Volkssturm-Bataillon Burg 3

  • Hallo!

    Anbei die bekannten Daten eines weiteren Vst.-Btl.:

    Bezeichnung:
    Volkssturm-Bataillon Burg 3

    Aufstellungsort:

    Stadt Burg, Kreis Jerichow I / Reichsgau Magdeburg-Anhalt

    Aufstellungszeitpunkt:

    26-28.10.1944/ 1.Antreten am 01.11.1944 auf dem Schützenplatz in Burg

    Einheitsführer:

    Btl.Kdr.: Postsekretär Wucknitz

    Einsatz:

    kampflos in Burg

    Besonderheiten / Vermerk:

    ",... Zum Volkssturm gehörte jeder erwachsene männliche deutsche, der nicht bei der Wehrmacht war. Am Dienstag, den 1. November 1944 20 Uhr ist erstes Antreten auf dem Schützenplatz. Abmarsch mit Musik (Kapelle des Ersatz Bataillons I. R. 191) zum Paradeplatz. Dort selbst Ansprache des Kreisschulrates Biallas mit Absingen einer Strophe „O Deutschland hoch zu Ehren“. Über 2000 Teilnehmer. Dann fand am Sonntag, den 12. November 1944, 9 Uhr vormittags auf verschiedenen Plätzen der Stadt genaue Einteilung der einzelnen Bataillone statt. Nachmittags um 15 Uhr war auf dem Paradeplatz feierliche Vereidigung auf die mitgeführten Fahnen der Partei – Ortsgruppen. Angetreten sind 2697 Mann, dazu 1 Kompanie Wehrmacht mit der Kapelle Ers. Bat. 191. Ansprache des Kreisleiters von Genthin und Absingen eines Verses: „Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.“ Anschließend Marsch zur Bahnhofsstraße und Vorbeimarsch vor dem Kreisleiter von Genthin. (In Vertretung von Kreisleiter Lange). Die erste Einteilung des Volkssturmes war wie folgt:

    Führer für den gesamten Kreis einschließlich Burg Hauptmann a. D. Urban (Rektor) [Anm.: = Kreisstabsführer]

    Insgesamt waren 13 Bataillone aufgestellt. Die 4 -Burger Bataillone (jedes Bataillon zu 4 Kompanien) wurden geführt von:

    Studienrat Niemann [Anm.: = Vst.-Btl. Burg 1]

    Rektor Urban [Anm.: = Vst.-Btl. Burg 2]

    Postsekretär Wucknitz [Anm.: = Vst.-Btl. Burg 3]

    Fabrikant Steinbecher [Anm.: = Vst.-Btl. Burg 4]

