Kämpfe in und um Senftenberg im April 1945

  • Hallo Thomas,

    es gibt eine private Veröffentlichung aus dem Jahr 1981, die offenbar Senftenberger gemacht haben, die (mglw. vor 1961) schon in den Westen gegangen sind. Grundsätzlich

    wurde dabei die Paulitz-Chronik zu großen Teilen faksimiliert. Im Anschluss sind andere Quellen irgendwie zusammengehauen worden. 2,5 Seiten berichten über den April 1945.

    Was davon tatsächlich so war oder ob da was hinzugesponnen wurde (das Büchlein wurde 1981 im Selbstverlag "veröffentlicht") wird wohl keiner mehr sagen können.

    Außerdem gibt es in der Chronik "Sedlitz - Geschichte unseres Heimatdorfes" einen längeren Zeitzeugenbericht über den Einmarsch der Russen in das Dorf.

    Matthias

  • Hi Thomas,

    du weißt sicher schon darüber, falls nicht vielleicht vielleicht ein Ansatz zu weiteren Nachforschungen:

    Auf dem Neuen Friedhof (Briesker Str.) in Senftenberg befindet sich ein Militärgrab mit den Gräbern von 182 sowjetischen Soldaten und Offizieren, die zwischen dem 19. und 20. April 1945 in den Kämpfen um Senftenberg gefallen sind.

    VG

    KS

    Diese Gedenkstätte wirft für mich mehr Fragen auf, als dass sie Antworten gibt. So gibt es dort eine Reihe von Namen mit Sterbedaten, die nichts mit dem April 1945 zu tun haben. Ja selbst 1947 und 1948 taucht dort auf. Irgendwo las ich die Information, dass eine große Zahl Rotarmisten gar nicht "gefallen", sondern in den Tagebauanlagen der Gegend "verunglückt" seien.

  • Guten Tag Thomas

    ich mochte mich erinnern, daß ein Kamerad meines Onkels, der meinen Grosseltern seinen Verbleib nach Kriegsende mitteilte, hierbei SENFTENBERG erwähnte. Daß die Einheit dort dann tatsächlich vor Ort war, ist im Brief nicht erwähnt und halte ich für unwahrscheinlich, wenn man die Ankunft in Swinemünde (11.4.) mit der Entwicklung in Senftenberg in Einklang bringt. Nichtsdestotrotz interessant auch für Schwarzenberg-Interessierte. Der besseren Lesbarkeit wegen als Abschrift anbei.

    Grüße

    Peter

  • Hallo Thomas & andere Interessierte,

    wie bereits richtig angemerkt wurde, „befand sich im Februar und März 1945 das Hauptquartier der 4. Panzer-Armee (General Gräser) bei Senftenberg. Von dort aus wurde fieberhaft am Ausbau der Stellungen an der Neisse gearbeitet. Den dort liegenden Ausbildungs- und Ersatzeinheiten wurden relativ moderne Waffen zugeführt, die Pioniereinheiten der 10. SS-Panzerdivision „Frundsberg“, der 25. Panzerdivision und des Fallschirm-Panzerkorps „Hermann Göring“ mit neuen SPW und anderem Gerät ausgestattet. In Lauchhammer erhielt das Ersatzbataillon der 21. Panzerdivision neue Achtrad-Spähpanzer (Puma) mit Infrarot-Nachtsichtgeräten. In Brieske lag das Ersatzbataillon der 32. SS-Frw.-Grenadierdivision „30. Januar“. Die übrigen Teile der 21. PD lagen noch auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück. Im Raum Guben lag die in Aufstellung befindliche 35. SS-Pol.-Grenadierdivision. Ihr sollten Teile vom Feldersatzbatailllon 4, von der Aufklärungsabteilung 4 und der Sturmgeschützabteilung 4, die in Henriette bei Sallgast und in Marga/Senftenberg lagen zugeführt werden. Die Vermisstenlisten der Division bestätigen dies.“

    (Quelle: Maik Sieberhagen, Die Kämpfe in der Niederlausitz im April 1945, in: Der Freiwillige Nr. 4/99)

