unbekanntes Gerät auf Fliegerhorst (=Startwagen)

  • Moin zusammen,

    kann mir jemand mitteilen, um was es sich hier (für mich unbekanntes Gerät) auf einem mir unbekannten Fliegerhorst handelt ?

    1.) um welche Flagge handelt es sich ?

    2.) um was für einen Anhänger handelt es sich und welchen Zweck erfüllt die Bemalung ?

    3.) um was für einen Pkw handelt es sich hier ?

    4.) welche Aufgaben werden hier wahrgenommen ?

    Vorab schon einmal danke

    Gruss Walter

  • Hallo Walter,

    ich weiß nicht, was die Flagge bedeutet, aber auf diesem Bild ist sie auch zu sehen.

    In einigen anderen Bereichen des deutschen Militärs kennzeichnen derart geteilte Flaggen den Kommandeur/Befehlshaber. Vielleicht auch hier? Nur geraten!

    Viele Grüße, Harm / Tetris L

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  • Guten Abend,

    es könnte sich um einen sogenannten Starterwagen handeln.

    Von diesem wurde der Start der Flugzeuge freigegeben (bevor es Funk gab).

    Grüße

    Ralf

  • Hallo Walter.

    der Pkw ist ein Kübelwagen Wanderer W 11 2,5 Liter, ggf. mal zu googeln. Da kommt reichlich.:)

    Viele Grüsse aus Berlin

    Oldmanhupe

  • Moien,

    im Startwagen wurde die "Buchführung" gemacht, d. h. Name, Rang des Flugzeugführers Flugbefehl bzw. Flugauftrag, Typ der Maschine, Kennung, Werknr. usw. vermerkt Die Bemalung sollte u.a. verhindern, das der Wagen überrollt wurde!! Muß trotzdem wohl öfters passiert sein.

    h.

  • Hallo Walter,

    ist nicht direkt auf Deine Fragen bezogen, aber auch ein schönes Beispiel für einen Warnanstrich an einem Fahrzeug, welches auf einem Fliegerhorst unterwegs war und nicht von den Flugzeugen angefahren werden sollte...:)

    Hansa-Lloyd Express 1,25 to, offenbar ein zur Luftwaffe eingezogenes ehemaliges Zivilfahrzeug - wenn ich mir die merkwürdige Pritsche/Plane betrachte. So etwas fand man im Zivilleben gerne bei Lieferanten von Möbeln und Haushaltsgeräten...


    Viele Grüsse aus Berlin

    Oldmanhupe

  • Hallo zus,

    m.M. n. ist das kein Starterwagen. Der müsste doch ein Aggregat haben das Motoren anlaufen lässt.

    Ich denke es ist einfach ein Wagen für allerlei Flugfeld-Begrenzungen usw.

    Evtl. einer Flugzeugführerschule, evtl. sogar noch Vorkrieg.

    Grüße, ZAG

  • Hallo ZAG,

    Quote

    m.M. n. ist das kein Starterwagen. Der müsste doch ein Aggregat haben das Motoren anlaufen lässt.

    Startwagen = Platz der Flugleitung

    Anlasswagen = Hilfsaggregat zum startendes Motors

    So hab ich das im Kopf

    Gruss Dieter

  • Hallo,

    das Bild erzählt in gewisser Form eine Geschichte: Unter der Fahne liegt ein Bremskeil und eine Pressluftflasche oder ein kleiner Feuerlöscher. Der Anhänger ist leicht gebaut, hat eine Schutzscheibe, hinter der man wahrscheinlich stand, um nicht allzu viel Dreck ins Gesicht geblasen zu bekommen wenn die Motoren im Stand und beim Start liefen. Er ist nicht an den PKW angehängt.

    Scheint, als stünde er beim Abstellplatz eines Flugzeugs.

    Grüße

    Thilo

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  • Moin zusammen,

    danke für eure interessanten Antworten.

    Eumex unnd Oldmanhupe, danke für die Bestimmung des Fahrzeugs (Stöwer); danke für Lkw-Foto.

    Thilo, den Anhänger könnnte man also als "Servicewagen" bezeichnen ?

    ZAG unnd AviaB.33 wurde die "Buchführung", wie du schreibst, auf dem Flugfeld gemacht/am Flugzeug selbst ? Dies war mir bisher nicht bekannt. Ich dachte, dass sich die Flugzeugbesatzung in der Flughafenkommandantur "abmeldet" und dann, nach Startfreigabe, losfliegen kann. Wenn es so ist, wie du schreibst, dann muss dieser "Servicewagen" jedesmal zu dem parkenden Flugzeug fahren und dort alles notwendige klären ?

