Oberleutnant Dr. René Kramer - Frontaufklärungstrupp 215

  • Guten Abend zusammen,

    ich bin immer wieder positiv überrascht, wie viele Informationen hier Forenteilnehmer zu einzelnen Personen in der Lage sind herauszufinden.


    In diesem Sinne bin ich auf der Suche nach weiteren Informationen über Oberleutnant Dr. René Kramer, einem Einheitsführer des Frontaufklärungstrupp 215, welcher 1944 auf dem Balkan eingesetzt war.


    Folgende Informationen liegen mir bis dato zu René Kramer vor:


    geb. am 05.11.1887 in Börnersdorf
    gest. am 05.05.1944 bei Podgorica/ Jugoslawien (heutiges Montenegro). Die Angaben über die Todesumstände variieren dabei von Flugzeugabsturz zu durch Partisanenüberfall getötet (dazu unten mehr)


    Kramer nahm am 1. Weltkrieg teil.


    1940 gehörte er als Feldwebel dem Baulehrbataillon zbV 800 an.

    Unternehmen "Tamara I" und "Tamara II" der Abwehr
    "Tamara I" sollte von einem Unteroffizier des Lehrregiments geführt werden, während die 80 Georgier im Rahmen von "Tamara II" von Dr. Kramer geführt werden sollten.
    Das Unternehmen wurde dem Ic der 11. Armee unter Generaloberst Eugen Ritter von Schobert unterstellt.


    Kramer war 1944 Truppführer des FAT 215 in Jugoslawien bevor er entweder infolge eines Partisanenüberfalls oder eines Flugzeugabsturz ums Leben kam und kurzzeitig durch Hauptmann Dr. Gottfried Kniesche ersetzt wurde.

    Quellen:
    Volksbund für Kriegsgräberfürsorge


    Aussagen von Leutnant Hans-Jürgen Kirchner/ CIA-Akten


    CIA-Akten zu Oberleutnant Dr. Murad Ferid


    KV-2/2138 Dr. Murad Ferid


    BA-MA 20-11/485 und Norbert Müller/ Kaden: "Das Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht", S. 219


    Vielen Dank schon einmal im Voraus für die Kenntnisnahme und mit besten Grüßen


    Robert

  • Hallo Robert,

    René Kramer war im Zivilberuf Rechtsanwalt, zuletzt wohnhaft in Wurzen, Albertstr. 13. Evtl. gibt es eine Sterbeurkunde?

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941


  • ...BA-MA 20-11/485 und Norbert Müller/ Kaden: "Das Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht", S. 219 ...


    Hallo,

    den Bestand Abwehr II hast Du ja als Quelle schon genannt (und auch ausgewertet?), sind die beiden Personalakten zu Rene Kramer in Freiburg und Lichterfelde noch nicht bekannt? Da in der Inhaltsangabe zum R 3001/64509 explizit auch ein Todesdatum genannt wird, könnte darin vielleicht auch näheres zu den Todesumständen zu finden sein. Ist Dir ein Bezug Kramers zum RJM bzw. etwas zu seiner Tätigkeit dort bekannt?

    Gruß, J.H.


    R 3001/64509
    Kramer, Rene

    Bestandsbezeichnung: Reichsjustizministerium

    Geburtsdatum: 5.11.1897

    Sterbedatum: 5.5.1944

    Unterlagenart: Personalakte

    Benutzungsort: Berlin-Lichterfelde

    PERS 6/243216
    Kramer, Rene

    Bestandsbezeichnung: Personalunterlagen von Angehörigen der Reichswehr und Wehrmacht

    Geburtsdatum: 5.11.1897

    Amtsbezeichnung/Dienstgrad: Hauptmann Kr.O.

    Unterlagenart: Personalakte

    Alte Signatur: LP/71190

    Benutzungsort: Freiburg

    Edit: In den Verlustlisten 14/18 ist er in der Liste Sachsen Nr.451 als Gefreiter "Kramer III, René" mit einer schweren Verwundung und der Ortsangabe Börnersdorf/Dippoldiswalde verzeichnet.

  • Hallo Thilo, hallo Johann Heinrich,

    zuerst erst einmal herzlichen Dank für die tollen Informationen zu René Kramer.


    @ Thilo: darf ich fragen, woher du die Information hast, dass Kramer im Zivilleben Rechtsanwalt war?


    @ Johann Heinrich:
    Ich nutze im Hinblick auf das Themengebiet Abwehr/ Frontaufklärungseinheiten als Quellen bis dato vor allem zahlreiche Bücher in denen das Ganze mehr oder auch mal weniger angerissen wird, die online verfügbaren CIA-Akten und als Startpunkt meiner Recherchen die diversen, über das Onlineportal des britischen Nationalarchivs zu erhaltenden Akten, bin aber ansonsten sehr unerfahren was die Nutzung des Bundesarchivs/ Invenio betrifft oder von Formaten wie Ancestry.