    Meiner Ansicht nach kam es später, also nach dem Durchbruch der sowjetischen Armee, in Senftenberg selbst zu keinen nennenswerten großen bzw. schweren Kampfhandlungen. Das es vereinzelt zu Widerstand kam, ist selbstverständlich anzunehmen. Senftenberg fungierte eher in der Not heraus als eine Art kurzzeitige Auffangstellung, um den zurückweichenden deutschen Verbänden, u.a. aus dem „Kessel von Spremberg“, noch die Möglichkeit zu geben, sich nach Südwesten in Richtung Sachsen und Dresden zurückzuziehen.

    Eine besondere Rolle spielte dabei die Straße von Spremberg über Pulsberg – Jessen (heute abgebaggert) – Gosda (abgebaggert) – Haidemühl – Proschim – Lieske – Rosendorf (abgebaggert) – Wend. Sorno (ebenfalls bereits abgebaggert) – Sedlitz nach Senftenberg. Überwiegend wurde dieser Weg von flüchtenden Zivilisten, Verwundeten und von den nicht mehr kampffähigen Trossen genutzt. In der bisher erschienen Literatur wurde dieser zweite südliche Fluchtweg aus dem Kessel kaum beachtet. Seine damalige Bedeutung wurde sozusagen ein wenig unterschätzt. Die Masse der Veröffentlichungen konzentrierte sich demnach mehr auf die nördlichen Kämpfe um Kausche und die darauffolgenden Überquerungen der sogenannten „Todeswiesen“ bei Geisendorf, Petershain und Ressen.

    01.jpg

    Hier mal eine Karte dazu. Ich meine diesbezüglich hauptsächlich den unteren eher unbekannteren Rückzugsweg. Die handschriftl. farblichen Nachtragungen sind von mir und stammen etwa aus dem Jahr 2001. Das Ganze ist also schon eine Weile her. ;)

    Die nun nachfolgenden Erlebnisberichte könnten hierzu weitere Forschungsansätze liefern.

    Der aus Spremberg flüchtende Karl Erwig berichtete dazu folgendes:

    „... um 7:00 Uhr am 17. April verließen wir unser Haus, ... Gegen 10:00 Uhr waren wir dann ... in Pulsberg. ... Am zweiten Tag erfolgte auch auf den Ort Gosda ein schwerer Luftangriff. ... Es kamen noch andere Flüchtlinge aus Spremberg, die sich in der Futterküche einquartierten. ... Des Abends verstärkte sich das Bombardement ganz gewaltig, so daß wir uns entschlossen, weiter zu flüchten. Wir ließen einen Teil unseres Gepäcks im Keller zurück, setzten dann die Kinder in den Kinderwagen und flüchteten gegen 23:00 Uhr weiter inmitten zahlreicher anderer Flüchtlinge. Es war eine schlimme Nacht, Leuchtbomben und Leuchtspurmunition erhellten oft taghell die Nacht. Wir aber zogen mit Leiterwagen und mit Kinderwagen unverdrossen die Straße entlang über Haidemühl nach Proschim und wollten von hier aus nach Welzow. Da dort aber anscheinend schwere Luftangriffe waren, zogen wir es vor, die Straße nach Senftenberg zu ziehen. Hier kamen wir gegen 1:00 Uhr [Anmerkung meinerseits: 18. April 1945] an einen Wald, wo viel Militär in Stellung stand. [Anmerkung meinerseits: Welche Einheiten?] Die Straße war hiervon voll, ... Dann konnten wir weiterwandern und kamen gegen Morgen in dem größeren Ort Sedlitz an, wo wir von freundlichen Leuten eine Tasse Kaffee bekamen und die Kinder und uns selber wuschen. Dann zogen wir wieder weiter und kamen gegen 9:00 Uhr nach Reppnitz [Anmerkung meinerseits: richtig Reppist, kurz vor Senftenberg], wo wir wegen großer Übermüdung zunächst mal bleiben wollten. Kurz darauf mussten wir wegen dauerndem Fliegeralarm in einen großen Luftschutzbunker flüchten, wo wir mehrere Stunden verbrachten und erst gegen 15:00 Uhr ein Quartier zugewiesen erhielten bei der Frau Ziesche, Weinbergweg 3. Hier blieben wir dann über Nacht. Andern Früh [Anmerkung meinerseits: 19. April 1945] fuhr ich mit dem Rade in den Ort, um mich hier mal umzusehen, besonders auch wegen dem weiteren Fluchtwege. ... Da der Schlachtdonner immer näher kam, wollten wir des Mittags wieder weiter flüchten. Da jedoch die Frau Ziesche die Nachricht brachte, dass die Russen abschwenken würden, blieben wir hier. Gegen Abend war wieder ein schwerer Angriff und Daueralarm, wodurch wir genötigt waren, einen großen Bunker aufzusuchen, während unser Gepäck im Keller der Frau Ziesche verblieb. Die ganze Nacht saßen wir in diesem Bunker, einen früheren Bahntunnel, mit den Kindern auf dem Schoße. Immer wieder krepierten Bomben und Artilleriegeschosse über uns, und als wir dann anderen Früh [Anmerkung meinerseits: 20. April 1945] den Bunker verlassen konnten, waren die Russen da. Während wir aber die Nacht in dem Bunker verbrachten, hatte man im Keller der Frau Ziesche unser Gepäck durchsucht und gründlich ausgeraubt, darunter die ganzen Schuhe der Kinder, Wäsche, Kleider usw. Über uns sausten die Granaten hin und her, denn wir waren in einer russischen Artilleriestellung. Wir blieben noch den Tag und die kommende Nacht im Keller. ... Wir beschlossen am nächsten Morgen [Anmerkung meinerseits: 21. April 1945] wieder nach Hause zurückzukehren, da ein Weiterkommen für uns unmöglich geworden war, weil wir nunmehr hinter der Kampffront waren.“

    (Quelle: Heimatkalender 1995 – Stadt Spremberg und Umgebung, S.26-27)

    SS-Unterscharführer Horst Franke, Panzerkommandant eines Panzer IV in der 6./SS-Panzer-Regiment 10 „Frundsberg“, berichtete weiterhin:

    „19.04.1945 – In den frühen Morgenstunden standen wir am westlichen Stadtrand von Spremberg, von wo aus eine Nebenstraße nach Senftenberg führte, unser nächstes Ziel. Ich saß beim Fahrer auf der Zugmaschine. Erstens wollte ich sehen, wo es lang ging und zweitens wollte ich dem Fahrer nicht zumuten, dass er allein auf dem Bock saß. Die Besatzung war für alle Eventualitäten eingewiesen. Aber was sahen wir, als wir uns die Straße anschauten? In einiger Entfernung standen mehrere brennende Fahrzeuge. Offensichtlich wurde die Straße eingesehen und der Iwan hatte sich eingeschossen. Nun wollte keiner die schützende Stadt verlassen. Wir beide nahmen einen kräftigen Schluck aus der Flasche und ab ging die Post. Als wir uns der gefährdeten Strecke nährten fuhren wir einfach rechts neben der Straße mit Karacho weiter und der Iwan hatte das nachsehen. Bis er den Braten roch, waren wir schon in Sicherheit. Über Jessen und Proschim fahrend nährten wir uns dem Ort Sedlitz. Ich hatte so ein ungutes Gefühl und wir hielten etwa 400-500 Meter vor der Ortschaft. Mein Animus hatte nicht getrogen. Durch das gute Fernglas, welches jeder Kommandeur hatte, sah ich im Ort russische Infanterie, aber keine schweren Waffen. Wir fuhren dichter heran, nichts tat sich. Der Iwan hatte wohl nur die schöne Zugmaschine gesehen und nicht sein Anhängsel und ließ uns herankommen. Etwa 105 Meter vor dem Ortseingang machten wir dann plötzlich einen Schwenk, so dass der Panzer Schussfeld hatte. Mit Sprenggranaten und beiden MG haben wir den Brüdern dann Beine gemacht. Wir sind dann hurtig an dem Dorf vorbeigefahren und hatten wieder einmal die Kurve bekommen. Hört sich gut an, wenn man das so liest, aber wenn man dabei gewesen ist, spürt man doch, wie die Kreissäge dichter kommt. Kurz vor Senftenberg fiel uns dann ein großer Stein vom Herzen, als wir eigene Stellungen (Heer u. andere Einheiten) erreichten. Die wollten uns natürlich vereinnahmen und den Panzer in ihre Stellung einbeziehen. Ich ließ mich aber auf keinen Kuhhandel ein und fuhr in die Stadt hinein, wo wir ein gutes Quartier fanden. In der Nacht haben wir abwechselnd, bis auf den Fahrer, gewacht, man konnte ja nie wissen. Gar manch einer wurde schon im Schlaf überrascht und fand sich in Sibirien wieder, ohne mich.

