Gefreiter Anton Hock, 5./Eisenbahn-Pionier-Regiment 1, gefallen bei Powslang. Wo ist das? - Brücke bei Wygonitschi

  • Hallo zusammen,

    der Gefreite Anton Hock (aus Haibach bei Aschaffenburg) war mit meiner Mutter (1922-2013) verlobt. Das beigefügte Kondolenzschreiben (Kompanie-Chef W. Pullwitz) datiert vom 23.7.1944. Darin steht, daß Anton Hock am 15.7.1944 bei Powslang gefallen ist. Ich habe jetzt versucht herauszufinden, wo das ist. Der Name klingt ja nicht russisch. Anhand der Feldpostnummer 16449 (Brief vom 25.2.1944) konnte ich ermitteln, daß er in der 5. Kompanie im Eisenbahn Pionier Regiment 1 war. Diese war der 4. Armee unterstellt. Und die 4. Armee war am 15.7.1944 in schwere Kämpfe in der Gegend Grodno-Olita verwickelt. Ich habe mir die Karten da angesehen, aber einen Ort Powslang konnte ich nicht finden. Vielleicht weiß jemand, wo das war bzw. ist?

    Eine Gräbersuche beim Volksbund vor wenigen Tagen hat übrigens ergeben, daß seine Dienstmarke offenbar bis heute nicht gefunden wurde, denn die Suche war ergebnislos.

    Es sind auch einige Brückenbilder erhalten, die ich zuerst auch nicht zuordnen konnte, weil sie mit "Brücke! Wiginitschie!" beschriftet waren. Ich habe dann über die Broschüre „Deutsche Eisenbahnpioniere bis 1945“ herausgefunden, daß es sich hier um die Brücken über die Desna bei Wygonitschi (also anders geschrieben) handelt. Wygonitschi liegt südwestlich von Brjansk. Ich habe Bilder beigefügt. Bei der Lok auf Bild 1 dürfte es sich um eine preußische G10 (Baureihe 57) handeln. Die Aufnahmen müssen Mitte März entstanden sein, denn laut einem Forumseintrag hier wurde diese von Partisanen in der Nacht auf den 8. März 1943 gesprengt. Es war wohl so, daß die Strecke ursprünglich eingleisig war und man dann später eine zweite Brücke nebenan gebaut hat für das zweite Gleis. Die Bilder beweisen, daß Anton Hock bei Wiederaufbau mitgearbeitet hat. Ich nehme an, daß die Brücke beim Rückzug erneut gesprengt wurde. Vielleicht weiß jemand, wann das war. Mich würde auch interessieren, wann die Brücken ursprünglich gebaut wurden und wann sie nach dem Krieg wieder aufgebaut wurden.

    Ich habe einen Bezug zur Eisenbahn, weil mein Vater (1921-2010) nach dem Krieg bei der Bahn angefangen hat und dann lange Jahre Lokführer war.

    Viele Grüße,

    Erich


    Schreiben.jpgWygo1.jpgWygo2.jpgWygo3.jpg

  • Hallo und Willkommen Erich,

    Quote


    Mich würde auch interessieren, wann die Brücken ursprünglich gebaut wurden und wann sie nach dem Krieg wieder aufgebaut wurden.

    es handelt sich um die Blaue Brücke über die Desna an der Bahnlinie Brjansk-Gomel bei Streckenkilometer 34-35. Sie wurde 1887 erbaut. Ihre Lage in der Nähe tiefer Wälder machte sie zu einem besonders partisanengefährdeten Objekt, weshalb von der Wehrmacht betonierte Kampfstände und ein starker Sicherungsverband installiert wurden. In der Nacht zum 8. März 1943 griff ein 350 Mann starkes Partisanenkommando Brücke und Garnison an und sprengte die Brücke, wodurch der Zugverkehr auf der Strecke 28 Tage komplett unterbrochen wurde.

    Heute:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Голубой_мост.JPG?uselang=ru

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Erich,

    "Powslang" ist ein eigenartiger Name. Das Kondolenzschreiben ist aber eine Abschrift. Möglicherweise liegt ein Tippfehler vor.

