Tasche für Gasmasken-Ersatzfilter

  • Hallo Forum,

    weiß jemand, wer diese kleinen Taschen für Ersatz-/Reservefilter für die Gasmaske (ein Filter in der Tasche) geführt hat?

    Rückseitig befindet sich meist eine Schlaufe, was für mich eine Tragung am Koppel nahelegt. Ich habe auf zeitgenössischen Fotos jedenfalls noch nie eine dieser Taschen in Tragung / im Einsatz gesehen.

    Stellvertretend für verschiedene Varianten:

    https://www.weitze.net/militaria/11/W…ke__435711.html

    Ich bin für jede Information dankbar !

    Grüße Pitt

  • Hallo Pitt,

    direkt kann ich leider nichts dazu sagen, vom behördlichen Luftschutz, etc. kenne ich es nicht. Evtl. also vom Selbstschutz.

    Ziemlich ähnliche Taschen gab es aber im LSHD und THW im kalten Krieg, davon hab ich noch einige.

    VG

    THWler

    Auf der Suche nach Informationen und Relikten der Technischen Nothilfe (TN), den Technischen Truppen (Technische Abteilungen und Bataillone) und dem Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD)-/Luftschutz (LS)-Abteilungen/Luftschutzpolizei.

  • Hallo,

    von der Form her würde ich sagen, die Tasche gehört zum flachen Filter der Volksgasmaske.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    Danke euch beiden für eure Antworten !

    Da ich noch nie ein Originalfoto eines deutschen Soldaten aus dem WKII mit dieser Tasche gesehen habe, würde ich auch in Frage stellen, ob sie (zumindest beim Heer) überhaupt militärisch geführt wurden. Ich habe diese Taschen dies betreffend auch im Standardwerk Angolia/Schlicht nicht erwähnt gefunden. Auch hat man ja spätestens ab der zweiten Kriegshälfte nicht mehr ernstlich mit militärischen Gasangriffen gerechnet, warum dann also einen zusätzlichen Filter ? Einen militärischen Einsatzbereich sähe ich allenfalls bei der Marine, dort auch nur bei den Besatzungen der Kasemattgeschütze (an Bord / an Land). Die Rauchentwicklung im Feuerkampf könnten einen Reservefilter am Mann rechtfertigen (?) Auch da kenne ich aber keine Originalfotos.

    Glaube daher, dass ihr richtig liegen könntet und einige wohl eher dem zivilen / halbmilitärischen Bereich zuzuordnen sein könnte. Wobei: die Tasche hat eine Codierung. War zivile / halbmilitärische Ausrüstung nicht uncodiert? Allenfalls RL-Nummer etc.

    Grüße Pitt

  • Hallo Pitt,

    Die Aussage, in der späten Kriegsphase habe man nicht mehr ernsthaft mit Kampfstoffeinsatz gerechnet, ist so nicht haltbar. Das abgebildete Objekt ist ja schon ein Indiz für das Gegenteil. Nachdem Hitler Karl Brandt 1944 (?) zu Beauftragten für Gasschutz Angelegenheiten gemacht hatte, wurde der Gasschutz für die Zivilbevölkerung nochmals forciert. Hitler und Churchill fassten eigene Kampfstoffangriffe noch 1945 ernsthaft ins Auge. Andererseits wurde mangels Material und Industriekapazität beim zivilen Schutzraumbau zunehmend auf Schutzlüftungsanlagen verzichtet.

    Ein zusätzlicher Gasmaskenfilter scheint mir für Kräfte des zivilen Luftschutzes (F. u. E.-Bereitschaften des SHD), aber auch für Entgiftungstrupps der Wehrmacht (einschl. Luftschutztruppe) sehr sinnvoll, um deren Einsatzdauer zu erhöhen (und doch weniger aufwendig und teuer als ein Heeresatmer) . Da sie nie zu einem Einsatz kamen, wurden derlei Ausrüstungen nur bei Ausbildung und Übung verwendet, und aus solchen speziellen Kontexten ist es nunmal schwer, Bilder zu finden. Auch gibt es Ausrüstungen, die (noch!) vollkommen unbekannt sind; in solch speziellen Ausrüstungsstücken versagt Schlicht/Angolia oft). Mein Bruder erarbeitet gerade die Geschichte der Entwicklung der Gasschutzmittel 1918-1945 und hat da leidvolle und spannende Erfahrungen gemacht. Und manchmal geht das auch ins Geld...