    20.04. – 23.04.1945 – Nachts gingen die Sirenen, dass hieß, dass der Iwan kommt und sollte die Bevölkerung warnen. Aber was sollten die schon groß machen? Wie sollten sie entfliehen? Wir hatten Platz und nahmen einige mit Sack und Pack bis nach Bischofswerda mit, wo die Eisenbahn noch fuhr. ...“

    (Quelle: Westerhoff/Schneider, Weg einer Panzer-Kompanie 1943-1945, 6. Kompanie SS-Panzer-Regiment 10 „Frundsberg“, Selbstverlag, S.122-123, daraus stammt auch die gescannte Karte von oben)

    Während der Ausbruchskämpfe aus dem Kessel von Spremberg bekamen auch die Reste der Aufklärungs-Abteilung (AA) 55, welche sich vorher aus dem Raum Hirschberg/Schlesien auf Spremberg zurückzogen, den Befehl sich bei Senftenberg zu sammeln und zur 2. Kompanie zu stoßen. Noch vor Senftenberg kam es zu Waldgefechten und man schwenkte Richtung Finsterwalde ab.

    (Quelle: Rundbrief, Truppenkameradschaft Frundsberg, Mai 2000)

    Die SS-Sanitäts-Abteilung 10 „Frundsberg“ richtete in einem Bauerngehöft in Proschim einen Umschlagplatz für Verwundete ein. Vor dort aus fand dann ein Pendelverkehr statt, in den eigentlich bereits geschlossenen „Kessel von Spremberg“ und wieder zurück. Von Proschim aus wurden die Verwundeten anschließend nach Senftenberg gefahren, von wo aus noch am Abend des 22. April 1945 ein Lazarettzug die Stadt Richtung Bischofswerda verließ.

    (Quelle: Rundbrief, Truppenkameradschaft Frundsberg, Mai 2000)

    Des weiteren schien auch das SS-Feldersatz-Bataillon 10 „Frundsberg“ noch vor der Schließung des „Kessels von Spremberg“ über Senftenberg in zwei Gruppen herausgekommen zu sein.

    (Quelle: u.a. Erlebnisbericht von Dr. Hermann Kube, Soldat in der 10. SS-Pz.-Div. „Frundsberg“, undatiert, Privatbesitz)

    Um den 19. April 1945 muss in Senftenberg selbst Chaos geherrscht haben, was weitere SS-Männer bestätigten. So z.B. der SS-Untersturmführer Heinz Damaske, Adjutant des SS-Feldersatz-Bataillons 10 „Frundsberg“, der in Senftenberg „ein heilloses Durcheinander“ feststellte. „Keiner der dort ansprechbaren Heeres-Offiziere war in der Lage verwertbare Auskünfte über den Einsatz eigener Truppen oder über die Entfernung der vorstoßenden sowjetischen Panzerspitzen zu geben“. Weiterhin gab er zu Protokoll: „Auf welchen Straßen und Feldwegen wir von Senftenberg aus weiterfuhren, weiß ich nicht mehr.“

    (Quelle: Die Hellebarde, Nr. 20/99)

    Wie gesagt, ein erster Ansatz, der weitere Möglichkeiten zum Thema "Senftenberg im April 1945" eröffnen soll.

