Posts by Mehlsack

    Hallo Nordkanaler,

    ich will etwas weiter ausholen, damit Du ein Bild vom Geschehen rund um den 10.10.44 hast:

    Noch am 5. Oktober 1944 verlief die Front ca. 120 km östlich von Memel.

    An diesem Tag startete die Rote Armee ihre Offensive in Richtung Ostsee und Tilsit, um die Heeresgruppe Nord in Kurland abzuschneiden.

    Wenige deutsche Truppen waren in der Lage, hinhaltenden Widerstand zu leisten (Panzergrenadierdivision Großdeutschland, 7. Panzerdivision), wurden aber nach Blitzkrieg-Manier umgangen.

    Schon am 9. Oktober standen die sowjetischen Truppen vor Gargzdai - 15 km vor Memel - bedrohen also unmittelbar die Hafenstadt.

    Dort wurde gerade rechtzeitig die 58. Infanteriedivision über die Ostsee von Riga kommend ausgeladen, um einen Brückenkopf zu halten, der die zurückgehenden Truppen aufnehmen sollte.

    Im Eilmarsch zogen deren Grenadiere nach Osten, um hastig ausgehobene Stellungen östlich von Memel besetzt.

    Am 9.10. um 13:45 fordert ein Befehl des XXVIII. Armeekorps: „Korps kämpft sich auf die durch 58. I.D. besetzte Linie GargzdaiBaugskorallenKarkelbeck zurück. Diese Linie wird gehalten!

    (Auf der angehängten Karte die Linie in pink).

    Zahlreiche deutsche Truppen standen zu diesem Zeitpunkt noch weit ab von Memel im Nordosten in der Region um Salantai und Darbenai. Es begann nun ein Wettrennen um den Brückenkopf Memel.

    Die Stellung vor Gargzdai war bereits am Abend südlich von roten Truppen umgangen, so dass die Verteidigungslinie nun bei Baugskorallen nach Süden abknickte.

    Am 10. Oktober erfolgten die ersten, heftigen Feindvorstöße gegen die provisorische Verteidigungslinie. Besonders 7 km östlich von Memel kam es zu heftigen Kämpfen, bei denen zahlreiche Einbrüche und Gegenstöße stattfanden. Für das II. Bataillon (auf der Karte blaues Viereck) des Grenadier-Regimentes 154 (58. ID) habe ich in der Gräberkartei für diesen Tag bislang 6 Gefallene gefunden, die – so wie Dein Opa – nach diesen Kämpfen nicht geborgen werden konnten. Wie Du in der Karte siehst, befinden sich in unmittelbarer Nähe 2 Orte mit den gesuchten Anfangsbuchstaben: Grünheide und Baugskorallen. Ich halte es also für wahrscheinlich, dass es die gesuchten Orte sind. Möglich wäre auch, dass er an Kämpfen weiter südlich – bei Buddelkehmen – gefallen ist. Allerdings begannen größere Kampfhandlungen hier erst ab 11.10.44, wenn ich es richtig sehe. Näheren Aufschluss könnte ein Blick in die Gräberkartei der Gefallenen Soldaten bringen. Dazu bräuchte ich aber einen Namen und Geburtsdatum (gerne auch per PN).

    Gruss Frank

    Quellen:

    - Die Einsätze der Panzergrenadierdivision Großdeutschland (Sonderdoku von Helmuth Spaeter)

    - Karte: CAMO_500_12474_442_0255

    Hallo zusammen,

    aktuell recherchiere ich zum Schicksal des Großonkels meiner Frau.

    Durch die Gräberkartei der gefallenen Deutschen sind jetzt die Fakten zu seinem Verbleib bekannt geworden, wodurch ich gerne Näheres zu den Umständen seines Todes erfahren möchte.

    In der Familie hieß es immer, er sei als Flieger im Kaukasus vermisst. Durch den Eintrag beim VDK hatte ich schon vor längerer Zeit recherchiert, dass er in Starotscherkasskaja gefallen und in Bolschoj Log begraben sei.

