Strafprozess gegen Mitglieder der 5. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 438

  • Hallo,

    der Inhalt ist mir nicht bekannt. Aber das Landesarchiv ist sehr hilfsbereit. Lass dir den Akt doch per Email zukommen, wenn er dich interessiert. Sind nur 15 Seiten. Dürfte keine 15 € kosten.

    Wenn dein Gesuchter in der bad. Armee war, kannan auch noch weitere Unterlagen finden.

    Gruß Alex

  • Hallo Sr. Debora,

    Weiß jemand, worum es sich dabei genauer handelt und was man in den Strafprozessakten ( http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-4401032 ) dazu finden kann?

    Als "Unerlaubte Entfernung", "Eigenmächtige Abwesenheit" oder "Unerlaubte Abwesenheit" bezeichnet man im Militärwesen die ungerechtfertigte bzw. befehlswidrige Entfernung von der Truppe mit der Absicht, sich dem Wehr- oder Kriegsdienst zeitweilig zu entziehen. Sie ist nicht gleichbedeutend mit der Fahnenflucht (Desertion), bei welcher die Absicht vorliegt, sich dauerhaft zu entfernen. Die Fahnenflucht wird ungleich schwerer bestraft.

    Eine "Eigenmächtige Abwesenheit" oder eine Fahnenflucht liegt allerdings erst nach einer Abwesenheit von drei vollen Kalrndertagen vor. Vorher spricht man In der Regel von einem "unerlaubten Entfernen von der Truppe".

    Es ist jetzt nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wessen der Beschuldigte oder die Beschuldigten genau angeklagt wurden. Wegen einer "unerlaubten Entfernung" von der Truppe eher nicht.

    Da das Strafverfahren, entsprechend dem Eintrag zu der Archivalieneinheit, erst nach Ende des Ersten Weltkrieges geführt oder zum Abschluss gebracht wurde, gehe ich davon aus, dass es sich wahrscheinlich um eine "Eigenmächtige Abwesenheit" oder sogar um eine Fahnenflucht gehandelt hat.

    In den Prozessakten wird man wahrscheinlich den Tathergang, die Anklage, Zeugenaussagen und das oder die Urteile finden. Wobei in diesem Fall, nach dem Archivbestand, offensichtlich ein große Anzahl von Unteroffizieren (Sergeanten, Unteroffiziere) der 5. Kompanie des IR Nr. 438 abgängig war.

    Es ist schon etwas ungewöhnlich, dass sich soviele Unteroffiziersdienstgrade unerlaubt von der Truppe entfernt haben sollen, bzw. sich der "Eigenmächtigen Abwesenheit" oder der Fahenflucht schuldig gemacht haben sollen.

    Viele Grüße

    Nicco

    Edited 2 times, last by Nicco (February 5, 2021 at 8:50 PM).

  • Herzlichen Dank! Mir kam die Anzahl der Mitangeklagten auch etwas seltsam vor.

    Wahrscheinlich sollte ich mir das Dokument doch bestellen, auch um zu erkennen, ob der eine Mitangeklagte wirklich mein Urgroßonkel war. Es kann sich ja auch um eine Namensgleichheit gehandelt haben. Bei den Angeklagten gibt es schon denselben Namen zweimal.

    Ich war auch erstaunt, wie unterschiedlich der Wohnort der einzelnen war.

    Grüße

    Sr. Debora

  • Hallo Sr. Debora,

    um sicher zu sein, ob einer der Mitangklagten dein Urgroßonkel ist oder nicht, wird an der Bestellung des Dokuments wahrscheinlich kein Weg vorbeiführen. Die Lektüre ist, auch wenn er es nicht sein sollte, mit Sicherheit sehr interessant. Es würde mich sehr freuen, wenn du das Ergebnis der "Einsichtnahme" hier einstellen würdest.

    Möglicherweise waren die Mitangeklagten nicht der "unerlaubten Entfernung" sondern der Beihilfe zu der Tat des Hauptangeklagten angeklagt.