    Edit: Rechtschreibung, Ausdruck, Ergänzungen etc.

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

    Edited 5 times, last by Policeman (July 4, 2022 at 9:13 AM).

  • Hallo Thomas,

    da ich gerade am Ball bin, gehts auch gleich mal weiter. :D;)

    ...

    Auch existierte bei Senftenberg im Bereich des heutigen Sees auf Höhe Buchwalde ein Flugfeld, welches später die Luftwaffe nutzte.

    Zum Zeitpunkt des Angriffs auf die Stadt war dieser jedoch sicher längst geräumt.

    Es soll hierzu wohl noch einen Zeitzeugen geben, welcher aktuell jedoch nicht erreichbar ist, wie mir der Heimatverein mitteilte.

    ...

    Hans Schweiger – Erinnerungen aus dem Jahre 1945 über Scado – Geierswalde:

    „Es war an einem kalten Januarmorgen als ich vom Flugplatz Cottbus, auf dem ich als technischer Spezialist für Funk- und Messwesen eingesetzt und so halb und halb dem fliegenden Personal zugeteilt war, nach Buchwalde zum Transportgeschwader (TG) 3 versetzt wurde. Die Angriffe, damals feindlicher Luftverbände, hat uns nach einigen Tagen aber nach Groß Koschen weiter ziehen lassen, wobei jedoch die Flugzeuge (Ju 52) in Buchwalde verbleiben mussten. Zuerst diente uns die Schule von Gr. Koschen als Unterkunft, doch war in Anbetracht auf unsere Maschinen, eine Bleibe in Buchwalde unmöglich. Nach einigen Tagen ließ mich der Staffelkapitän, ich war mit ihm aus techn. und persönlichen Gründen in guten Kontakt, rufen, um mit ihm die Gegend nach einem günstigen Versteck für unsere Maschinen abzusuchen. Über Kl. Koschen ging es durch den Wald nach Scado, wo uns eine relativ abgeschlossene so doch freundliche Bevölkerung (Dorfgemeinde) herzlich aufgenommen hat. Es schien uns die Gegend geradezu ideal zur Aufnahme der Flugzeuge und auch die Unterkunft war relativ leicht gelöst, weil uns doch im Gut ein großer Saal mit mehreren Nebenräumen zur Verfügung stand. Flieger und Offiziere hatten von Anfang an besten Kontakt mit den Bewohnern der unmittelbar nebeneinander liegenden Dörfer Scado und Geierswalde. Natürlich war die Verbindung mit den Bewohnern Scados intensiver. Wir waren von Mitte Januar bis Anfang oder Mitte April in Scado und Geierswalde. Wir verließen die Gegend per Flugzeug Richtung Dresden (Radebeul) um in Prag zu landen.“

    Es sollen ca. 17 Ju 52 im Scadoer Wald stationiert gewesen sein. Die Maschinen flogen regelmäßig Einsätze in die Festung Breslau, um die eingeschlossene Stadt aus der Luft zu versorgen. Eventuell gibt es hier auch eine Verbindung zum Fliegerhorst Welzow, der nur unweit von Senftenberg entfernt liegt. Denn es existieren Belege, das Maschinen dieser und auch anderer Gruppen diesen Flugplatz während der Versorgungsflüge angeflogen haben. Die Bedingungen, unter denen diese Flüge durchgeführt wurden, waren sehr schwierig. Die Russen hatten die Festung Breslau mit einem fast undurchdringlichen Gürtel, bestehend aus zahlreichen Flak- und Scheinwerferbatterien umgeben. Viele Ju 52 und He 111 mitsamt ihren Besatzungen sind dadurch in Verlust geraten. (Quelle: siehe u. vgl. Chronik Scado/Geierswalde (?), S.41-42 mit Bechler, Fliegerhorst Welzow, S.95-96)

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo zusammen,

    im Frühjahr 1945 lagen für das "Versorgungsunternehmen Breslau" auf dem Feldfugplatz Senftenberg-Buchwalde:

    II./TG 2 (Kdr. Hptm. Kurt Harnisch)

    I./TG 3 (Kdr. Hptm. Georg-Dieter Matschullat).