    Die abgebildete Tasche stammt, wenn sie ein zeitgenössisches Original ist, aus Wehrmachtsbeständen. Zivile Luftschutzausrüstungen waren nicht kodiert, sondern besaßen allenfalls eine Zulassungsnummer der Reichsanstalt für Luftschutz.

    Gruß, Thomas!

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Moin zusammen,

    solche Taschen für einen Ersatzfilter gab es bereits im 1.WK.

    Diese sieht man ebenfalls sehr! selten auf Fotos.

    Ich such später mal was genaueres dazu raus.

    Gruß

    Wolfgang

    edit:

    PS: hier schon mal ein Foto aus einem Museum

    Ersatzfilter.jpg

  • Hallo,

    Vielen Dank für die weiteren Antworten !

    Besonderer Dank an dich, Thomas, für deinen ausführlichen Beitrag. Die Taschen aus dem ersten Weltkrieg waren mir bekannt; trotzdem Danke für das Foto, Wolfgang.

    Meinen Beobachtungen nach tauchen diese Taschen aus dem WKII jedenfalls ziemlich oft auf und zwar gerade auch mit militärischen Beschriftungen, Abnahmen etc.

    Wäre schön, wenn du etwas zum WKI finden würdest, Wolfgang. Vielleicht kann man sich von da aus nähern !?. In Kraus, Die feldgraue Uniform des deutschen Heeres 1907-1918, Band 1, S.401, Zeilen 29-31, finde ich jedenfalls den Vermerk, dass diese kleinen Taschen für den Zusatzfilter wohl erstmals zur Gasmaske 17 (06.06.1917) ausgegeben wurden.

    Grüße Pitt

  • Moin Pitt,

    hatte Dich nicht vergessen, aber die "Beweislage" bzgl. 1.WK ist ebenfalls sehr dürftig.

    Mit der Einführung der Gasmaske wurde auch ein Ersatzfilter ausgegeben. Dieser befand sich zusammen mit der Gasmaske in der "grossen" Segeltuchtasche in einem extra Fach. Verpackt war der Ersatzfilter in einer mit Pappe ausgekleideten Blechdose.

    Aber das ist Dir vermutlich bereits bekannt.?

    Für mich schaut es so aus, als wenn jeder Soldat mit Gasmaske automatisch auch einen Ersatzfilter hatte.

    Die Koppeltaschen für den Ersatzfilter hab' ich bisher nur bei Infanterie und Pionieren gesehen. Aber das war eh' nur eine Handvoll Fotos.

    Über die Reichswehr hab' ich diesbezüglich NIX gefunden.

    Kommst Du irgendwie (Fernleihe ...?) an ein Exemplar von dem Buch "Wehrhygiene" von S. Handloser und W. Hoffmann? In der Auflage vom September 1944 könnte was drinstehen. ??? Ansonsten kann ich nächste oder übernächste Woche selbst mal nachschauen.

    Also erst mal nix neues/erbauliches von meiner Seite. :(

    Gruß

    Wolfgang

  • Moin Wolfgang,

    Danke für deine Antwort...keine Bange, wusste, dass du's nicht vergessen würdest;)Ja, große Segeltuchtasche und dann kleine Koppeltasche ist bekannt. Sieht für mich auch so aus, dass jeder Soldat einen Ersatzfilter hatte und, ab der GM17, dann auch eine solche Ersatzfiltertasche. Das deckt sich aber nicht wirklich mit den bekannten Fotos...Du schreibst es. Stecke also auch fest...

    An das genannte Buch werde ich leider nicht kommen, da müsstest du nochmal aushelfen...oder sonst jemand im Forum, der genanntes Buch hat (?).

    Danke dir nochmals !

    Gruß Pitt

  • Moin Pitt,

    hab' gestern noch mit einem befreundeten Sammler-Kollegen telefoniert. Der hat mir erzählt, dass er mal auf 'nem Flohmarkt 2 Beutel/Täschchen mit Ersatzfiltern bekommen hat. Diese Täschchen sind aus dünnen Leinen, haben keine Gürtelschlaufe und sind mit einer dünnen Zugschnur verschlossen. Er geht davon aus, dass diese Dinger für den Tornister evtl. Brotbeutel waren. ?

    Ich schau' mir das Zeugs mal an und mach' ein paar Fotos. Womöglich sind das wirklich Vorgänger von den Koppeltaschen. Aber wenn diese Beutel für den Tornister oder Brotbeutel waren, dann müssten sie in irgendeiner Packvorschrift zu finden sein. An sowas kann ich mich aber nicht erinnern. Also mal abwarten.

