Volkssturm-Bataillon Leipzig I

  • Hallo!

    Anbei die bekannten Daten eines weiteren Vst.-Btl.:

    Bezeichnung:

    Volkssturm-Bataillon Leipzig I

    Aufstellungsort:

    Leipzig, Kreis Leipzig/ Reichsgau Sachsen

    Aufstellungszeitpunkt oder -raum:

    unbekannt

    Einheitsführer:

    Btl.-Fhr.: frühere NSDAP-Kreisleiter Walter Dönicke (gem. eines vorliegenden Bildes mit dem Dienstgrad Btl.-Kdr. versehen)

    Einsatz:

    "... Auch in und um Leipzig sehnt die Mehrzahl der Menschen das Kriegsende herbei. Als Einheiten der 69. US-Infanteriedivision am 17. April von Osten und Süden auf die größte Stadt Sachsens vorstoßen, wehen überall in den Orten des Umlandes weiße Fahnen. Auch der Stadtkommandant von Leipzig, Generalmajor Hans von Ziegesar, hält einen Kampf für völlig sinnlos. Dem Wehrmachtgeneral stehen als stärkste Einheit lediglich die Reste eines Infanterie-Ausbildungs- und Ersatzbataillons mit 750 Mann zur Verfügung, von denen allerdings 500 Soldaten noch gar nicht ausgebildet sind. Hinzu kommen 250 Soldaten der Kraftfahrtruppe sowie acht Volkssturm-Bataillone mit angeblich knapp 2.300 Mann. Von ihnen hat aber nur jeder dritte eine Handfeuerwaffe. Panzerfäuste gibt es aber reichlich. [...] Der erfahrene Frontoffizier lässt Straßenbahnwagen mit Steinen füllen und als Panzersperren quer über die Einfahrtsstraßen der Stadt stellen. Er plant eine in drei Linien gestaffelte Verteidigung mit einer Hauptkampflinie am Ostufer der Elster. Die 400 Mann der Leipziger Polizei sollen die anrückenden US-Soldaten in ihren Revieren bekämpfen. Doch dazu kommt es nicht. Polizeipräsident von Grolman, der keinen Kampf um Leipzig will, lehnt eine Unterstellung seiner Schutzpolizisten ab. Auch die Volkssturm-Bataillone werden dem neuen Kampfkommandanten nicht unterstellt. Das verhindern die lokalen NSDAP- und SA-Führer, die eigene Pläne haben und einen großen Teil des Volkssturms am Neuen Rathaus versammeln. [...] Auch die Truppen der 69. US-Infanteriedivision, die am 18. April von Süden und Osten nach Leipzig vorstoßen, geraten unter schweres Feuer. Am Völkerschlachtdenkmal auf der heutigen Prager Straße wird eine aus mehreren Panzern und 225 Infanteristen bestehende US-Kampfgruppe beschossen. Ein leichter Panzer und ein Mannschaftstransporter werden getroffen. Es gibt Tote und Verwundete. Als die US-Soldaten am späten Nachmittag das Zentrum am Johannisplatz erreichen, sind nur noch 65 Infanteristen dabei. Für einen Sturm auf das Neue Rathaus, das von Volkssturm-Einheiten verteidigt wird, ist diese Resttruppe zu schwach. [...] Jedes Weiterkämpfen ist eigentlich sinnlos. Polizeipräsident Grolman will Leipzig an die Amerikaner übergeben, doch Kampfkommandant Poncet lehnt das ab. So fordern die Kämpfe auch am 19. April weitere Menschenleben auf beiden Seiten. Das Neue Rathaus, in dem sich 150 Volkssturm-Männer verschanzt haben, versuchen die US-Truppen dreimal zu stürmen. Erst nachdem die Angreifer einen deutschen Offizier der Feuerschutzpolizei als Parlamentär schicken, werden die Kämpfe eingestellt. Als die US-Truppen anschließend die Amtsräume des Gebäudes durchsuchen, finden sie die Leichen von SA-Oberführer Paul Strobelt, dem früheren NSDAP-Kreisleiter Walter Dönicke und anderen lokalen NS-Größen. Sie hatten sich selbst gerichtet. In der Amtsstube des Oberbürgermeisters liegen OB Alfred Freyberg und der Stadtkämmerer Kurt von Lisso mit ihren Frauen und Kindern. Sie hatten Gift genommen. [...] Mit der Kapitulation der letzten deutschen Verteidiger um Poncet endet am 20. April 1945, um 2:00 Uhr morgens, der Kampf um Leipzig. Rund 200 deutsche Soldaten, Volkssturmmänner und Hitlerjungen sowie 20 US-Soldaten haben ihn mit ihrem Leben bezahlt. Der Zweite Weltkrieg in Deutschland ist jedoch noch nicht vorbei. Im Großraum Berlin und in Ostsachsen steht der blutige Höhepunkt erst noch bevor. Er wird noch zehntausende Menschenleben kosten. ..." 1


    "... Am 18. April 1945 wehten in Leipzig weiße Fahnen und zeigten für die Bewohner der Stadt das Ende des Krieges und der nationalsozialistischen Diktatur an. Glücklicherweise wurde Leipzig nicht zur Festung erklärt und damit vor einer sinnlosen Zerstörung bewahrt, auch wenn sich Volkssturm- und Wehrmachtseinheiten an mehreren Stellen im Stadtgebiet verschanzt hatten und letzte Kämpfe mit den einrückenden amerikanischen Truppenteilen lieferten, die am Völkerschlachtdenkmal bis in die Nacht zum 20. April andauerten. ..." 2

    Besonderheiten / Vermerk:

    In Leipzig waren nachweislich acht Volksturm-Bataillone im Rahmen der Kampfgruppe Leipzig eingesetzt. Daher soll hier versucht werden, die bereits bekannten Vst.-Btle. (siehe Liste) diesen weiteren Vst.-Btle. in Leipzig zweifelsfrei zuzuweisen oder zumindest eine Verbindung herzustellen. Des Weiteren sollen die jeweiligen Vst.-Btle. so weit wie möglich mit zusätzlichen und weiterführenden Daten ergänzt werden.

    Die Bezeichnung Volkssturm-Bataillon Leipzig I ist historisch nicht gesichert und dient nur zur Unterscheidung zu anderen Volkssturmeinheiten in der Gegend zu der o.g. Zeit, auch kann diese Bezeichnung zu einem späteren Zeitpunkt angepasst werden.

    Es ist nicht gesichert, dass frühere NSDAP-Kreisleiter Walter Dönicke der Btl.-Kdr. des o.g. Vst.-Btl. war, jedoch liegt ein Bild des Leichnams vor, auf dem der Kragenspiegel eines Btl.-Kdrs zu erkennen ist, wodurch gesichert ist, dass Dönicke auch diese Funktion inne hatte.

    Es besteht keine Verbindung zum Volkssturm-Bataillon Leipzig, da dieses im Kessel von Spremberg vernichtet wurde. Jedoch besteht eine mögliche Verbindung zum HJ-Volkssturm-Bataillon Leipzig, Volkssturm-Bataillon 27/267 // Volkssturm-Bataillon 267 oder Volkssturm-Bataillon 27/XIV // Volkssturm-Bataillon XIV Leipzig, da diese höchstwahrscheinlich zu dem Zeitpunkt in Leipzig eingesetzt wurden.

    Verbleib:

    unbekannt

    Quelle:

    Auf Ergänzungen freue ich mich!

    Grüße

    Sven

    Edit: eingefügt (Sven30)

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