    Anbei mal die Frontlagen der 4. Armee am

    - 9. Juli 1944 http://www.gutenberg-e.org/esk01/maps/LageOst9Jul44a_lg.jpg

    und am

    - 25. Juli 1944 http://www.gutenberg-e.org/esk01/maps/LageOst25Jul44_lg.jpg

    Man erkennt, dass die Front "im Laufen" war.

    Aber irgendwo in dem Gebiet könnten wir nach Orten suchen, die sich so ähnlich wie "Powslang" (evtl. auch in Sütterlin) schreiben lassen.

    Viele Grüße

    Bernhard

  • Hallo zusammen,

    ein Anton Hock aus Haibach ist beim Volksbank nicht zu finden, dafür aber ein Josef Hock, gefallen am 19.07.1944 bei Leipalingis. Sind die Personen zufällig identisch?

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo,

    Quote


    ein Josef Hock, gefallen am 19.07.1944

    Geburtsdatum: 16.09.1906

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    vielen Dank für die schnellen Antworten!

    Josef Hock ist definitiv eine andere Person. Das Geburtsdatum passt gar nicht. Anton hat auch einen jüngeren Bruder gehabt (Konrad), der am 5.3.1943 in Tschepel gefallen ist. Da gibt es einen Eintrag beim Volksbund und bei Ancestry ist auch die Gefallenen-Karte einsehbar. Tschepel habe ich auf der Landkarte gefunden - das liegt nordwestlich von Isjum.

    Aber von Anton gibt es bis heute keine Spur. Powslang hört sich wirklich seltsam an, da muß ich Dir Recht geben, Bernhard. Es kann natürlich sein, daß das ein Schreibfehler ist. Mit Sütterlin muß ich mich mal beschäftigen.

    Was die Brücke betrifft, so denke ich, daß 1887 die eingleisige Inbetriebnahme erfolgt ist. Die zweite hat man dann offenbar irgendwann später daneben gesetzt, als das zweite Gleis gebaut wurde. Andernfalls hätte man ja gleich eine Brücke für zwei Gleise gebaut.

    Viele Grüße,

    Erich

  • Hallo, Erich,

    dann hoffen wir mal auf unsere Eisenbahner, würde ich sagen. Vielleicht können die ja den ominösen Ort irgendwie lokalisieren.

    Mit Sütterlin muß ich mich mal beschäftigen.

    Ohne den handschriftlichen Originalbrief des Kompaniechefs wird das nichts. Schade, daß der sich nicht erhalten hat. Möglichkeiten der Falschlesung gäbe es da schon; ow gelesen, aber av geschrieben, g könnte mit p oder y verwechselt worden sein ....

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo Diana,

    man bräuchte ein Verzeichnis aller Ortschaften, die es damals in Russland gab, dann könnte man Suchläufe machen. Es kann ja durchaus sein, daß dieser mysteriöse Ort heute gar nicht mehr existiert.

    Und Kyrillisch zu beherrschen wäre auch kein Fehler.:)

    Viele Grüße,

    Erich

  • Hallo zusammen


    Der Ortsname klingt zu deutsch. Gibt es zu der Person einen militärischen Werdegange vom Bundesarchiv Berlin?
    Wenn nein, bitte beantragen.

    Sollte er wirklich bei der 4.Armee gewesen sein, anbei eine Kartenskizze aus dem KTB der der 4.Armee.

    In Frage kommen die deutschen Heereskarten S55 und S54, eventuell auch angrenzende Karten.

    Karten im Massstab 1:100.000 liegen vor, beinhalten aber die polnischen Ortsnamen.

    Quelle: T312 R259 Bild 630

  • Hallo,

    1. mit der sonst ausgezeichnet funktionierenden Ortssuchmaschine

    https://www.jewishgen.org/Communities/Search.asp

    habe ich bei direkter Eingabe "Powslang" gar keinen Treffer erzielt. Das ist selten. Das deutet stark daraufhin, dass diese Schreibweise falsch ist.

    Aber wir können ja noch ein bißchen mit typischen "Verwechslungen" spielen.