    Da er auch dort als „Flieger“ aufgeführt ist, war für mich die Familienlegende immer plausibel und ich nahm an, dass er bei einem Absturz/Abschuss ums Leben kam.

    Die Gräberkartei offenbart nun, dass er im infanteristischen Einsatz gefallen ist und wahrscheinlich nie ein Flugzeug von innen gesehen hat. Der Eintrag lautet:

    Josef Schreier (*28.12.1923)

    Gefallen: 06.02.1943 (Infanteriegeschoss, Brust) in Starotscherkasskaja

    EKM: 2631 – 1. / Flieger-Ausbildungs-Regiment 71

    Ersatztruppenteil: Feld-Ersatz-Bataillon der Luftwaffe 4 , Tarnowitz

    Truppenteil: 1. Kompanie, Luftwaffen-Jäger-Regiment 30

    Ich kenne die Einträge zum LW-Feld-Regiment 30 und zur 15. Lw-Feld-Division hier im Forum und im Lexikon der Wehrmacht.

    Ich vermute, dass er als Angehöriger des Jahrganges 1923 im Sommer 1942 einberufen wurde und dann Ende 1942 direkt zur Aufstellung der „Luftwaffen-Felddivision Süd-Ost“ nach Salsk kam. Daher die Legende vom Kaukasus.

    Bei den Kämpfen östlich von Rostow ist er dann bereits am 06. Februar 1943 in Starotscherkasskaja gefallen. Das Grab befindet sich allerdings in Bolschoj Log, dass sich ca. 10 Kilometer weiter nordöstlich befindet.

    Hat jemand noch nähere Informationen zu den Kämpfen im Februar 1943, speziell am 06.02.1943? Ich würde mich über alle Infos sehr freuen.

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    In der Nacht vom 29. zum 30.12.43 erfolgte ein Angriff auf Berlin mit 712 Bombern. Anflug südlich Ruhrgebiet, dann 20 Meilen nördlich von Leipzig nach Berlin. Schlechtes Wetter.

    Gruss Frank

    Quelle: The Bomber Command War Diaries. Hrsg Martin Middelbrook und Chris Everitt.

    Hallo zusammen,

    ich habe gesehen, dass man die Sammlung auch nach Kästchen durchsuchen kann.

    Allerdings erschließt sich mir noch nicht die Systematik des Archives.

    Innerhalb der Kästchen erfolgt offenbar eine alphabetisch fortlaufende Ordnung.

    Allerdings laufen die Kästchen teilweise parallel, so dass man den selben Namen in verschiedenen Kästchen suchen müsste.

    Gibt es eventuell ein Kartei-Index, nach dem man eine bestimmte Person auffinden konnte?

    Kann jemand bitte erklären, nach welchem Prinzip die die Kartei angelegt wurde?

    Ich weiß, dass ich über die Suchfunktion nach indizierten Einträgen suchen kann, aber offenbar ist die Qualität der Indizierung nicht gut.

    Gruß Frank

    Hallo Mauser Kar98k,

    die Erklärung liegt darin, dass eine Kamera nicht das komplette Geschehen der Wirklichkeit aufzeichnet.

    In einer Sekunde macht die Kamera zwar 24 Bilder, aber die Belichtungszeit ist nur 1/48 sek pro Bild (= 0,0208 sek Belichtungszeit).

    24 * 0,0208 = 0,5 Sekunden aufgezeichnete Wirklichkeit pro Sekunde. Die restliche Zeit wird der Film in der Kamera weiter transportiert.

    Das bedeutet, die Kamera "sah" nur jeden zweiten Schuss.

    Du kennst bestimmt den Effekt in Filmen, wo die Räder sich scheinbar rückwärts drehen. Das hat die gleiche Ursache.

    Dem Betrachter fällt das allerdings nicht auf, weil das menschliche Auge träge ist.

    Deine Zahlen beweisen also doch die Schussfolge des MG42. Du musst die Zahlen nur verdoppeln, um zu erfahren, was in Wirklichkeit passiert ist.

    Eine Filmaufnahme zeigt eben nicht die ganze Realität (philosophisch gesprochen).

    Respekt für Deine Skepsis und die Geduld, die einzelnen Schüsse auszuzählen.

