Hallo Christian (und andere, die hierbei helfen können),vielen Dank für die präzisen Anfragen!
In der Tat verfüge ich über eine bunte Mischung aus Originalunterlagen, Kopien aus
Archiven und diversen Hinweisen aus der Literatur. Nach wie vor ist mein
Hauptanliegen, den Werdegang meines Verwandten (der Einfachheit halber ab jetzt
„H“) zu rekonstruieren.
Beim Roten Kreuz habe ich noch nicht angefragt, da H den Krieg überlebt hat (1991
gestorben) - @ Christian: Lohnt sich das trotzdem?
Aus meinen Quellen/Unterlagen geht gesichert hervor, dass H in der 1. Komp. vom
Res.Pol.Batl. 33 war (s.u.); das liegt möglicherweise daran, dass er als
„Baltennachumsiedler“ eingebürgert werden sollte; vielleicht aber auch an seinen
Sprachkenntnissen (deutsch, estnisch, bisschen russisch, englisch). Nach meiner
Kenntnis waren in der 1. Komp. auch „Volksdeutsche“ (siehe z.B. http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=38&t=147252
Die Einbürgerung erfolgte aber erst am 29.08.1941 (s.u.).
Nun werde ich meine Quellenlage darstellen, verbunden mit der Bitte an alle,
eventuelle Infos zu den genannten Dienststellen, Daten, Begriffen, Einheiten usw.
gerne mitzuteilen.
Ich hoffe, dass ich mit den Infos meinerseits nützlich sein kann für andere!
Originale (also gesicherte Infos) aus Nachlass und Kopien aus BA (inkl. Berlin
Document Center, Einwandererzentralstelle, Sammlung „Research“, WASt) und
Deutsche Dienststelle:
19.01.1941, „Deutsche Gesandtschaft in Tallinn, Umsiedlungsstelle“ (Eltern und
Bruder von H sind „zur Umsiedlung ins Deutsche Reich vorgemerkt“)
05.06.1941, „Volksdeutsche Mittelstelle Lager VIIIa Werneck“ (H „ist sofort nach
Erfassung durch die Kommission des SS-Oberführers Hintze nach Berlin zur AEG zu
entlassen“) [wer war Hintze?; Hs Vater war bei der AEG, vielleicht Einflussnahme?]
16.07.1941, „Polizeidirektor Frankfurt (Oder), Kommando der Schutzpolizei“,
aufgrund der Notdienstverordnung wird H zur Polizeireserve einberufen
21.07.1941, „Volksdeutsche Mittelstelle Lager VIIIa, Einsatzgau Mainfranken,
Schloss Werneck“, an „Volksdeutsche Mittelstelle, Einsatzgau Mainfranken,
Würzburg, Adolf-Hitler-Str. 24“ („übersende ich Ihnen das Verzeichnis der Freiwilligen
zur Waffen-SS, die sich zur Zeit im Polizei-Schulungslager Frankfurt a/O. befinden“);
hier wird H mit Kenn-Nr. genannt
29.08.1941, „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, Organisation Todt“
an „Fachgruppe Bauwesen e.V. im NS-Bund Deutscher Technik“,
Bewerbungsunterlagen zurück, da „Einsatz deshalb nicht möglich ist, weil [H] z.Zt.
zu einem Polizeireservebataillon eingezogen ist und Freistellungen von der
Wehrmacht [sic!] nicht möglich sind.“ [erneuter Versuch, H vor dem Kriegseinsatz zu
bewahren?]
29.08.1941, diverse Kopien mit gleichem Datum, im Kontext
Einwandererzentralstelle:
Einbürgerungsantrag, „Litzmannstadt, den 29.8.1941“ mit Zusatz
„Frankfurt a/Oder, Polizei Res. Bat. Ostland“, „es erscheint der Umsiedler [H] aus Reval“
[Frage von mir: Lag das Res.Pol.Batl. 33 am 29.8. in L’stadt oder ging das auch per Post???]
Einbürgerungsurkunde, ausgestellt in Litzmannstadt
Anlage mit Vermerk: „Zugezogen Frankfurt a/Oder Polizei Res. Ostland am 3.3.41 von Reval“
Karteikarten mit „Durchschleusungsnummer“, „Umsiedl.-Nr.“ sowie Anmerkungen „Gedient:
1938-40 in Estl. Polizei“, „Beruf: Polizeianwärter“, „Erfaßt durch Kom.Nr. in:
Litzmannstadt, Frankfurt Oder, Pol.Res.Bat. Ostland“ Tag der Durchschl. 29.8.41“,
„Bisherige Beschäftigung: Polizeibatl. Ostland… Art der Beschäftigung: Freiwilliger…, von 16.7.41 bis – „
07.07.1942, „Dienststelle Feldeinheit 47 769 A, O.U., den 7. Juli 1942“ an
„Kommission Sonderzug z.Hd. des SS-Obersturmbannführers Wagner in Lemberg
[gemeint ist der Sonderzug der EWZ], Betr.: Einbürgerung von
Baltennachumsiedlern, Bezug: Dortiges Schreiben 1219/42 N.B.; als Anlage: drei
Aufstellungen über „Baltennachumsiedler“, die 1) vom „Res.Pol.Batl. 33, 1.Komp. zu
anderen Einheiten versetzt oder entlassen worden sind“, die 2) „bereits eingebürgert
sind“, die 3) „in der Liste, der nach Lemberg bestellten Männer nicht enthalten sind“
Unterzeichnet: Braschnevitz/Braschnewitz „Major d.Sch.d.R. und Bataillons-
Kommandeur“ [was bedeutet die Abkürzung?]
Hier taucht H unter 2) auf, „Bereits eingebürgerte Baltennachumsiedler aus der Zahl
der Polizeireservisten des Res.Pol.Batl. 33/1. Komp.“, [die Liste enthält in den mir
vorliegenden Kopien an die 40 Namen, die aber mit Ausnahme H geschwärzt sind]
31.07.1944, Postkarte von H aus Bad Schandau = „Reservelazarett Bad Schandau“, „wahrscheinlich Dienstag auf einen Tag in Berlin“
[kann man bzgl. Reservelazarett noch weitere Nachforschungen anstellen, wann wer
aus welchen Einheiten da war?]
19.04.1945 lt. altem Lebenslauf von H im Rang eines „Zugwachtmeisters“ in
Gefangenschaft geraten
09.07.1945, Kartei der brit. Entlassungsstellen (von „Deutsche Dienststelle“),
„Truppenteil Unternehmen Skorpion West“, Dienstgrad Unteroffizier-Grad,
[…] Tag der Registrierung 09.07.1945“; [Frage: Beruht das auf Angaben des Entlassenen
oder haben die Briten den Truppenteil usw. überprüft?]
So, ansonsten habe ich noch einige Fotos aus dem Nachlass von H, versch.
allgemein zugängliche Quellen wie Klemp („Nicht ermittelt“), Curilla („Die deutsche
Ordnungspolizei…“), Michaelis („Der Einsatz der Ordnungspolizei…“), siehe auch
meine Angaben hier:
https://www.forum-der-wehrmacht.de/thread.php?threadid=22785
Frage an Moderatoren: Wäre es OK, wenn ich mit den obigen Angaben ein neues
Thema eröffne? Mit passenderen Hinweisen wie Biographie-Recherche, Volksdeutsche Mittelstelle, EWZ usw.?
Viele Grüße,
Martin