Nachrüstung Torpedorohre auf Scharnhorst

  • Hallo zusammen,

    ich habe in mehreren Quellen gelesen, dass die "Scharnhorst" erst ab 1942 Torpedorohre installiert hatte.

    Weiß jemand dazu genaueres?

    Interessant wäre da für mich das Datum, zu dem die Torpedorohre installiert wurden, und die Werft, die die Arbeiten durchführte.

    Hintergrund ist, dass ich zu rekonstruieren versuche, wann mein Großvater auf welchem Schiff / in welcher Marineeinheit gewesen ist.

    Folgende Fakten habe ich bislang, diese sind belegbar über Dokumente:

    Juli 1940 - September 1940 12. Schiffsstammabteilung in Brake / Admiral-Rommy-Kaserne

    Oktober 1940 - Dezember 1940 Torpedoschule Flensburg-Mürwik

    Verwundet bei Bombardierung der Gneisenau in Kiel Februar 1942

    März 1942 auf Scharnhorst

    Aus Erzählungen geht hervor, dass er auch in Brest war, ich vermute daher, dass er nach Abschluss seiner Ausbildung im Frühjahr 1941 nach Brest kommandiert wurde.

    Wenn nun also die Scharnhost erst 1942 Torpedorohre bekam, dann macht es für ihn als zu dem Zeitpunkt MechGast(T) wenig Sinn auf dieses Schiff zu kommen.

    Die Gneisenau hingegen hatte ja offenbar ab Indienstellung Torpedorohre und war zur gleichen Zeit in Brest. Eine Kommandierung auf Gneisenau würde auch im Ablauf erstmal mehr Sinn machen. Die Gneisenau war nach der Bombardierung im Trockendock ja absehbar nicht mehr einsetzbar.

    Desweiteren interessant wäre auch, wie die Reparatur der Scharnhorst in WHV nach den Minentreffern nach dem Kanaldurchbruch (Cerberus) verlaufen ist. Blieb die Besatzung an Bord / vor Ort?

    Vielen Dank für eure Hilfe!

    Grüße, Michael

  • Hallo und Willkommen Michael,

    Quote


    Weiß jemand dazu genaueres?

    die 2x3 53.3 cm-Torpedorohre kamen 1942 von den leichten Kreuzern Nürnberg und Leipzig auf die Scharnhorst (wie auch auf die Gneisenau), vielleicht zusammen mit Deinem Großvater?

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,

    nach meinen Informationen hat das Schlachtschiff "Scharnhorst" 1941 die Torpedorohrsätze des Leichten Kreuzers "Nürnberg" bekommen.

    Es wird am 19.06.1941 das Einschiessen der Torpedowaffen erwähnt. Am 22.07. läuft die "Scharnhorst" aus Brest aus und beginnt mit dem Einschießen der Torpedobewaffnung. Dafür waren 14 Übungstorpedos an Bord.

    Mal auf die schnelle gefunden.

    Viele Grüße

    Lothar

  • Hallo Lothar und Thilo!

    Erstmal vielen Dank für eure Informationen, die Torpedowaffe auf den schweren Einheiten wird scheinbar in der einschlägigen Literatur recht stiefmütterlich behandelt. Über die Geschütztürme der Rohrartillerie finden sich allerlei Details, zu den Torpedorohren ist das schon schwieriger.

    Lothar, aus welcher Quelle stammen denn deine Informationen? Wenn schon Mitte 1941 Torpedorohre vorhanden waren, würde das wirklich sehr gut in eine der zeitlichen Lücken passen, die ich bei meinem Großvater noch habe.

    Ich weiß, dass er bis Anfang März noch in WHV war, das geht aus einem Postsparbuch hervor, das erhalten geblieben ist. Es gibt am 4. März noch eine Einzahlung auf das Konto (schön mit Stempel und allem drum und dran). Dieses Sparbuch ist wirklich eine exzellente Hifle gewesen. Leider gibt es die nächste Eintragung dann erst im Mai 1943, so dass mir hier ganze zwei Jahre fehlen. Dazwischen fällt nur die Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz, dieses ist datiert mit 29.März 1941 und wurde "An Bord"(der Scharnhorst) verliehen.