    Das sind wichtige Eigenschaften, die ein Historiker mitbringen muss.

    Bleib am Ball und denk dran: Wer nicht fragt, bleibt dumm!

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    ich habe genauere Angaben zu den Kämpfen gefunden, die in Post #7 erwähnt worden sind. Quelle:

    [Major] Kurt Dieckert, [General] Horst Grossmann: Der Kampf um Ostpreußen. Ein authentischer Dokumentarbericht, München 1965.

    Seite 64:

    "Kreisweise bildete man Volkssturm-Bataillone. Das Volkssturm-Ersatz-Bataillon Goldap erhielt z. B. die Nummer 25/235, wobei die erste Nummer den Gau, also Ostpreußen, die zweite das Bataillon bezeichnete.

    Nach Bedarf konnten die einzelnen Einheiten zu Kampfgruppen zusammengezogen werden. Die Führer bis zum Bataillon bestimmte die Partei nach Gutdünken und ohne Rücksicht darauf, ob der Betreffende

    Soldat gewesen war oder nicht. Es kam vor, dass erfahrene Reserveoffiziere nicht führten, sondern junge Parteileute, die von der Führung einer Truppe keine Ahnung hatten.

    Das Goldaper Bataillon, bereits am 17. Oktober aufgestellt, war 400 Mann stark und bestand aus vier Kompanien. Die Führer bestanden hier erfreulicherweise aus Reserveoffizieren. Den Gefechtstross bildeten 25 Wagen mit hauptsächlich polnischen Fahrern. An Waffen hatten die Kompanien russische Gewehre ohne Gewehrriemen, Panzerfäuste und deutsche leichte Maschinengewehre.

    Uniformen, Erkennungsmarken, Verbandpäckchen und Decken wurden nicht ausgegeben, auch kein Schuhzeug, so dass ein Teil Halbschuhe trug."

    Seite 67:

    "Das Goldaper Bataillon [25/235] sicherte am 18. Oktober etwa 9 km nördlich Goldap die Straße nach Großwaltersdorf.

    Eine auch nur einigermaßen sorgfältige Ausbildung hatte bisher an den erhaltenen Waffen nicht stattfinden können.

    Am 21. Oktober [1944] beschoß der Gegner das Bataillon mit Granatwerfern. Das Feuer verstärkte sich noch am 22. Oktober und reichte weit ins Hintergelände. Schmerzliche Verluste traten ein.

    Als der Feinddruck am 23. Oktober immer mehr zunahm, erhielt das Bataillon, das der Wehrmacht unterstellt war, den Befehl, sich nach Westen zurückzuziehen.

    76 Mann hatten die Kompanien durch Tod und Verwundung verloren. Die armen Verwundeten, die den Russen in die Hände fielen, sind sicherlich als Partisanen "liquidiert" worden, da sie keine Uniformen hatten.

    Ein Verbrechen des Gauleiters Koch.

    In der nächsten Zeit erfolgte kein Einsatz. Bessere Waffen, an denen sofort eifrig Ausbildung erfolgte, und auch Uniformen kamen heran, so daß die Männer auch äußerlich Soldaten wurden."

    Gruß Frank

    Hallo Sven,

    In einer Unterstellungsübersicht vom 17.12.1944 findet sich das VS-Btl. Rolle mit dem Zusatz "Memel" (CAMO 500-12474-445-0337).

    Es handelt sich um eines von 2 Btl. aus Memel, die bereits Ende Oktober aufgestellt worden sind.

    Das bestätigt das Telegramm von Gauleiter Koch vom 25.10.1944 (siehe Post #1).

    Das VS-Btl 25/1 alias Grau alias Sudau wurde als VS-Btl. Memel I bezeichnet. Siehe: Volkssturm-Bataillon 25/1 // Volkssturm-Bataillon Grau // Volkssturm-Bataillon Memel I

    Somit ist für das VS-Btl. die Bezeichnung Memel II mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen.

    Die Bezeichnung 25/2 ist zumindest wahrscheinlich.

