Hallo zusammen,
zum Thema Freiwiligkeit zwei Briefinhalte eines Luftwaffensoldaten, der im April 1944 zur Aufstellung der 5. FJD herangezogen werden sollte. Ich denke die Briefe sprechen für sich.
O. U., den 23.4.1944
Liebe Eltern!
Da ich augenblicklich etwas Zeit habe, will ich euch eben noch einmal schreiben. Meine Briefe aus Dirinon, Rennes und Nantes werdet ihr wohl inzwischen erhalten haben. Wir hatten in Nantes einen ganzen Tag Aufenthalt und abends fuhren wir dann wieder weiter. An der Loire aufwärts kamen wir dann nach Tours und Blois, einer ehemaligen Rekrutenstadt, über Orleans nach [Zahlenkombination vermutlich für Bourges], wo wir in der Nacht zum Samstag dann ankamen. Aber welch eine Enttäuschung, wir kommen aus dem Regen in die Traufe. Hier geht die ganze Sache wieder von neuem los. Hundertmal wird man gefragt, warum man nicht springen will, die Springer-Untauglichkeit wäre nicht so schlimm, es käme nur auf den guten Willen an. Ich bin trotzdem wieder als untauglich geführt worden, und es ist daher anzunehmen, daß wir in Kürze wieder versetzt werden. Macht euch nun mal keine Kopfschmerzen darüber, in dieser Beziehung habe ich einen eisernen Willen, was ich nicht will, das will ich nicht. Mit Gottes Hilfe werde ich wohl hier noch einmal wegkommen. Teilt mir doch bitte einmal mit, ob ihr mir auf die alte Feldpost Nr. schon Geld abgeschickt habt, wenn nicht, dann schickt mir doch bitte 36 Mark hierher.
Mir geht es sonst noch sehr gut, welches ich auch von euch hoffe. An Urlaub ist noch nicht zu denken, erst muß ich wieder bei einer anderen Dienststelle sein.
Meine neue Anschrift ist:
Soldat Werner ...
Feldpost-Nr. L63002 C [FJR 14]
Lg. Pa. Paris
Ich will jetzt schließen, denn es ist mittlerweile dunkel geworden und wir haben kein Licht in unserer Stube, sodaß ich gezwungen bin, die Falle aufzusuchen.
Seid nun noch vielmals gegrüßt und Gott befohlen!
Werner
O. U., den 24.4.1944
Liebe Eltern!
Heute war ein aufregender Tag und darum will ich euch auch sofort noch einmal schreiben. Wir Untauglichen hatten heute morgen Besichtigung durch den Divisions-Kommandeur, einen General mit dem Ritterkreuz. Da könnt ihr euch ja denken, daß wieder alles rund ging. Zuerst wurden wir von ihm begrüßt, und dann hat er uns wieder einmal richtig zur Sau gemacht, wie die Soldaten zu sagen pflegen. Wir wären alle noch jung und sollten uns ja nicht auf den Grund unserer Herzfehler, Plattfüße und sonstigen Verletzungen einbilden, daß wir uns vor der Front drücken könnten. Der kranke Soldat wäre genau so verpflichtet zu kämpfen, wie der gesunde. Er hat dann wieder eine Menge Kameraden herausgezogen, die zum Nachschub der Fallschirmtruppe als Handwerker (Bäcker, Schuster, Kraftfahrer, Mechaniker usw.) eingesetzt werden sollen. Über uns übrige gebliebenen hat er sich nicht öffentlich geäußert. Wir werden wahrscheinlich auch alle noch versetzt, wann und wohin ist uns zwar noch nicht bekannt. Mit Gottes Hilfe werde ich dann schon auf den rechten Weg kommen. ...
Ich bin der Meinung, dass die Freiwilligkeit spätestens mit Aufstellung der 5. FJD verneint werden kann.
daflocki007