur Schwerpunktbildung oder zu Gegenangriffen eingesetzt. Der Stadtkampf an sich sollte entsprechend damaliger Vorschiften gemieden und Städte, aber auch Ortschaften umgangen werden, was mit dem geländegängigen Panzer auch meist möglich war.
Die Gründe den Stadtkampf zu meiden sind vielfältig. Nicht nur das lange Rohr der Kanone, die schlechte Sicht aus dem Panzer, die eingeschränkte Beweglichkeit in Häuserschluchten, sondern auch der Kampf, der in der Horizontalen und Vertikalen geführt werden musste. Das Echo des Kampflärms, Querschläger und Abpraller, herabfallende Steine, einstürzende Gebäude, zur Festung ausgebaute Wohnblöcke oder Fabriken übten eine starke moralische Wirkung, insbesondere auf die Angreifer aus, während sich die Verteidiger meist in Deckung befanden. Zudem war der Angreifer meist ortunkundig. Besonders gefürchtet waren Angriffe gegen mittelalterlich befestigte Städte, wie der der Kanadier gegen Jülich.
Sehr bald musste die Wehrmacht feststellen, dass sie dem Stadtkampf nicht ausweichen konnte, denn selbst die Festung Sewastopol musste, im zweiten Anlauf, genommen werden.
Städte waren eben doch als strategisch wichtig anzusehen, deren Besitz unumgänglich war. Städte waren und sind Mittelpunkt der Infrastruktur, beinhalten Nachrichtenzentren, Industrieanlagen und sind für die Bevölkerung des jeweiligen Landes von erheblicher, nicht zuletzt propagandistischer Bedeutung.
Der Angriff bedarf in der Regel einer intensiven Vorbereitung/ Bereitstellung von erheblichen Kräften, Material und Logistik. War der Angriff allgemein nur durch eine starke Überlegenheit der Kräfte als erfolgreich anzusehen, so galt dies in besonderem Maße für den Stadtkampf, der durch den erhöhten Verschleiß von Mensch und Waffe eine mehrfache Überlegenheit erforderte. Nachtangriffe galten als besonders schwierig und verlustreich.
> Aufklärung und Erkundung durch Späh -oder Stoßtrupps, ggf. durch gewaltsame Aufklärung mit dem Zweck die feindliche Verteidigungsfähigkeit festzustellen. Wo sind Schwachpunkte der Verteidigung, wo bietet sich der Angriff mit Panzern oder Sturmgeschützen an, wo ausschließlich Infanterie, unter Beachtung welche mittleren und schweren Waffen mitgeführt werden können, einzusetzen sind.
Wo sind welche Barrikaden und Straßensperren, wo Minen, wo Panzergräben? Wo öffentliche Plätze, Rasen - und Baumbestand? Wie groß ist die Dichte der Bebauung und wo am dichtesten?
Wesentlich, ganz besonders für Panzer, ist die Beschaffung von Stadtplänen, Plänen des Kanalnetzes, öffentlicher Gebäude, mittelalterlicher Stadtmauern usw.
Wo gibt es Beobachtungsstellen für die schwere Artillerie und Stäbe, wo sind Flüsse und Brücken, deren Zustand und Tragfähigkeit, wo Beobachtungsstellen feindlicher VB ( überhöhtes Gleände, Gebäude, ggf. auch Kirchtürme usw.) Luftbildaufklärung ist unerlässlich.
Geschützte Sammelplätze für Evakuierungsmaßnahmen, falls Stadt nicht geräumt, Sammelplätze für Kgf..
> Der Angriffs- und Feuerplan ist hier nur im Rahmen der für die Panzer/Sturmgeschützen erforderlichen Fakten zu behandeln.
Die Panzer haben an dem Vorbereitungsschießen -strurmreif schießen möglichst nicht teilzunehmen, da diese ihren Einbruchsraum freizuschießen haben..
Grundsätzlich galt und gilt: Kein Panzerangriff ohne Infanterie/Grenadiere.
Ausnahme: Panzer in der Verfolgung feindlicher Truppen, um deren "Freie Fahrt durch die Stadt" im unmittelbaren Anschluss, ggf, völlig unerkannt, auszunutzen.
Frontalangriffe durch Panzer sind unzweckmäßig, besser Angriffe in den Flanken/ der Seite der Städte oder gänzliche Umgehung und Angriffe von hinten und dann der Flanken, notfalls Angriff frontal und von hinten. Alle Angriffe nur mit zusätzlich Panzerpionieren um Barrikaden freizuräumen. Hinsichtlich der Kampfweis sei noch erwähnt, dass die Hauptkampfmittel Handgranaten, Granatwerfer, Gewehrgranaten, Panzerfaust, Pak, le,, Infanteriegeschütze, Flammenwerfer, Spreng - und (Signalmunition: Hier sind wir um Artilleriefeuer vorzulegen), sowie Nebeltöpfe (auch um in Keller zu werfen) waren.
Grenadiere sollten möglichst mit gep. Fahrzeugen begleiten, die nach absitzen der Soldaten Feuerunterstützung zu geben haben.
Wettstein: "Die Wehrmacht im Stadtkampf 1939 -1942", S 95. Fallbeispiele 1: "Die Eroberung von Warschau", zitiert aus dem KTB. I./Schützen Regiment12.9.39:
"Im Zusammenhang dem Angriff der 4. Panzer Division zeigte sich deutlich das Fehlen eines gepanzerten Mannschaftstransportfahrzeuges. So müssen die Soldaten des 1./ Schützen Regimenet 12 um den Panzern beim Angriff folgen zu können, ungeschützt und dicht gedrängt auf ihren LKW folgen und erlitten in den ersten Gefechtsminuten hierbei erhebliche Verluste."
a.a.O." Das Regiment trat mit dem I .Bataillon rechts, II. Bataillon links nach Artillerievorbereitung um 09.00 Uhr zum Angriff auf die Stadt ( Novorossijsk) an. Der Widerstand am Stadtrand wurde gebrochen, die Bataillone drangen in die Stadt ein. Der Feind hatte das Stadtgebiet in eine Festung ausgebaut und verteidigte sich in Bunkern, Häusern und hinter Barrikaden. Es entwickelte sich ein erbitterter Kampf, , in dem die Infanteriebataillone von Sturmgeschützen und Pioniersturmtrupps mit Flammenwerfern wirksam unterstützt wurden.*
Gruß Karl
* 125. Infanteriedivision /Ia, KTB 9.9.1942.
( Fortsetzung folgt)
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