Grabstelle meines Opas Heeresküsten-Artillerie-Regiment 945

  • Hallo Forumsfreunde,

    ich suche nach einer genauen Grabstelle meines Opas. Er gehörte zum Heeresküsten-Artillerie Regiments 945 (Feldpostnummer 18186), das wohl zum Zeitpunkt seines Todes (18. oder 22.12.1944) zusammen mit dem XXI. Gebirgs-Armeekorps auf dem Rückzug von Podgorica aus in Richtung Sarajewo war. Er selbst war ursprünglich in Albanien stationiert (ich vermute in der Nähe von Kap Rodoni). Auf dem Rückzug war er nun in der Nähe von Podgorica angekommen, von wo der Rückzug in Richtung Kolasin "umgeleitet" wurde, da der ursprünglich Weg nach Danilovgrad versperrt war. Bei einem Fliegerangriff ist er gefallen, auf der Todesmeldung, die uns vorliegt, steht als Todesdatum der 22.12.1944, als Todesort "Bioce", bzw. genauer "an der Straße von Bioce nach Kolasin". Über das Abdrehen des Korps findet sich hier eine kurze Beschreibung: Axishistory Forum

    Aus einem Brief eines Kameraden, der überlebt hat, wissen wir, dass er ihn noch in das Lazarett gebracht hatte, das sich gerade im Aufbruch befunden habe. Dort soll er in ein Lazarettauto gebracht worden sein, aber auf dem kurzen Weg ins Lazarett verstorben sein (ich denke, er meint dann das neue Lazarett bzw. der neue Lazarettstandort).

    Meine Frage an die erfahrenen Forumsmitglieder: Gibt es eine Quelle, aus der ich eine genauere Grabstelle in Erfahrung bringen kann?

    In Ancestry finde ich leider keine Gräberkarte. Beim VDK ist auch nur Bioce angegeben, er ist zwar auf der Gedenktafel des Friedhofs in Podgorica vermerkt, aber es ist auch vermerkt, dass er noch nicht umgebettet werden konnte. Das Lazarett, von dem gesprochen wird, dürfte die 1. San.-Komp. 222 gewesen sein, s.a. Forumseintrag Marias Vater bei Armee-San.- Abtlg 522 und 1. San.-Komp. 222 .

    Was mich auch verwundert ist der Todestag. In einigen Interneteinträgen finde ich Hinweise auf einen Angriff der Balkan Air Force und Strategic Air Force auf "A German motorised column of the 21st Corps", hierzu gibt es sogar ein Bild (z.B. hier: histomil.com), aber diese Hinweise sind alle auf den 18.12.1944 datiert. Auch der o.g. Kamerad schreibt, dass der Fliegerangriff am "18. oder 19.12." stattfand. Offizielles Todesdatum ist aber der 22.12.1944.

    War man da auf Grund der Umstände damals einfach nicht so genau und der 22.12. war einfach das Datum, an dem der Bericht erstellt wurde? Ist das denkbar/ üblich?

    Ich bin dankbar für alle Hinweise oder Tipps, die mir helfen, hier weiterzukommen.

    Viele Grüße

    Torsten

  • Guten Tag,

    die Anfrage liest sich so, als sei der Eintrag beim Volksbund der einzige Beleg über die in diesem Falle unbekannte Grablage des Großvaters. Ich würde beim Volksbund zu diesem Eintrag nachfragen. Mit der Dokumentation von Erstgrablagen im Dezember 1944 ist es so eine Sache. Was steht in der Antwort zur personenbezogenen Anfrage beim Bundesarchiv? Manchmal sind dort nähere Angaben zu einer Erstgrablage vorhanden, mit Glück möglicherweise sogar mitsamt Lageplan und Grabfoto. Muss aber nicht sein. Beim Rückzug der Deutschen konnten Kriegerfriedhöfe mit den Gräbern der Gefallenen aus Gründen der militärischen Geheimhaltung eingeebnet worden sein. Oder aber nach der Rückeroberung wurden deutsche Kriegsgräber durch die betreffenden Sieger eingeebnet, um keine Erinnerungen an die verhassten Deutschen zu belassen. Oder aber ehemalige deutsche MIlitärfriedhöfe wurden nach dem Krieg mit Verstorbenen der dortigen Wohnbevölkerung überbettet. Möglicherweise wurden ehemalige deutsche Kriegerfriedhöfe auch überbaut. Man kann immer mal wieder hören oder lesen, dass in heutiger Zeit gefallene deutsche Soldaten aufgefunden wurden und dann auf eine offizielle deutsche Kriegsgräberstätte des Volksbundes ihre Endgrablage gefunden haben. Ich weiß nicht, ob und was ggf. an Unterlagen über das Heeresküsteartillerie-Regiment 945 und/oder die genannte Sanitätskompanie beim Bundesarchiv vorhanden ist. Einfach mal über Invenio im Internet auf Suche gehen.

