Farbfoto eines Opel Cabrio mit Wehrmachtskennung auf dem Kotflügel - Original oder moderne Nachschöpfung?

  • Hallo allerseits,

    in einer Facebook-Gruppe zu deutschen Vorkriegs-PKW wurde von einem polnischen Mitglied ohne weitere Angaben diese Aufnahme hochgeladen, die einen Opel Super 6 als Cabriolet in Wehrmachtsdiensten zeigt.

    Folgendes kommt mir merkwürdig vor: Auf dem noch zivilen Nummernschild (an sich nicht ungewöhnlich) sind in den beiden Stempeln keine Hakenkreuze zu sehen. Die Kennung auf dem Kotflügel kommt mir merkwürdig vor - von der Schrift her und der Bedeutung. Einfach nur "B9" wofür soll das stehen? Und gab es als Divisionsabzeichen diesen stilisierten Hammer?

    Ich will nicht ausschließen, dass das ganze Foto eine neuzueitliche Nachschöpfung darstellt - von Fälschung würde ich nicht reden. Es gibt in Polen eine große und sehr rührige Gemeinschaft von Enthusiasten, die die Geschichte des 2. Weltkriegs in allen ihren Facetten nachstellt und vermutlich über mehr originales oder restauriertes Material aus Wehrmachtsbeständen verfügt als vergleichbare Gruppen hierzulande.

    Ich will das gar nicht werten, mir geht es nur darum zu verstehen, ob das ein historisches Originalfoto sein kann oder nicht.

    Besten Dank wie immer für alle Kommentare!

    Michael

  • Hallo,

    auf der Frontscheibe steht die Abkürzung B9 im Zusammenhang mit dem Kürzel OKH, könnte also, wenn es ein zeitgenössisches Foto ist, in Zusammenhang mit dem Oberkommando des Heeres stehen.

    Gruß,

    JR

  • Guten Morgen !!

    Ich tippe mal auf nachgestellt. Rechte untere Bildecke (unterhalb Kühler) zeigt mMn. 5zeile Betonsteinrinne und dunkler geradliniger Straßenbelag (Asphalt !?)


    Gruß Gregor

  • Hallo,

    mich wundern die beiden Stempel bzw. Reste davon auf dem Nummernschild, das übrigens aus dem Landkreis Bitterfeld stammt.

    Was hat denn die Frau da auf dem Kopf?

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo in die Runde,

    tja, sehr merkwürdig. Ich erkenne anhand der Reflexionen eine spiegelblanke, helmartige Kopfbedeckung. Mit hellem Kinnriemen und - wenn es

    nicht schon zur schwarzen Mütze zur Abdeckung der Haare gehört - einen hinteres schwarzes waagerechtes Halteband. mit viel Fantasie könnte

    ich mir auch ein Kamm aus Glas vorstellen. aber wer trägt denn sowas unpraktisches?

    Grüße

    george

    Zusatz: Selbst wenn das Bild nachgestellt wurde, bleibt es merkwürdig. Die Tarnfarbe des Autos finde ich noch neuwertig und die Abzeichen sehen sehr frisch aus.

  • Grüß Gott,

    die Kopfbedeckung gehört zur Tracht, die diese Frau trägt. leider habe ich im Moment keine passende gefunden.....

    Auffallend sind ja auch die Schuhe......sehen fast wie aus Holz aus........

    Anhand des Nummernschildes , falls das Bild echt ist, dürfte es sich um die Anfangsjahre des Krieges handeln, später wurden ja keine zivilen Kennzeichen mehr verwendet...

    Könnte also , Sudetenland , Polen, eventuell Elsass sein

    Servus Eumex

    Vivat Bavaria

  • Moin zusammen,

    Zu der Tracht der Frau:

    1.) Zu dieser Tracht passt das Schuhwerk - Holzpantinen (Holzschuhe, Klompen,pp).

    2.) Die Kopfbedeckung ist ein Trachtenhut aus gewebter Baumwolle mit Schleife zum Festbinden um das Kinn und Haltestabilisator zum Nacken,

    damit dieser nicht durch das Festbinden ums Kinn nach vorne ins Gesicht rutscht.

    Der Trachtenhut ist zur Hälfte schwarz, der Nackenteil weiss. Dies hat die Bewandnis, dass die Trägerin verheiratet ist. Wenn der

    Trachtenhut ganz weiss wäre, wäre sie unverheiratet. Der Haltestabilisator ist bei Verheirateten schwarz, bei Unverheirateten weiss.

    Wenn der Trachtenhut ganz schwarz ist, handelt es sich um eine Witwe.

    (Auf dem Bild kann man noch "so eben" die schwarze Fortführung links am Trachtenhut erkennen)

    3.) Diese Tracht stammt aus dem "Anhaltinischen".

