Fliegertechnische Vorschule 3 in Magdeburg

  • Hallo an alle,

    habe kürzlich ein Fotoalbum eines ehemaligen Angehörigen der Fl.Techn.Schule 3 in Magdeburg erworben. In erster Linie wegen der dort als Schulungsmaterial abgestellten Ju 88.

    Nun würde mich interessieren, ob jemand nähere Informationen zu dieser Schule hat, wie z.B. wo genau stationiert, von wann bis wann existent. Auch sonst würden mich alle verfügbaren Informationen zu dieser Schule interessieren.

    Eventuell war der Besitzer des Albums um 1941/42 in Magdeburg. Aber anscheinend ist das Album erst viel später zusammengestellt worden, da es mit den Fotos und Örtlichkeiten, es sind auch Fotos bei der Wehrmacht darunter gemischt, etwas durcheinander geht.

    Dieser Themenfaden hier im FdW ist mir soweit bekannt.

    Vielen Dank und viele Grüße

    Peter

  • Hallo,

    scheint sehr speziell zu sein. Wenn jemand etwas zum Thema weiß, nur zu.

    Trotzdem werde ich nach und nach das eine oder andere Foto einstellen verbunden mit einigen Fragen. Anbei ein gestelltes Foto einer Stube in einer der Baracken der Schule.

    Auf der Schulterklappe der Uniform ist eine "26", auf dem oberen Dreieck steht "Mitte - Mittelelbe" und auf der Raute unten wahrscheinlich "Fliegertechnische Vorschule d. Luftwaffe Magdeburg"

    Kann jemand die Uniformen zuordnen?

    Viele Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    die Uniformen sind von der HJ.

    Quelle: - Organisationshandbuch der NSDAP 1937 Seite 437 ff., Tafel 56

    - Organisationshandbuch der NSDAP 1943 Seite 437 ff., Tafel 55

    Und wenn es das Gebiet "Mittelelbe" sein soll, dann steht eine 23 auf der Schulterklappe.

    Mit freundlichem Gruß aus dem Norden

    Achim

    In Memoriam: Richard Möller *06.06.1907 MIA 16.01.1945 und Wolfgang Möller *04.02.1936 +11.05.2012

  • Hallo Peter,

    die Gebiete werden im Reich fortlaufend mit arabischen Ziffem
    numeriert und tragen einen ihrem Ausdehnungsbereich entsprechenden Namen.

    Es gibt im Reich folgende HJ-Gebiete (Nummern in Klammern):

    Ostpreußen (1)
    Mark Brandenburg (2)
    Berlin (3)
    Niederschlesien (4)

    Pommern (5)
    Nordmark (6)
    Nordsee (7)
    Niedersachsen (8)
    Westfalen-Nord (9)
    Ruhr-Niederrhein (10)

    Köln-Aachen (11)

    Moselland (12)

    Hessen-Nassau (13)

    Kurhessen (14)

    Mittelland (15)

    Sachsen (16)

    Thüringen (17)

    Franken (18)

    Hochland (19)

    Württemberg (20)

    Baden (21)
    Bayreuth (22)

    Mittelelbe (23)

    Mecklenburg (24)

    Westmark (25)

    Hamburg (26)

    Wien (27)

    Niederdonau (28)

    Oberdonau (29)

    Steiermark (30)

    Kärnten (31)

    Salzburg (32)

    Tirol-Vorarlberg (33)

    Düsseldorf (34)

    Sudetenland (35)

    Schwaben (36)

    Danzig-Westpreußen (37)

    Wartheland (38)

    Mainfranken (39)

    Oberschlesien (40)

    Osthannover (41)

    Westfalen-Süd (42)

    Quelle: Organisationshandbuch der NSDAP 1943

    Wenn es die "26" ist, dann betrifft das das Gebiet Hamburg.

