Überstellungen von der Kriegsmarine zur Waffen-SS

  • Hallo Papa,

    die Vernehmungsprotokolle habe ich nicht, wenn überhaupt, dann gibt es sie noch im Auricher Staatsarchiv.

    Das die Marine-Angehörigen die Häftlinge bei ihren Arbeitseinsätzen bewachten, ist mündliche örtliche Überlieferung, in einer kleinen Stadt wie Aurich kannte man sich ja schließlich. Die Häftlinge wurden ja durch die Stadt getrieben und viele Augenzeugen (darunter meine Schwiegermutter) können sich daran nur zu gut daran erinnern, auch an den Geruch, den die armen Schweine verbreiteten. Ob diese Marinesoldaten aber auch im Lager waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Die meisten waren ja in der Kaserne (Marine-Depot und Marine-Nachrichtenschule) untergebracht - wenn sie nicht sogar zivile Wohnungen in Aurich hatten. Insofern ist die Aussage von E.S. für mich durchaus glaubwürdig, dass im Lager keine Marinesoldaten untergebracht waren.

    So wie ich die örtliche Geschichte (aus dem Kopf heraus) kenne, nahmen die Marinesoldaten die Häftlinge am Lagertor in Empfang und lieferten sie dort auch wieder ab. Wenn es "existenziell" für Dich ist, werde den in meinem Text erwähnten Enno Schmidt anrufen und ihn fragen.

    Aber um das unter dem Strich am Beispiel Aurich zu sagen: Eine förmliche Eingliederung von Marinesoldaten unter das Kommando der SS hat hier nicht stattgefunden, es war nicht mehr als eine zeitlich begrenzte Abordnung unter das Kommando eines SS-Befehlshabers.

    Also taugt das Beispiel Aurich nicht für Verallgemeinerungen in unserer Fragestellung.

    Herzliche Grüße,
    Arnold

  • Hallo,

    danke für die weiteren Infos.

    Nein "existentiell" ist es sicher nicht.

    Deine Aussagen reichen mir im Hinblick auf die Fragestellung vollkommen.

    Danke.

    Viele Grüße
    Papa

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

  • Quote

    Original von Papa
    [Im Buch von David Wingeate Pike: Spaniords in the Holocaust, 2000 habe ich einen Text gefunden, den ich als Bild anhänge.

    Hallo, ich habe mich an der Übersetzung versucht. Wäre nett, wenn noch jemand "drüberlesen" könnte. - Margarete

    Am 15. April war die Rote Armee bereits in Wien. An diesem Morgen wurde August Eigruber, der Gauleiter von Oberdonau, zum Hauptquartier des Generaloberst Dr. Lothar Rendulic, Chef der deutschen Einsatzkräfte Ostmark, gerufen. Eigruber wurde beauftragt, Ziereis persönlich zu informieren, dass Himmler der Aufstellung eines SS Regiments aus der Mauthausen Garnison zugestimmt hatte.³ Diese Einheit, voll gestopft mit Kriegsgefangenen, wurde den Gefangenen bekannt als das Afrikakorps, seit nur alte deutsche Uniformen von Rommels Wüsten-Armee für sie verfügbar waren.4 Entsprechend einem weiteren in Ehren gehaltenem Stück der spanisch-kommunistischen Volkskunde, akzeptiert in Spanien als Geschichte, gab Ziereis eine offene Drohung gegen die Spanier aus, dass sie, falls sie nicht dem Beispiel der Blauen Division folgen und gegen die Russen kämpfen, sie ihre letzte Chance verwirken würden, zu überleben, woraufhin die Spanier en bloc ablehnten und die SS davon abließ.5 Die Wahrheit ist, dass nur diejenigen des deutschen Lagers aufgenommen wurden, nur Grüne, und nur in Mauthausen und Gusen.

  • Hallo Margarete,

    Danke für Deine Übersetzung.

    Damit neues (vorlüfiges) Fazit: Die bisherigen Infos ergeben für mich folgendes Bild.

    - Im März/April wurde im KL Mauthausen ein Verband, scheinbar aus Eigeninitiative der KL-Führung mit Absegnung durch RF SS, aufgestellt, evtl. mit dem Namen "SS-Regiment Mauthausen"
    - er bestand aus Wachverbänden und ehemaligen Häftlingen
    - dieser Verband hatte wahrscheinlich nur die "leichte" Bewaffnung, aus den Beständen des KL : Gewehre, Handgranaten, le. MG
    - die Kriegsgefangenen, ausschließlich Deutsche und Österreicher, waren in Khakiuniformen des ehemaligen Afrika-Korps gekleidet
    - der geringe Kampfwert des Verbandes wird an den Scharmützeln deutlich. Alleine schon die kurze Zeitspanne zw. Aufstellung und Einsatz sagt alles. Nichts destotrotz waren , mit großer Wahrscheinlichkeit einige kampferprobte Männer darunter z.b. Anton Streitwieser, SS-OStführer, seit 1944 Kmd. versch. Nebenlager von Mauthausen , diente 1941/42 im Regiment "Westland" und erhielt dort EK II, Verwundetenabzeichen in Schwarz, InfSturmAbz, Ostmedaille.