    Diese Angaben stammen von meiner Schwiegermutter, geb. 1927 und wohnhaft in Weissenfels.

    Als ich ihr das obige Bild vorgelegt habe, erkannte sie sofort die Tracht und wusste noch einige Anekdoten aus den Vergangenheit dazu.

    Vielleicht hilft dies ein bischen weiter

    Gruss Walter

    P.S

    Auf dem beiliegenden Foto sind Trachten aus Magdeburg - Anhalt zu sehen.

    Bei der zweiten Person links ist so eine fast identische Kopfbedeckung.

  • Hallo,

    wenn es echt ist, müßte es ein Dia sein (Direktpositivverfahren). Farbnegativabzüge als Positiv auf Papier gab es mW erst ab 1949/50.

    Gruß,

    JR

  • Hallo,


    hier hab ich noch ein paar Anmerkungen:

    Diese Art Pflaster / Straßenbelag kenne ich aus Friesland bzw. Küstenbereich der Niederlande und überwiegend in den Dörfern zu finden, daher

    könnten auch die Holzklompen passen, welche aber eher untypisch flach gehalten sind. Auch sieht der Boden recht hell und sandig aus.

    Michael, passt der recht blanke Rückspiegel zur Originalausstattung? Der zweite Scheibenwischer fehlt, weil der sonst die Beschriftung verwischen

    würde. Gibt es weitere Infos vom Bildeinsteller auf Facebook?

    Grüße

    george

  • Hallo und danke an alle, die etwas zu diesem Foto beigetragen haben!

    Farbfotos aus den späten 1930er Jahren sind ja an sich nichts völlig Ungewöhnliches, habe selbst einige private Farbdias, die Autos mit deutschen Vorkriegsnummernschildern zeigen. Für ein nachkoloriertes Original ist die Farbwiedergabe zu gut, machbar wäre dies aber bei einer modernen Nachschöpfung.

    Generell gibt das Motiv Rätsel auf - was sollte auf dieser Aufnahme festgehalten werden? Dass wir es mit einer lokalen Tracht zu tun haben, ist klar. Um die ging es aber nicht, sonst hätte man die Frau nicht von hinten gezeigt. Mir scheint es eher um die Zusammenstellung "deutsches MIlitär" und "Zivilisten" zu gehen - eventuell eine Propagandaaufnahme?

    Noch nicht bewusst gesehen habe ich an einer deutschen Fahrzeugkennung jener Zeit diese "durchbrochene" Schrift. Das Kürzel "B9" entspricht auch keiner mir bekannten Konvention. Die Kombination aus "OKH" (Oberkommando d. Heeres) und einem (mutmaßlichen) Divisionsabzeichen (Hammer?) ergibt aus meiner Sicht keinen Sinn (evtl. wurde der Wagen "zweckentfremdet"). Der Innenspiegel des Opel entspricht der Originalausführung.

    Leider gab es vom "Einsteller" der Aufnahme keine weiteren Informationen.

    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Michael,

    Die "durchbrochene" Schrift ist nicht besonders und entsteht durch Stege an der Schablone mit der die Buchstabe/Zahlen aufgetragen werden. Ohne die Stege würde der mittlere Teil der Schablone herausfallen. Man sieht das so sehr oft, nur ganz "pingelige" Mahler haben die Stege später auch ausgefüllt.

    Der Hammer oder die Axt ist kein Divisionsabzeichen, sondern ein Truppenkennzeichen, d.h. nicht nur Divisionen führten ein eigenes Kennzeichen, sondern viele andere Truppenteile auch.

    Das "B 9" wird die Fahrzeugkennung in dem noch unbekannten Verband des OKH sein.

    Beste Grüße

    Werner

  • Hallo zusammen

    Quote

    Das "B 9" wird die Fahrzeugkennung in dem noch unbekannten Verband des OKH sein.

    wenn Einheit, dann werfe ich mal die Brückenkolonne B (FPN 03484) des Pionier-Bataillon 9 der 9. Infanterie-Division

    Diese Einheiten wuden mit B9 abgekürzt und der Hammer passt auch der Waffengattung Pioniertruppe

    Gruss Dieter

  • Generell gibt das Motiv Rätsel auf - was sollte auf dieser Aufnahme festgehalten werden? Dass wir es mit einer lokalen Tracht zu tun haben, ist klar. Um die ging es aber nicht, sonst hätte man die Frau nicht von hinten gezeigt. Mir scheint es eher um die Zusammenstellung "deutsches MIlitär" und "Zivilisten" zu gehen - eventuell eine Propagandaaufnahme?

    Guten Tag Michael,

    ich finde an diesem Foto nichts "verdaechtiges" - im Gegenteil - die Propaganda Filmer (Signal?) sind ja bekannt fuer solche Farbfotos.