    Da Memel bereits seit dem 11. Oktober 1944 in schweren Abwehrkämpfen im Brückenkopf verteidigt wurde, kam es hier wahrscheinlich schon vor dem 18. Oktober 1944 zur Aufstellung von VS-Einheiten.

    Gauleiter Koch hatte die ostpreußischen Kreisleiter bereits am 04. Oktober 1944 mit den Volkssturmplänen bekannt gemacht (Seidler. Deutscher Volkssturm, 1999, S.55f).

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    ich halte das Ding für einen mobilen Riesenmixer für ...???

    Mein Bild zeigt die Maschine in Arbeitsposition, wobei der Mixer dann mittig arbeitete.

    Über die unteren Rohre konnten dann verschieden Schläuche angeschlossen werden, um die diversen Zutaten direkt einfüllen zu können.

    Die Schläuche sind wahrscheinlich in dem mittigen Kasten zwischen den Ventileinheiten mit den Handrädern.

    Bleibt nur die Frage, WAS da zusammengemixt wurde?

    Gruß Frank

    Edit: Was wie eine Glasscheibe wirkt, halte ich lediglich für eine Überbelichtung.

    Der Anhänger ist so schräg nicht in Arbeitsposition. Dazu musste er in Waage gebracht werden. Siehe die justierbaren Stützbeine.

    Eventuell gibt es ja ein Bodenventil, um den Bottich zu entleeren?

    Hallo zusammen,

    Das ist der Prototyp der Reichszuckerwattemaschine, die von Prof. Porsche persönlich für den Führer entwickelt wurde. Sie wurde als Sonderanhänger gebaut, um den Gröfaz auch bei Frontbesuchen begleiten zu können. Die Landser liebten des Führers Zuckerwatte...?

    Gruss Frank

    Hallo zusammen,

    hier noch ein paar Ergänzungen:

    Führer:

    SA-Führer Otto Gorny (siehe Kwauka, Nr. 2)

    Stärke:

    13.01.45: 349 Mann (Findbuch 12474: XXVIII. AK, Akte 445, Dokument 378)

    26.02.45: 340 Mann (Findbuch 12466: Armeeabteilung Samland, Akte 165, Dokument 235)

    Einsatz

    - vom 06.02.45 bis 10.02.45 Beteiligung an den Kämpfen gegen die eingeschlossene 91. Garde-Schützendivision im Raum Germau-Thierenberg („Langer Wald“), (Unterstellung: Div. Stab z. b. V. 607). Quelle: Bestand 500 des CAMO; Findbuch 12466, Armee-Abteilung Samland, Akte 165, Dokument 19)

    - ab Mitte Februar 1945 Stellungsbau im Bereich Fischhausen/Pillau, (Unterstellung bis mindestens 26.02.45: Stab 286. ID) Bestand 500 des CAMO; Findbuch 12466: Armee-Abteilung Samland, Akte 165, Dokument 235)

    - ab 17.04.45 Einsatz in Pillau im Rahmen der Flüchtlingsevakuierung über das Pillauer Tief auf die Frische Nehrung. (Quelle: Kwauka, Nr. 5)

    - Ende April 1945 Entlassungsschein/Auflösung. (Quelle: Kwauka, Nr. 5)

    Quellen:

    - Bestand 500 des CAMO; Findbuch 12466: Akten der Armee-Abteilung Samland.

    - Bestand 500 des CAMO; Findbuch 12474: Akten des XXVIII.AK

    - Erinnerungen des KHW-Mannes und VS-Kompanieführers Paul Kwauka, IN: Memeler Dampfboot 2005 (Nr. 1-5) Online: http://memel.klavb.lt

    Link zur Küstenhilfswehr: Was war ein Bereitstellungsschein? Küstenhilfswehr Memel

    Gruß Frank

    Hallo Sven,

    Der Führer-Erlass von A.H. war am 26. September 1944 (siehe Erwähnung im Anhang), als die aliierten Truppen gerade dabei waren Aachen einzukesseln. Zu dem Zeitpunkt fanden auch schon recht viele Vereidigungen von Volkssturmmännern statt, auch wenn diese zum Teil auch erst 4-5 Monate später dann erst zur Aufstellung eines Volkssturm-Bataillons aufgerufen wurden. Das erste Volkssturm-Bataillon muss auch um diese Zeit entstanden sein, wenn dann aber auch nur für Schanzarbeiten oder Evakuierungen.

    bist Du Dir sicher, dass es bereits vor dem 18. Oktober 1944 zu Vereidigungen von Volkssturmeinheiten kam?