    Gruß aus dem Norden

    Achim

    In Memoriam: Richard Möller *06.06.1907 MIA 16.01.1945 und Wolfgang Möller *04.02.1936 +11.05.2012

  • Hallo Achim,

    danke für die Liste und für deine Mühen.

    wie gesagt, auf der Uniform steht ja eindeutig "Mittelelbe" und die Schüler sind auch im Magdeburg. Ist beides auch auf anderen Fotos zu erkennen. Den Widerspruch können wir wohl nicht klären.

    Die Schule befand sich wahrscheinlich auf dem Gelände des Junkers-Motorenbau-Zweigwerks Magdeburg oder einer Liegenschaft des Werkes.

    Viele Grüße

    Peter

  • Hat noch irgend jemand Fotos von der Vorschule in Magdeburg?

    Mein Vater (97) war dort und würde sich über weitere Informationen freuen!

    Gruß B Koch

  • Hallo,

    - Unten links der heißt Marx und war Zugführer.

    - Am Fenster mit Ziehharmonika der heißt Fickelscher

    Ein weiterer hieß Pingpang

    Andere sind mir bekannt, aber nicht mehr mit Namen.

    Grüße Hermann Koch 14.10.25 aus dem 2. Zug !

  • Hallo Herr Koch,

    vielen Dank für die überraschende Wortmeldung. Sehr interessant, dass sich ihr Vater nach so langer Zeit noch an Namen erinnern kann.

    Wann war ihr Vater denn auf der Schule? Das würde den Zeitraum der Aufnahmen im Album etwas einschränken. Leider sind die Fotos meist nicht näher beschriftet.

    Auf einer Seite sind die Namen der Erzieher Uffz. Merkel, Obergefr. Greter und Fw. Buchholz genannt, weiterhin ein Gefr. Weber und ein Uffz. Muschtroph.

    Unten eine Seite mit Fotos des Albuminhabers. Kann sich ihr Vater vielleicht noch an den Herrn erinnern?

    edit:

    Habe gerade festgestellt, dass der Albuminhaber auch im 2. Zug der Schule war. Siehe weitere Albumseite.

    Vielen Dank und viele Grüße

    Peter

  • hallo,

    die Fliegertechnische Vorschule 3 in Magdeburg muss nach April 1939 am Schöppensteg, in der Nähe des Parkes Vogelsang entstanden sein, Zumindest legt dies ein alter Zeitungsartikel aus dieser Zeit nahe. Der Standort macht auch Sinn, da sich eine Produktionsstätte der Junkers-Werke Magdeburg in der Rothenseer- Straße befand, unweit des geplanten Baus. Das Ensemble bestand neben dem Wirtschaftsgebäude mit Küche, Speisesaal, aus einer Turnhalle, einem Sportplatz und Schlafräumen mit einem Kameradschaftsraum (Kameradschaftshaus). Auch ein Wohngebäude für den Schuldirektor sowie dem Lehr-und Aufsichtspersonal gehörte dazu. Die Aufenthaltsdauer in dieser Schule betrug 4 Jahre. In den ersten dreieinhalb Jahren durchliefen die Zöglinge eine normale Lehrausbildung bspw. als Metallflugzeugbauer, Maschinenschlosser, Elektromechaniker usw. Dieser Abschnitt endete mit dem Gesellen- bzw. Facharbeiterbrief. Anschließend erfolgte in den letzten 6 Monate eine Spezialausbildung. Danach verpflichteten sich die Absolventen zu einem viereinhalbjährigen Dienst in der Luftwaffe. Bei Junkers gab es in Dessau-Alten eine analoge

    Vorschule mit gleichem Schul-und Lehrplan. Warum Mitglieder der HJ ,,Mittelelbe" aus Hamburg in der Vorschule in Magdeburg auftauchen, kann ich mir nur so erst einmal erklären, dass die entsprechenden Plätze in hamburg belegt waren. Es gab ja dafür die Internatsplätze.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    danke für die interessanten Ergänzungen. Ich denke auch, dass die Schule auf dem Gelände des Magdeburger Motorenbau-Zweigwerkes stand. Es gibt ein Foto im Album, auf dem der technische Direktor des Werkes, Walter Hartmann (ganz alter Junkersmann), eine Rede vor den Schülern hält.