    Dazu Bataillon Dietrich (motorisiert) zu 2 Kompanien. Das 4. Aufgebot, das nur zur Verteidigung angetreten war, führte Gewerbeoberlehrer Berkling. Kurze Zeit später übernahm die Gesamtleitung der Major der Reserve Ulrich Deutsch, Kaufmann. Jetzt begann nun die praktische Arbeit, das heißt, jeden Sonntagvormittag ist Ausbildung und Schießen. Waren doch in diesen Bataillonen neben den Soldaten von 1914/18 auch ungediente Leute, die noch nie ein Gewehr in der Hand gehabt hatten. Eigene Waffen hatte der Volkssturm bis jetzt nicht, sondern diese Ausbildung oblag dem Ers. Bat. I. R. 191.In dessen Kaserne wurden auch Führerkurse abgehalten und einzelne Leute mit der neuesten Waffe, der „Panzerfaust“ vertraut gemacht. Das war eine Handfeuerwaffe, die zur Bekämpfung von Panzern diente und große Durchschlagskraft hatte. Neben der Ausbildung seiner Leute oblag dem Volkssturm auch die Teilnahme an dem im Frühjahr 1945 befohlenen bau von Verteidigungswerken, Schützenlöchern, Panzersperren und Panzerfallen. Siehe darüber im nächsten Abschnitt. Die Ausbildung der Führer abwärts bis zum Zug – und Gruppenführer wurde bei der Wehrmacht fortgesetzt. Major Deutsch, der seine Aufgabe darin sah, seine Truppe als Versorgungstruppe, nicht als Kampftruppe, auszubilden, da er der Ansicht war, der aktiven Truppe gebühre der Kampf, gab empfangene Panzerfäuste an die 191er ab, die sie gern annahmen. Ebenso übergab er 25 empfangene italienische Karabiner in den letzten Tagen an die hier aufgestellten Hilfspolizei (Führer Finanzamtmann Emil Burghardt). Er war immer der Ansicht, die Bewaffnung des Volksturmes sei unnötig.Als am 11.4.1945 nachmittags die Nachricht vom überraschenden Eintreffen der Amerikaner am westlichen Elbufer bei Rogätz hier eintraf, wurden auch teile des Volkssturmes zum Schanzen eingesetzt. Es wurde geschanzt bei Lostau – Hohenwarthe mit Front nach dem Westen, elbwärts bis Blumenthal, Parchau am Kanal, die verschiedenen Brücken wurden von der Wehrmacht zur Sprengung vorbereitet. Es wurde aber auch östlich von Burg gesichert; geschanzt wurde an den Waldrändern und Wegen für die Front gegen Osten, da auch von daher Gefahr drohte. Die motorisierten Teile des Volkssturmes wurden aufgeboten, mussten Fahrzeuge für die Wehrmacht stellen, besorgten in der Hauptsache aber die Dienste, die Major Deutsch als die wichtigsten erkannt hatte: sie stellten die Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln und sonstigen Bedürfnissen sicher. Es wurde Öl von Magdeburg und Zucker von Gommern herangeschafft usw. Mit dieser Auffassung von den Aufgaben des Volkssturmes war der Kreisleiter einverstanden. Nachzutragen ist noch, daß am 18.2.1945 eine Neuformierung des Volkssturmes stattgefunden hat, die mir aber nicht ganz klar geworden ist. Ich weiß nur, daß im Bataillon Urban alle sofort einsatzfähigen Leute des 1. Aufgebots vereinigt wurden. Uniformen hatte der Volkssturm nicht. Die sollten evtl. beim Einsatz ausgegeben werden. Es ist aber bekannt, daß überhaupt keine Bestände darin vorhanden waren. Einzelne eingesetzte Mannschaften trugen rote Armbinden und hatten Ausweis um sie gemäß internationalen Vorschriften als Angehörige der Wehrmacht zu kennzeichnen. In Verfolgung der Verhandlungen, welche in den Tagen ab 30. April in der Stadt gepflogen wurden, da man einsah, daß eine Verteidigung der Stadt bei der Bedrohung von Ost und West sinnlos sei und der Krieg sowieso verloren war, löste der Kommandeur a. D. Deutsch den Volkssturm schon am 2. Mai auf. Dies geschah aus eigener Machtvollkommenheit. Deutsch sprach dabei die Bitte aus, daß die Verbände auf privater Grundlage auch fernerhin für die Versorgung in kommenden schweren Tagen tätig sein sollten. In seiner letzten Verlautbarung von seiner Flucht, hat der Kreisleiter Lange, als er sich von der Burger Bevölkerung verabschiedete, die Auflösung des Volkssturmes von sich aus nochmals verfügt; Burger Tageblatt vom 4. mai 1945, die erste und letzte Nummer dieser Zeitung, als der „Mitteldeutsche“ sein Erscheinen eingestellt hatte. Nachzulesen in der Anlage Nr.51, Blatt vom 4.5.1945. Und doch war der Volkssturm endgültig tot. Mit dem Einmarsch der Roten Armee in der Nacht zum 5. Mai 1945 endete jede Tätigkeit deutscher Dienststellen. Der Kreisleiter als oberster Führer in Burg flüchtete im Augenblick des Eintreffens der Roten Armee und endete durch Selbstmord in Möser. Die oberen Führer des Volkssturmes wurden von den Russen gefangen fortgeführt. Sie sind z. T. im Lager gestorben, die anderen sind nach ungefähr 3 bis 4 Jahren wieder entlassen. Getreu seiner Auffassung von den Aufgaben des Burger VolkssturmesHat Major Deutsch die geforderte Stellung von 2 Kompanien nach Stendal zur Aufstellung von Kampftruppen abgelehnt, mit der Ausrede, die Leute wären noch nicht fertig ausgebildet. Auch als Magdeburg die Gestellung von Volkssturmmännern aus Burg verlangte, soll der Antrag abgelehnt worden sein. ..."

    Die Bezeichnung Volkssturm-Bataillon Burg 3 ist historisch nicht gesichert und dient nur zur Unterscheidung zu anderen Volkssturmeinheiten in der Gegend zu der o.g. Zeit.

    Verbleib:

    unbekannt

    Quelle:

    Viele Grüße

    Sten

    Edit: eingefügt (Sven30)

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