    Thilo, bei dir klingt es so, als seien auch auf der Gneisenau die Torpedorohre nicht am Indienststellung vorhanden gewesen? Verstehe ich das richtig?

    Viele Grüße, Michael

  • Hallo Michael,

    meine Informationen stammen aus dem Kriegstagebuch des Schlachtschiffes "Scharnhorst".

    Auch auf der "Gneisenau" wurden die Torpedosätze 1941 in Brest eingebaut. Diese stammen vom Leichten Kreuzer "Leipzig".

    Viele Grüße

    Lothar

  • Hallo,

    ... Interessant wäre da für mich das Datum, zu dem die Torpedorohre installiert wurden, und die Werft, die die Arbeiten durchführte.

    Folgende Fakten habe ich bislang, diese sind belegbar über Dokumente:

    Juli 1940 - September 1940 12. Schiffsstammabteilung in Brake / Admiral-Rommy-Kaserne ...

    war Dein Großvater einer der wenigen Überlebenden des Untergangs der SCHARNHORST und hast Du mal nach entsprechenden Besatzungslisten gesucht?

    Die im Bundesarchiv im Bestand RM 134 vorliegenden, mehrbändigen Kriegstagebücher der SCHARNHORST sind inzwischen größtenteils digitalisiert, die Laufzeit ist dort mit den Jahren 1936 u. 1939 bis 1943 verzeichnet. Nachfolgend die Bestandssignaturen (in Klammer die Laufzeit); zu finden mit Invenio. In den KTB sollten eigentlich auch Informationen zu Werftliegezeiten enthalten sein.

    RM 134/178 Band 1 (26.8.1939 - 31.03.1940)

    RM 134/206 Band 2 - o.A./enthält nur Begleitschreiben

    RM 134/179 Band 3 (1.4. - 30.9.1940)

    RM 134/180 Band 4 (1.10.1940 - 27.2.1941)

    RM 134/181 Band 5 (28.2. - 22.3.1941)

    RM 134/196 Band 6 (22.3. - 31.12.1941)

    RM 134/439 Band 7 (20. - 22.03.1941)

    RM 134/197 Band 8 (1.1. - 30.4.1942)

    RM 134/198 Band 9 (1.5.1942 - 11.3.1943)

    RM 134/199 Band 10 (12.3. - 15.12.1943)

    Die Kaserne in Brake, in der die 12.SSt.A untergebracht war, hieß Admiral-Brommy-Kaserne; sie wurde 1997 als Standort geschlossen und später abgerissen.

    Gruß, J.H.

  • Hallo Johann und Lothar!

    Die Kaserne in Brake, in der die 12.SSt.A untergebracht war, hieß Admiral-Brommy-Kaserne

    Ja, da hat sich bei mir im Eingangspost ein Tippfehler eingeschlichen und das "B" ist irgendwo "runtergefallen". Von der Kaserne steht noch das EIngangstor, mit einer Informationstafel über die Nutzungszeiträume. Ich bin dort vor zwei Tagen gewesen. Vor dem Tor stehen noch fünf Gebäude, die wohl zur Standortverwaltung gehörten, die scheinen aber aus Nachkriegszeiten zu stammen.

    Mein Großvater war zum Zeitpunkt der Versenkung der Scharnhorst nicht mehr auf diesem Schiff.

    Aufgrund der jetzt von euch beigetragenen Daten vermute ich folgendes:

    Er wurde im März 1941 nach Brest auf Gneisenau kommandiert und gehörte zur "Erstbesatzung" für die Torpedosätze.

    Mit Gneisenau hat er am Kanaldurchbruch teilgenommen und ist dadurch nach Kiel gekommen, wo er am 27. Februar bei dem Bombenangriff verwundet wurde. Da Gneisenau nach dem Bombentreffer für sehr lange ausgefallen ist (im Endeffekt war sie danach ja nie mehr im Einsatz), wurde er nach der Genesung auf Scharnhorst kommandiert. Die Urkunde zum Verwundetenabzeichen ist wie gesagt auf Scharnhorst verliehen worden, Ende März 1942.