    Kleines OT:

    Die Gebäude der Schule in Dessau stehen heute noch und sind ein Teil des Dessauer Klinikums. In einem der alten Gebäude befindet sich die "Heimatstube Alten", in der wiederum ein schönes Modell der ehemaligen Schule zu finden ist. Anbei eine Aufnahme des Modells von mir. Ein Besuch der Heimatstube ist übrigens sehr zu empfehlen. Man findet darin auch viel zur Junkersgeschichte und zur Entwicklung von Dessau.

    Viele Grüße

    Peter

  • Hallo zusammen,

    mein Vater Hermann Koch war dort und kennt noch recht viel.

    Er wird sich in den nächsten Tagen hier mit meinem Account melden und kann vielleicht Fragen beantworten.

    Und er sitzt tatsächlich jeden Tag am Laptop..

    Grüße Bernd Koch

  • Ich war von 1940-1943 in Fl.Techn. Vorschule in Magdeburg im 2. Zug.

    Bei Junkers Flugzeugmotorenschlosser gelernt. "Wirbelwind" hatte in seinen Ausführungen fast richtig erwähnt. Fl.T.V. stand am Vogelgesang wo heute Parkplatz und Grundschule sind. Junkers etwa 2 km entfernt wo heute Gartenanlagen. 1943 nach Gesellenprüfung etwa 2 Monate später direkt zur Luftwaffe. Die Schule stand unter Führung der HJ und wurde vom Reichsluftfahrtministerium in allen Sachen bezahlt. Ich bin anschließend nach Rochefort / La Rochelle. Danach ULK Giessen. Versetzt nach Hailfingen/Tübingen zum N.J.G 6 JU-88 ab Okt. 44. Hatten dann kein Benzin für Flugzeuge. Danach bin ich nach Brünn (Tchechei) an die Front. Am 18. Mai Waffenstillstand. Ich wurde noch am 14. Mai durch Granatsplitter am beiden Beinen verletzt und kam mit Lazarettzug zurück nach Deutschland.

    Heute wohne ich bei der Tochter im Vogelsberg.

    Viele Grüße Hermann Koch

  • Hallo Hermann,

    es freut mich, dass Du Dich, obwohl inzwischen hoch betagt, noch an so viele Dinge erinnerst. Kannst Du bestätigen, dass bspw. auch HJ-Angehörige aus dem Norden an besagter Vorschule in Magdeburg lernten bzw. ausgebildet wurden? Zu welcher Einheit gehörtest Du bei den Kämpfen um Brünn und hast du Kenntnis, wer konkret für die Wehrmacht am 18.05.45 kapitulierte?

    Mit freundlichen Grüßen

    Wirbelwind

  • Hallo Wirbelwind,

    aus meiner Zeit waren HJ Angehörige aus ganz Groß Deutschland und Österreich dort.

    Bei den Kämpfen um Brünn gab es keine Einheit nur immer wieder ein Zusammen gewürfelter Haufen, etwa 20 Soldaten und ein Leutnant.

    Kein fester Frontplatz zwischen Tvrozna und Sivico immer hin und her. In der Zeit habe ich auch das Denkmal von der Schlacht bei Austerlitz gesehen. Am 18.5.45 war eine Gesamtkapitulation in Ost und West, da lag ich schon im Lazarettzug. In Chomutov wurde der Lazarettzug mit AMI Sanka zum Kurort Seiffen gefahren. Nach Genesung vom Ami 2 Jahre in Belgischer Gefangenschaft nach Mons gefahren. Dort in Kohlengrube in 800m unter Tage Kohle abgebaut. Nach 2 Jahren wegen guter Leistung nach Hause geschickt.

    Gruss H Koch

  • Hallo Hermann,

    vielen dank für Deine Antwort. Meine Vermutung ging auch in diese Richtung, dass HJ-Angehörige aus dem Deutschen Reich die fliegertechnische Vorschule 3 in Magdeburg besuchten.