    Hast Du schon mal in eine späte Gasschutz-Fibel geschaut? Ich hab' leider nur eine von 1935. Die such' ich dann auch mal raus, wenn ich mir die "Wehrhygiene" zu Gemüte führe. ;)

    Gruß

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    Sprichst Du von Ausrüstung des Ersten oder Zweiten Weltkrieges? In letzterem Fall kann ich nur wiederholen, dass es sich mit einiger Sicherheit um die Ausstattung von Gasspürtrupps der Wehrmacht oder des SHD handeln muss. Und da findet sich nicht gar so leicht eine Vorschrift.

    Eine späte Gasschutz-Fibel scheint es nicht zu geben; sämtliche Fibeln, die ich (gesehen) habe, stammen aus den 30ern.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Moin Thomas,

    Gasspürtrupps der Wehrmacht wäre eine Möglichkeit. Aber deren Zeugs war doch alles gummiert.

    Die Stoffbeutel mit den Ersatzfiltern, die mein Kollege gefunden hat, sind aus den 30er - 40er Jahren. Mal sehen, ob die Filtereinsätze von der Wehrmacht oder dem SHD sind.

    Ich dachte, ich hätte mal eine spätere Gasschutz-Fibel gesehen. Dann halt nicht. Schade!

    Nächste Woche quäl' ich mich erst mal durch die "Wehrhygiene". Vielleicht findet sich da was erhellendes.

    Danke

    Gruß

    Wolfgang

  • Hallo,

    Danke für die weiteren Beiträge !

    Ein Blick in den "Gasschutz-Leitfaden" von Dr.Ing.Scholle in der erweiterten Ausgabe bietet leider auch keine weiteren Erkenntnisse...wohl Ende 1930er.

    Gasspürtrupps ist eine gute Möglichkeit. Aber, abseits der Frage nach der Gummierung, ist für mich komisch, dass so viele von diesen Taschen für Reservefilter auftauchen ?

    Grüße Pitt

  • ... ist für mich komisch, dass so viele von diesen Taschen für Reservefilter auftauchen ?

    Moin zusammen,

    ich glaube mal gelesen zu haben, dass zum Ende des Krieges hin alle Beteiligten ernsthaft über den Einsatz von chemischen Kampfstoffen nachgedacht haben.

    Vielleicht eine Panikreaktion ....?? Vorsorge???

    Wie sah es denn bei den Alliierten aus? Hatten die Reservefilter dabei?

    Danke

    Gruß

    Wolfgang

  • Hallo zusammen,

    Warum sollten Taschen für Gasmaskenfilter gummiert sein? Die Taschen für die Gasplane war es ja auch nicht. Also, sie waren nicht gummiert. Auch gehörten sie nicht zur 'normalen' Ausrüstung, daher die Vermutung Gasspürtrupps (Wehrmacht und SHD).

    Warum sie gehäuft auftreten lässt sich damit erklären, dass sie wahrscheinlich in den letzten Jahren aus irgendwelchen Katastrophenschutz- oder Feuerwehrdepots ausgesondert wurden. Bevor das passierte, waren sie so gut wie unbekannt, daher hier ja auch das Rätselraten.

    Zum Kriegsende forderte Hitler den Kampfstoffeinsatz, sicherlich als eine Art letzten Aufbäumens, aber warum Churchill ihn verlangte, kann ich mit meiner begrenzten Logik nicht erklären. Seine Militärs wohl auch nicht, sie lehnten ab und setzten sich damit durch.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Moin Thomas,

    ..... hatte nicht jeder Soldat eine Gasplane!?? Davon bin ich zumindest die ganze Zeit ausgegangen. ??

    Die Taschen für die Gasplane gab es auch gummiert!

    Gruß

    Wolfgang

  • Hi Wolfgang,

    Klar, die Gasplane sollte jeder Mann haben, von der sprach ich aber auch nicht als Spezialausrüstung; sie diente nur als Beispiel dafür, dass nicht jegliche Gasschutzausrüstung aus gummiertem Stoff hergestellt sein musste. Ich weiß, dass es die Gasplanentasche anfangs auch gummiert gab, aber notwendig war das offenbar nicht, sodass man sie später aus einfachem Leinen- oder Nesselstoff hergestellt hat.

    Mir geht es inhaltlich die ganze Zeit nur um die Tasche für den Ersatzfilter im Zeitraum 1933-1945.

    Mein letzter Beitrag ist tatsächlich etwas missverständlich formuliert.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"