    Beide Gruppen waren mit Ju 52 ausgerüstet.

    Die in Daniels Bericht erwähnten He 111-Gruppen lagen in Königgrätz (I.+III./KG 4) und in Reichenbach, Klein-Welzheim, Salzburg (T.Gr.30).

    Beste Grüsse

    Ingo

  • Hallo

    Kurze Nachfrage:

    Im Raum Guben lag die in Aufstellung befindliche 35. SS-Pol.-Grenadierdivision. Ihr sollten Teile vom Feldersatzbatailllon 4, von der Aufklärungsabteilung 4 und der Sturmgeschützabteilung 4, die in Henriette bei Sallgast und in Marga/Senftenberg lagen zugeführt werden. Die Vermisstenlisten der Division bestätigen dies.“

    (Quelle: Maik Sieberhagen, Die Kämpfe in der Niederlausitz im April 1945, in: Der Freiwillige Nr. 4/99)

    Lagen diese Verbände nicht nördlich von Berlin? Sie gehörten doch der 4.SS-Pol.Pz.Gren.Div. an.

    mfg Jan

  • Hallo allerseits,

    na das is doch was.

    Policeman danke für den Hinweis auf die Schule in Großkoschen.

    Ich werd da mal nachhorchen ob da jemand noch was zu beisteuern kann.

    Kenn ein paar Koschner. Vielleicht erfährt man da noch ein paar Details.

    Ich meld mich, wenn es was neues gibt.

    MfG

    Thomas

  • Hallo,

    noch eine Anmerkung zum #25. Ohne die dort erwähnte Gedenktafel zu kennen, vermute ich mal, dass damit der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht werden soll. Das umfasst auch Zeiträume bis Anfang 1950. Eine beträchtliche Anzahl von dt. Bürgern wurde nach Kriegsende aus den unterschiedlichsten, politischen Gründen in Sonderlager verschleppt, wo sie häufig starben. So zumindest ist der Hintergrund für die Gedenktafel auf dem hiesigen Friedhof, die nach der Wende errichtet wurde. Der Tod russ. Militärangehöriger nach Kriegsende konnte verschiedene Ursachen haben. Bspw. Kriegsverwundungen erlegen, Methylalkohol getrunken, Opfer durch explodierenden Munitionszug, etc.

    Bei uns in der Stadt erhielten die ,,Helden der ruhmreichen Sowjetarmee" dafür ein eigenes Denkmal, obwohl sie erst Juni 1945 in die Stadt kamen.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Thomas,

    hier noch eine weitere Kleinigkeit zum Thema.

    Die 6./schw. 324 (RAD 5/163) lag im April 1945 zuerst bei Neupetershain und später bei Lindchen. Der Stellungswechsel vom Kauscher Weg bei Neupetershain nach Lindchen vollzog sich etwa um den 19.04.1945. Die Einheit war mit vier 8,8 cm und zwei 2 cm Flak-Geschützen ausserordentlich gut bewaffnet, daher ideal für die Abwehr von russischen Panzern auf der ehemaligen Reichstraße, heutige Bundesstraße B 169. Gegen Infanterie verfügte man auch über Schrapnellgeschosse.

    Es folgen Auszüge aus einem Tagebuch eines Angehörigen der Truppe.

    „20.04. ... Erste Gefechte mit russ. Einheiten auf der Reichsstraße [Anm. d. Verfassers: heutige B 169]

    „Russ. Truppen auf der Reichsstraße am Weitermarsch Richtung Süd-West [Anm. d. Verfassers: also Sedlitz/Senftenberg] durch Beschuss gehindert.“

    Demnach war also die Reichsstraße von Lindchen nach Bahnsdorf, Allmosen, Sedlitz und Senftenberg durch die Feuerkraft der panzerbrechenden 8,8 cm Flak-Geschütze vorerst blockiert.

    „Russ. Panzer beschießen uns. Abschüsse beenden das Gefecht. Russen nutzen zum Weitermarsch nach Westen eine Umgehung nach Altdöbern [Anm. d. Verfassers: Straße von Lindchen nach Leeskow/Woschkow, heutige L 531].“

    „21.04. Beschuß durch Granatwerfer auf Stand Anton. Aufforderung an Geschützführer Stand räumen abgelehnt. Durch dritten Schuß erhielt Anton Treffer. Mehrere Verwundete ... “

    „21.04. Auf der Reichsstraße [Anm. d. Verfassers: heutige B 169] russ. Einheiten am Weitermarsch gehindert.“

    Auf Grund der feindlichen Übermacht wurde die Stellung bei Lindchen erst etwa um den 22., spätestens 23.04.1945 geräumt bzw. fluchtartig verlassen.

    Quelle: Tagebuch, Privatarchiv des Verfassers

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Der Tod russ. Militärangehöriger nach Kriegsende konnte verschiedene Ursachen haben. Bspw. Kriegsverwundungen erlegen, Methylalkohol getrunken,...

    Hallo wirbelwind,

    die Sache mit dem Methylalkohol ist sogar durch Zeitzeugen Belegt.

    Bei der Einnahme des Bahnhofs in Senftenberg soll es zu so einem Zwischenfall gekommen sein.

    Ein Tankwagen mit Industriealkohol soll dabei das Interesse mehrerer Soldaten geweckt haben, welche durch den Genuss des Inhaltes erblindeten bzw starben.

    Die russ. Führung vermutete zuerst Sabotage, bis die Ursache aufgeklärt werden konnte.

    So wie du es schriebst, hört es sich für mich an, als ob dies wohl kein lokaler Einzelfall war. Scheint also andernorts auch vorgekommen zu sein?

    Policeman

    Deine Ergänzungen decken sich mit den russ. Berichten, über welche ich gestolpert bin.

    Dort ist nämlich von hartem Wiederstand die Rede, welcher die Versuche Sedlitz und Senftenberg im Sturm zu nehmen verhinderte.

    Mein Rechner ist leider momentan im Eimer.

    Sobald er wieder läuft, stell ich die Dinger hier mal rein.

    Würde mich interessieren, was du/ihr dazu meint.

    MfG

    Thomas

  • Hallo Thomas,

    der Genuss von Methylalkohol wird in der Roten Armee gerade zu Kriegszeiten häufiger vorgekommen sein. Da bin ich mir sicher. An verschiedenen Frontabschnitten wurde in der Roten Armee regelmäßig Alkohol ausgeschenkt. Gerade auch vor Angriffen. Das macht abhängig. Eine Folge davon eben der Genuss von besagtem Methylalkohol oder auch Spiritus.

    Alkoholmissbrauch war auch schon mal Thema im Forum.

    MfG Wirbelwind

  • Anfang des Jahres habe ich nun Kontakt zum Heimatverein hergestellt und dort war man sehr angetan, da die 30er und 40er Jahre der Stadt weitestgehend im Dunkeln liegen.

    Auch eine Stadtchronik für die Jahre vor 1945 existiert scheinbar nicht mehr.

    Der Verein möchte dies jedoch zukünftig ändern.

    Zu einzelnen Teilgebieten wurde auch schon nachgeforscht, wie zB über Zwangsarbeit und Kriegsgefangene in der Umgebung.

    Hallo Thomas,

    wie heißt dieser Verein ? Ich suche Information zu einem russischen Kriegsgefangen (sehr wahrscheinlich mein Opa), der in 1942 in Klettwitz auf dem Soldatenfriedhof begraben wurde.

    Grüße

    Olga

  • Hallo Olga,

    Es handelt sich um den "Verein für Heimatpflege 1909 e.V."

    Kannst du genauere Angaben zu besagtem Kriegsgefangen machen ? Woher stammen die Angaben zum TodesOrt und dem Jahr 1942 ?

    Gibt es Dokumente/Bilder zur Person ?

    Klettwitz liegt zwar etwas Ausserhalb aber jetzt bin ich neugierig.

    Vielleicht probierst du es auch mal bei den Vereinen in Schwarzheide und Lauchhammer. Dort lagen die grossen Rüstungsbetriebe, wo man auch Kriegsgefangene vermehrt einsetzte.

    MfG

    Thomas

  • Hallo Thomas,

    habe mich gerade sehr gefreut, als ich deine Antwort gesehen habe! Vielen Dank für Info und deine Interesse!!!

    Ja, ich habe Dokumente und Fotos, die ich hier posten werde.

    Zuerst aber, die ganze Geschichte.

    Mein Opa, Redin Alexej Nikititch, geboren 1916 in Tsimljansk (oder Kontstantinowsk) Gebiet Rostow am Don.

    1939 wurde er zur Armeedienst einberufen und war in Gomel (Weißrussland) stationiert, als der Krieg anfing.

    Lange galt er als verschollen in den ersten Tagen des Krieges. Bis ich ein Dokument in Arolsen archives gefunden habe.

    Dort gibt es Information über einen gestorbenen und auf dem Soldatenfriedhof in Klettwitz begrabenen russischen Gefangenen.

    Redin Alexei, geboren 1916 in Teehertovigi.

    Nachname, Vornahme und Geburtsjahr stimmen mit meinem Opa überein. Vatersnahme fehlt. Geburtsort Teehertovigi - Buchstabensalat (klingt nicht mal russisch).

    Ich habe Bundesarchive angefragt und eine Antwort bekommen.

    Sie könnten mir nur das bestätigen, was ich schon aus dem Dokument von Arolsen Archives weiß und!!! haben mir die Nummer von Sterbefall und das Standesamt genannt.

    Ich habe dort die beglaubigte Kopie angefragt und bekommen.

    Es gibt keine Dokumente über einen Gefangenen Redin in Bundesarchiv. In russischen Internetressourcen wurde ich auch nicht findig.

    Es gab aber Gefangene aus seiner Einheit, nicht alle sind gestorben. Einige sind sogar befreit und nach Hause gekehrt.

    Es kann sein, dass es gar nicht mein Opa ist. Diese Nachname ist sehr selten in Russland, aber, wenn man ihn ein Suchfeld eingibt und das Geburtsjahr 1916, kommen Hunderte Soldaten Redins.

    Ich habe Redins aussortiert, die lebend, nach Hause gekommen sind, die ganz anderen Vatersnamen haben, die wo ganz anders geboren sind. Es blieb nur mein Opa (Info über seine Einberufung) und diese Aufzeichnung über den Tod in Deutschland...

    Diese Soldatensuchseiten in Russland sind schon ziemlich gut mit allen möglichen Informationen gefüllt, aber es konnte noch ein Redin existieren, der dort gar nicht aufgeführt wird. Vielleicht war es in Wirklichkeit kein Soldat, sondern ein Zwangsarbeiter aus den Zivilisten, der nicht mein Opa sein konnte.

    Ich versuchte auch rauszufinden, ob der Friedhof in Klettwitz etwas mehr zu diesem Redin weiß. Hier ist die Anwort:

    "Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass der Name Redin, Alexei im Kataster der gemeindeeigenen Friedhöfe und auch nicht auf den Kriegsgrabstellen bzw. in den mir zur Verfügung stehenden Listen vorkommt bzw. vermerkt wurde.

    Daher kann ich Ihnen leider nicht mitteilen ob und wo Ihr Opa bei uns beerdigt wurde."

    Ich würde gerne diesen Friedfhoff besuchen, aber ich möchte zuerst mehr Information sammeln, damit meine Reise aus NRW mehr Ergebnisse bringt.

    Deswegen war die Empfehlung mit den Heimatvereinen SEHR wichtig! Danke dir Thomas nochmal dafür!

    Liebe Grüße,

    Olga