    Viele Grüße
    Papa

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

    Edited once, last by Papa (June 22, 2009 at 7:36 PM).

  • Hallo Papa,
    vielen Dank für Deine Mühen =)

    da sind wir ja von den Marinesoldaten bei einem SS-Regiment „Mauthausen“ gelandet, was mir auch total neu ist!!
    Die Art der Rekrutierung schließt aber wohl aus, dass es sich hierbei um einen „Freiwilligen-Regiment der SS“ handelte.  8)

    Hinsichtlich der Quelle „David Wingeate Pike: Spaniords in the Holocaust, 2000“, mich würden in diesem Falle die genannten Quellen dazu, also die Anmerkungen 3, 4 und 5, ebenfalls interessieren ;)

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo,

    Ja, wir, bzw. ich sind etwas vom Thema abgekommen.
    Aber ich finde dieses Regiment doch recht interressant, darum seid mir nicht bös.
    Evtl. wäre es sinnvoll, damit einen neuen Threat zu eröffnen ??.

    Ich habe aber diese Marine-SS-Geschichte nicht aus den Augen verloren und werde gucken, ob sich da noch neue Infos ergeben.

    Zu dem Buch von Pike. Ich habe den Auszug von Google Books, allerdings fehlen dort leider genau die entsprechenden Anmerkungen.

    Ich wollte mir das Buch aber nochmal besorgen, dann werde ich die "Notes" nachtragen.

    Anscheinend gibt es auch noch ein Buch auf deutsch von Pike. Leider habe ich es, in den mir verfügbaren Bibliotheken, noch nicht finden können.
    David W. PIKE: Betrifft: KZ Mauthausen. Was die Archive erzählen, Grünbach: Steinmaßl, 2005 (Edition Geschichte der Heimat).


    Viele Grüße
    papa

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

    Edited once, last by Papa (June 23, 2009 at 9:43 AM).

  • Hallo,

    ich habe heute Nachricht vom Mauthausen Memorial Archive bekommen.
    Ich hatte dort nachgefragt wg. der Marineangehörigen in der SS.

    Es kamen zwar keine umwälzenden Neuigkeiten, aber immerhin steht jetzt fest, daß die Marine-Soldaten nicht in die SS gekommen sind.
    Leider auch keine neuen Infos bezüglich des "SS-Regiments Mauthausen".

    Ich gebe die Auskunft hier wieder:

    Im Buch von Florian Freund und Bertrand Perz über das Außenlager Wr. Neustadt II (Das KZ in der Serbenhalle. Zur Kriegsindustrie in Wiener Neustadt. Wien 1987.) findet sich auf Seite 197 ein Absatz über die Bewachung durch Marineangehörige: „Die Wachmannschaften im KZ Wiener Neustadt stellte die Marine. Für 600 Häftlinge waren zwischen 120 und 140 ältere Marinesoldaten eingesetzt. Der Grund für die Heranziehung von Wehrmachtssoldaten zur Bewachung von Konzentrationslagern lag im Personalmangel der SS, die aufgrund der militärischen Situation und der Ausweitung des KZ-Systems ab 1944 ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen konnte. Um weitere Häftlinge in der Rüstungsindustrie einsetzen zu können, verlangte die SS-Führung die Überstellung von Wehrmachtssoldaten zur SS. Entsprechend der Produktion, die durch die jeweilige Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge ermöglicht werden sollte, mußte der jeweilige Wehrmachtsteil Soldaten abstellen. In mehreren Außenkommandos des KZ Mauthausen bestand daher das Bewachungspersonal aus Luftwaffen-, Heeres- oder Marinesoldaten. Die Führung der Lager blieb in den Händen von SS-Männern.“

    In einem mit 28. 4. 1945 datierten Dokument, das sich im Archiv der KZ-Gedenkstätte Mauthausen befindet, wird die „Durchschnittl. Stärke der Marineangehörigen“ mit „240“ angegeben. (AMM P 6/3) In einer weiteren Liste von 26. Juli 1944 aus dem sog. Cohen-Report (NARA, Maryland, 2176-PS) geht hervor, daß 30 Marineangehörige zur Bewachung im KZ Mauthausen abgestellt wurden; auch diese wurden nicht in die SS übernommen, sondern ihre Marineränge (Maat, Obermaat, etc.) beibehalten.

