Hallo Ju,
ein sehr interessantes Thema.
Ich habe heute zufällig in den NARA-Rollen T315 R932 der 46. Infanterie-Division vom August 1941 eine Verlautbarung mit "Maßnahmen" zum Schutz der Volksdeutschen entdeckt.
Hallo Bernhard,
vielen dank für die tollen Dokumente !
Grüße Ju
mit Barbarossa wurden also Menschen und Volksgruppen befreit,
welche denn?
Wer waren denn die "anderen"? "Auf Kosten" anderer, wer hat welchen Preis bezahlt?
Hallo Thomas,
es wurden Volksgruppen "befreit" , welche unter der Herrschaft der Sowjetunion litten - neben den Deutschstämmigen - als Bsp. die auch später in die Wehrmacht übernommenen Freiwilligen-Verbände, Kosaken, - Turkmenen, Inguschen, Tschetschenen, (diese z.B. begrüßten die WH mit an der Straße auf Stöcken aufgespießten Köpfen von Rotarmisten (das war im Kaukasus) - noch heute ist die Beziehung zwischen Russland und Tschetschenen angespannt) sowie alle moslemischen Minderheiten,- sie alle wurden in der SU benachteiligt - natürlich nicht offiziell - aber das ist jetzt nicht das Thema hier.
Auf Kosten anderer - eben auf Kosten des russischen Zivilbevölkerung welche durch den Krieg natürlich extrem litt -das ist natürlich verständlich - wurden zwangsverpflichtet usw.
Grüße Ju
Hmm,
ich denke, man sollte es sehr differenziert betrachten:
Hallo Frank,
du hast Recht - wer will schon in den Krieg ziehen.
Allerdings hatten viele junge Männer Gründe:
1930: Alles Land und Vieh wird weggenommen und verstaatlicht- und die Felder von denen du schreibst gehören einem nicht mehr. Reiche Familien werden über Nacht arm - denn das Geld ist auch kaum was wert.
1937 und 1938 ist ein großer Teil der männlichen Angehörigen verschleppt und erschossen worden.
Das sind für mich Gründe wütend zu sein besonders als junger Mensch. Man war jahrelang wohlhabend und plötzlich ist man als minderwertig erachtet. Natürlich bildet sich da Hass- das ist rein menschlich.
Das ist aber nur meine Theorie, denn ich habe bisher keinen Überlebenden getroffen, welcher aus diesen deutschen Dörfern stammt und mir erzählt hat warum und mit welcher Einstellung und welchen Gefühlen er den Dienst an der Waffe tat. Falls jemand was dazu hat bitte ich sehr es doch zu teilen.
Ich spreche trotzdem absichtlich von Befreiung - denn es ging den Menschen dadurch wieder viel besser, sie wurden also von dem System welches sie benachteiligte befreit und waren nun in einem System welches aus heutiger Sicht natürlich auch nciht viel besser war, aber für die Menschen damals um Welten besser war als ihr altes Leben. Denn niemand aus den Dörfern welche noch von den Russen deportiert wurden ist freiwillig mitgegangen. Es war Befehl zu erscheinen, wer konnte versteckte sich, da die WH doch schon sehr nahe war wurde nicht viel nach einem gesucht.
Grüße Ju
Hallo,
mit dem Wort Befreiung würde ich höchst vorsichtig umgehen wollen, eigentlich sollte es in diesem Zusammenhang besser nicht benutzt werden.
Die Molotschna-Kolonie wurde im frühen 19. Jahrhundert von Mennoniten (Täufer) gegründet, die als religiöse Minderheit über Jahrhunderte in Deutschland mehr oder weniger verfolgt wurde, zumindest ausgegrenzt. Sie sprachen eine besondere niederdeutsche Mundart. Sie lebten in der Kolonie ihr von der Religion geprägtes gesellschaftliches Eigenleben und genossen im Zarenreich einige Privilegien (zeitweise Befreiung vom Wehrdienst etc.). Die Gemeinden genossen eine relative Autonomie und Selbstverwaltung. Die zaristische Obrigkeit ließ sie weitgehend gewähren. Dies änderte sich in der Sowjetunion, das Regime gab den Takt vor und auch die deutschen Kolonien hatten sich diesem zu unterwerfen. Das führte selbstverständlich zu Problemen. Spätestens mit der Kollektivierung, d.h. der Enteignung der Bauern ab Anfang der 1930iger Jahre, ging es zur Sache. Auflehnung, und da war die Schwelle sehr niedrig, wurde in der Regel mit Arbeitslager bestraft, nicht selten mit Erschießen. Beim herannahen des Kriegs gab es dann große Deportationswellen deutschsprachiger Bevölkerungsteile nach Kasachstan und weiter östlich. Auch die Molotschna-Kolonie war davon betroffen, jedoch beweiten nicht in Gänze (s. anhängende Karte).
