Ergänzung:
Belgische Militärzüge in Deutschland 1949 bis 2004
Nach Gründung der NATO und der Bundesrepublik Deutschland 1949, fragten die Westalliierten bei den Belgiern an, sie bei der möglichen Verteidigung
des neuen (Westdeutschen) Staates zu unterstützen.
Die Bundesrepublik sollte als „Pufferstaat“ zwischen NATO und Warschauer Pakt (ebenfalls 1949 gegründet) dienen.
Dass Belgien nicht sehr begeistert war, erklärt sich aus zwei Weltkriegen.
Nach diesen gemachten Erfahrungen, herrschte bei der belgischen Bevölkerung ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Nachbarland.
Aber dem belgischen Ministerpräsidenten Spaak war klar, dass im Falle einer Weigerung Belgien die Rolle des „Pufferstaates“ einnehmen würde.
So übernahm Belgien, mehr widerwillig, die Verteidigungsverpflichtung für einen etwa 300 km langen Sektor zwischen Aachen über Kassel weiter zur innerdeutschen Grenze.
Das Land entsandte bis zu 40000 Soldaten in die Bundesrepublik.
Bereits im Mai 1945 unterstützten belgische Soldaten die britische Armee mit der Verlegung ins Münsterland.
Am 13.August 1945 ereignete sich ein Eisenbahnunglück bei Goch: zwei Militärzüge stießen an diesem Tag zusammen;
26 britische und kanadische sowie 19 belgische Soldaten fanden den Tod.
Beide Zugloks waren britische Lokomotiven vom Typ „Austerities“.
Ein weiteres Unglück geschah am 25. November 1951 in Eschweiler bei dem der Heizer ums Leben kam. Zuglok war 01 1089 (Bw Hagen).
Ab 28. August 1946 übernahm Belgien auch die Mitverwaltung in Teilen der britischen
Besatzungszone.
Es entstanden die „Forces Belges d’ Allemagne (FBA) mit Sitz in Lüdenscheid.
Die FBA unterhielt bis zu 165 Standorte.
1948 verlegte das Hauptquartier der FBA nach Bonn; als Bonn Hauptstadt der Bundesrepublik wurde, verließen alle Besatzungstruppen die Stadt.
Die FBA zogen nach Köln-Weiden.
Neben den ca. 40000 Soldaten gehörten auch 25000 Familienangehörige zu der FBA..
Sie Alle hatten Anspruch auf Heimaturlaub, bzw. Heimfahrt.
Für diese Fahrten wurden bereits 1945 eigene Züge angeboten, ab 1946 in zweitägigem Rhythmus..
Für diese, von deutschen Eisenbahnfreunden BU (Belgischer Urlauberzug) genannten Züge, galten von allen 165 Standorten innerhalb eines Tages die belgischen Heimatorte zu erreichen.
Aus diesem Grund waren die Abfahrtszeiten in die Nachtstunden gelegt.
Folgende Militärzüge für die belgische Armee und die Angehörigen fuhren:
Dm 80651: Brüssel Nord – Walkenraedt – Aachen – (Köln West – Wuppertal Hagen –Soest – Kassel
Dm 80652: retour: Kassel – Brüssel Nord
Dm 80655: Brüssel Nord – Walkenraedt – Aachen – (Köln West) – Betzdorf - Siegen
Dm 80654: retour: Siegen – Brüssel Nord
Diese Züge wechselten sich ab.
Die belgischen Militärzüge durften von deutschen Fahrgästen nicht benutzt werden.
Quelle: Eisenbahn Klassik 11 - Winter 2024, Nord Süd Express Verlag