    Ich finde dass aber sehr umständlich.

    Mit der Bemalung von Fahrzeugen auf einem Flugplatz hinsichtlich der Sicherheit ist verständlich.


    Gruss Walter

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  • Guten Morgen walstrop,

    es geht ja auch ins Feld. Und die Flugaufträge der Staffel liegt auf.

    Also nur noch abhacken was wirklich geschah.

    Grüße

    Ralf

  • Moien,

    mein Vater erzählte mir mal, das in dem Startkarren auch Tafeln mit Buchstaben wie große R oder großes L vorhanden waren, Die sollten ausgelegt dem Flugzeugführer zeigen, ob ein Fahrwerk nicht ausgefahren war (Überflug um zur Landung anzusetzen). Er erwähnte das nur im Zusammenhang mit dem Schulbetrieb, wurde so etwas auch an der Front gehandhabt?

    h.

  • Hallo Gemeinde,

    jetzt melde ich mal als aktiver Flieger zu Wort.

    Die Beiträge von Thilo, AviaB.33 und Augustdieter haben die Diskussion in eine vernünftige Bahn gelenkt.

    Das Gefährt wird auf allen Flugplätzen in Deutschland damals und heute als Startwagen bezeichnet. Einen Startwagen findet man überall dort, wo es keinen Tower gibt - bzw. die Übersicht über den Flugbetrieb direkt neben dem Startpunkt viel besser ist, als von einem oft Kilometer von Startpunkt entfernten Tower.

    Die Grasflugplätze hatten idealerweise eine kreisrunde Grundfläche und die Start-/Landebahn konnte immer direkt in Windrichtung (Start/Landung gegen den Wind !!!) placiert werden. An der Start-/Landeschwelle wir ein T-förmiges Tuch ausgelegt (kurzer Schenkel in Landerichtung, man landet auf den Querbalken zu).

    Möglichst nahe an der Start-/Landeschwelle wird der Startwagen aufgestellt. Natürlich querab der Schwelle und außerhalb der Bahn, mit guter Sicht auf den Startpunkt (Haltepunkt für Startfreigabe) und auf den Endanflug. Ein startendes Flugzeug darf er in die Bahn rollen, wenn der Anflug (Endanflug) frei von landenden Flugzeugen ist.

    Der Startwagen ist auch die Flugleitung und dort versammeln sich bei Schulbetrieb die Flugschüler, warten bis sie an der Reihe sind und "begutachten" die Starts und Landungen der Mitschüler.

    Es gibt mindestens so viele unterschiedliche Ausführungen von Startwägen wie Flugplätze. Der Phantasie der Konstrukteure sind dabei keine Grenzen gesetzt. Von Vorteil ist es allerdings, wenn das Dingens noch bewegt werden kann und in eine Halle/Garage passt. Der Startwagen verfügt entweder über einen eigenen Motor (heute oft umgebauter VW-Bus oder Van) oder wird als Anhänger vor dem Flugbetrieb an den Einsatzort gezogen und nach dem Flugbetrieb zurück an den Abstellort. Wenn während des Flugbetriebes die Windrichtung drastisch wechselt, wird die Startpunkt und die Bahn verlegt (es wird "umgebaut") - und der ganze Kladderadatsch an den neuen Startpunkt verbracht.

    Im Startwagen befindet sich auch die Bodenfunkstelle (heute UKW), eine Telefon- oder Funkverbindung zur Startwinde (bei Segelflugbetrieb) und weitere Utensilien wie: Leuchtpistole für Alarmzeichen (rot schießen), Tafeln für Winkzeichen (bei Funkausfall), allerlei Formulare für alle Zwecke, Schreibgerät, Notfallausrüstung (Verbandskasten, Feuerlöscher, Feuerwehrbeil, Metallzange zur Bergung bei Unfällen, ...).

    Auf dem zweiten Bild ist der Startschreiber zu sehen. Jeder Flug wird 3-fach dokumentiert:

    1.) in der Startkladde (das Schreiben sehen wir hier), die gleichzeitig das Hauptflugbuch des Flugplatzes darstellt,

    2) Im Bordbuch des Flugzeuges. Das wird u.a. zum Zusammenrechnen der Flugzeiten für Zelle und Motoren, bezogen auf das Flugzeug, benützt. Daraus leiten sich wieder die Wartungsfristen für Zelle und Motor ab.

