Gefreiter Anton Hock, 5./Eisenbahn-Pionier-Regiment 1, gefallen bei Powslang. Wo ist das? - Brücke bei Wygonitschi

  • Hallo,

    zu den Brücken bei Wygonitischi (Vygonichi): die Tage ist mir eine DVD in die Hand gefallen, die ich vor langen Jahren mal gekauft hatte, was ich gar nicht mehr auf dem Radar hatte: "Räder müssen rollen für den Sieg" - Die Reichsbahn im Kriegseinsatz. Ich habe mir das natürlich sofort angeschaut und festgestellt, daß da umfangreiches Filmmaterial von den Bauarbeiten der Brücken im März 1943 enthalten ist. Die Aufnahmen hat ein Offizier des Eisenbahn Pionier Regiments 1 gemacht - auch aus der Luft (man sieht einen mit Kufen ausgestatteten Fieseler Storch fliegen). Es ist ein 13-minütiger Bonusfilm enthalten, der die Arbeiten an den Brücken zeigt. Die Qualität ist nicht besonders gut, aber trotzdem hochinteressant.

    Aus all dem kann ich folgendes entnehmen. Die Partisanen sind wahrscheinlich aus den Waldgebieten östlich der Brücken gekommen (Brjansk war ja damals offenbar ein Partisanen-Zentrum) und haben beide Brücken auf der gegenüberliegenden Seite nahe dem Ufer gesprengt. Die eine Brücke mit dem geschwungenen Metallaufbau (Strecke Gomel-Brjansk) wurde als Stapelbrücke wiederaufgebaut, d.h. man hat Holzstämme zurechtgeschnitten und übereinander gestapelt in die auf dem Boden liegenden Teil der Konstruktion eingepasst, bis eine ebene Fahrhöhe erreicht war und darauf dann die Schienen gelegt. Die andere Brücke mit dem kastenförmigen Aufbau wurde "konventionell" wiederhergestellt. Im Hauptfilm ist auch eine kurze Sequenz enthalten, die einen Belastungtest durch zwei Dampfloks auf dieser Brücke zeigt. Eine dieser Loks ist die 57 1632. Ich wette darauf, daß das Foto, das ich in meiner Eingangsnachricht eingestellt habe, den ersten Zug zeigt, der aus Brjansk kommend über die Brücke gefahren ist. Vergleiche mit dem Foto und der Sequenz im Film ergeben für mich, daß der Zug höchstwahrscheinlich mit dieser Lok bespannt war.

    Viele Grüße,

    Erich

  • Hallo Erich,

    interessanter Hinweis.

    Zur 57 1632 erlaube ich mir folgende Daten zur Lok beizutragen:

    Baureihe : Preußische G 10

    Hersteller : Borsig, Berlin

    Baujahr : 1919

    Fabriknummer : 10411

    Geliefert an KPEV , Nr. 5414

    ab 1.8.1924 : Deutsche Reichsbahn, Lok-Nr.: 57 1632

    Beheimatungen : bisher nicht bekannt,

    Nach dem Kriege in den Westzonen verblieben und in den Bestand der Deutschen Bundesbahn gelangt.

    Dort weiterhin als Lok Nr. 57 1632 geführt.

    Letztes Bahnbetriebswerk war das Bw Hanau, wo die Lok am 4. Januar 1959 von der Ausbesserung zurückgestellt ( = "z-gestellt" ) und am 14.07.1960 ausgemustert wurde.

    Die Lok wurde bald darauf zur Verschrottung verkauft.

    (Daten: revisionsdaten.de )

    Herzliche Grüße
    Uwe

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo Uwe,

    vielen Dank für die Informationen bezüglich des Verbleibs der Lok!

    Es wird übrigens bald ein neues zweiteiliges (!) Werk über die 5710 erscheinen:

    Teil 1

    Teil 2

    Vielleicht erfährt man da noch mehr.

    Teil 1 war übrigens offenbar schon für April angekündigt, ist aber auf Sommer verschoben worden.

    Ich muß überhaupt mal schauen, ob mein Vater die G10 auch gefahren ist. Von der P8 und der T20 weiß ich's sicher.

    Viele Grüße,

    Erich

  • Hallo,


    ich habe Antwort vom Bundesarchiv erhalten!