    Vielleicht ist der Großvater am 18./19.12.1944 schwer verwundet worden und letztlich daran erst am 22.12.1944 daran gestorben. Wäre für mich eine Möglichkeit.

    Möglichkeiten für weitere Recherchen habe ich angesprochen.

    Einfach mal mit der Suche anfangen und auf den nötigen Glückstreffer hoffen.

    Bestimmt werden sich noch Experten hier aus dem Forum zu Worte melden.

    Herzliche Grüße

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Beim Bundesarchiv ist leider auch nur "Grablage: an der Straße von Bioce nach Kolasin" vermerkt. Meine Hoffnung war, dass ich irgendwo Unterlagen über die San.Komp. 222 einsehen könnte, die vielleicht ihre Grablagen allgemein dokumentiert hat. Ich habe noch Quellen gefunden von anderen Gefallen, bei denen als Grablage "südl. Ostfront (H.V.Pl. 1./San.Kp.222 Bioce)" angegeben war. "H.V.Pl. 1" klingt so, als ob es noch eine geregelte Grablage gab. Ich konnte aber nichts finden, wo genau der Hauptverbandsplatz war noch wo in der Nähe eine Grablage sein könnte. Eine andere Angabe eine Grablage lautet "Bioce, Straße Podgorica-Kolasin, Einzelgrab von rechts nach links". Dies klingt sehr ähnlich zur Grablage meines Opas, hört sich allerdings schon weniger nach einer noch geregelten Bestattung an... Meine Hoffnung wäre daher, dass es noch Unterlagen aus der San.Komp. 222 gibt...

    Herzliche Grüße

    Torsten

  • Guten Tag Torsten,

    hier in der Normandie sind alle ehemaligen Grabstätten in der Nähe von bekannten Hauptverbandsplätzen heute nicht mehr vorhanden. Dort Bestattete wurden teilweise mehrfach umgebettet, bevor sie nun eine Endgrablage auf den hiesigen Kriegsgräberstätten des Volksbundes erhalten haben. Bei diesen Umbettungsaktionen sind Erkennungsmarken verloren gegangen oder so in Gemeinschaftsgräbern verrutscht, dass sie keinen Überresten mehr eindeutig zugeordnet werden konnten. Die deutsche Dokumentation der Grabstätten an Hauptverbandsplätzen endet auch dort.

    Noch eine persönliche Erfahrung: mein Onkel Hans ist 1943 in Russland gefallen. Seine Erstgrablage wurde kartografiert, fotografiert, beschrieben und so an die Eltern weitergegeben. Nachdem die Rote Armee das Gebiet zurückerobert hatte, wurde diese Kriegsgräberstätte dem Erdboden gleich gemacht. Bis 1998 hatte mein Onkel dann eine unbekannte Grablage, bevor er geborgen, identifiziert und nach Charkow zur Endgrablage umgebettet werden konnte. Den sterblichen Überresten meines Onkels konnte noch ein getragener Siegelring zugeordnet werden, den unsere Familie 2018 über die ehemalige WASt zurückerhielt. Das ist ein Grund, sich beim Volksbund als Angehöriger registrieren zu lassen. Dann wird man informiert, wenn es Neuigkeiten gibt, zumal der Volksbund mit anderen Stellen zusammenarbeitet.

    Wie bereits gesagt: wenn jemand Unterlagen über die genannte Sanitäts-Kompanie hat, dann ist es das Bundesarchiv. Über deren System "Invenio" kann man das erfahren.

    So, mehr Hinweise kann ich nicht geben.