    Das heißt ich kannte die Akten zur Person Kramers noch nicht und habe leider auch generell noch nicht im Bundesarchiv gesucht und entsprechend ausgewertet, sondern stoße lediglich in Sekundärliteratur - wie hier in Kramers Fall- im Buch von Norbert Müller und Helma Kaden auf Verweise zu den Archiven:

    http://www.sehepunkte.de/2010/05/15792.html

    Insofern konnte man mir wie erwartet hier sehr weiterhelfen. Danke nochmal dafür.
    Und bezüglich der Archive muss ich mich beizeiten endlich mal einlesen wie ich da vorgehen muss.


    Mit besten Grüßen für ein angenehmes Rest-Wochenende

    Robert

  • Hallo Robert,

    Quote


    @ Thilo: darf ich fragen, woher du die Information hast, dass Kramer im Zivilleben Rechtsanwalt war?

    so steht es im Telefonbuch und im Sächsischen Staatsarchiv.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Abend Thilo,

    danke für deine Antwort.

    Den Ansatz, gezielt über die Archive der Herkunftsregionen der Personen die mich interessieren zu recherchieren, werde ich ab sofort generell anwenden.

    Danke diese guten Tipps und Grüße

    Robert

  • Hallo BigX,

    eigentlich kam Kramer bei dem allierten Luftangriff auf Podgorica am 5.5.1944. ums Leben.

    Quelle: Nemačka obaveštajna služba u Jugoslaviji, Bd. IV (Belgrad: SSUP, 1959), S. 915.

    MfG,

    Gaius

  • Hallo,

    … eigentlich kam Kramer bei dem allierten Luftangriff auf Podgorica am 5.5.1944. ums Leben ...

    steht doch auch schon im ersten Beitrag oben?

    ... Folgende Informationen liegen mir bis dato zu René Kramer vor:


    geb. am 05.11.1887 in Börnersdorf
    gest. am 05.05.1944 bei Podgorica/ Jugoslawien (heutiges Montenegro) …

    Ergänzend der Eintrag beim Volksbund:

    Nachname: Kramer

    Vorname: René

    Dienstgrad: Hauptmann

    Geburtsdatum: 05.11.1897

    Geburtsort: Börnersdorf

    Todes-/Vermisstendatum: 05.05.1944

    Todes-/Vermisstenort: b. Podgorica/Montenegro

    René Kramer ruht auf der Kriegsgräberstätte in Split. Endgrablage: Block 2 - Unter den unbekannten.

    Gruß, J.H.

  • Guten Abend und Danke an alle die weiter an diesem Thema mitwirken.

    Die sich widersprechenden Informationen wonach Kramer bei einem Gefecht/ Überfall mit bzw. von Partisanen getötet wurde oder bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam stammen aus den Verhörprotokollen von Leutnant Hans-Jürgen Kirchner (Frontaufklärungstrupp 250 Salonika) und Oberleutnant Murad Ferid (Leiter Gruppe II der Ast Salonika und später Führer des FAK 201 u.a. in Belgrad). Diese Protokolle sind grundsätzlich für mich wertvoll, da sie zahlreiche Namen der etwa 1.700+ Angehörigen der Frontaufklärungseinheiten-II/ MilAmt D-Strukturen mit Grobdaten nennen und über Operationen Auskunft geben. Allerdings stellen sie eben zumeist Einzelinformationen von Kriegsgefangenen dar, die vll. auch Schutzbehauptung gegenüber den Verhörern sein können oder lediglich aus Hörensagen resultieren. Manchmal lassen sich Aussagen anhand anderer Aussagen oder mittels Randnotizen der Verhörer korrigieren, mitunter aber auch nicht.

    Insofern ist der Hinweis auf den Luftangriff auf Pogorica sehr willkommen. Danke dir, Gaius. Ist das Werk über die Deutschen Dienste in Jugoslawien irgendwo zu erwerben? Gab es ggf. neben René Kramer weitere Opfer im Frontaufklärungstrupp 215 durch den alliierten Luftangriff?

    Danke nochmal und mit besten Grüßen

    Robert

  • ... Die sich widersprechenden Informationen wonach Kramer bei einem Gefecht/ Überfall mit bzw. von Partisanen getötet wurde oder bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam ...

    Hallo,

    vermutlich stammen die o.g. Angaben des Volksbundes zum Tod von René Kramer aus einer Verlust-/Sterbefallanzeige der WASt, daher könnten sich seine tatsächlichen Todesumstände wahrscheinlich mit einer Anfrage im Bundesarchiv/Abt. PA oder anhand der bei ancestry veröffentlichten Gräberkartei klären lassen.

    Zu den Frontaufklärungskommandos und -Trupps der Wehrmacht lässt sich im Bundesarchiv noch ein interessanter Bestandseintrag finden, der wohl auf eine Anfrage des Bundesnachrichtendienstes (Laufzeit 1970) zurückgeht - da würde mich auch mal der Anlass zu dieser Anfrage interessieren:


    B 162/29452

    Zusammenstellung von Erkenntnissen über Frontaufklärungskommandos und Frontaufklärungstrupps der Wehrmacht aufgrund einer Anfrage des Bundesnachrichtendienstes
    1970

    Aktenzeichen: AAR 953/70
    Organisationseinheit: 110

    Unterlagenart: Sachakte

    Benutzungsort: Ludwigsburg

    Quelle: Nemačka obaveštajna služba u Jugoslaviji, Bd. IV (Belgrad: SSUP, 1959), S. 915. ...