    Da hast Du ja verdammte viel Glück gehabt, dass Du zu Kriegsende zuerst im Lazarettzug lagst und sogar noch vom Ami-Sankra in den Kurort Seiffen im Erzgebirge verbracht wurdest. Opa und Vattern hatten nicht soviel Glück. Sie wurden nach der Kapitulation von tschechischen Freischärlern bedrängt. Sie wollten sie lynchen. Nur durch das Eingreifen von Rotarmisten haben sie erst einmal überlebt. Das Morden dieser Leute an dt. Zivilisten und Wehrmachtsangehörigen war selbst den Russen zu viel, so dass sie mit Waffengewalt einschritten.

    Lt. Opa dauerten die Kämpfe bis zum 20.05.45. Er sprach immer von den Panzern, die zum Ami durchbrachen. Leider habe ich es damals versäumt, ihn nach der dt. Panzereinheit zu fragen, der dieser Durchbruch gelang. Heute geht das nicht mehr. Die Infos, die mir zu diesen Vorgängen vorliegen, sollen die Gefechte bei Slivice die letzten mit deutscher Beteiligung gegen Partisanen und die Rote Armee in der Tschechoslowakei gewesen sein. Immerhin, am 09.05.45 sollten die Waffen gemäß der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht schweigen.

    MfG Wirbelwind

  • Mein Vater, Jahrgang 1927 aus Melk war vom 24.April 1943 bis 11.4.1945 in der F.T.V in Magdeburg in der Ausbildung zum Flugmotorenschlosser. Er konnte die Schule nur 2 Jahre besuchen.Am 11.April 1945 gab es zuerst Fliegeralarm, dann Panzeralarm.Die Panzerspitzen der Amerikaner waren vor der Stadt.Die Vorschule wurde aufgelassen, die Schüler mussten sich im Hauptkommando in Leibzig melden.Dort angekommen war die gleiche Situation: amerikanische Panzer vor der Stadt. Mein Vater, 17 Jahre alt, flüchtete mit fünf Österreichern nachhause. Leider hat er nicht viel erzählt, ein wenig vom Segelflugkurs.

    Habe ein Foto mit der Nummer 26, Mitte Mittelelbe, einen Wehrpaß, Arbeitsbuch und ein Zeugnisbuch.

    Gibt es noch Zeitzeugen?Einige Dinge würden mich interessieren.

    MFG Karl

  • Moin Kollegen,

    Hallo Peter,

    ein alter Faden, aber vielleicht ist es ja noch aktuell:

    Ab 1937 gab es die Fl.T.V.en, sie wurden 1942 in Technische Vorschule der Luftwaffe umbenannt, ab 10/44 unterstanden sie dem Reichsjugendführer Axmann und waren nun offiziell "Ausbildungsheime der Flieger HJ".

    Nach meinen Unterlagen waren die HJ Uniformen von Anfang an generell Teil der Ausrüstung, die kostenfrei gestellt wurde und Militarschüler von zivilen Lehrlingen unterschied.

    Die Schüler waren gleichzeitig im NSFK aktiv. Die angefragte Nummer sollte, nach meiner Meinung, die des Sturms am Standort sein. Ich weiß aber gerade nicht, welche Nummer der in MD hatte.

    Zu den Fl.T.V. kommt in Heft 5/24 oder 6/24 ein Text von mir im "Klassiker der Luftfahrt". Falls von Interesse...

    So, das war Frischlings erster Beitrag hier. ;)

  • Hallo Rene,

    Dein erster Beitrag hier ist Dir sicherlich gelungen... ;)

    Und so freue ich mich schon auf weitere, gelegentliche Fortsetzungen. Schön, daß zu uns gefunden hast.

    Herzliche Grüße

    Uwe

    ( der sich im Bereich der fliegenden Abteilung näher mit den "Kaffeemühlen" von Prof. Focke beschäftigt... )

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.