    2. Hat schon mal jemand in der Vermisstenbildliste nachgesehen?

    Viele Grüße

    Bernhard

  • Hallo,

    Uli: ich werde da mal einen Antrag stellen. Mal sehen, was sich da erfahren lässt. Ich habe auch schon überlegt, daß das eventuell sogar ein Ort in Ostpreußen sein könnte. Zu dieser Zeit waren ja im Grenzgebiet heutiges Weißrussland/Litauen/Ostpreußen schwere Kämpfe.

    Bernhard: danke für den Tipp mit der Suchmaschine. Da werde ich mal ein bißchen spielen.

    Viele Grüße,

    Erich

  • Guten Morgen zusammen,

    Erich, Dein Einverständnis vorausgesetzt, ziehen wir mit dem Thread mal ins Untersub der Eisenbahner. Dort wird man sicher schneller auf diesen Thread aufmerksam als hier. Falls uns dort geholfen werden kann, können wir am Ende immer noch entscheiden, ob der Thread wieder rückverschoben werden soll. Zudem habe ich die Überschrift etwas erweitert.

    Eine Suche nach dem ebenfalls im Schreiben genannten Gefr. Senft brachte leider auch kein Ergebnis. Zudem glaube ich, daß der Kompanie-Chef Pullwitz eigentlich Pullwitt hieß.

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo,

    bei der Übertragung des Originalbriefes ist wohl einiges schief gegangen, ein Soldat würde nie "mit heftigem Artillerie und Handgranatenfeuer beschossen" schreiben.

    Gibts keinen Sterberegistereitrag?

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • (...) bei der Übertragung des Originalbriefes ist wohl einiges schief gegangen, ein Soldat würde nie "mit heftigem Artillerie und Handgranatenfeuer beschossen" schreiben (...)

    Hallo Thilo,

    die Abschrift wurde ja im Bürgermeisteramt der Heimatgemeinde angefertigt, da wird dann eine "Schreibkraft" dann getippselt haben und der BM hatte dann nur noch seinen "Kaiser Wilhelm" daruntergesetzt...

    Wenn ich mir da so unsere "Damen" im Dorf-Rathaus heute vorstelle.... ;)

    ( Da wird dann schon mal "amtlich" mitgeteilt, daß eine Sache von der Gemeinde "...mit Vordruck unterstützt wird...:" . ( eigentlich war ja "Vorrang" gemeint, aber wie heißt es so schön: "Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare.... ) . ;)


    Erheiterte Grüße und dem Beitragseröffner viel Erfolg und Danke für das Einstellen des interessanten Beitrags und der Bilder.

    Uwe

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo,

    der Kompaniechef hieß Oberleutnant d.R. Horst Simonetti.

    (bei der Unterschrift Abt. u. Kp. ??? ohne Dienstgrad)

    W. Pullwitz ist auch beim vorgesetzten Stab nicht bekannt.

    Die Kompanie war am 23.07.1944 in und um Scharfenwiese eingesetzt.

    Juli 44.jpg

    Es gib auch die Option das der M.G. Stand nicht bei der Kp. war und einer Sicherungseinheit unterstell war.

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die ganzen Beiträge!

    Es gibt noch 3 weitere Bilder von den Brücken bei Wygonitschi (oder Vygonichi), die ich hiermit auch noch einstelle. Ist vielleicht für die Eisenbahner interessant.

    Matthias Köhler: das könnte natürlich sein, daß der M.G. Stand nicht bei der Kompanie war.

    Den Brief an das Bundesarchiv mache ich heute noch fertig. Mal sehen, was da zurückkommt. Es muß doch rauszukriegen sein, wo dieser ominöse Ort Powslang (oder so ähnlich) liegt.

    Viele Grüße,

    Erich


    Wygo4.jpgWygo5.jpgWygo6.jpg

  • Hallo Matthias,

    besten Dank für die Infos!

    Ich habe auch weiter gesucht und mir ist aufgefallen, daß es da sehr viele Orte gibt, die mit ...lany enden. Das heißt, ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, daß aus dem y ein g geworden ist. Das Ähnlichste, was ich gefunden habe ist Sowlany - das liegt aber nordöstlich von Bialystok und das passt zeitlich nicht.

    Viele Grüße,

    Erich