    Anton Hock ist am 15. Juli 1944 in oder bei Poroslany gefallen - das ist 7 km nordwestlich der Kleinstadt Pruzana. Oder 70 km nordöstlich von Brest-Litowsk. Also heutiges Weißrussland, nicht weit weg von der polnischen Grenze. Hier ein Ausschnitt aus der Karte T53 Pinsk von 1943 mit einer entsprechenden Markierung:

    Poroslany.jpg

    Aus dem ro wurde also ein w und aus dem y wie schon vermutet ein g. Also Poroslany statt Powslang!

    Überraschend ist, daß Anton zum Zeitpunkt seines Todes offenbar auch schon Obergefreiter war.

    Die Schrift auf den Karteikarten ist für mich nur schwer entzifferbar. Bezüglich des angegebenen Truppenteils komme ich nicht klar.

    Auf der ersten Karte steht folgendes:

    Truppenteil1.jpg

    5. Kompanie Eisenbahn Pionier Regiment 1, das ist klar, dann lese ich was vom Pionier Batallion 745, aber was bedeuten die Angaben vorher?

    Und dies auf der zweiten Karte:

    Truppenteil2.jpg

    HIer auch wieder die Angabe vom Pionier Batallion 745 und nach dem Schrägstrich lese ich was von einem Batallion 86.

    Wäre toll, wenn mir da jemand beim "dechiffrieren" helfen könnte.

    Das Kondolenzschreiben vom 23.7.1944 ist ja unterzeichnet mit W. Pullwitz, Abteilungs- und Kompaniechef. Wenn es irgendwelche Unterlagen bezüglich der Namen der Kompaniechefs gibt, müsste man das doch mit der Truppenteilangabe zusammenbringen können.


    Viele Grüße,

    Erich

  • Guten Abend Erich,

    zu so später Stunde noch aktiv? ;)

    Zu den beiden Karteikarten-Einträgen mein "Übersetzungs-Vorschlag" ;) :

    1. Karte: 1. Zug (?)

    2. Karte: Pi. E. u. A: Pionier Ersatz- und Ausbildungs-Btl.

    Aber es gibt ja hier einige weitaus geübtere Übersetzer, die dürfen mich gerne berichtigen.

    Herzliche Grüße

    und eine gute Nacht

    Uwe

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo Uwe,

    danke für Deine Schrift-Interpretation!

    Späte Stunde: da ich nach über 45 Jahren nicht mehr arbeiten muß, gibt es für mich keine Deadline mehr, zu der ich unbedingt in die Koje muß. Ich kann dann am Morgen dem natürlichen Aufwachen frönen. :)

    Viele Grüße,

    Erich

  • Hallo !

    Kurze Ergänzung zu Uwe / MunaLisa :

    Ich denke vor Pi-Btl. 745 steht jeweils Hr. als eine Abkürzung für Heeres-[Pi.-Btl.]

    Und nach dem Schhrägstrich steht :

    Pi.E.u.A:-Btl. 86 Melk / D.

    Also nach der Einheit noch der Standort des zuständigen Ersatz-Truppenteils : Melk an der Donau.

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo !

    Kurze Ergänzung zu Uwe / MunaLisa :

    Ich denke vor Pi-Btl. 745 steht jeweils Hr. als eine Abkürzung für Heeres-[Pi.-Btl.)

    (...)

    Hallo Namensvetter,

    danke für die Ergänzung - das sollte doch die richtige "Übersetzung" sein. Auch vom Sinn her "paßt" es so eher "zusammen"..

    Herzliche Grüße

    Uwe

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  • Hallo Uwe (A.M.),

    vielen Dank für die Antwort!

    Daß das Melk/Donau heißt, da wär ich nicht draufgekommen. Aber das paßt: in dem Werk von Georg Tessin ist im Band 6 ein Pionier-Ersatz-Batallion 86 mit Sitz in Melk aufgeführt.

    Das Hr. vorne könnte tatsächlich die Abkürzung für "Heeres" sein. Das Pionier-Batallion 745 hatte laut Georg Tessin 3 Kompanien und war im Osten in der Heeresguppe Mitte eingesetzt. Das paßt auch.
    Bedeutet also, daß Anton zuletzt in der 1. Kompanie vom Pionier-Batallion 745 war. Und der Kompaniechef müsste dann der besagte Pullwitz (oder so ähnlich) gewesen sein.

    Man hat mir ja auch mitgeteilt, daß man bezüglich der Einsätze der Truppenteile auch eine Anfrage an die Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg schicken kann. Das werde ich mal tun. Mal sehen, was da noch zu erfahren ist.

    Viele Grüße,

    Erich