    3) Im Flugbuch des Piloten (bzw jedes Besatzungsmitglied führt eines) - daraus werden die Mindestzeiten für den Scheinerhalt zusammengezählt.

    Alle 3 sind amtliche Dokumente.

    Die "Windschutz" ist natürlich ein allgemeiner Wetterschutz, auch gegen Regen und vor allem gegen Wind, damit die Blätter der Startkladde nicht davonfliegen - oder der Startschreiber nicht die ganze Zeit mit dem Papier kämpfen muss.

    Thilo: wenn ein Pilot mit dem Propellerwind den Startplatz durcheinanderwirbelt - dann gibt es zunächst einen gehörigen Anpfiff - und das Freibier am Abend ist gesichert. Das tut man nicht - auch nicht mit den Gästen auf der Terrasse des Flugplatzrestaurants. So viel Hirn sollte jeder Pilot haben. Außerdem ist es gefährlich - denn es fliegt nicht nur das Papier, sondern Sonnenschirme, Tische, ..., usw..

    Die wichtigste Person am Startwagen ist der Flugleiter.

    Dieser koordiniert den gesamten Flugbetrieb und hat für alle Flugvorgänge die Kommandogewalt - und Verantwortung. Bei Unfällen im Zusammenhang mit Starts, Landungen, in der Platzrunde oder beim Rollen auf dem Boden, wird der Flugleiter - neben den Piloten - zuallererst zur Verantwortung gezogen.

    Ok ... es ließe sich hier noch endlos weiterschreiben.

    Wie das alles auszusehen hat (gesetzliche Mindestausrüstung für einen sicheren Flugbetrieb) kann ich der Flugbetriebsordnung nachgelesen werden - oder damals gab es dazu sicher eine Dienstvorschrift (bei Mil.Plätzen).

    Und: der nächste Flugplatz st in Deutschland fast immer im 30 km Umkreis zu finden. Einfach mal hingehen und sich den Betrieb in Ruhe ansehen - und bei Unklarheiten nachfragen. Die meisten Flieger freuen sich, wenn sie den Besuchern etwas erklären dürfen.

    Mit Fliegergruß, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo Uwe,

    vielen Dank für die professionelle Beschreibung,darauf hatte ich gehofft.:thumbup:

    Noch eine Frage zu der/den Flaggen z.b. die Flagge mit den rot-weißen Dreiecken

    hatte die/das eine Bedeutung ?

    Gruss Dieter

  • Hallo Dieter,

    die Flagge hat mir auch schon zu Denken gegeben. Ich weiß es nicht genau. Evtl. als weithin sichtbares Kennzeichen für die Flugleitung (hier sitzt der Chef, für Fragen und Beschwerden hierher kommen...)? Heute ist die Flugleitung weltweit durch ein gelbes Schild mit einem "C" markiert (Control?). Dorthin muss jeder gelandet Pilot um die Landegebühren zu zahlen, oder die genaue Landezeit erfragen, Tanken anmelden, usw.. Wir haben noch ein kleinen mobilen Windsack am Startwagen, als Hilfsmittel für den Start (letzter Blick vor dem Vollgasgeben bzw. Hinweis für Vorhalten bei Windenstarts, Seitenwind-Limits, usw.). Die Flagge mag ähnliche Funktion erfüllen. Für Form, Größe solcher Flaggen müsste man aber mehr Bilder sehen.

    Gruß, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Moin,

    im Jargon der Flugschüler hieß das Gefährt "Eiswagen", wegen seiner "Ähnlichkeit" zu den zivilen Produkten, bei denen man sich auch anzustellen hatte, bis man was in die Tüte bekam. Hier war es dann eben der Flugauftrag bzw die Abmeldebestätigung nach dem Flug.

    Grüße Fred

    Halle/Saale: Heeres- und Luftnachrichtenschule // Siebel Flugzeugwerke

  • Thilo April 19, 2022 at 7:20 AM

    Changed the title of the thread from “ubekanntes Gerät auf Fliegerhorst” to “unbekanntes Gerät auf Fliegerhorst (=Startwagen)”.
  • Moin Uwe

    danke für deine ausführliche Beschreibung. Einfach Klasse ! Sie gibt mir eine sehr gute Erklärung für den Inhalt des Bildes.

    Als Laie habe ich alles verstanden. Nochmals herzlichen Danke für deine Mühen

    Gruss Walter

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