    Normalerweise waren die Angehörigen der damaligen Einheiten schon eher aus der Region bzw. nicht aus so entfernten Regionen. Allerdings mit der zunehmenden Dauer des Krieges und den enormen Verlusten der Einheiten und der Endlichkeit der regionalen wehrpflichtigen Jahrgänge war man dann natürlich gezwungen den Ersatz an Wehrpflichtigen aus allen Regionen des Kaiserreiches einzuziehen. Daher wahrscheinlich die ganz unterschiedlichen Wohnorte der Soldaten.

    Die für die Ersatzgestellung des IR Nr. 438 zuständige 2. Kompanie des Ersatzbataillon des Badischen Infanterie-Regiment Prinz Wilhelm Nr. 112 war in Villingen stationiert.

    Hier noch zwei Einträge zu dem IR Nr. 438:

    http://genwiki.genealogy.net/IR_438,

    https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einf…p?bestand=24000.

    Viel Erfolg bei der weiteren Recherche und viele Grüße

    Nicco

  • Vielen Dank, Alex!

    Mein Urgroßonkel ist Karl Ehret aus Mannheim, es gibt noch einen aus Freiburg unter den Mitangeklagten.

    Würdest Du das auch finden? Das ist eine ganz neue Quelle für mich bei der Ahnenforschung.

    Viele Grüße

    Sr. Debora

  • Vielen Dank, Alex!

    Mein Urgroßonkel ist Karl Ehret aus Mannheim, es gibt noch einen aus Freiburg unter den Mitangeklagten.

    Würdest Du das auch finden? Das ist eine ganz neue Quelle für mich bei der Ahnenforschung.

    Viele Grüße

    Sr. Debora

    Danke für die unnötige Zeitverschwendung. Hätte man ja vielleicht beiläufig erwähnen können, dass du nicht nach Wilhelm Bauhaus suchst, sondern nach einer anderen Person.

    Dann viel Spaß noch mit der Suche.

    Alex

  • Tut mir leid, Alex! Das ist leider noch Neuland für mich. Kannst Du mir erklären, nach welchem Prinzip so eine Stammrolle angelegt wird?

    Zwischendurch schien es mir alphabetisch, aber dann wieder nicht.

    Nochmals Dank für Deine Suche und Gruß

    Sr. Debora

  • Danke, Waltraud, nein der Freiburger ist nicht mein Urgroßonkel. Ich weiß auch nicht, ob es eine Verwandtschaft gibt. Im Raum St. Georgen gibt es eine ganze Familie Ehret, aber meine Familie Ehret stammt aus Auerbach. Und Karl war Postschaffner in Mannheim.

    LG

    Sr. Debora

  • Nach dem, was ich in der Kriegsstammrolle bisher gesehen habe, haben sich alle Angeklagten am 16. Januar 1919 eigenmächtig entfernt (und sind deswegen gestrichen worden). Sie waren auch vom 18. Februar 18 bis zu diesem 16. Januar 19 bei Kämpfen zur Unterstützung der Ukraine eingesetzt.

  • Hallo Sr. Debora,

    damit erklärt sich auch die große Anzahl sowie die Dienstgrade der sich eigenmächtig entfernten Soldaten. Nach dem Waffenstillstand am 9.11.1918 wollten die Soldaten natürlich nicht mehr kämpfen und schon gar nicht für einen ukrainischen Staat oder für eine Ukrainische Volksrepublik.

    Das IR 438 war der 167. Infanterie-Brigade unterstellt welche zu der 35. Reserve-Division gehörte. Entsprechend dem Gefechtskalender der Division fanden die Kämpfe zur Unterstützung der Ukraine vom 18.2.1918 bis 21.6.1918 statt. Im Zeitraum vom 22.6.1918 bis 15.11.1918 gehörte die Division zu den Besatzungstruppen der Ukraine und vom 16.11.1918 bis 16.3.1919 erfolgte die Räumung der Ukraine.

    Die Urteile aus den Prozessakten würden mich wirklich sehr interessieren.

    Viele Grüße

    Nicco

    Edited once, last by Nicco (February 6, 2021 at 10:55 PM).