    Bezüglich des „Waffen-SS Regiment Mauthausen“ konnte sich nur wenig Information finden lassen; es scheint jedoch, daß als Quelle dafür die Aussage von August Eigruber bei den Dachauer Mauthausen Prozesse diente, die Vincenzo und Luigi Pappalettera in ihrem Buch „Los S.S. tienen la palabra. Las leyes des campo de Mauthausen reveladas por las Schutz-Staffeln (Barcelona 1969)“ auf Seite 133 zitieren. Eigruber gibt demnach an, am 15. April 1945 Ziereis mitgeteilt zu haben, daß Himmler den Befehl zur Gründung dieses Regiments gegeben habe.


    Viele Grüße
    Steffen

    PS: Kann mir jemand sagen, wo ich das oben erwähnten NARA-Dokument einsehen kann? Auf der NARA_Seite komme ich mit der Signatur irgendwie nicht weiter, bzw. stelle mich zu dusselig an.

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

    Edited 2 times, last by Papa (July 3, 2009 at 10:58 PM).

  • Hallo,

    Ich habe mir jetzt mal das Buch von Pike, David Wingeate: Spaniards in the Holocaust besorgt, über das wir weiter oben gesprochen haben.

    Soweit es mir mein Englisch erlaubt zu sagen, ist aber nichts neues zur hier behandelten Thematik drin.

    Dennoch wollte ich die fehlenden Anmerkungen aus dem Auszug vom Pike-Buch noch nachreichen.

    3 - Pappalettera, Parola, 165. On his arrival at Mauthausen at 2. a.m. on 16. Apr., Eigruber began drinking with Ziereis, Schulz, Niedermayer, roth, Trum, and two others. At 4. a.m., they decided to end the party with a massacre and went to the Bunker, where they shot two Americans, six Kapos who had directed the crematorium at Auschwitz, and four others.
    4 - Marsalek, Geschichte, 346
    5 - Razola and Constante, 160-1; Vilanova, 193
    6 - Florian Freund, private correspondence

    Anmerkung von mir:
    - mit Pappalettera, Parola ist gemeint: Pappalettera, Vincenzo and Luigi: La parola agli aguzzini: Le SS e i Kapo di Mauthausen svelano le leggi del Lager, Milan 1969
    - mit Razola und Constante ist gemeint: Razola, Manuel and Constante, Mariano: Trianle bleu: Les Republicains espagnols a Mauthausen, 1940-1945, Paris 1969
    - mit Vilanova ist gemeint: Vilanova, Antonio: Los olvidados, Paris 1969

    Viele Grüße
    Steffen

    PS: Wegen des SS-Regiment "MAuthausen"

    "Bei Kriegsende sind es 5627 SS-Angehörige. Zu diesem Zeitpunkt gibt es ein eigenes Waffen-SS-Regiment Mauthausen"

    Quelle: Slapnicka, Harry: Oberösterreich - als es "Oberdonau" hieß (1938-1945), Linz 1978, S. 247


    PPS: Wegen Überstellungen von KM-Angehörigen zur SS noch folgendes von René aus dem panzerarchiv-forum:

    In einem Bericht der Gruppe Süd gibt es eine grundlegende Verfügung des OKW/WFSt/Org II/IV 457/45 G übermittelt mit OKW - Skl Adm. Qu. II Org. B 782/45 G vom 30.01. in dem es heißt:
    1. Versetzungen von Angehörigen der Kriegsmarine in das Heer finden nicht statt.
    2. Als 2. Welle sind nunmehr sofort abzugeben:
    a. Sämtliche Marinesoldaten der 7. SS-Div einschließlich Skanderbeg...

    Quelle: http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=8883

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

    Edited 2 times, last by Papa (July 15, 2009 at 11:32 PM).

  • Hallo Steffen,
    vielen Dank für Deine Mühen und das Einstellen der weiteren Angaben zum SS-Rgt. Mauthausen =)

    Es ist also nach wie vor als eine alarmartige Aufstellung zum Kriegsende zu sehen, unter Eingliederung allen möglichen Personals!!


