Der Verlauf der eigentlichen Kampfhandlungen
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Während die in Aufstellung begriffene Einsatzdivision Woldenberg , welche die Warthe-Übergänge in Landsberg verteidigen sollte , bereits am 2.Tag ihres bestehens zerschlagen wurde ( Reste entkamen nach Küstrin ) schafte es die Kampfgruppe Scherer ( siehe : http://tinyurl.com/yl8ral ) wenigstens punktuell die vorrückenden sowjetischen Truppen aufzuhalten & zu stören während sie sich quasi als "Wandernder Kessel" quer durch die Front Richtung Küstrin durchschlug . Als Konsequenz dieses Durchbruchs im nördlichen Bereich schaffte es die Rote Armee sich Brückenköpfe über die Oder im Raum Kienitz zu erkämpfen . Somit war die Festungsfront nördlicherweis bereits "ausmarschiert" !
Für Generalmajor Kegler hat dies beinahe fatale Konsequenzen , Himmler befahl seine Verurteilung zum Tode , die allerdings in Degradierung zum Gefreiten und "Frontbewährung" umgewandelt wurde , siehe die Ausführungen von Generalmajor a.D. Kegler in der "Wehrwissenschaftlichen Rundschau " :
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Die DivNr.433 , die sich in der Werkgruppe Schill westlich der Stadt Meseritz befand , konnte zunächst den Vorstoß des 8.Gde-Mech-Kps am 29.1.45 im Bereich der Werkgruppe aufhalten , mit der Konsequenz , das Katukow seine Kräfte weiter nach Süden gruppierte um am 30.Januar im Bereich der Werkgruppen York und Gneisenau von Süd-Ost aus nach Westen und Nord-Westen durchzubrechen , womit er auf die SS-Kampfgruppe Ballauf sowie die DivNr.463 trifft . Am selben Tage wurde auch der Kdr. des stellverteretenden Generalkommandos XXI , General der Artillerie Walter Petzel ( siehe : http://tinyurl.com/yedbol ) von Himmler seinens Kommandos enthoben , mit der Führung wurde Oberst i.G. Wolfgang Hassenstein beauftragt ( siehe : http://tinyurl.com/ymj8cm ) . Dieser nahm sich am 31.1.45 bei Koritten das Leben , nachdem ein Antrag auf Rückverlegung der Verteidigungslinie auf Sternberg in seinem Bereich ihm das Todesurteil seitens Himmler einbrachte !
Am 30.1.45 entbrannten schwere Kämpfe , vor allem im Bereich der sowj. Hauptvormasrchstraße von Kalau nach Hochwalde sowie im Bereich südlich Hochwalde bei Liebenau , welchem die Werkgruppe Scharnshorst vorgelagert war . Während die sowj. Memoirenliteratur ( Katukow, M.J.: An der Spitze des Hauptstosses ) das Ganze als "leichten Sieg" beschreibt , gar von einem fast kampflosen Durchbruch beim Hauptstoß nach Hochwalde spricht , konnte ich diesbezüglich im Rahmen meiner bisherigen Recherchen eher feststellen , das es durchaus zu harten Kämpfen kam . Genaueres läßt sich aufgrund der widersprüchlichen Quellenlage nocht nicht eruieren , aber Katukows Darstellung erscheint doch stark "geschönt" . Als herausragendes Beispiel sei hier der Kampf des Panzerwerkes 712 herausgestellt , welches völlig auf sich allein gestellt 2 Wochen aushielt , trotzdessen daß die Rote Armee schwerste Artillerie bis zum Kaliber 20,3cm auffuhr !
Als allerdings der Durchbruch nach Hochwalde geglückt war löste sich die Verteidigung in Einzelkämpfe auf , wobei es so ausschaut , das diverse Gruppen und Grüppchen sich als "Wandernde Kessel" Richtung Oder durchzuschlagen versuchten . Der sowjetische Vorstoß konzentrierte sich auf 2 Wege , einmal über den Truppenübungsplatz Wandern Richtung Zielenzig , zum anderen über die Reichsstraße 167 auf Sternberg ( nördlich davon , in Kemnath , lag der Stab des V.SS-Freiwilligen-Gebirgskorps ) . Derweil stieß die sowj. 33.Armee südlich des Forstes Neu Kunersdorf über Rädnitz und Crossen zuerst entlang der Oder vor um dann nach Nordosten zu schwenken , Richtung Frankfurt/Oder . Bei Pieske kam es zu einem verlustreichem Zusammentreffen der 40.GdePzBrg. mit der ^vorgeworfenen Jagdpanzerkompanie 1551 des Oberleutnant Lützows , dieser kostete anscheinend die Brigade ca. 18 Panzer . Als Generalleutnant Lübbe seine Division zum Rückzug antreten ließ weigerten sich die beiden unterstellten Volkssturmbatallione diesen mitzumachen . Sie verblieben in der Werkgruppe Schill und ergaben sich geschlossen dem 29.MotSchtzKps. Nach der Gefangenahme wurden bis auf 2 Verwundete alle erschossen ( Quelle : BA-MA RH 2/2684 ).Die Durchbrüche der Roten Armee und die dadurch fließeneden motoriesierten Truppen schlossen langsan die DivNr.463 und die SS-Kampfgruppe Ballauf ein . Ebenso wurde der Gefechsstand des stellv.GenKdo. XXI in Niedewitz von Panzertruppen überrollt , während das Personal fliehen konnte fiel der sowj. Panzerspitze wertvolles Kartenmaterial in die Hände . Als aus diesen ersichtlich wurde , das sich die Kampfgruppe Kurmark bereits östlich der Oder befand und sich auf sie zu bewegte . Also wollte man sie umgehen und nicht frontal darauf prallen . Bei dieser Bewegung stieß das nach Nordwesten schwenkende 2.GdePzBtl. in Kemnath auf den Korpsstab des V.