    Ich habe nochmal bei Seidler, Deutscher Volkssturm. Das letzte Aufgebot 1944/1945, nachgesehen. Er schreibt:

    "Die ersten Volkssturmmänner wurden am 18.10.1944 in Bartenstein/Ostpreußen von Himmler persönlich vereidigt. [...] Dieser Tag wurde aus propagandistischen Gründen gewählt, weil 131 Jahre vorher die Völkerschlacht von Leipzig zuende gegangen war. [...] Zur Vereidigung des Volkssturms in anderen Teilen des Reiches wurde von der Parteikanzlei in Absprache mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda der 12.11.1944 festgelegt." (Seidler, S.127)

    Die Rede Himmlers vom 18.10.1944 wurde, soweit ich weiß, auch im Reichsrundfunk übertragen, und so erstmals öffentlich bekannt gemacht.

    Der Führererlass über die Bildung des Volkssturmes wurde dann in der Nacht vom 18. zum 19.10.1944 in allen Orten des Deutschen Reiches plakatiert (Seidler, Foto Nr. 10) und erschien erst am 20.10.1944 im Reichsgesetzblatt.

    Am 27.09.44 waren aus dem Führerhauptquartier allerdings bereits die Ausführungsbestimmungen zum Führerbefehl gekommen, worin die Gauleiter aufgefordert wurden, unverzüglich alle waffenfähigen Volksgenossen im Alter von 16 bis 60 Jahren für den Deutschen Volkssturm zu erfassen. Daraufhin erfolgte in der ersten Oktoberhälfte die "[...] listenmäßige Erfassung der Männer. Dazu mussten alle geeigneten Unterlagen, z.B. die Haushaltskartei der NSDAP, die Karteien der Einwohnermeldeämter und der Ernährungsämter ausgewertet werden. Anhand dieser schriftlichen Unterlagen wurden die Männer nach der Verkündung des Volkssturms zu <Erfassungsappellen> aufgerufen." (Seidler, S.96)

    Für Ostpreußen zitiert Seidler einen Befehl vom 02.10.1944 von Gauleiter Koch, der den Volkssturm zur Besetzung und Sicherung der seit Juli 1944 eilig geschanzten Schutzstellungen in Ostpreußen aufrief, obwohl der Führererlass noch gar nicht publiziert war. Dort war durch die sowjetische Offensive vom 05.10.1944 der Handlungsdruck natürlich besonders hoch. Am 10.10.1944 befahl Koch weiterhin, dass die Bataillone der Kreise Heinrichswalde und Tilsit innerhalb von 3 Tagen die "Memel-Stellung" besetzen sollten. Bis zum 18.10.1944 sollte schließlich das erste Aufgebot ("Einsatzbereitschaften") in allen Orten des Gaues Ostpreußen stehen, damit alle Befestigungsanlagen an der Grenze übernommen werden könnten. (Seidler, S. 298)

    Sven, welche Aufstellungen/Vereidigungen von Volkssturmeinheiten vor dem 18.10.1944 sind Dir bekannt?

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    hier noch ein VS-Btl. aus Ostpreußen.

    Bezeichnung:

    Volkssturm-Bataillon 25/4 // Volkssturm-Bataillon Memel II // Volkssturm-Bataillon Rolle

    Die o.g. Einheit wurde fälschlicherweise auch als Vst.-Btl. Roller bezeichnet, jedoch könnte es sich wahrscheinlich um das Vst.-Btl. 25/2 gehandelt haben, ist bis dato noch nicht gesichert

    Aufstellungsort:

    Memel, Mellneraggen, Nidden, Wallehnen im Kreis Memel / Reichsgau Ostpreußen

    Aufstellungszeitpunkt:

    - Oktober 1944

    Einheitsführer:

    - SA-Sturmbannführer Rolle (Königsberg)

    Einsatz:

    - Oktober 1944 Kuhrische Nehrung

    - November 1944 Raum Gumbinnen

    - Einsatz unter der 95. Infanterie-Division im Kampfraum um Cranz bei Königsberg. (Stand 2.2.1945) [3]

    - spätestens ab 03.12.44 bis 02.02.45 auf der Kuhrischen Nehrung bis zur Räumung des Brückenkopfes Memel (Unterstellung: Div. Stab z. b. V. 607).