    Die Mariner auf dem Balkan waren ja fast eine „eigene“ Geschichte, ich habe die Diskussion im Panzerforum verfolgt, da ja u. a. bei der Kampfgruppe „Skanderbeg“ ab Oktober 1944 verstärkt Marine-Soldaten im Einsatz waren, bis sie dann bis Februar 1945 unter Auflösung der Kampfgruppe wieder der Kriegsmarine zur Verfügung gestellt wurden!! ;)

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo,

    ergänzend zu den Ausführungen hier:
    http://forum-der-wehrmacht.de/thread.php?thr…=%FCberstellung

    noch folgendes nur die KM betreffend:

    "Die Marine erklärte sich zwar prinzipiell bereit, Soldaten abzugeben, aber nur für sie betreffende Fertigungen. Verhandlungen waren Anfang Juni 1944 noch nicht in Gang gekommen" (BA MA RL 3/11)

    "Daß die Marine für sie betreffende Rüstungsbetriebe Wachmannschaften abgestellt hat, läßt sich durch zahlreiche Beispiele belegen. Der Umfang der Abstellungen ist jedoch nicht bekannt". (Perz, S.79)


    Viele Grüße
    Steffen

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

  • Hallo ....,

    die Beträge zu deiner Frage "Überstellung von Marineangehörigen an die Waffen-SS" sind zwar schon eine Weile her, aber hier mal ein Hinweis von mir:

    Mein Vater war Angehöriger des Marine-Insel-Bataillions 351 Sylt und wurde im Februar 45 nach Angaben der Wast in der "Aktion Posen" an das Heer überstellt. So wie ich aus den Erzählungen meines Vaters weis, ging die Überstellung aber zur SS. Sein Einsatz erfolgte dann im Raum südlich von Frankfurt/Oder. Im Zuge des Rückzugs verschlug es ihn bis in den Raum südlich von Königs-Wusterhausen, wo er dann in russische Kriegsgefangenschaft geriet.

    Ich bin im Moment noch auf der Suche von Quellen oder Hinweisen, die auf seine Truppenzugehörigkeit hinweisen. Ensprechend den Ortsangaben könnte es sich um die 32. SS-Freiwilligen-Division 30. Januar handeln...???

    Wer kann hier weiterhelfen ...

    Gruß Tinokal

  • Hallo zusammen
    in dem Buch "Meine Ehre heißt Treue" von Paul Hauser
    wird auf Seite 16 erwähnt das 5000 Mann von der Kriegsmarine zur Waffen-SS
    gekommen sind.
    Gruss Rainer

  • Vermuthlich stammte er und sein Boot aus dem Südraum. Schwarzes Meer oder sowas.
    Auf dem Rückzug nach Oppeln verschlagen.
    Warum auch immer.
    Diesen Rehm hab ich mal in einem alten Buch gelesen.
    Das fehlt mir leider.
    Jan

  • Hallo, Roland, mit Interesse habe ich Ihren Austausch in 2009 verfolgt, denn ich recherchiere ein ähnliches Schicksal wie die, die Sie berühren. In meinem Wohnort Kempen gab es einen Schulleiter - Dr. Josef Bast - der offen als Regimekritiker auftrat. Dessen Sohn Karl-Josef Bast, geb. am 12.12.1926, war vom 15.7.1943 bis zum 13.2.1944 - nur acht Monate lang - Luftwaffenhelfer gewesen, kam am 14.2.1944 zum Arbeitsdienst, den er schon am 25.4. verließ. Die Hintergründe für die vorzeitigen Entlassungen kenne ich nicht. Dann wurde er am 8.6.1944 - zwei Tage nach der Landung der Alliierten in der Normandie - für mehrere Wochen krank geschrieben. Bei seiner zweiten Musterung (die erste war vor der Einziehung als Lw-Helfer erfolgt) am 15.8.1944 "meldete" er sich ( "melden" sagen Zeitzeugen) , obwohl er dienstpflichtig war, zur Marine. Vom 12. bis zum 25. 9.44 war er zur "Einstellung" bei der MEA 14/Wilhelmshaven, vom 26.9.bis zum 12.12.44 "Rekrut" bei der MEA 10 in Zeven. Wohl aufgrund seiner Ausbildung zum Lw-Helfer wurde er vom 13.12.1944 bis zum 12.2.1945 als Ladeschütze bei der Marineflakabteilung 264 in Wesermünde an einer 2-cm eingesetzt. Im Februar 1945 wurde er zur SS-Panzer-Grenadier-Schule Kinschlag bei Prag versetzt. Eine letzte Nachricht erfolgte am 18.3.1945 aus der Panzer-Grenadier-Schule Lager Neudorf/ Networtschitz an der Sasau. ( Lt. Wehrpass und Verwendungskarte der KM bei der WASt). Am Tag zuvor war das SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungsregiment aufgelöst und in Marschbataillone aufgeteilt worden. Es gibt bei der WASt einen Hinweis durch den Vater eines Kameraden, Karl-Josef Bast sei "seit März/April 45 in Ungarn vermisst." - Kurios: In Kempen halten sich bis heute Gerüchte, man habe den Sohn, um den Vater zu schikanieren, in die Waffen-SS gesteckt

