Arbeitstitel des UrUrgroßvaters

  • Guten Tag und schönen Sonntag euch allen,

    ich bin neu hier auf den Forum. Es wurde mir von einen netten Herrn in einer Gruppe geraten, hier nach dem Arbeitstitel meines UrUrgroßvaters zu fragen, da er leider auch nicht weiter wusste. Auf der Hochzeitsurkunde meines UrUrgroßvaters 1943 steht, das er Rottwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve ist. Der Herr in der Gruppe konnte mit den Begriff "der Reserve" nichts anfangen, meinte aber das es vielleicht ein Reserve-polizei-bataillon sein könnte. Weiß da vielleicht jemand mehr darüber? Was könnte mein UrUrgroßvater ausgeübt haben?

    Schöne Grüße und schon vielen Dank für die Hilfe.

  • Moin Vronisucht,

    herzlich willkommen hier im Forum. Hier sind einige Fachleute der Polizei unterwegs, die Dir ziemlich sicher helfen können. Magst Du den Namen des Ururgroßvaters nennen, das würde hilfreich sein. Und uns auch Deinen Vornamen verraten, dann könnten wir Dich auch so ansprechen.

    Beste Grüße

    Horst

  • Hallo Horst,

    vielen dank für das freundliche willkommen. Ich heiße einfach klar und simpel, wie es mein Nutzername hergibt, Veronika.

    Der Name meines UrUrgroßvaters lautet Willibald Hatzak. Wenn man ihn googelt findet man seine damalige Adresse und Daten, die ich selber in Ancestry eingeben habe.

    Grüße

  • Hallo Veronika,

    auch von mir ein herzliches Willkommen. Der Name des Ur-Ur-Großvaters spielt bei Deiner Frage nach der Bedeutungder Bezeichnung "d.Res." keine Rolle.

    In groben Zügen der Hintergrund:

    Auf Grund einer Notdienstverordnung wurden Männer zum "Verstärkten Polizeischutz (VPS) herangezogen. Nach einer kurzen Ausbildung wurden sie für bestimmte Aufgaben eingesetzt, um die normalen Polizisten zu entlasten.

    Nachdem immer mehr Polizisten für den Kriegseinsatz herangezogen wurden, wurden die nunmehr als Polizei-Reserve bezeichneten Polizisten auch im regulären Revierdienst eingesetzt. Sie unterschieden sich durch eine andere Uniform.

    Bedingt durch den größeren Bedarf an Polizei-Batl. wurden mit diesen Polizisten auch "Reserve-Polizei-Batl." aufgestellt. Zur Unterscheidung von den regulären Pol.-Batl. wurde die Bezeichnung "Reserve" davorgesetzt.

    In diesen Batl. bestanden die Führungskräfte und die Funktionsbeamten aus regulären Polizeibeamten, die Mannschaft aus Pol.-Reservisten.

    Zur Unterscheidung von den regulären Polizeibeamten trugen die Pol.-Reservisten den Zusatz " der Reserve" beim Dienstgrad.

    Herzlichen Gruß

    Dieter

  • Hallo Veronika,

    wie Dieter schon schrieb, waren die "Polizei-Mannschaftsdienstgrade" Reservisten.

    Im Fall Deines UrUrahns entsprach der Rottwachtmeister d. R. dem Wehrmachts-Mannschaftsdienstgrad "Obergefreiter" bzw. dem "SS Rottenführer" (Waffen SS).

    Beste Grüsse

    Ingo

  • Hallo Dieter und Ingo,

    vielen dank für die Antworten. Kann mir vielleicht einer erklären für welche Aufgaben er zuständig war? Ich kenne mich leider in den Thema Wehrmacht nicht aus. Und ich Frage mich: Hat er möglicherweise Menschen verhaftet oder verpfiffen die gegen Hitler waren? Kann er sogar bei Ermordungen dabei gewesen sein?