    - vom 06.02.45 bis 10.02.45 Beteiligung an den Kämpfen gegen die eingeschlossene 91. Garde-Schützendivision im Raum Germau-Thierenberg („Langer Wald“), (Unterstellung: Div. Stab z. b. V. 607).

    - ab Mitte Februar 1945 Stellungsbau im Bereich Fischhausen/Pillau, (Unterstellung bis mindestens 26.02.45: Stab 286. ID)

    "... Die letzten Zivilisten verließen am 7. Oktober die Stadt Memel. Es mögen einige wenige freiwillige zurückgeblieben sein. Nicht evakuiert wurden: Volkssturm, Gendarmerie, Polizei, Zollgrenzschutz und Luftschutzpolizei. [...] Um die Stadt Memel hatten in den vergangenen Wochen zivile Schanzkommandos zwei Stellungen ausgebaut. Aber vorläufig waren keine Kräfte da, um sie zu besetzen. Bedrohlich schallte bereits der Gefechtslärm aus dem Osten herüber. Am 6. Oktober warfen feindliche Flugzeuge die ersten Bomben ab, ohne aber größeren Schaden anzurichten. [...] Der Memeler Volkssturm sicherte den Stadtrand, trotz mangelhafter Ausrüstung und fehlender Ausbildung setzte er sich bewunderswerter Haltung für die Verteidigung Memels ein. Eifrig wurde geschanzt. Einzelne Einheiten, die sich durch den Feind durchgeschlagen hatten, erreichten die Stadt und verstärkten die Abwehrlinie. [...] Die Nacht zum 10. Oktober hatten die Truppen fleißig benützt, um ihre Stellungen vor Memel zu verbessern und sich auf die erwartete Offensive der Russen gegen die "Festung" vorzubereiten. Mit Hellwerden begann dann auch der erste russische Großangriff mit einem gewaltigen Vorbereitunsgfeuer aller Kaliber. auf die vordere Stellung und den Stadtrand. Dort stand der Volkssturm, der in guter Haltung dieses schwere Feuer über sich ergehen ließ. ... " 2

    Gliederung:

    3 Kompanien, (+ 1 schwerer Zug auf der Kuhrischen Nehrung bis Ende Januar 1945, 2-cm-Geschütze?)

    Verbleib:

    Wahrscheinlich Pillau

    Stärke:

    23.12.44: 327 Mann

    13.01.45: 337 Mann

    26.02.45: 222 Mann

    Quellen:

    • Bestand 500 des CAMO; Findbuch 12466: Akten der Armee-Abteilung Samland. Findbuch 12474: Akten des XXVIII.AK
    • Buch: "Der Kampf um Ostpreußen" von Dieckert/Großmann 2
    • Akte 448. Unterlagen der Ia-Abteilung des
      Generalkommandos des XXVIII. Armeekorps: Fernschreiben, Korpsbefehle, Tagesmeldungen, Meldungen der unterstellten Verbände, Gefechtsberichte, Zustandsberichte, Lagekarten, Befehle des PzAOK 3 u.a. (Deutsch-Russisches-Projekt) [3]
    • VBL, Band VA 447
    • Lagekarten der HGr. Weichsel
    • Sachregister zum Leitverzeichnis Offene Einheiten

    Sonstiges:

    Am 25.10.44 schickte Gauleiter Koch ein Telegramm an Reichsleiter Bormann. Zu Memel findet sich darin folgendes:

    „24.10.1944 [..] im brückenkopf memel ist der Volkssturm in staerke eines bataillons [ = 25/1 Memel I] zur sicherung der schanzarbeiten eingesetzt, sowie mit sicherungsaufgaben im rueckwartigen gebiet und zur durchfuehrung der raeumung eingesetzt.
    auf der kurischen nehrung sicherte ein volkssturmbatl. [ = VS-Btl. Rolle, Memel II] zur kueste hin. nach eintreffen ausreichender wehrmachtseinheiten wurde das batl. abgezogen und wird nunmehr im raume gumbinnen eingesetzt. […]“ (Seidler, Deutscher Volkssturm, S. 327)

    Ein Angehöriger des VS-Btl Gorny erinnert sich an eine Begegnung mit dem VS-Btl. Rolle im Januar 1945 auf der Kuhrischen Nehrung:

    „[In Preil] …traf ich ein Memeler Volkssturmbataillon mit vielen Memeler Bekannten unter Führung eines Königsberger SA-Sturmbannführers, den ich gut kannte. Dieses Bataillon [ = Btl. Rolle] war in Ostpreußen eingesetzt gewesen, hatte dort die Gelegenheit wahrgenommen und sich reichlich zu essen in Form von eingepökeltem Schweinefleisch und zu trinken in Gestalt eines noch halbvollen Branntweinfasses mitgenommen. Davon bekam ich sogar eine Flasche mit. Aber eingekleidet waren die Herren des Bataillonsstabes! Alle hatten sie mächtige Pelzmützen auf, obgleich der Frost noch gar nicht stark war, Pelzjacken, Muffs und Pelzstiefel, alles was schön warm war. Die Männer in den Stellungen waren längst nicht so für den Winter ausgerüstet.“ (Paul Kwauka: Kriegsende auf der Nehrung (2) IN: Memeler Dampfboot. Die Heimatzeitung aller Memelländer, Nummer 2 (2005))

    Gruß Frank

    Edit: Ergänzungen eingefügt / hinzugefügt / Link eingearbeitet (Sven30)

    Edit: Ergänzungen eingefügt (B-Ernst)

    Hallo Reinhard,

    Danke für Deine Mithilfe. Ich hatte das Dokument allerdings oben in #3 schon gepostet. Doppelt hält besser...

    Mit der Übernahme der KHW in den Volkssturm Ende 1944 wurde Hauptmann Hartung bald ersetzt durch einen SA-Führer: Otto Gorny.

    Quelle: Erinnerungen des KHW-Mannes Paul Kwauka: Kriegsende auf der Nehrung (2). In: Memeler Dampfboot. Die Heimatzeitung aller Memelländer, Ausgabe Nr. 2 (2005).

    Ab Anfang 1945 erscheint das VS-Bataillon Hartung deshalb als Volkssturm-Btl. Gorny.

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    tatsächlich ist das VS-Btl. Grau identisch mit dem VS-Btl. Memel I.

    Vollständiger Name des Kreisleites: Kurt Grau.

    Ich hänge mal eine Übersicht an, in der alle im Bereich des XXVIII. AK (Brückenkopf Memel und Nehrung) aufgetretenen VS-Btl. auftauchen.

    Daraus geht hervor, dass das Bataillon Grau ab spätestens Anfang 1945 von Regierungsrat Sudau geführt wurde, dann auch mit der Nummerierung 25/1.

    Dieses VS-Btl. 25/1 (Sudau, Ex-Grau) verblieb bis zur Räumung des Brückenkopfes Memel im Stadtgebiet.

    Abtransport bald nach dem 23. Januar 1945, wahrscheinlich im Seetransport nach Pillau. Siehe dazu CAMO 500-12474-448-016 und 025.

    Danach wahrscheinlich im Samland.

    Es findet sich eine kurzzeitige Unterstellungen bei der 95. ID (2. Februar 1945) - CAMO 500-12474-448-121

    und anschließend beim Div. Stab z. b. V. 607 (6. Februar 1945) - CAMO 500-12474-448-157.

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    spätestens ab 19. November 1944 taucht das VS-Btl. Schulz(e) auf den Lagekarten des Div.-Stab z. b. V. 607 auf der Kuhrischen Nehrung bei Rossitten auf. (CAMO 500-12474-445-025).