    Hans

  • Guten Tag,

    gerne möchte ich das an dieser Stelle ursprünglich behandelte Thema bezüglich der Versetzung von Angehörigen der Kriegsmarine zur Waffen-SS im Frühjahr 1945 aufgreifen, da mein leider verschollener bzw. gefallener Großonkel ebenfalls davon betroffen war. Ich recherchiere gegenwärtig sein Schicksals bzw. versuche seinen militärischen Werdegang zu rekonstruieren, wobei für seinen anschließenden Einsatz nach der Zusatzausbildung bei der Waffen-SS eine Lücke besteht.

    Mein Großonkel wurde laut Auskunft der WASt am 13.02.1945 als Marineartillerist von der Kriegsmarine, ?.(Battr.)/Mar.-Art.-Abt. 631 auf der ostfriesischen Insel Wangerooge, zur SS-Pz.-Gren-Schule Kienschlag (Tschechien) überstellt und befand sich gemäß Ergänzung des DRK während dieses Zeitraums in der 6. (Kp.)/SS-Pz.-Gren.-Schule wohl auch im Lager Neudorf bei Post-Teinitz a. d. Sasau. Danach verliert sich sein Spur leider, jedoch gilt es inzwischen als gesichert, dass er vermutlich am 04.04.1945 im Ort Guntramsdorf südwestlich von Wien gefallen und dort in einem Soldatengrab beerdigt wurde.

    Vielleicht kann ja jemand Hinweise darauf geben und ggf. sogar entsprechende Quellen nennen, zu welcher Fronteinheit mein Großonkel nach Umschulung an der Panzergrenadierschule versetzt worden sein könnte, die im Einklang damit stehen, dass er Anfang April 1945 in Guntramsdorf in der Nähe von Wien gefallen ist?

    Vielen Dank und beste Grüße
    Oliver

    Edited 3 times, last by KWU (September 14, 2014 at 11:47 AM).

  • Hallo Eumex,

    vielen Dank für Deine Reaktion!

    Die 2. SS-Pz.-Div. "Das Reich" ist auch nach meiner Auffassung aus "geographischer Sicht" die wahrscheinlichste und vielversprechendste Spur, die ich derzeit verfolge, und die Vermutung liegt nahe, dass mein Großonkel nach Ausbildung an der SS-Pz.-Gren.-Schule 3 zu einer entsprechenden Pz.-Gren.-Einheit beordert wurde, wie beispielsweise dem SS-Pz.-Gren.-Rgt. 3 "Deutschland" oder dem SS-Pz.-Gren.-Rgt. 4 "Der Führer", die seinerzeit im Großraum Wien kämpften.

    Wer kann hierzu bitte noch Auskunft geben?

    Beste Grüße
    Oliver

  • Hallo Oliver,

    hier als Ergänzung zu meinen vor langer Zeit mal erstellten Angaben aus einer Suchmeldung eines ehem. Angehörigen der genannten 6.Kompanie aus Neudorf:

    Jürgen Vieweg (* 1.7.1927) wurde am 14.10.1944 als Matrose zur Kriegsmarine eingezogen, in Wilhelmshaven war er zunächst bei der 2./28.S.St.A., Zug III.Gruppe, später 2./2.M.E.A. Stube 5, später 14.M.E.A., Gruppe 34. Dann wurde er in die SS übernommen und kam am 17.2.45 zur SS-Pz.Gren.Schule, 6.Kompanie, Lager Neudorf, Post Teinitz a.d.Sasau. Nach 3 Wochen Ausbildung am 17.3.45 Abfahrt Lager Neudorf, 23.3.45 in Györszentmorton, 25.3.45 nach 5 Stunden Nachtmarsch in ein Dorf südöstlich Raab, Div. ”Das Reich”, FPNr. 01 602 B SS-PGR 3 (letzte Nachricht)
    (BA MA N 756/272 a, 9.2006)

    Feldpostnummer 01602
    (24.3.1944-6.11.1944) 23.6.1944 Stab II und 5.-8. Kompanie Panzergrenadier-Regiment 3 (2. SS-Division).B = 5.Kompanie


    Man kann aber ohne weitere Kenntnisse über die Art der Verteilung der neu angekommenen Soldaten an der Front keine genaue Aussage treffen, wer warum zu welcher Einheit gekommen ist, aber es ist nun mal auch ein Hinweis…


    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump