Munitionsbedarf der Flak Aug. / Sep. 1944

  • Hallo,

    ich habe aus einer heimischen Firma in deren Werkschronik den Hinweis gefunden, das in den Monaten August und September 1944 die Produktion an Granatrohlingen für die Kaliber 8,8cm und 10,5cm bei gesamt etwa 30.000 Stück betragen haben soll.

    Für mich wäre es mal interessant zu erfahren, und ich bin mir gewiss, das man es nur "grob schätzen" kann, wie hoch der Bedarf an solchen Granaten zu diesem Zeitpunkt gewesen sein könnte.

    Ich bin mir bewusst, das ja nicht nur die Luftwaffe diese Kaliber verschossen hat, sondern auch Heer und Marine mit solchen Geschützen ausgestattet waren.

    Mir geht es hauptsächlich daraum, mal eine Zahl zum Vergleich zu haben - also egal ob Gesamtbedarf durch alle Einheiten oder nur von der Luftwaffe.

    Hat jemand von Euch einen kleinen Hinweis für mich zu dieser Fragestellung und danke im Voraus.

    Grüße, Claudio

  • Moien,(

    mit dieser Anzahl von Granaten wird man nicht sehr lange einen Beschuß aufrecht erhalten können. (unabhängig ob Flak- oder normales Artilleriefeuer). Von der rein technischen Seite her betrachtet waren 16.000 Schuß 8,8cm Flak von Nöten um einen allierten 4-mot Bomber abschießen zu können. Bei der 12,8cm Flak reichten "nur" 3000 Schuß dafür aus. Eine mir vorliegende Abschußmeldung einer Flakbatterie ausgerüstet mit der 8,8cm Flak 41 nennt für den einminütigen Beschuß einer P-51 die Anzahl von 160 Sprenggranaten.(Optisch aufgemessen).

    Für den einminütigen Beschuß und Abschuß einer P-47 verfeuerte eine 20mm Vierling-Batterie hier bei mir 1.280 Schuß 20mm Granaten und 1.500 Schuß mit MG 81.

    h.

  • Guten Morgen,

    während des Jahres 1944 gab es folgenden Verbrauch:

    8,8 cm Flak 1 235 000 Sprenggranaten sowie 100 000 Panzergranaten.

    3,7 cm Flak 1 908 000 Sprenggranaten sowie 390 000 Panzergranaten.

    2 cm Flak 47 161 900 Spreng - Brandgranaten.

    Quelle: Fritz Hahn

    MFG Steiner 58

  • Hallo !

    In Ergänzung zum bereits gesagten :

    - Eine Bestätigung der Zahlen von AviaB.33 mit einigen zusätzlichen Details

    (deswegen erwähne ich das hier) findet man bei Koch, FLAK (2. Aufl.), S. 655.

    - Die Jahresproduktion an Flakgranaten findet man bei Boelcke, Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg, S. 23 :

    8,8cm (1944) : 13.649.000 (also ~13,7 Mio.) (relativ konstant seit 1941)

    10,5cm (1944) : 1.898.000 (also ~1,9 Mio.) (gegenüber 1941 mehr als verdreifacht)

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo Ihr Drei,

    recht herzlichen Dank für Eure schnelle, und aussagekräftigen Antworten.

    Sehe ich das richtig, wenn ich die Zahlen von Uwe nehme, bezüglich der JAHRESPRODUKTION, das die Angaben von Steiner58 dagegen der MONATLICHE VERBAUCH war ? Denke dem ist so, dann käme ich ja auf die etwa 13,7 Mio.

    Werde das auf jeden Fall mal so für mich notieren, denke da lässt sich für mich lokalhistorisch was aussagen, denn das war nicht die einzige Gießerei, die solches Kaliber hier gegossen hat.

    Mal schauen, ob ich da auch von anderen Betrieben Zahlen finde und wo ich dann in der Summe lande.

    Danke und schöne Grüße

    Claudio

  • Hallo Claudio !

    Ich glaube, das die Zahlen anders zu verstehen sind :

    Die Zahlen von Steiner58, die bei Hahn genannt werden, beziehen sich auf den Verbrauch in 1944

    nur durch Einheiten des Heeres (nicht der Luftwaffe, Marine).

    Die Zahlen bei Boelcke beziehen sich auf die Gesamtproduktion (für Luftwaffe, Heer und Marine).

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo,

    ich kann nur mit folgenden Zahlen der Flakartillerie der Luftwaffe dienen:

    *Jahresverbrauch 1944 pro Monat= 1,75 Mio. 8,8 cm Granaten

    0,2 Mio. 10,5 cm Granaten

    0,07 Mio. 12, 8 cm Granaten

    ** Sept. 1944 = 8,8 cm = 3 175 400 Granaten

    10,5 cm = 255 030 Granaten

    12,8 cm = 102 450 Granaten

    * Generalquartiermeister Luftwaffe

    **Greffrath: Ehrenbuch der dt. Wehrmacht Teil III 1939 - 1944

    Veröffentlicht in Koch: Flak

    Gruß Karl

    Edited once, last by Karl Grohmann: Korrektur nach Hinweis von Uwe. (March 3, 2022 at 6:47 PM).

  • Hallo Karl !

    Nur ein kurzer Hinweis :

    Ich vermute Deine Quelle sind die Angaben bei Koch, S. 360.

    Dann gibt die erste Zahlengruppe aber den durchnschnittlchen Monatsverbrauch für 1944 an (nicht den Jahresverbrauch),

    während die zweite Zahlengruppe die einzelnen Monate mit dem jeweiligen Höchstverbrauch im Herbst 1944 angibt.

    Sonst wären die Zahlen auch arg widersprüchlich.

    Die Zahlen sind aber auf jeden Fall interessant, weil sie sich ja auf den tatsächlichen Verbrauch beziehen,

    während ich nur die Produktion gelistet habe.

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo Uwe,

    danke für den Hinweis. Korrektur habe ich vorgenommen.

    Nachträglich möchte ich noch auf den Befehl Hitlers vom 9. Nov. 1944 für die Steigerung des Flakwaffen - und Munitionsprogramms hinweisen.

    Siehe:

    BA-ZNS W Allg.; vgl. hierzu den Erlaß des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion, der Chef des Rüstungsstabes vom 12. 11. 1944 ( BA- ZNS W Allg., "Hitler habe heute Nach durch einen Fernspruch nochmals eindeutig festgelegt, dass nach " Führervollmacht" vom 4.11.1944 die Flakproduktion an erster Stelle aller kriegsentscheidenden Aufgaben stünde.

    In Absolon: "Die Wehrmacht im III. Reich" Band VI, 19. Dez. 1941 bis 9. Mai 1945.

    Damit wurde eine Steigerung der Munitionsfertigung für die Flak ebenso notwendig wie die Geschütze selbst. logischerweise.)

    Gruß Karl

  • Hallo an Euch alle,

    ich danke Euch recht herzlich, denn egal, ob Ihr Zahlen für den Monatlichen Verbauch oder Daten für den Höchsverbrauch mir geben konntet. Es ist auch, für mich zumindest, ausreichend, wenn nur die Zahlen der Flak habe.

    Ich versuche im Moment herauszufinden, wie viele Granatrohlinge die verschiedenen Gießereien in meiner Region damals hergestellt haben. Diese Summe möchte ich nachher im Kontex zu Euren Zahlen stellen. Für mich und meine heimatliche Region sicherlich eine Interessante Gegenüberstellung.

    Schönes WE

    Claudio

  • Hallo noch mal,

    anbei noch ein Foto, aus dem Nachlass eines GI´s, der 3 Tage nach dem Einmarsch der US Bodentruppen mit einer Flak Einheit hier her kam. Diese Einheit hat Ihre Zugfahrzeuge auf dem weitläufigen Gelände einer heimischen Gießerei untergestellt und dabei enstand das Foto. Ich fand die Lagerung der Rohlinge ganz interessant.

    Grüße

    Claudio

  • Hallo Karl,

    das Werksgelände wurde nie durch die 9. oder 8. USAAF gezielt angegriffen. Lediglich Bordwaffenbeschuss und 4 einzelne Bomben von Jagdbombern sind schriftlich festgehalten. Auch bei Einmarsch kam es hier zu keinerlei Kampfhandlungen, nicht mal Schießerein mit den letzten, rückwärtsziehenden Soldaten. Ich vermute, das es in diesem Werk wie bei mir im Ort war - auf Grund der Transportlage konnten produzierte Waren nicht mehr ausgeliefert werden. Der LAgerplatz war auf Grund dieses Umstandes wohl überfüllt und das war die "Notlösung". Im Eisenwerk bei mir saßen mit Datum des Einmarsches 750 fertige Granatwerfer 8cm auf "Halde".

    Gruß

    Claudio

  • Hallo Claudio,

    danke, das wäre geklärt.

    Es wunderte mich halt, dass die Granaten direkt auf dem Erdboden aufliegen. Habe ich so noch nirgends gesehen.

    Zu dem Granatwerfer 8 cm 34 schreibt Hahn: "......März 45 gab es noch 17 911 Stück, davon 278 in den Zeugämtern."

    Jetzt könnte man sich die Frage stellen, waren diese 750 Gr.W. schon von den Zeugämtern erfasst oder nicht? ( Eher wohl nicht).

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    Quote

    Es wunderte mich halt, dass die Granaten direkt auf dem Erdboden aufliegen. Habe ich so noch nirgends gesehen.

    noch sind es keine Granaten sondern Rohlinge

    Abwurf-Munition, z.B. 50 kg Bomben, wurden in Feld-Muna´s und Fliegerhorsten auch in "Stapeln" gelagert.

    Gruss Dieter