    Dort mit der Eintragung "Obersturmbannführer Schulze". Sicherlich ein SA-Führer (in den späteren Dokumenten als Schulz).

    Auf der Unterstellungsübersicht zum Div.-Stab z. b. V. 607 vom 17. Dezember 1944 mit dem Zusatz "Samland". (CAMO 500-12474-445-189)

    Stärke (20.01.45): 506 (CAMO 500-12474-445-581)

    Ab 2.2.1945 erfolgte - in Rahmen der Räumung des Brückenkopfes Memel - der Abzug von der Nehrung in Richtung Samland. (Karte CAMO 500-12474-448-123)

    Bis mindestens 6. Februar 1945 unterstellt dem Div.-Stab z. b. V. 607 (CAMO 500-12474-448-157).

    Gruß Frank

    Hallo zusammen,

    bei Hans Kissel, Der Deutsche Volkssturm 1944/1945, findet sich der Abdruck eines Plakates mit folgendem Inhalt:

    "Sämtliche Männer zwischen 15 und 60 Jahren, die vom Osteinsatz zurückgekehrt sind

    und diejenigen, die in den Betrieben nicht dringend gebraucht werden, haben sich

    binnen 24 Stunden zwecks Vermeidung von Weiterungen bei der Einsatzstelle der NSDAP,

    Memel, Willy-Bertuleit-Straße 1, zu melden.


    Memel, den 10. August 1944

    Der Kreisleiter"

    Ich vermute nun, dass dieser Aufruf die organisatorische Grundlage für die Bildung der Küstenhilfswehr Memel (KHW) gewesen ist.

    Ob der Kreisleiter Kurt Grau hier in kompletter Eigeninitiative oder in Rücksprache mit Gauleiter Erich Koch gehandelt hat, ist bislang unklar.

    Thilo: Tatsächlich ging es hier wohl darum, eine Art Landwacht zu schaffen für Bewachungs- und Sicherungsaufgaben. Danke für den Hinweis.

    Seit Ende Juli wurde ja die Bevölkerung aus dem Memelland teilweise evakuiert, so dass die öffentliche Ordnung gefährdet schien (Partisanen, Plünderungen, etc.).

    Mit "Osteinsatz" waren mit Sicherheit die Schanzarbeiten u.a. zum Bau der Memel-Schutzstellung gemeint, die am 16.07.44 von Gauleiter Koch befohlen worden waren.

    Es handelte sich jedenfalls NICHT um eine Einheit des Volkssturms, da selbst die ersten Entwürfe zu dessen Bildung erst über einen Monat später in Berlin entstanden sind.

    Möglicherweise hatte sich der Kreisleiter deshalb vom Seekommandanten im Abschnitt Memel den Bereitstellungsschein ausstellen lassen, um der Mobilisierung der KHW eine gewisse rechtliche Grundlage zu verschaffen.

    Man findet immer wieder Berichte über den Einsatz des Volkssturms in Memel bei den Kämpfen gegen die vorrückenden Sowjeteinheiten ab dem 11.10.1944.

    Tatsächlich wird es sich hier wohl eher um Einheiten der KHW gehandelt haben, die vom plötzlichen Vormarsch der Roten Armee überrascht worden sind.

    Die örtlichen Wehrmachtsführer haben die KHW jedenfalls - in realistischer Einschätzung ihres Kampfwertes - direkt aus der Kampfzone herausgezogen und auf die Kuhrische Nehrung verlegt.

    Die KHW Memel bestand später parallel zu den Einheiten des Volkssturms und wurde erst im Dezember 1944 in diesen überführt (siehe oben).

    Die Einheit war in 3 Kompanien gegliedert und hatte am 9.11.1944 eine Stärke von 470 Mann (15 Offz., 98 Uffz., 357 Mannschaften). Quelle: CAMO 500_12474_446_0301

    Als Bataillonskommandeur wird ein Hauptmann Hartung angegeben. (Siehe Karte unter CAMO 500_12474_446_0128)

    Gruß Frank

    Edit: Rechtschreibung