    Die Frau (vermutlich aus einem "befreiten" deutschstaemmigen Gebiet) also Sudeten oder Polen bietet da ja auch irgendwie Brot oder kuchiges an - wo der Landser ja schon am zugreifen ist.

    Gruss

    Ferdinand

  • Hallo zusammen !!

    Und wo bitte schön im ländlichen Polen- oder Sudetenland waren die Straßen asphaltiert und die Rinnen gepflastert?

    Ich kenne da ganz andere Wegbeschreibungen aus Büchern über den Polenfeldzug.


    Gruß Gregor

  • Hallo zusammen,

    ich halte dieses Foto ebenfalls für nicht authentisch.

    Mich stören die Fenster in den Gebäuden links und rechts im Hintergrund. Die sehen irgendwie nach Kunststofffenster aus.

    Auch die Pflastersteine scheinen in der Form nicht aus der Zeit zu sein.

    Außerdem stellt sich mir die Frage, warum der Soldat auf der Beifahrerseite sitzt und ein Fahrer nicht sichtbar ist. Wenn er der Fahrer ist, warum sitzt er dann auf der anderen Seite? Weil die Aufnahme auf der Fahrerseite aufgrund von baulichen Gegebenheiten, die nicht in die dargestellte Zeit passen, nicht möglich war?

    Weiterhin stören mich die dunklen Dachziegeln. Ich bin mir nicht sicher, ob die aus der dargestellten Zeit sein können.

    Viele Grüße

    Nicco

  • Moin zusammen,

    Donnerwetter, da bin ich wirklich erstaunt, was da alles auf dem Foto zu erkennen ist. Besonders da, wo es unscharf wird! Betonrinnen, Asphalt und Kunststofffensterrahmen?!?

    Das ist ein Original-Foto eines vormals zivilen, jetzt eingezogen Opel Super 6 Cabrios beim OKH. Das Fahrzeug ist kürzlich von zivil auf militärisch umgespritzt und mit Truppenkennzeichen etc. versehen. Das zivile Kfz.-Kennzeichen ist noch nicht durch ein WH-Kennzeichen ersetzt. Der Fahrer ist ausgestiegen und macht dieses Foto, aus welchem Grund auch immer.

    Zur Brückenkolonne des Pionierbatl. 9 wird es eher nicht gehören. Die führte das Truppenkennzeichen der 9. Inf.Div. und hatte mit dem OKH nichts zu tun.

    Beste Grüße

    Werner

  • Hallo Werner,

    das Auto ist niemals frisch umlackiert. Auf dem Lack sind überall deutliche Rostspuren erkennbar. So sieht ein frisch lackiertes Auto jedenfalls nicht aus.

    Viele Grüße

    Nicco

  • Guten Abend - nachfolgend meine Meinung zu dem Foto: ich halte es durchaus für authentisch, es wird im Ursprung ein altes Farb-Dia sein, das Format spricht dafür. Allerdings - das Bild wurde am PC nachbearbeitet, sehr ordentlich für meinen Geschmack. Normal bleichen die alten Dias aus bzw. verändern ihre Farbe, von Verschmutzungen und Kratzern über die Jahrzehnte mal ganz abgesehen. Jedenfalls ist die nun zu sehende Farbgebung mit etwas zu viel Rotstich versehen, was neben dem schweinchenrosa Gesicht des Soldaten auch diese rostartige Oberfläche des Fahrzeugs bedingt. Der Wagen war aber einfach nur eingestaubt. Um so einen Flugrost auf einer lackierten Oberfläche zu erhalten, müsste das Auto mehrere Jahre ohne jede Pflege im Freien gestanden haben...

    Interessant in jedem Fall.

    Viele Grüsse aus Berlin

    Oldmanhupe

  • Hallo allerseits,

    wiederum danke an alle Kommentatoren!

    Das Foto polarisiert offenbar und das kann ich nachvollziehen. Nochmals zur Aufschrift "B 9" - wirkt ungewöhnlich dilettantisch auf mich (Abstand von Buchstabe und Ziffer sowie unterschiedliche Ausrichtung) - ich sage das bloß deshalb, weil mir so etwas unter hunderten Fotos von zivilen Wehrmachtsautos noch nicht untergekommen ist. Kann natürlich trotzdem authentisch sein, gepfuscht wurde ja immer und überall. Zur Farbwiedergabe: diese sollte man bei einem gut 80 Jahre alten Dia nicht überbewerten. Natürlich ist der zum Aufnahmezeitpunkt noch recht neue Opel an der Front nicht verrostet, wie sollte er auch, dafür war er ja lackiert. Wenn das eine Propagandaaufnahme war, wofür einiges spricht, sollte sich ein Vergleichsfoto finden lassen, vielleicht sogar mit Beschriftung.

    Gruß,

    Michael