Hallo Paul,
anscheinend hast du mir meinen Text nicht ganz durchgelesen, da du viel wiedergibst was ich bereits schrieb, wie die Karte z.B. -aber das macht ja nix.
Ich gebe nur wieder was mir persönlich erzählt wurde und ich aus Zeitzeugenberichten erfahre konnte. Ich möchte hier ganz bestimmt nicht ideologisches oder sonst was in die "rechte" Richtung weisendes Gedankengut etablieren
Die Menschen in diesen Gebieten sahen es als Befreiung an. Punkt. Wie es 70 Jahre später von der Politik gesehen wird oder der Gesellschaft gesehen werden soll - das ist hier eigentlich nicht das Thema, man kann gerne die Überschrift in " Deutschen-stämmige Dörfer (Kolonien) in der Sowjetunion während des Russlandfeldzugs 1941" umbenennen.
Ich denke hier im Forum soll doch gezeigt werden wie es früher war und nicht wie wir es nach 70 Jahren sehen, weil wir es besser wissen.
Meiner Meinung nach verbesserte sich die Lebenssituation der Deutschen eindeutig. So habe ich es auch erzählt bekommen.
Natürlich war es dann nicht Friede , Freude , Eierkuchen. Aber das ist dann klar - in Kasachstan wäre es ihnen nicht besser gegangen.
Naja ich werde es vermeiden erneut von Befreiung zu reden, wenn es nicht erwünscht ist.
Zu den Deportationen. Es gab zunächst eine große Deportationswelle nach Beginn des Russlandfeldzuges. Dabei wurde alles was deutschstämmig war deportiert, man schaffte aufgrund des schnellen Vordringen der WH nicht alle zu deportieren.
Die deutschstämmigen aus den Gebieten der Sowjetunion welche das Glück oder laut der Ansicht einiger das Unglück hatten, von der WH erreicht zu werden, bevor sie nach Kasachstan deportiert werden konnten, bekamen nun große Landstriche zu Bewirtschaftung überlassen (Ukraine ,sollte Kornkammer des Deutschen Reiches werden usw. hat jeder sicherlich mal gehört).
Ab 1943, als die Front stetig immer weiter nach´Westen kam, bildete man Trecks, ähnlich den Treck der Siedler welche um 1800 auswanderten, z.T. wurde auch bahnverladen und ins Warthegau transportiert. Dafür gab es auch abgestellte WH-Einheiten für den Schutz der Trecks.
Die Trecks und Züge wurden oft durch Tiefflieger beschossen, es gab viele Tote durch Krankheiten, Kälte und Feindeinwirkung . z.T. zog man sich parallel mit den WH-Einheiten zurück, so nah war man an der Front. Es wurden laufend die Pferde von WH-Einheiten ausgetauscht, sprich die lahmen Pferde bekamen die Trecks, die gesunden die Soldaten.
Insgesamt gab es drei "Deportationen" (wären die deutschen Siedler in ihren Siedlungen geblieben wären sie wohl erschossen oder zumindest gen Osten deportiert worden ) Aber das zählt ja nicht.
Es gibt mehrere Diplomarbeiten über die Russlanddeutschen, in denen auch darauf eingegangen wird mit genauen Daten.
Grüße Ju
Danke Paul,
so habe ich's gemeint..
Um nun auch die Brücke zu den Opfern zu schlagen:
http://www.mennlex.de/doku.php?id=top:drittes_reich
Gruss Frank
Hallo Frank nochmal,
ja dieser Mann ist mir gut "bekannt" - habe von über ihn gelesen.
Mir ist völlig klar das es auch unter den deutschstämmigen Soldaten aus der Sowjetunion welche gab, die Kriegsverbrechen begangen haben - aber das ist ein zu großes Thema und es hier mit rein zu packen, das wird zu unübersichtlich, ist es jetzt leider schon mit den ganzen Kontroversen über Formulierungen.
Könnte man sich evtl. bitte auf folgende Bereiche beschränken und wenn gewünscht ein weiteres Thema aufzumachen?
Ich suche nun nach Berichten über den Einmarsch/Eroberung dieser deutschen Dörfer durch die Wehrmacht. Genauso über Berichte von Deutschen aus diesen Gebieten in der Wehrmacht und Waffen-SS und ihrem Einsatz - erstmal rein militärische Informationen - Danke
Grüße Ju