    Die SS waren doch Anhänger Hitlers und wenn er dafür arbeitete....oder war sein Dienstgrad dazu zu niedrig?

    Entschuldigung, ich kenne mich einfach zu wenig dafür aus.

    Mit freundlichen grüßen

  • Guten Tag ans Forum und an Veronika,

    ich möchte es mal etwas provokant so ausdrücken: Die vorrangige Aufgabe eines "kleinen" Rottwachtmeisters ist das Gehorchen gewesen.

    Die Aufgabenerfüllung richtet sich nach seiner Polizeizugehörigkeit, so im Einzeldienst (z.B. Revierdienst, Verkehrsdienst...) oder im Truppendienst (z.B. Kompaniedienst, Stabsdienst...). Um seine mögliche Beteiligung an Unrechtshandlungen beurteilen zu können, müsste man den personenbezogenen polizeilichen Werdegang des Verwandten kennen. Was sagen die personenbezogenen Unterlagen des Bundesarchivs aus? Oder was gibt es in der Familie für aussagekräftige Dokumente über den Verwandten? Existieren möglicherweise Nachkriegsunterlagen über den Verwandten, dass er wegen seiner Polizeizugehörigkeit im Dritten Reich in einem Ermittlungsverfahren als Zeuge oder Beschuldigter vernommen worden ist?

    Bei mehr Input Ihrerseits, kann es auch mehr Output durch Auskunftswillige geben. Vor allem zielgerichteten Output.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    den Titel "Rottwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve" habe ich erst vor ein paar Tagen auf der Hochzeitsurkunde meines Ururgroßvaters herausgefunden. Nach meiner Kenntnis hatte er immer nur als Beruf Schneider angegeben. Unterlagen habe ich leider aus den Bundesarchiv nicht, da ich wie gesagt erst seit ein paar Tagen den Titel weiß und ehrlich gesagt wusste ich nicht das man über "Polizisten" auch Dokumente anfordern kann.

    Zu der Frage mit Dokumenten die vielleicht noch in der Familie sind. Die einzig lebende verwandte, seine Enkelin mit der ich in Kontakt bin, hat gar keine Dokumente über ihn. Es kam als sie noch nicht einmal geboren worden war zur Trennung ihrer Großeltern. Es wurde ihr der Kontakt zu ihren Großvater verwehrt weil die Großmutter das nicht wollte. Er wurde sozusagen totgeschwiegen. Nur durch veröffentlichten Kirchenbüchern konnte ich überhaupt die Geburtsurkunde und die beiden Hochzeitsurkunden finden. Ich weiß noch nicht einmal wann und wo er verstarb, weil er in dem Ort wo sich die zweite Hochzeitsurkunde befindet, nach1943 nicht mehr auffindbar ist.

    Es gibt zwar noch einen Zweig in der Familie, wo ich Informationen bekommen könnte, aber ich kann nur so schnell arbeiten wie die Auskunftsbereitschaft dieser Personen besteht. Ob ich davon überhaupt Informationen bekomme, bleibt fraglich.

    Ich hoffe Ihnen beantwortet es die fragen und nun meine Frage an Sie. Ich kann Dokumente meines UrUrgroßvaters beim Bundesarchiv beantragen?

    Freundliche grüße

  • Guten Tag ans Forum und an Veronika,

    hier der Info-Link zum Bundesarchiv, vormals Deutsche Dienststelle: https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Mel…ation-wast.html

    Ansonsten fehlen zu Willibald Hatzak solche Angaben, die für Recherchen wichtig wären, wie Geburtsdaten, Wohnort oder Herkunft.

    Denn Polizeireservisten gehörten in der Regel zu einer Polizeiverwaltung / Polizeibehörde, die dem Wohnort oder der Nähe des Wohnortes entsprach. Eine Abordnung zum "auswärtigen Einsatz" bei einer Polizeieinheit oder einer anderen Polizeiorganisation, erfolgte nicht zu Beginn des Polizeidienstes als Reservist.

    Ein ziviler Handwerkerberuf, wie Schneider, war typisch für einen Polizeireservisten. Möglicherweise war der Verwandte sogar ein selbständiger Schneider und konnte, solange er in seiner Heimatbehörde Dienst versah, sein Geschäft weiterführen. Das war für viele Polizeireservisten auch ein Grund gewesen, zur Polizei und nicht zur Wehrmacht zu gehen. Sie glaubten, zumindest zu Beginn des Krieges oder davor, heimatnah verwendet zu werden und nicht irgendwo ins Feindesland oder gar an die Front zu müssen.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    danke ich werde mal in der Seite reinlesen. Ich weiß sein Geburtsdatum und sein Wohnort. Ich werde einfach mal reinlesen und dann überlegen wann ich eine Anfrage stelle. Nach guter recherche, ziemlich bald. Im Moment habe ich eine Anfrage beim Bundesarchiv zwecks seines Sohnes, meinem Urgroßvater. Der ist 1942 im Krieg gefallen.

    Grüße

  • Hallo Vroni,

    interessante Anfrage.

    Was anzukreuzen? So, wie ich das verstehe, war es eine Einheit der Polizei.

    Wegen des Begriffs des "Rott"wachtmeisters: hier fällt mir sofort ein Bezug zum Wort "Rotte" ein, das früher sehr gebräuchlich war. In diesem Zusammenhang wohl ein Hinweis auf eine "Gruppe" von Polizisten, die mich beim heutigen Sprachgebrauch z.Bsp. an eine "Hundertschaft" der Bereitschaftspolizei denken läßt...

    => ? Wer von unseren "Polizisten" kann (mir) diese Annahme bestätigen oder ggfs. korrigieren ? Danke.

    Herzliche Grüße

    und viel Erfolg bei Deiner Recherche

    Uwe

    Ach ja, noch ganz nebenbei: daß die Familie damals "auseinanderging", muß nicht mit irgend einer Beteiligung an schlimmen Dingen zu tun haben. Es gibt auch "im privaten" so allerlei Gründe für so etwas...

    Gehe erst einmal unvoreingenommen auf die Suche nach Stationen des Vorfahren.

    ***

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo Uwe,

    das mit der "Rotte" ist zwar ein interessanter Gedanke, aber ich glaube nicht, dass er zielführend ist.

    Dieser Dienstgrad galt generell im Polizeidienst und nicht nur im Truppendienst, sondern auch im Revierdienst.

    Der Hinweis zur Bereitschaftspolizei ist hinsichtlich der Gliederung durchaus zutreffend. Die militärische Gliederung der Wehrmacht (Gruppe - Zug - Kompanie - Batl. ) wurde auch von der Bundeswehr übernommen, da es sich offensichtlich um eine bewährte Führungsstruktur handelte. Auch die Bereitschaftspolizei hat bei ihrem Aufbau 1951 dieses Vorbild übernommen, nur die Kompanie wurde zur Hundertschaft und das Batl. zur Abteilung.

    Beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Uwe,

    ich bin zwar keiner von den "Polizisten", aber kann vielleicht doch etwas dazu sagen.

    Eine Rotte ist vergleichbar mit einem Trupp, also 3-4 Soldaten, ein Rottenführer ist also ein Mannschaftsdienstgrad. Müsste analog auch bei den Polizisten so gewesen sein.

    Gruss aus dem Norden

    Achim

    In Memoriam: Richard Möller *06.06.1907 MIA 16.01.1945 und Wolfgang Möller *04.02.1936 +11.05.2012

  • An Uwe (MunaLisa),

    ich habe oben auch nicht behauptet das die Familie auseinander ging und er keinen Kontakt zu seinen Enkeln haben durfte weil er während seiner "Polizei" Zeit etwas schlimmes anstellte. Er "durfte" keinen Kontakt haben und die Verbindung brach ab weil er während seiner Ehe eine Affäre hatte.

