Bild von Reichswehr und Polizei?

  • Hallo,

    ich habe eine Frage zu dem Bild. Aufgenommen wurde es in Merseburg in der Kaserne an der Weißenfelser Str., wann so um 1930 schätze ich. Auf dem Bild sind im Vordergrund entweder Soldaten der Reichswehr zu sehen oder sind das Polizisten wie die Personen im Hintergrund? Diese tragen eindeutig einen Tschako der Polizei. Die Uniformen sehen für mich identisch aus. Auch konnte ich zu dieser Kaserne keine Verwendung durch die Polizei finden. Es muss sich um irgendeine Veranstaltung (Jahrestag etc.) handeln, dazu sind die Bilder am Gebüde im Hintergrund zu beachten. Vielleicht weiß einer von euch ja mehr dazu, Danke.

    Grüße

    Ulrich

    Polizei oder nicht.jpg

    "Jeder Angriff muß mit einem Verteidigen enden!" Carl von Clausewitz

  • Hallo Sven,

    Danke dir. Dir auch ein frohes und gesundes neues Jahr!

    Grüße

    Ulrich

    "Jeder Angriff muß mit einem Verteidigen enden!" Carl von Clausewitz

  • Moien,

    die Bilder am Gebäude im Hintergrund sind aufgemalte Schießscheiben! Dargestellt ist "böser Bube mit Schiebermütze"!!!! Auf solche Scheiben habe ich in der Ausbildung 1970 noch mit dem KarabinerZK 52 im Dreistellungskampf geschossen. Die wurden im hier gezeigten Fall dazu benutzt, bei Trockenübungen das Abkommen beim Schuß zu üben bzw. zu überprüfen ob der Schütze alles richtig gemacht hatte. Die aufgemalten Scheiben an Kasernenmauern gab es schon bei der alten Armee!

    h.

  • Hallo Avia,

    Danke dir. Die hab ich als solche nicht erkannt.

    Grüße

    Ulrich

    "Jeder Angriff muß mit einem Verteidigen enden!" Carl von Clausewitz

  • Tag allerseits,

    um welche "Polizei" handelt es sich, das ist die Frage!

    Von den Kragenspiegeln der Truppe leite ich ab, dass es sich um eine Landespolizei-Einheit handelt. Das war die damalige Bereitschaftspolizei. Die Aufnahme stammt vor 1935, denn danach wurden die

    Landespolizeien aufgelöst.

    Grüße

    Bert

  • Guten Tag,

    zum genannten Aufnahmejahr gehörte Merseburg zum Freistaat Preußen, was auch zu den abgebildeten preußischen Schutzpolzeiuniformen passt. Dazu gehörten übrigens sowohl Stahlhelme als auch Tschakos.

    Freundliche Grüße

    Peter

    (PH)

  • Hallo Bert und Peter,

    Danke für eure Beiträge. Mein Großvater sagte immer er wäre bei der Bereitschaftspolizei gewesen. Von daher würde das passen.

    Grüße

    Ulrich

    "Jeder Angriff muß mit einem Verteidigen enden!" Carl von Clausewitz

  • Mein Großvater sagte immer er wäre bei der Bereitschaftspolizei gewesen. Von daher würde das passen.

    Grüß Dich Ulrich,

    damit steht auch fest, dass es sich um Landespolizei vor 1935 handelte.

    Ganz typisch waren eben die Kragenspiegel der Landespolizisten. Nur die damaligen Offiziere trugen Kragenspiegel in der Art, wie sie auch damals die Reichswehr hatte.

    Mit dem Begriff "Landespolizei" konnte man nach 1935 und nach dem Krieg eigentlich nicht mehr die richtige Einordnung treffen. Mein Vater war bis 1935 Landespolizist und wurde dann in die Wehrmacht

    übernommen. Auch er klassifizierte die Landespolizei "als die damalige Bereitschaftspolizei Bayerns".

    Grüße

    Bert

  • Guten Tag,

    wie ich bereits geschrieben habe, handelt es sich bei den abgebildeten Uniformen um diejenigen der Schutzpolizei des Freistaats Preußen um das Aufnahmejahr 1930. Neben dem Reviereinzeldienst gab es im Freistaat Preußen ebenfalls die Bereitschaften, sprich Hundertschaften, als geschlossene Einheiten. Diese sind hier offensichtlich abgebildet. Die bayerische Landespolizei der Weimarer Zeit und die später im III. Reich zur Überführung in die Wehrmacht geschaffene Landespolizei stellen meiner Meinung nach ein anderes Thema dar. Vor allem hat die Landespolizei des Dritten Reichs überhaupt nichts mit der späteren Bereitschaftspolizei zu tun. Bei der Bayerischen Landespolizei sieht es da schon wieder anders aus, was auch auf Ulrichs Großvater und seine preußische Schutzpolizei-Bereitschaft zutrifft. Da kann der Vergleich mit der späteren Bereitschaftspolizei herangezogen werden. Sollte Ulrichs Großvater während des II.Reichs noch in einer geschlossenen Polizeieinheit gewesen sein, so würde dann der Vergleich mit der späteren Bereitschaftspolizei meiner Meinung nach kritisch zu bewerten sein.

    Berts Vater dürfte mit seinem Vergleich der bayerischen Landespolizei mit der späteren Bereitschaftspolizei, wie Ulrichs Großvater auch, zutreffend verglichen haben. Nur ein Vergleich der Landespolizei des III. Reichs mit der späteren Bereitschaftspolizei trifft meiner Meinung nach nicht zu, weil er unzutreffend sein dürfte.

