• Hallo zusammen :)

    Mir wurde von der Schule aus das Thema "Deutsches Klosett-Papier" und die Hygiene im 1. Weltkrieg für einen Vortrag zugeteilt. Im Internet finde ich dazu fast nichts, aber eure Diskussionen waren bisher sehr spannend und gingen auch schon oft in diese Richtung...

    Also falls Jemand irgendwelche zusätzlichen Informationen zu diesen Themen hat, und evt. sogar noch irgendwelche Dokumente dazu findet, wäre das unglaublich toll, wenn ihr mir diese mitteilen würdet..

    Danke im Voraus!

    Liebe Grüsse und euch einen schönen Tag

    Elena

  • Hallo,

    in alten Büchern, wie z. B. "Köhler's Leitfaden für den theoretischen Unterricht des Infanteristen" kann man wohl auch etwas finden.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo Elena,

    schau mal unter

    http://othes.univie.ac.at/24448/1/2012-12-18_9501338.pdf

    Da gibt es zwar nichts speziell zum Klosett-Papier, aber einiges davon ist sicher brauchbar, insbesondere Teile der Gliederung und die Kapitel ab 3.3.1.

    Halte Dich nicht mit Fachbegriffen auf, sondern gehe auf wichtige Dinge ein,

    zB. aus 3.3.1 : gute und ausreichende Ernährung zur Stärkung des Immunsystems; intakte Haut (Pflege der Füße, passendes Schuhwerk)

    3.3.2 : Eigene Kleidung, Wechsel der Kleidung

    3.4 : Ansteckung durch Schmierinfektion, verschmutztes Trinkwasser; durch die Luft und engen Kontakt, durch Sex, durch Insekten (Flöhe, Läuse, Malaria-Mücken)

    etc

    Gruß Christa

  • Hallo im „Sanitätsbericht über das Deutsche Heer im Weltkriege 1914-1918“, Band 1, finden sich 12 Seiten zur Hygiene im 1. Weltkrieg (274-286).

    Müßte es auch online geben.

    Gruß,

    JR

  • Danke euch vielmals! Eure Antworten haben mir sehr geholfen... Ihr wart übrigens auch auf den Quellen-Angaben aufgelistet :)

    Wünsche allen, die das lesen, einen schönen Tag & passt auf euch auf!

    Liebe Grüsse

  • Hallo zusammen,

    ich habe ein paar Vorschriften, in denen z.b. die Sauberkeit in den Krankenstuben geregelt wird (§189 aus dem Unterrichtsbuch für Sanitätsmannschaften)

    oder über die Körperpflege aus der Anleitung für Kompagnieführer von 1916.

    Wenn Interesse besteht, kann ich es abtippen.

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

  • Hallo,

    in der Ausgabe Herbst/Winter 2021 von BahnExtra/BahnEpoche,

    ist ein Bericht über sogenannte EIsenbahn-Badezüge.

    Die Züge besassen einen Wasserwagen mit 15 bis 20 Raummeter Wasser.

    weiterhin bestand ein Badezug aus Wasserwagen, einen Güterwagen für Chemikalien, einen Badewagen für Offiziere,

    einen für Manschaften und einen Personenwagen für das Badepersonal.

    Bevor die Soldaten auf Urlaub gingen, mussten sie "in die Wanne", getrennt von Mannschaften und Offizieren.

    die Prozedur war wie folgt:

    Die Soldaten mussten sich ganz entkleiden, wurden am ganzen Körper rasiert und gingen dann in den Badewagen.

    Die Kleidung wurde chemisch gereinigt und wieder ausgegeben.

    Wenn die Bekleidung zusehr verschlissen war, wurde Neue ausgegeben.

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hallo,

    ... Eure Antworten haben mir sehr geholfen... Ihr wart übrigens auch auf den Quellen-Angaben aufgelistet ...

    zur Hygiene auf den Kriegsschiffen der kaiserlichen Marine im 1.Weltkrieg gibt es hier im Forum auch eine Dissertation: Sammlung von Dissertationen und wissenschaftlichen Arbeiten

    Könntest Du Deine Ausarbeitung zum Thema hier im Thread nicht mal einstellen? Es würde mich mal interessieren, wie Du das Thema und die Aufgabe umgesetzt hast!

    Gruß, J.H.

  • Hallo,

    zur Hygiene auf den Kriegsschiffen der kaiserlichen Marine im 1.Weltkrieg gibt es hier im Forum auch eine Dissertation: Sammlung von Dissertationen und wissenschaftlichen Arbeiten

    Könntest Du Deine Ausarbeitung zum Thema hier im Thread nicht mal einstellen? Es würde mich mal interessieren, wie Du das Thema und die Aufgabe umgesetzt hast!

    Gruß, J.H.

    HalliHallo

    Sorry für die späte Antwort, aber na klar!


    Schützengräben und Krieg bedeuten perfekte Bedingungen für die Verbreitung von Seuchen, Krankheiten und Ungeziefer. Es sind viele Menschen auf engstem Raum, es ist schmutzig.

    Die Soldaten in vorderster Front hatten die schlechtesten Hygienebedingungen.

    1. Die Hygiene war in dem 1. Weltkrieg extrem wichtig für die Soldaten. Die Ausfallrate der Soldaten bei schlechten Hygienebedingungen war ein grosses Problem.

    Bis zur 19. Jahrhundertwende forderten Seuchen mehr Todesopfer als Verletzungen.