    Der Grund dafür, dass ich nun vermute, dass er in der Zeit in Brest auf Gneisenau war und nicht auf Scharnhorst, liegt darin begründet, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass man nach Ankunft in der deutschen Bucht noch Personal von einem Schiff auf das andere transferiert hat. Scharnhorst blieb schließlich in WHV, während Gneisenau durch den Kanal nach KIel lief.

    Vielen Dank für eure Beiträge!

    Grüße, Michael

  • Hallo,

    hast Du diesen militärischen Werdegang Deines Großvaters nur aus seinen eigenen Aufzeichnungen und Dokumenten zusammengestellt oder liegt Dir bereits eine Auskunft aus dem Bundesarchiv/Abt. PA vor, mit der Du Deine Informationen abgleichen kannst?

    Gruß, J.H.

  • Hallo Johann,

    bislang arbeite ich nur mit vorhandenen Dokumenten, da komme ich aber sicherlich bald an eine Grenze.

    Was mir jetzt noch viel geholfen hat, ist das Invenio des Bundesarchives. Das kannte ich noch nicht und es hat mir heute nachmittag fesselnde Lekture der KTBs von Gneisenau und Scharnhorst beschert. Danke nochmal für diesen super Tip!

    Unter anderem muss ich meine heute mittag gestellte These anpassen:

    Mein Großvater war sicher nur auf Scharnhorst und nicht auf Gneisenau. Auf Gneisenau kam ich bislang, weil die Verwundung bei einer Bombardierung in Kiel im Frühjahr 1942 sicher berichtet wurde. Die Tatsache, dass auch Scharnhorst noch im Februar 1942 aus WHV nach Kiel verlegt hat für die Instandsetzung der Minentreffer währen Cerberus. Und dort ist die Scharnhorst am 12.März 1942 bombardiert worden. Das stimmt auch mit der Urkunde meines Opas überein. Ich hatte schon lange die Diskrepanz zwischen der Urkunde (Verwundung am 12.März 1942) und der Bombardierung der Gneisenau (27.Februar) kritisch beäugt. Das ist damit nun ausgeräumt und es passt wieder alles besser zusammen.

    Diese Informationen stammen nun aus dem KTB der Scharnhorst.

    Ans Bundesarchiv möchte ich mich eigentlich erst wenden, wenn ich mit meinen "Bordmitteln" nicht mehr weiterkomme. Am Ende kann ich dann meine Erkenntnisse mit denen des Bundesarchiv abgleichen und gucken wie dicht ich dran bin.

    Grüße, Michael

  • Hallo,

    ... Ans Bundesarchiv möchte ich mich eigentlich erst wenden, wenn ich mit meinen "Bordmitteln" nicht mehr weiterkomme. ...

    möglicherweise könntest Du Deine Recherchen mit der Anfrage im Bundesarchiv aber abkürzen, da die Kriegsmarine ein eigenes Archiv unterhielt sind dort (entgegen den Personalunterlagen des Heeres) viele Akten erhalten geblieben. Du kannst ja mal mit seinem Namen in der Personensuche im Invenio schauen, ob dort etwas zu Deinem Großvater verzeichnet ist?

    Via Google kannst Du auch die (chronologisch veröffentlichten) Kriegstagebücher der Seekriegsleitung der KM finden, darin könnte noch weiteres zur Scharnhorst zu finden sein - Schiffsausfälle aufgrund von technischen Ausfällen, notwendiger Wartung und geplanten Werftliegezeiten sind dort im Rahmen der "Eigenen Lage" bzw. Operations- und Seekriegstaktik vor allem bei den großen Überwasser-Einheiten oftmals ebenfalls vermerkt.

    Gruß, J.H.

  • Hallo!

    Ist die Bildchronik "Scharnhorst und Gneisenau" von Holger Nauroth bekannt?

    Grüße

    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • Hallo Sven!

    "Scharnhorst und Gneisenau" von Holger Nauroth

    Ja, das liegt hier neben mir. Daraus ist ja die letztlich fehlerhafte Information, dass Scharnhorst die Torpedosätze erst 1942 eingebaut bekam (Tabelle S.11).

    Grüße, Michael