Hallo,
Den Begriff der Überraschung sucht man in der „Bibel“ der deutschen Truppenführung, der H.Dv. 300 „Truppenführung“ vergebens. Allerdings kann man, so man will, das Überraschungsmoment zum Zwecke der Ausnutzung als Vorteil vor, in oder während einer Schlacht dennoch dort ausfindig machen, denn die Verschleierung, dort auf S. 97, Ziffer 261 bis S. 100 zu finden, beinhaltet das Überraschungsmoment, denn was ist die Verschleierung, heute eher Tarnung, anderes, als den Gegner durch Vorspiegelung falscher Tatsachen und Umstände letztlich durch Täuschung zu überraschen.
Generalleutnant Waldemar Erfurth schrieb dazu in dem Buch: „ Die Überraschung im Kriege“ in der Einleitung folgendes:
„ Das Vernichtungsprinzip als Grundgesetz des Krieges ist eng verknüpft mit der Überraschung des Gegners.
Es ist ein Gesetz, so alt wie der Krieg überhaupt, dass die Überraschung des Feindes ein besonders wirksames Mittel ist, um einen großen Erfolg zu erringen.
Ein überblick über die Kriegsgeschichte aller Zeiten lässt erkennen, dass trotz aller taktischen und strategischen Verschiedenheiten im Laufe der Zeit eigentlich alle entscheidenden Siege in der Geschichte der Menschheit an die Überraschung des Feindes geknüpft sind.
Die große Bedeutung, die der Überraschung zukommt, ist von Clausewitz durch die Worte gekennzeichnet:
„Die Überraschung liegt mehr oder weniger allen Unternehmungen zugrunde.“
Doch weißt Clausewitz bereits darauf hin, das die Überraschung in der Taktik viel mehr zu Hause sei als in der Strategie, und dass sie umso schwieriger werde, je höher hinauf die Maßregeln der Kriegsführung gegen das Gebiet der Politik liegen.
Unter heutigen Maßstäben betrachtet, müssen wir zugestehen, dass modernen Überwachungspraktiken, insbesondere aus der Luft, weniger durch die Erdaufklärung, die Ausnutzung des Überraschungsmoments schwierig bis unmöglich macht.
Dafür ermöglicht die Motorisierung und Luftbeweglichkeit überraschende Aktionen im taktischen Rahmen.
Beispiel: Deutsche Luftlandung auf Kreta (Unternehmen Merkur) am 20.5. 1941
Dennoch, besser eine Verschleierung/Tarnung, als nichts gegen die Aufklärung des Gegners zu tun, deshalb werden Tarnmaßnahmen auch heute noch angewendet. (Diese Abhandlung bezieht sich auf den Zeitraum bis 1945, weswegen elektronische Tarn – und Täuschungsmaßnahmen unerwähnt bleiben).
Um den Bezug zur Zeit des II,. Weltkrieges herzustellen, seine hier nur zwei Beispiele mit Überraschungseffekt erwähnt.
Das bedeutendste dürfte der
- Überfall auf die Sowjetunion ohne Kriegserklärung am 22. Juni 1941 – Unternehmen „ Barbarossa“ sein.
- Der Einsatz des T 34 durch die Rote Armee.
Dies, eine Überraschung von strategischer Bedeutung.
Diese, eine Überraschung von taktischer Bedeutung, geht knapp an einer strategischen Bedeutung/Auswirkung vorbei.
„Die Maßregeln der Kriegsführung gegen das Gebiet der Politik liegen“ ( Clausewitz)
Die kann zum Beispiel durch vorhergehende Gespräche, auch diplomatischer Natur, den geplanten militärischen Operationen durch Unvorsichtigkeit oder großspuriger Ankündigung zuwiderlaufen und so die Überraschung unmöglich machen.
Nun stellt sich die Frage, warum die Überraschung im taktischen Bereich einfacher zu erreichen ist.
Dazu gibt es viele Erklärungsmöglichkeiten und Beispiele, vereinfacht dargestellt: Je kleiner der Truppenkörper, desto weniger ist seine Enttarnung bzw. Entschleierung möglich und dadurch eine Überraschung leichter möglich.
Beispiel: Ein Kastenwald kann eine begrenzte Anzahl Einheiten der Sicht des Gegners entziehen, aber keinen größeren Truppenkörper verdecken.
Soweit aus meiner Sicht der Dinge.
Vielleicht möchte ein Leser hier weitere Beispiele aus dem II. Weltkrieg einstellen?
Gruß Karl