    Freundliche Grüße

    Peter

    (PH)

  • Berts Vater dürfte mit seinem Vergleich der bayerischen Landespolizei mit der späteren Bereitschaftspolizei, wie Ulrichs Großvater auch, zutreffend verglichen haben. Nur ein Vergleich der Landespolizei des III. Reichs mit der späteren Bereitschaftspolizei trifft meiner Meinung nach nicht zu, weil er unzutreffend sein dürfte.

    Grüß Dich Peter,

    dazu:

    Die Bayerische Landespolizei der Weimarer Republik fungierte seit 1920 zum einen als kasernierte Bereitschaftspolizei, zum anderen als Personalreservoir für den polizeilichen Einzeldienst. Ähnliche Polizeiformationen existierten auch in den übrigen deutschen Ländern. Wendepunkt und zugleich spektakulärster Einsatz in der Geschichte der Landespolizei war die Niederschlagung des Hitlerputsches im November 1923. War die Landespolizei bis dahin eine halbautonome, zur nationalen Rechten tendierende Polizeitruppe, so gelang es in der Folgezeit allmählich, sie in den übrigen Polizeiapparat zu integrieren und ansatzweise zu professionalisieren. Gleichwohl behielt sie ihre ausgeprägte militärische Tradition und ihre Nähe zur Reichswehr bei. Im frühen NS-Staat diente die Landespolizei als Grundstock für die neue Wehrmacht, in der sie 1935 aufging.

    Quelle

    Bayerische Landespolizei, 1920-1935 – Historisches Lexikon Bayerns (historisches-lexikon-bayerns.de)

    Deine Auffassung, dass die damalige Landespolizei mit der späteren Bereitschaftspolizei nicht vergleichbar sei, die ist leider nicht stimmig. Die Bayer. Landespolizei bis 1935 war eindeutig eine kasernierte Bereitschaftspolizei!

    Und die anderen seinerzeitigen Landespolizeien der Länder waren ähnlich aufgestellt.


    Grüße

    Bert

  • Guten Abend ans Forum und an Bert,

    ich bin nur der Auffassung, dass die Landespolizei des III. Reichs nicht mit der späteren Bereitschaftspolizei vergleichbar ist. Das habe ich auch so in meinem Wortbeitrag geschriebenund könnte es auch weiter mit Quellen, Argumenten pp. vertiefen.

    Möchte das nur nicht innerhalb dieses Themas von Ulrich weiterduskutieren, weil ich nicht weiter vom Thema abschweifen will.

    Freundliche Grüße

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    Danke dir für deine Ausführungen. Mein Großvater war bei der Landespolizei in Dresden. Dort waren sie mit den damals üblichen Mannschaftswagen von Büssing ausgestattet um schnell vor Ort sein zu können, falls dieser in Kurven langsam fuhr. Er berichtete, dass sie des öfteren umkippten wenn der Fahrer zu schnell war. Im III. Reich musste er dann zur Luftwaffe wechseln.

    Grüße

    Ulrich

    "Jeder Angriff muß mit einem Verteidigen enden!" Carl von Clausewitz

  • ich bin nur der Auffassung, dass die Landespolizei des III. Reichs nicht mit der späteren Bereitschaftspolizei vergleichbar ist.

    Grüß Dich Peter,


    Landespolizeien der Reichsländer bis 1935 und Bereitschaftspolizeien der Länder in der Bundesrepublik gleichen sich in jedem Fall durch ihre Kasernierung und die Tatsache, dass sie Personal ausbilden, das später

    in den polizeilichen Einzeldienst übernommen werden kann.

    Dass es dann gewisse Dinge zu erörtern gäbe, die nicht vergleichbar sind (z.B. Offiziere bei den Landespolizeien / Polizeibeamte des gehobenen und höheren Dienstes bei den Bereitschaftspolizeien),

    das ändert nichts an der Begrifflichkeit und Vergleichbarkeit beider Polizeiorganisationen. Bedenklich waren jedenfalls die letzten Jahre von 1933 bis 1935, als das NS-System begann, die Landespolizeien

    in ihrem Sinne zu steuern. Die neuen Machthaber nutzten sie sofort für ihre Zwecke, etwa zur Ausbildung und Unterstützung von SA, SS, Postschutz und Bahnpolizei oder als KZ-Wachpersonal.

    Dieser letzte Zeitraum der Landespolizeien ist tatsächlich nicht mehr voll vergleichbar mit den Organisationsformen späterer Bereitschaftspolizeien.


    Grüße

    Bert

  • Moien,

    BePo in eigentlichen Sinne gab es nur in größeren oder aufgrund ihrer Lage besonders wichtigen Polizeiverwaltungen! Diese hatten neben der Revierpolizei auch kasernierte Polizeiformationen zum geschlossenen Einsatz bei Großveranstaltungen und für Katastropheneinsätze. Sie gliederte sich in Abteilungen und Hundertschaften in Stärke von je 125 Beamten. Für die Aus- und Fortbildung waren in Preussen und den anderen Ländern Polizeischulen errichtet worden. Preußen hatte zudem zur Heranbildung eines qualifizierten Offizierskorps die höhere Polizeischule in Eiche und das Polizeiinstitut in Berlin-Charlottenburg.

    h.