-SS-FrwGebKps samt dessen Korpsflakabteilung ( SS-FlaAbt.505 ) , während das 61.MotSchtzKps. grade Sternberg eroberte . Genau in diesem Moment kam auch über Reppen auf der Reichsstraße 167 die Kampfgruppe Kurmark heran . Dieser ließ schnell zum Gegenangriff antreten und drang nach Sternberg ein , haute den Korpsstab raus und hielt die Straße solange offen bis die Nachzügler , Volkssturmmänner , Zivlisten und zahllose Versprengte Richtung Frankfurt/Oder abfließen konnten . Seinen Hauptauftrag , nämlich den Stab des V.SSFrwGebKps "rauszuhauen" hatte er erfüllt und konnte sich so langsam auch in die selbe Richtung zurückziehen . Doch bei Reppen machten sich die Umgehungsversuche der Roten Armee bemerkbar , als überraschend sojetische Panzer bei Kunersdorf gemeldet wurden . Ein erster Gegenangiff blieb liegen , die gegnersichen Kräfte waren viel zu stark . Um nocheinmal Luft zu bekommen wurde für den Morgen des 2.Februar Stuka-Unterstützung angefordert , beim ersten Büchsenlicht sollte möglichst überraschend der Gegenstoß noch einmal gewagt werden . Und dies wurde notwendig , inzwischen war die Kampfgruppe im Bereich Reppen de facto eingekesselt . Während die sowj. Panzer mit Front nach Osten auf den Ausbruch warteten kam die Stukunterstützung im Form der PzJg-Staffel des Oberst Rudel von Westen her anfliegend . Der Überraschungseffekt war durchschlagend , in der durch den Luftangriff herrschenden Verwirrung schafften die PzJg. und StuGs tatsächlich den Durchbruch , ein Flankenangriff von 6 sowj. Panzern wurde von der StuGBttr. des Feldwebels Adam Riedmüller ( siehe auch http://tinyurl.com/v2azn ) abgeschlagen . Damit konnte sich die Kampfgruppe nebst Flüchtlingstrecks und allen "eingesammelten Soldaten" auf Frankfurt/Oder zurückziehen . Die Reste der Divisionen Nr. 433 und 463 wurden dann westlich der Oder in die neuafgestellte Division Raegener ( siehe : http://tinyurl.com/vf2r9 ) eingegliedert .
Alle Versuche die sowjetischen Brückenköpfe über die Oder zu eliminieren schlugen fehl ....
Anmerkungen und Schlußbetrachtung
Eine langefristige Verteidiung der Festungsfront schlug aus mehreren Gründen fehl . Zu einem durch das "Ausmarschieren" seitens der Roten Armee im Norden wie im Süden , zum anderen auch durch den schlichten Mangel an brauchbaren Truppenverbänden sowie der dilettantischen Führung seitens des OB der Heeresgruppe Weichsel , Heinrich Himmler . Seine Führung behinderte die Stäbe mehr als das sie etwas nutze , seine Entscheidungen wie z.B. das Auswechseln der Kdr. der Stellv. Generalkommandos II & XXI im entscheidenden Moment behinderten die Verteidiung im hohen Maße , zu mal fähiges Personal für diese Führungsebene im entscheidenden Zeitabschnitt Mangelware war !
Das Schicksal der Zivilbevölkerung im behandelten Gebiet habe ich bewußt ausgeklammert , dies hätte einfach den Rahmen dieser Ausarbeitung gesprengt .Ebenso habe ich mich Schätzungen zu den Verlusten beider Seiten enthalten , da mir diesbezüglich kein stichhaltiges Material vorliegt . Wollen wir hoffen , daß diese Ereignisse einmal einer genauen militärhistorischen Untersuchung unterworfen werden . Diese Ausarbeitung soll ein kleiner Schritt auf diesem Wege sein , sie bietet einen groben Überblick über die Ereignisse , soweit sie sich anhand der mir zur Verfügung stehenden Quellen darstellen lassen . Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich auf keinen Fall , hierzu gibt es noch zu viele Lücken und sich widersprechende Berichte im bearbeiteten Zeitraum . Von daher ist jede Korrektur und jede Ergänzung herzlichst Willkommen !
Verwendete Quellen
- Erich Murawski Die Eroberung Pommerns durch die Rote Armee 1945
- Ders. Der Wehrkreis II , veröffentlicht in Baltische Studien , Ausgabe 51 von 1965
- Ulrich Saft Krieg im Osten - Das bittere Ende jenseits der Weichsel bis Oder und Neisse
- Theodor Busse Die letzte Schlacht der 9.Armee, veröffentlicht in der WWR 4/Jhg 1955 und die Entgegnung von GM Kegler dazu , abgedruckt in der WWR 7
- Fritz Kohlase Brennendes Oderland Band 3
- Tony LeTissier Durchbruch an der Oder
- Schulze/Zinke/Wegmann Die Generale der Waffen-SS und der Polizei Band 1 & 2
- Perzyk/Miniewicz Die Festungsfront Oder-Warthebogen 1934-1945
- Kurt Burk Die Landesbefestigungen im Osten 1919-1945
- Jerzy Sadowski Die deutsch-polnische Denkschift Festungsfront Oder-Warthebogen
Karten
Landkreis Meseritz :
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Landkreis Sternberg
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Jan-Hendrik