    @rommel-gaj: Danke für diesen Quellenhinweis, leider können die meisten (deutschsprachigen) Forumsteilnehmer die verwendete Fremdsprache wohl nicht lesen, ist das bosnisch? Mit dem Google-Translator ergibt sich als Übersetzung daraus "Deutscher Geheimdienst in Jugoslawien", ist das als für Titel Deine Quellenangabe so richtig und handelt es sich dabei um eine mehrbändige Publikation des ehem. jugoslawischen Geheimdienstes SSUP zu diesem Thema?

    Gruß, J.H.

  • Hi BigX,

    das Buch war auf der Seite "Znaci.net" zu finden; die Seite ist leider nicht mehr erreichbar, aber ich glaube, man kann noch eine archivierte Version im Netz finden.

    Johan Heinrich: ich muss zugeben, dass ich den letzten Kommentar nicht bestens verstanden habe. Ist die Quelle fraglich weil sie auf, was damals Serbo-Kroatisch hieß, geschrieben wurde? Oder wird als problematisch angeshen, dass ich den originalen Titel und nicht die deustche Übersetzung, angegeben habe? Das wäre übrigens eine höchst seltsame Aufforderung; hier im FDW habe ich bereits dutzende Male "jugoslawische" Bücher - immer unter Angabe des Originaltitels, wie es in moderner Geschichtsschreibung üblich ist -zitiert, und immer ohne Nebenwirkungen. Letztendlich, wenn man wirklich herausfinden will, was dieser oder jener Buchtitel besagt, man kann einfach eine Online-Übersetzter benutzen ("Deutscher Geheimdienst in Jugoslawien" ist die korrekte Übersetzung; "SSUP" steht einfach für "Bundesministerium des Inneren").

    Falls es noch Zweifel an der Todesursache von Dr. René Kramer oder Wahrhaftigkeit ausländischer Quellen gibt, hier ein Auszug aus der

    Tagesmeldung des deutschen XXI Armee-Gebirgs-Korps vom 6.5.1944.

    MfG,

    Gaius

  • ... Falls es noch Zweifel an der Todesursache von Dr. René Kramer oder Wahrhaftigkeit ausländischer Quellen gibt, hier ein Auszug aus der Tagesmeldung des deutschen XXI Armee-Gebirgs-Korps vom 6.5.1944 ...

    Hallo,

    soweit ich sehen kann, in der Tagesmeldung ist die Rede von einem toten deutschen Offizier und das ein Major Lasic gefallen ist.

    MfG, J.H.

  • Hallo Gaius, hallo Johann Heinrich,

    danke für eure Antworten.

    Dann nehme ich die Todesursache Luftangriff erstmal an, korrespondiert sie doch - wenngleich der Name Kramers nicht genannt wird - mit der den SSUP Akten und dem im KTB genannten Luftangriff.

    Zu der Anfrage des BND zu den Frontaufklärungseinheiten fällt mir nur auf, dass Ludwigsburg doch der Aktenbestand für Kriegsverbrechen ist, oder?

    Ansonsten sind einige Angehörige der FAK und FAT I, II und III sowie der vorgesetzten Leitstellen für Frontaufklärung in der Frühphase der Organisation Gehlen und des BND dabei gewesen. Darunter auch welche aus den Sabotageeinheiten.

    Hermann Baun (Walli I)

    Siegfried Graber (Walli I)

    Heinz Schmalschläger (Walli III)

    Herbert Dohnal

    Günter Golly (FAK 202)

    Hinrich-Boy Christiansen (FAK 202), wenn auch erst nach Kriegsgefangenschaft und Studium, wenn ich das richtig in Erinnerung habe

    Erich Kutschke (Quenzgut und FAT 2XX)

    Dr. Siegfried Ziegler (Leitstelle II Südost)

    Mit besten Grüßen für ein angenehmes Osterfest

    Robert

  • Frohe Ostern Eumex und an alle anderen,

    danke auch für Hinweis zu Boy Christiansen.

    Tatsächlich bin ich seinerzeit noch als stiller Mitleser im Forum auf "Mit Hurra gegen die Wand" aufmerksam geworden und habe mir das Buch auch gekauft. Gerne hätte ich noch etwas mehr zu den Einsätzen des FAK 202 und des Streifkorps Schill in den letzten Kriegsmonaten erfahren, nicht zuletzt da man wohl im Vergleich zu anderen Frontaufklärungskommandos "noch sehr umtriebig war" und dafür einige Angehörige des Kommandos in russische Kriegsgefangenschaft gegangen sind und auch durch sowjetische Militärgerichte verurteilt und hingerichtet wurden.

    Nach meiner Anmeldung hier im Forum habe ich dann auch die hier eingestellten Erfahrungen von Boy mit Interesse zu Kenntnis genommen.

    Mit besten Grüßen

    Robert