    Freundliche Grüße

    Peter

    (PH)

  • Hallo zusammen,

    Peter: vielen Dank für den Hinweis auf "Invenio", dem werde ich nachgehen. Beim Volksbund bin ich bereits registriert, allerdings leider ohne positive Rückmeldung: Bisher war der Versuch eine Umbettungsaktion zu starten anscheinend nicht erfolgreich, d.h. die Grabstätte (sofern sie nicht durch Dritte zerstört wurde), könnte sich immer noch an gleicher Stelle befinden. Ich plane, dass ich in naher Zeit selbst in der Gegend fahre, um vielleicht vor Ort etwas zu finden. Ich versuche inzwischen aus der Ferne so viele Informationen zu sammeln wie möglich, um vor Ort gezielter auf die Suche gehen zu können. Daher meine Recherche zum H.V.P. und San.Kp.

    Friederike: vielen Dank für den Hinweise auf den Link. Auf der Seite hatte ich bisher immer nur mit dem Stichwort "Bioce" gesucht. Allerdings könnte Lopate tatsächlich ein interessanter Hinweis sein, da sich der Ort auf der Rückzugstraße von Bioce nach Kolasin befindet und ein paar Hinweise zur Grabstelle meines Opas "Bioce, an der Straße von Bioce nach Kolasin" lautet. Das könnte auch auf ein eventuelles Massengrab in Lopate passen. Etwas überraschend ist, dass ich einige andere Gefallene mit dem Sterbeort/ Grablage "Bioce" finden kann (Denkmalprojekt, Ancestry...), allerdings lässt sich kaum jemand zu Lopate finden - beim Denkmalprojekt sind es zwei, in Ancestry niemand? Unter Deinem VDK-Hinweis steht z.B. auch, dass der Todes-/Vermisstenort nicht verzeichnet ist. Hat die Wehrmacht event. bewusst Massengräber nicht dokumentiert? Weißt Du noch mehr über ein event. Massengrab in Lopate?

    Viele Grüße

    Torsten

  • Hallo Torsten,

    hier gibt es eine Karte 1 : 100.000 des Gebietes von 1940. Bioce findet sich ganz unten links.

    Die Straße über Lopate nach Kolasin ist auch drauf.

    http://maps.mapywig.org/m/German_maps/…ris8id25140.jpg

    Bioce bestand nur aus ein paar Häusern und einer Kirche.

    Hauptverbandsplätze wurden nach Möglichkeit in vorhandenen geräumigen öffentlichen Gebäuden, Schulen o. ä. eingerichtet.

    Die dort verstorbenen Soldaten wurden meist ganz in der Nähe begraben.

    Da Bioce relativ wenige Gebäude hatte, könnte es vielleicht vor Ort noch mündliche Überlieferungen dazu geben.

    Montenegro ist auf jeden Fall eine Reise wert.

    Eine gute moderne Karte (Vjeternik-Pass):

    https://mapcarta.com/19021716

    Viele Grüße

    Bernhard

    Edited once, last by Bernhard_63 (December 22, 2021 at 8:41 AM).

  • Hallo, Torsten!

    Friederike: vielen Dank für den Hinweise auf den Link. Auf der Seite hatte ich bisher immer nur mit dem Stichwort "Bioce" gesucht. Allerdings könnte Lopate tatsächlich ein interessanter Hinweis sein, da sich der Ort auf der Rückzugstraße von Bioce nach Kolasin befindet und ein paar Hinweise zur Grabstelle meines Opas "Bioce, an der Straße von Bioce nach Kolasin" lautet. Das könnte auch auf ein eventuelles Massengrab in Lopate passen. Etwas überraschend ist, dass ich einige andere Gefallene mit dem Sterbeort/ Grablage "Bioce" finden kann (Denkmalprojekt, Ancestry...), allerdings lässt sich kaum jemand zu Lopate finden - beim Denkmalprojekt sind es zwei, in Ancestry niemand? Unter Deinem VDK-Hinweis steht z.B. auch, dass der Todes-/Vermisstenort nicht verzeichnet ist. Hat die Wehrmacht event. bewusst Massengräber nicht dokumentiert? Weißt Du noch mehr über ein event. Massengrab in Lopate?

    Leider habe ich keine weiteren Informationen dazu.

    Eine Anfrage beim VDK (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) sollte darüber Klarheit bringen.

    Grüsse,

    Friederike