    Grüße

  • Hallo Vroni,

    ich antworte der EInfachheit halber mal so:

    (...) ich habe oben auch nicht behauptet das die Familie auseinander ging und er keinen Kontakt zu seinen Enkeln haben durfte, weil er während seiner "Polizei" Zeit etwas schlimmes anstellte.

    ( => ich auch nicht... 8) - die Anmerkung zu einer möglicherweise vorhandenen persönlichen Grundeinstellung ggüber dem Vorfahren bezog sich auf Deine Fragestellung im 3. Post.. . Ist aber auch "privat" und tut letztlich nichts zur Sache der Beantwortung der Frage nach der Dienst-Bezeichnung )

    Er "durfte" keinen Kontakt haben und die Verbindung brach ab weil er während seiner Ehe eine Affäre hatte.

    ( => ist privat. )

    Nix für ungut.

    Herzliche Grüße

    Uwe

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Guten Morgen Dieter und Achim,

    ich danke Euch für die interessanten und aufschlußreichen Hinweise.

    Herliche Grüße und eine schöne Woche

    Uwe

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo Uwe,

    ich habe mir meinen dritten post nochmals durchgelesen , wo du meintest das möglicherweise eine persönliche Grundeinstellung gegenüber des Verwandten vorhanden ist und ich kann dir ehrlich gesagt sagen dass das nicht so ist. Du beziehst deine Vermutung wahrscheinlich aus meinen fragen " ob er bei Verhaftungen dabei war oder Leute verpfiffen hat" " bei Ermordungen dabei" Diese Fragen habe ich nur gestellt um den Arbeitstitel zu verstehen, nicht den Menschen. Ich habe oben schon einmal betont das ich mich leider in den Thema nicht aus kenne und ich war nicht in dieser Zeit persönlich dabei. Ich wollte einfach die Möglichkeiten abklären. Wie ich zu meiner Mutter sagte als ich ihr erzählte was er vermutlich machte: " Ich kann jetzt nicht 2021 mir eine Meinung über einen Menschen machen der während der Kriegszeit lebte. Er wollte einfach nur überleben"

    Ich wollte einfach über den Arbeitstitel mehr erfahren. Ja, den Arbeitstitel habe ich bei einen Vorfahren gelesen und im ersten Moment dachte ich mir ehrlich gesagt auch :oh ha! Aber später wollte ich nur wissen was ein rottwachtmeister der Schutzpolizei der reserve machte und nicht mein verwandter genau. Ich habe ihn dafür nicht verurteilt.

    Meine Erklärung war jetzt ziemlich lang:D aber ich wollte jetzt einfach mal meine stellung zu den thema erklären. Hoffe du verstehst mich jetzt und das diese fragen gegenüber meines UrUropas nicht böse gemeint waren.

    Grüße und einen schönen Montag

  • Hallo Vroni,

    eigentlich hatte ich den tread hierzu für mich schon abgeschlossen... ...aber da Du dir -löblicherweise- ncohmal so viel Mühe gemacht hast.. ;)

    Es freut mich, daß Du dir dazu Gedanken gemacht hast, und finde Deine Einstellung ganz o.k. .

    Danke und Gruß

    Uwe

    (keine "Antwort" erforderlich, ich denke, dieser Teil ist "abgehakt".. )

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo,

    möchte nur kurz darauf hinweisen:

    Begriff/ Entstehung: Rotte = Zusammen -rotten ( Zusammentun)

    Kompanie Begriff seit dem 14. Jhdt. ( ursprünglich "Brotgemeinschaft")

    Bataillon seit dem 17. Jhdt. Bataille = Schlacht, von den Hugenotten eingeführt

    Regiment = seit dem 16. Jhdt. evtl. von Reglement

    Keine Erfindungen der Wehrmacht.

    Gruß Karl