    2. Es gab viele Verordnungen, Dienstvorschriften, Sanierstellen und fahrbare Zahnstationen, sogar OP-Wägen. Es war vorgegeben, wie sich der Soldat zu waschen hatte, dass Krankverdächtige in Beobachtungsstätten untergebracht werden. Die Truppenärzte waren, nebst den Soldaten selbst, für die Umsetzung der Hygiene in der Truppe verantwortlich. Die Ausbildung derer war nicht immer gut.

    Die Hygiene wurde allerdings, laut Berichten, überprüft. Vor dem Essen wurden die Fingernägel und Hände überprüft- oder sicherlich gewaschen. Wie lange dies aber durchgeführt wurde lässt sich fragen.

    Grundsätzlich waren die Vorsätze gut. Es wurde festgelegt, wie die Nahrung zu waschen war, wie die Latrinen gebaut werden sollten, wie die Wäsche gewaschen und ausgewechselt werden sollte und vieles mehr. Jedoch war die Umsetzung sehr schwierig bis unmöglich. Die Soldaten mussten teils wochenlang dieselbe Kleidung tragen, da Waschen nicht möglich war.

    Für ein Bordell-Besuch musste man(n) sich vorher sanieren lassen, denn die Prostituierten galten als schmutzig und übertrugen viele Krankheiten. (Prostitution wurde nicht gerne gesehen)

    Den Heerführern war bewusst, wie wichtig Hygiene ist. Das Militär versuchte schon vor Durchqueren einer Truppe durch verseuchte Gebiete den Gesundheitszustand der Zivilbevölkerung zu erkunden und die Wasser- und Unterkunftssituation auszuloten.


    3. Das mit dem Wasser war ebenfalls eine andere Geschichte. Die nächste Wasserstelle konnte gut mal 20 Minuten weg sein, das Geschirr wurde mit Wasser aus einer Konservenbüchse gewaschen, die bis zu 14 Mann benutzten. Das Wasser zu verseuchen geht schnell und viel zu einfach. Man musste bei einem Latrinenbau darauf achten, sie nicht zu nah an einer Quelle, einem Fluss oder gar einem Brunnen zu bauen. Die Leichen zu eliminieren stellte sich ebenfalls als problematisch dar, da sie Seuchen verteilten, man sie aber nicht ins Wasser werfen konnte.

    4. Läuse galten als die schlimmsten Feinde eines Soldaten. Es gab Entlausungsstationen, jedoch wurden diese vernachlässigt und meistens hatten die Soldaten gar keine Möglichkeit, sich von den Schützengräben zu entfernen. Bevor man nachhause ging, wurde einem geraten, sich entlausen zu lassen. Man sieht gegen Ende des Krieges praktisch keine Soldaten mit Bärten, das hat auch einen Grund (unter anderem Gasmasken). Läuse können ebenfalls die Krankheit «Fleckenfieber» übertragen.

    5. Leider gab es auch bei den Soldaten Seuchen, Epidemien und ausbrechende Krankheiten.

    Die Soldaten hatten stets einen Impfpass mitzuführen. Jedes Mal, wenn ein Soldat nach Hause kehrte, stellte er ein Risiko für die Bevölkerung dar.

    Beispiel Epidemie: die Ruhr (Dysenterie) ist eine Krankheit, bei der sich der Dickdarm entzündet. Die Folge sind sehr starke Schmerzen und Todesopfer. Die Ruhr verbreitete sich explosionsartig. Die Bakterien gelangen vom Stuhl an den Händen in den Mund und dann ist es auch schon passiert. In der Armee war Hände-Waschen nicht unbedingt einfach und ebenfalls der Toilettengang stellte ein Hindernis dar. Die Lebensmittel mussten gekocht oder geschält werden, sonst sollte man sie nicht essen. Empfohlen wurde gutes Toilettenpapier.


    Das war mein Text, meine Freundinnen haben das spezifische über das Klosettpapier erzählt. Dazu gehörte beispielsweise, dass das Klosettpapier eigentlich immer ein Geschenk der Angehörigen der Soldaten waren ("Zeichen der Liebe"), es war sozusagen ein Luxus-Gut. Zudem gab es eine Marke, die sich Kaiser Bill nannte (er war dazumals ja der Kaiser von Deutschland). Sprich, die Soldaten wischten sich mit dem Gesicht des Kaisers den Hintern ab :)

    Ausserdem stellte die Firma, die heute Tempo herstellt (bekannte Nastücher), ebenfalls dieses Taschenklosettpapier her.

    Das ist alles, an was ich mich noch erinnern kann....

    Wünsche allen noch einen schönen Tag!

  • Hallo Elena,

    Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien gibt es eine kleine, aber sehr feine Vitrine mit tollen Exponaten zum Thema Hygiene an der Front im Ersten Weltkrieg. Bei Bedarf suche ich mal nach meinen Bildern davon.

    Auch viele einschlägige Museen in Westfandern zeigen immer mal wieder entsprechende Sach-Zeitzeugen.

    Gruß, Thomas!

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hallo Elena,

    Finde ich gut, was du geschrieben hast. Da ist ganz schön viel zusammen gekommen.
    Ich weiß nicht, ob das dem Kaiser Bill Toilettenpapier stimmt, wäre aber ein guter Gag.

    Man merkt and, dass du Spaß am Thema hattest.

    Liebe Grüße

    Christa