Hallo allerseits,
ich würde Euch gerne bitten, mir bei der teilweisen Rekonstruktion der letzten Kriegsmonate eines Verwandten zu helfen.
Es ist nur wenig Information vorhanden, BA ist angefragt, wird aber vermutlich noch Jahre dauern und vermutlich auch keinen genauen Aufschluß bringen.
Es geht um einen Soldaten, der nach Jahren makellosen und harten Einsatzes zu den 500er Bewährungseinheiten geschickt wurde. (Auf die Geschichte dahinter möchte ich nicht eingehen, es handelt sich um einen echten Fall von Willkürjustiz an einem Unschuldigen, begangen im Herbst 1944, als der Krieg bereits verloren war, und man nichts so sehr brauchte wie Soldaten an der Ostfront, auch aus anderen Waffengattungen. Aber das ist ja für die Fragestellung auch nicht relevant.)
Möglicher Zeitrahmen des Geschehens: Herbst oder Winter 1944 bis Mai 1945
Der Betreffende kam zunächst nach Brünn. (Keine Details zu Bataillon od. dgl. bekannt. Eventuell das Grenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Regiment 500?)
Irgendwann dann folgender Einsatz:
Bei Jägerndorf hatte die russische Armee einen Frontdurchbruch bei SS-Einheiten geschafft. Dort wurde nun seine Bewährungseinheit hineingeworfen.
Meine Fragen nun:
1. Erkennt jemand, welche historische Situation sich hier beschrieben findet? Es gab sicher viele Durchbrüche an dieser umkämpften Front, aber vielleicht gibt die Kombination SS-Einheiten und Bewährungstruppe den Kennern der Materie hier einen Hinweis.
2. Im einzelnen: Welche 500er-Einheit, welche SS-Einheit, wann könnte das so geschehen sein?
Ich will im folgenden alle Hinweise nennen, die ich bislang zusammengetragen habe.
(Leider habe ich es wie so viele verabsäumt, rechtzeitig nach all den Details zu fragen.)
Der einzige direkte Hinweis auf Jägerndorf, den ich in Bezug auf die 500er überhaupt fand, war folgender. Hier im Lexikon der Wehrmacht steht, daß das Grenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Regiment 500 im Jahr 1944 nach Brünn und Olmütz verlegt wurde. Im März 1945 wurde es mit seinen Bataillonen mobil gemacht und auf die Heeresgruppe Mitte verteilt. Bei der Heeresgruppe Mitte findet sich dann im Lexikon: "...Bei den Schlusskämpfen unterstanden der Heeresgruppe die 4. Panzerarmee im Raum Dresden – Görlitz, die 17. Armee an der südschlesischen Oderlinie und die nach Süden anschließende 1. Panzerarmee an den Höhenstellungen entlang Neisse – Jägerndorf – Ratibor – Mährisch Ostrau..."
Im Forum fand sich noch zusätzlich 12/44 als Zeitpunkt der Aufstellung I.-V./Grenadier-Regiment 500.
Andere Hinweise zu Brünn und Jägerndorf fand ich bei meiner Suche nicht. Nun ist das allerdings gar kein Argument, da ich völliger Laie bin und von Heeresgruppierungen nicht die mindeste Ahnung habe.
Bei Klausch fand ich noch folgende Informationen, die eventuell für die Fragestellung relevant sein könnten. Aber ich kann sie allein schon geographisch nicht einordnen, weiß nicht, ob etwas davon der Aussage "bei Jägerndorf" gerecht wird:
Laut Klausch sind es 5 Bataillone, die an der Oderfront Oberschlesien zum Einsatz kommen. (Das erste aufgestellte Infanterie-Bataillon 500 z.b.V. stieß vermutlich ab Februar 45 zu den Bataillonen I,II,III und IV des neu aufgestellten Grenadier-Regiments 500, das dort seit Ende Januar 45 in Stellung war.)
Weiterhin laut Klausch kamen diese 5 Bataillone im häufigen Wechsel unter verschiedenen Divisionen zum Einsatz, v.a. im 25 km langen Abschnitt Krappitz-Cosel. Sie waren im Februar/März 1945 im häufigen Wechsel folgenden Einheiten unterstellt:
8. Pz. Div.
344. Inf. Div.
371. Inf. Div.
18. SS-Pz.-Gren.Div.
...
Seit Anfang Februar trugen sie durch hinhaltenden Widerstand und gelegentliche Angriffshandlungen dazu bei, daß Wehrmacht und Waffen-SS die Oderfront im o.g. Abschnitt bis Mitte März im wesentlichen halten konnten.
...
Bei der Großoffensive der Roten Armee ab 15.03.1945 zur Eroberung Westoberschlesiens geriet der Großteil der eingesetzten 500er Bataillone in den Kessel von Deutsch-Rasselwitz. Die wenigen 500er, die aus dem Kessel ausbrechen konnten, gelangten schließlich nach Johannestal (=Johannesthal?), wo allem Anschein nach um den 20./21. März herum die Überbleibsel der verschiedenen 500er-Formationen zu einem einzigen Bataillon zusammengefaßt worden sind.
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Dieses beiden letztgenannten Orte (Kessel von Deutsch-Rasselwitz und Fluchtpunkt Johannesthal scheinen mir Jägerndorf hinreichend nahe für den Ausdruck "bei Jägerndorf". Inhaltlich scheint auch der obige Absatz zum hinhaltenden Widerstand als Hilfe für die Waffen-SS vor der Großoffensive interessant. Wie gesagt, ich habe hier alles zusammengetragen, was ich finden konnte, das einen Bezug zu den 500er-Bewährungstruppen und zu Jägerndorf hat oder haben könnte.
Mir fehlen aber die Voraussetzungen, mir daraus in Verbindung mit der ursprünglichen Aussage (s.o. in blau) einen genaueren Reim machen zu können. Vielleicht kann das ja jemand von Euch? Ich bin dankbar für jeden Hinweis!