Kriegsende Dippoldiswalde / Sachsen

  • Die letzten Tage des Krieges.

    Der erste Bericht ist aufgeschrieben von Elsa Stojanowa, einem jungen Mädchen, das nach der Bombardierung Dresdens im Haus meiner Eltern Zuflucht fand, der zweite ist ein Brief meiner Mutter an eine Freundin; der dritte Text ist ein Tagebucheintrag meiner Großmutter vom 1. Mai 1946 rückblickend auf den Mai 1945.
    In Klammern gesetzt Wörter ergänzt; alles andere weder geändert noch etwas ausgelassen.


    Elsa Stojanowa. Bericht.
    Meine Zeit im Kobold in Dippoldiswalde.

    Am 6.V.1945 [1] kam ich nach Dippoldiswalde. Damals war ich ganz verlassen. Gisela F. nahm mich in ihr Haus auf und wir haben die Ereignisse der nächsten Monate gemeinsam erlebt.

    Am 6.5. war es noch ruhig, gegen abend gab es Tieffliegerangriffe. Nachmittags mit Inge bei v. Miltitz, der gerade von Verhaftung zurück war.

    Am 7.5. versuchten wir in der Stadt früh einzukaufen, die Geschäfte sollten auch sonntags geöffnet sein und zwar ganz früh und abends. Wir bekamen früh nichts, kamen aber in einen Tieffliegerangriff auf dem Rückweg zum Haus (mit Traudel). Abends, bei erneuten Fliegerangriffen, zogen hier SS-Einheiten unter und rieten zur Flucht. Packen zur Fluchtvorbereitung. Überall Fahrzeuge und Truppen.

    8.5. (Montag). Viel SS, kriegsmäßiges Bild. Am Montag wurde ein älterer Soldat, Vater von 5 Kindern, von der SS auf dem Obertorplatz in Dipps gehenkt, weil er nicht mehr weitermarschierte und seine Waffen wegwarf.[2] SS war überhaupt sehr aufgeregt. (Gisela, Inge).
    Das Lazarett aus dem Windischhaus und das Arbeitsdienstlager rücken ab. Das ging uns nah.
    SS machte uns abends noch Vorwürfe, daß wir die Gelegenheit zur Flucht nicht ausgenützt hätten.
    Nachts Fliegerangriffe.

    9.5. Gisela mit Handwagen bei Tieffliegerangriffen in die Stadt. Dort Erlebnis mit SS-Mann.
    Ich organisiere aus dem Lager Kartoffeln, Briketts, Bettwäsche, Medikamente. Gisela und Inge helfen.
    Spätnachmittags wieder Tieffliegerangriffe, deshalb im Keller. Abends zogen die letzten Soldaten in Richtung auf Glashütte durch.
    Abends Radionachricht: Kapitulation wurde bereits im Lauf des Tages bekannt, doch wußten die Soldaten nichts und viele Menschen glaubten es nicht. Während des nachmittäglichen Angriffs Alarmnachricht, die Russen seien in der Heidemühle. Abends mit Friedrichs, Dietzels, Schwarz im Wohnzimmer kleine Feier mit Giselas Schnaps.

    10.5. (Mittwoch) Bei Morgengrauen zogen letzte Truppen von Oberhäslich durch Dipps zum Gebirge. Das waren Russen! Traudel kam zurück von Besorgungen in Dipps, brachte erste Nachrichten von den Russen. Ich und Gisela holten weitere Sachen aus dem Lager. Friedrich kommt, sagt: Die Kosaken kommen!

    Nachmittags mit Inge bei Miltitz und Lampadius. Begegnung mit einem russ. Oberleutnant, der Inge durchsucht. Rückkehr deprimiert. (Miltitz war geflüchtet).

    11.5. Gisela und Inge nach Dipps, um Brot zu holen, ich hütete das Haus. Beide kamen mit Brot und Konserven (von Franzosen) zurück. Sie wurden dabei von einem Hitlerjungen in Zivil beobachtet.
    In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag Plünderungen und Hilferufe in der Umgebung. Gisela kauft sich mit einem Anzug von den Polen frei (Jan, Johann, u.a.).

    [restlicher Text fehlt]

    [1] Datum unklar; Elsa kam nach der Bombardierung Dresdens nach D.
    [2] nachstehendes --> hier gefunden:
    ”1945 Am 8. Mai wurde der Soldat Rockstroh von der SS am Obertorplatz gehenkt, ..."
    Heute ist am Obertorplatz ein Gedenkstein angebracht.

    Link aktualisiert; kkn

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Bericht von Gisela F. über den Einzug der R [Russen] in Dippoldiswalde im Mai 1945.
    Abschrift.

    Dipps 3.8.45
    ... ich freue mich sehr, Dir heute auf Deine beiden besorgten Briefe beruhigende Antwort geben zu können, daß wir, besonders die Kinder, [es in] den schlimmsten Monaten u. Wochen immer so gut hatten, wie kein [Zweifel], daß wir behütet wurden vor allzu Schlimmem u. recht dankbar sind.
    Inge u. Mutti sind bei mir gewesen u. in den Wochen, als der Krieg immer näher rückte, besonders aber in den Tagen, da hier der Krieg selbst tobte, waren unser Haus und Grundstück voll von Menschen, die mit ihrem Hab und Gut Zuflucht suchten in unserer waldigen Gegend. Die Tage vor [dem] Waffenstillstand, wo schon alles flüchtete u. man nicht wußte, ob man [sich] als Mörder seiner Kinder fühlen mußte, wenn man blieb, wo man war oder wenn man ging, waren Hungertage. Kein Strom zum Kochen war da, vor allem war es zu gefährlich, sich oben aufzuhalten wegen der ewigen Tiefflieger.
    Aber es waren ja nur wenige Tage! Was dann folgte, war eigentlich schrecklicher. Ich will aber der Reihe nach erzählen.

    Der 8. Mai, ein Montag, führte uns zum Höhepunkt hier der Kriege: wo man hinsah, gab es Panzer, feuernde Geschütze, Soldaten – zu unserer großen Sorge alles SS-Leute –, Flüchtlinge. Man wagte sich kaum aus dem Hause, weil die SS uns förmlich als Verräter betrachtete, da wir immer noch ruhig und friedlich in unserm Häuschen blieben. Viele Bekannte wollten mich mit den Kindern auf Lastautos mitnehmen, aber ich blieb, u. mancher, der nachher nach Wochen zurückkehrte, hat mich um meinen Entschluß beneidet. Gerade die geflohen waren, hatten das Schlimmste durchgemacht, hatten alles verloren. Einige waren aus dem Gemetzel garnicht wieder herausgekommen, andre mit abgerissenem Arm oder Bein, denn gerade dort oben in Kipsdorf, wo die meisten sich hinflüchten wollten, hatte sich die Zange der Russen geschlossen. Wie dankbar bin ich, daß ich das nicht zu erleben brauchte! Dies alles spielte sich im Laufe d. Montags u. Dienstag ab. Dienstag Abend gegen 5 Uhr kamen plötzlich alle Truppen, die über Dipps hinaus nach Westen u. Süden geflüchtet waren, wieder zurück und zogen über Südosten weiter. Unsre Soldaten sagten selber: wir spielen nur noch Katz u. Maus! Das war gegen 5 Uhr, als wir zum letzten Male die sauberen, frischen, immer noch unbekümmerten Gesichter unsrer zum Teil blutjungen Soldaten sahen. Ich werde den Eindruck nie vergessen, besonders da uns nur Stunden danach der krasseste Gegensatz vor Augen kam. Gegen 7 Uhr kamen Flüchtlinge aus Rabenau u. der Heidemühle, die am Ende des schönen Waldes hinter unsrem Hause liegt, u. berichteten, daß dort die Russen seien. Jeder versteckte u. vergrub noch, was irgend möglich war, u. so warteten wir auf unser Schicksal. Gegen 9 Uhr hörten wir unaufhörliches Motorengeratter und ein fremdartiges Schreien, Rufen und Sprechen. Wir stellten fest, daß die Feinde nun in Oberhäslich waren, u. schließ...

    [restlicher Text auf der Seite fehlt]

    ... friedlich die ganze Nacht. Am nächsten Morgen zogen endlose Kolonnen nach Prag. Von da an war unsre Ruhe hin, obgleich wir im ganzen Umkreis diejenigen sind, die am wenigsten gelitten haben. Es waren grauenhafte Tage. Immer mußte alles fest verriegelt sein u. eine Wache im Garten l i e g e n ! Man kroch auf dem Bauch durch die Gegend, sobald sich irgendwelche Polen oder Russen zeigten. Im Nu waren diese über den Zaun u. dann begannen vom Balkon aus die Verhandlungen, die zwar immer mit einem Siege unsrerseits, doch mit schrecklichen Ängsten verliefen. Unsre Erfolge verdankten wir vielfach einer jungen 18jährigen Bulgarin, die ich ein paar Wochen vorher als Fremde, ohne Marken u. Vorräte weinend vor meiner Tür fand u. aufnahm. (Mutter Deutsche, Eltern vor 1 Jahr in Sofia durch Fliegerangriff umgekommen, das Mädchen kam darauf zu ihrem Bruder, Dipl. Ing. in Dresden u. war seit dem Angriff dort von ihm getrennt, immer bei fremden Leuten gewesen.) Sie war unendlich dankbar, und da sie russisch konnte, hat sie uns eigentlich vor Plünderungen u. Vergewaltigungen geschützt. Aus jedem Haus hörte man jede Nacht Hilferufe – es ist schrecklich, was fast alle Frauen, auch die uns befreundeten Lehrersfrauen und andere durchgemacht haben. – – – – –

    Von H. kam Mitte Juni eine Karte aus [dem] Güterzug Prag–Dresden; gestern erreichte mich ein langer Brief aus dem Kriegsgefangenenlager Sorau u. – ich bin nicht reisefähig – ! es ist zum Verzweifeln. Ob ich in 3–4 Wochen mit Rucksack zu ihm fahren könnte? Er schreibt: mir gehts gut, habe fast alles Gepäck noch, Essen nicht gut. Die Arbeit mit den wenig widerstandsfähigen Leuten unter der Leitung der Russen ist sehr unbefriedigend. (Sorau war Kriegsgefangenenlazarett mit mehr. [mehreren] 1000 Kranken, 60–80 deutschen Ärzten, gegen 150 Schwestern. [Anmerk. von Anni Fr.]
    – – – den Kindern geht es gut, besonders Hubertus gedeiht jetzt prächtig, er ist etwas dunkler als Uli, aber auch ein blonder, blauäugiger Typ. Uli ist ein großer Junge geworden, verständig und fürsorglich. Eine große Leidenschaft sind für ihn alle Maschinen, besonders Autos, aber auch an Blumen, Käfern und einfachen Dingen hat er große Freude.

    23.8. ... ich verlebte einen wunderschönen Geburtstag mit 11 Personen, Bohnenkaffee, Singen und schönen Gesprächen, nur H. wurde noch vermißt.
    ... Nach der Russenzeit erscheint mir der wiedergeschenkte Frieden manchmal wie ein Traum, der verfliegen könnte! Im Arbeitslager hinter unsrem Haus waren einige 100 Russen 6 Wochen lang einquartiert, ebenso in sämtlichen Häusern der Nachbarschaft. Auch in unserm Häuschen hatten wir 2 Offiziere m. Ordonnanzen bei uns wohnen. Zu 5t haben w i r auf dem Boden gewohnt und waren dankbar, daß wir wenigstens im Haus bleiben konnten. Trotzdem sind wir nicht undankbar, denn wir wurden z.B. nicht mit Gewalt geplündert – in der Nacht und mit Einschlagen der Türen und Fenster –, wenn wir auch heimlich bestohlen wurden. Es kam mir Kleidung, Wäsche und viele Dinge aus dem Haus fort. Inge wurde der ganze Schmuck ihres Mannes gestohlen! ... Dein Kasseler Brillantring ist weg, was mir sehr leid tut, im großen und ganzen konnte ich aber doch das meiste ...

    [Rest fehlt]


    Tagebucheintrag meiner Großmutter zum Mai 1945:

    1. Mai 46.
    Ein Jahr nichts eingetragen, aber alle Erlebnisse bleiben für immer unvergessen!
    Ungefähr am 18.3.45 fuhr ich – alleine, zu Gisela nach Dipps. Mama konnte sich nicht entschliessen mitzukommen. Ich blieb 1/2 Jahr fort. Willy im Juni schon zurück, aus dem Lager in Eger*. Sehr verhungert. Erst waren Amis in Plauen, dann kam russische Besatzung und ich konnte im September 45 nach Hause. Bin schweren Herzens von den Kindern in Dippoldiswalde fort und von der schönen, friedlichen Landschaft. In Plauen hatte ich allerdings mehr Ruhe, aber der Trümmerhaufen ist und bleibt entsetzlich deprimierend. Auch hier die üblichen Sorgen und Aufregungen. Aber wir sind doch einigermassen gut durch den Winter gekommen.

    * Cheb, Tschechoslowakei


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    Zu den Ereignissen in diesem Gebiet suche ich Karten.
    Würde mich darüber sehr freuen.
    Eine hatte ich im Thema --> Everding gefunden.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula,
    die erwähnte SS-Einheit scheint die 10.SS-Panzer-Division "Frundsberg" gewesen zu sein, laut Wolfgang Fleischer, Richard Eiermann, Das letzte Jahr der Waffen-SS, Podzun-Pallas-Verlag, S. 142: " Die Kampfgruppe 10.SS-Panzerdivision "Frundsberg" ging über Tharandt, Hantha, Dorfhain, Höckendorf auf Dippoldiswalde zurück. Scharf bedrängt wichen einige Einheiten auf Glashütte in das Müglitztal aus. ... Die vollmotorisierten und reichlich mit Panzern ausgestatteten Vorausabteilungen des 32.Garde-Panzerkorps, des 34.Schützenkorps und anderer Einheiten überholten die deutschen Marschkolonnen. ..."

    Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Danke; hast Du die Literatur und hast Du viell. auch weitere Karten dazu?
    Es muß ja ziemlich hin und her gegangen sein - laienhaft ausgedrückt.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula,
    nein, mit Karten muss ich hier bei der Division in diesem Zeitraum passen, Kessel von Spremberg wäre noch "drin" gewesen, aber soweit bin ich mit meinen Ausarbeitungen noch nicht gekommen, habe gerade mal grob nachgesehen, aber keine passende über diesen Zeitraum gefunden!!!

    Es ging weder hin noch her, eher immer nur noch zurück .... ;)

    Wenn ich was finde, denke ich an Dich! ;)

    Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hi Roland,

    schön, wenn Du an mich denkst, solltest Du über Karten stolpern.
    Mit dem Hin und Her, das nur eine "Flucht" war, hast Du natürlich recht.

    Mit beiden Karten - danke, Lemmy, für das Heraussuchen - kann ich jetzt schon ganz gut nachvollziehen,
    wie es dort zugegangen sein muß.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula

    Habe hier einen Flüchtlingsbericht aus meiner Heimatstadt gefunden. Dieser hat mich sehr an deinen Bericht erinnert. Die betroffene berichtet auch aus Dresden und begegnet ebenfalls der aus dem Kessel von Spremberg ausbrechenden 10. SS-Panzerdivision "Frundsberg".

    Quelle: Privatarchiv

    mfG Daniel

    Fortsetzung folgt

  • Danke auch Dir, Frank.
    Das Büchlein habe ich.

    Es geht mir wie so vielen hier:
    immer die stille Hoffnung, daß irgendwann irgendwer "auftaucht",
    der genau zu meinen Fragen, hier: die Gegend um Dipps - Ergänzungen hat.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula

    Hier mal ein paar kleine Auszüge aus Augenzeugenberichten zum Kriegsende in Dippoldiswalde.

    Paul J. SS-Ustuf. in d. 10.SS-Panzerdivision "Frundsberg":

    7. Mai 1945 / Montag:
    ..."Es kommt der Befehl, mit einbrechender Dunkelheit unsere Stellungen zu räumen und uns aus Dresden/Freital abzusetzen. Dippoldiswalde soll schon von den Sowjets besetzt sein. Mit dem 8-Rad-Spähwagen fahren wir Spitze."...

    8. Mai 1945 / Dienstag:
    ..."In der Morgendämmerung kommt uns ein PKW mit Heeresoffizieren entgegen, deren Auskunft: Dippoldiswalde und Bad Schmiedeberg sind feindfrei."..."Hinter Dippoldiswalde fahren wir an den beiden T 34 vorbei, die von Kampfwagen unseres SS-Pz.Rgt.10 am Vortag abgeschossen worden waren."...

    Klaus-Rainer W. Pionier in der 10.SS-Panzerdivision "Frundsberg":

    ..."Nahe Dippoldiswalde erneuter Halt."..."Eine mitgenommene Flüchtlingsfrau mit ihren zwei Kindern wollte in Dippoldiswalde bleiben und war ausgestiegen, so das wieder mehr Platz in meinem SPW war."...

    Adolf A. SS-Uscha. in d. 10.SS-Panzerdivision "Frundsberg":

    ..."Marschorder für uns diesmal: über Dippoldiswalde nach Teplitz-Schönau."..."Am Possendorfer Berg, etwa 15 km hinter Dresden, brach bei einem neuen Mercedes-Krankenwagen die Vorderachse und der Wagen musste aufgebockt werden."..."Als wir danach mit Vollgas zurück nach Dippoldiswalde brausten, war dort schon der Russe."...

    H. Franke Panzerkommandant in d. 10.SS-Panzerdivision "Frundsberg":

    ..."08.05.1945 - Unsere Kampfgruppe, bei der sich neben Grenadieren auch andere Teile der Div. befanden, marschierte auf Nebenwegen in Richtung Dippoldiswalde. Unterwegs kam es zu kleineren Schiessereien mit T 34, die offensichtlich Erkundungsaufträge hatten. Ansonten gab es keinerlei Feindberührungen. Auch von Flugzeugen wurden wir nicht belästigt. Die Fahrt ging weiter; über Dippoldiswalde fuhren wir nach Altenberg. Es bestand die Absicht zum Ami durchzubrechen."...

    Quelle:
    Westerhoff/Schneider "Weg einer Panzerkompanie 1943-1945" Eigenverlag
    Klaus-Rainer Woche "Gestern war's noch besser" Druffel-Verlag
    "Die Hellebarde" Nachrichten d. Kameradschaftvereinig. Suchdienst Frundsberg

    mfG Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

    Edited once, last by Policeman (February 5, 2010 at 1:03 PM).

  • Hallo zusammen,

    ich habe diesen Bericht vor einigen Tagen zufällig gefunden, vielleicht als Ergänzung nicht uninteressant…


    Herzliche Grüße Euer Roland


    H. Fr. schrieb: „… Als Angehöriger der ehem. 6.Kp. Pz.Rgt. 10 Frundsberg kann ich einige Angaben über die Frundsberg machen… Meine Angaben beziehen sich auf schriftl. Unterlagen, die ich nach 45 getätigt habe.
    Allerdings beziehen sich diese auf den Einsatz des Pz.Rgt. 10, das bis etwa Febr. 45 nur aus der II. Abt. bestand, und nur mit Pz IV ausgerüstet war.
    Die I. Abt. kam erst Febr. 45 hinzu und war mit Panthern ausgerüstet.

    Zu der Anfrage 59 911 Frundsberg, dass mir nicht bekannt geworden ist, dass Teile der Frundsberg bei Frankfurt/Oder eingesetzt waren. Um diese Zeit war die Frundsberg bei Stargard/Schlagentin eingesetzt.

    Hinsichtlich …Raum Stargard – Altdamm kann ich aus der Sicht des Pz.Rgt. ebenfalls Angaben machen, muss diese aber noch zusammenstellen, wenn es gewünscht wird.
    Ich habe alle Einsätze des Pz.-Rgt. gefahren und könnte hier und da noch Hinweise geben….

    Als Angehöriger der 6.kp. Pz.-Rgt. 10 „Frundsberg“ habe ich nach dem Kriege im Jahr 45 Aufzeichnungen getätigt, die sich auf den weiteren Rückmarsch in Richtung Westen beziehen.
    Danach war meine Kompanie am

    24.3.45 in Stettin/Braunsfeld auf Eisenbahn verladen und am
    25.3. in der Umgebung von Küstrin ausgeladen.
    In der näheren Umgebung zog die Kompanie und andere Teile der Abteilung in einem Waldstück unter, wo sie bis zum 2.4. lag.

    3.4. In den Abendstunden wird erneut verladen, Ziel unbekannt.
    4.4. Ausladen in Lauban. Nach kurzem Aufenthalt weiter im mot.-Marsch in Richtung Görlitz. In der näheren Umgebung von Görlitz im Wald untergezogen. Außer einem Gegenstoß an einer Bahnlinie keine weitere Gefechtstätigkeit.

    15.4. Abmarsch aus dem Raum Görlitz. Wir fahren durch Sorau und weiter in Richtung Spremberg.
    16.4. Teile des Pz.Rgt. 10 und andere Teile verbleiben im Raum Spremberg, später Kessel von Spremberg.
    Im Kessel befinden sich ca. 10 Panzer des Rgt. und werden alle vernichtet, 3 od. 4 Angehörige der 6.Kp. gelingt es mehr oder weniger verwundet, sich zur Einheit in Bad Königsstein durchzuschlagen.

    Durch einen Defekt im Antrieb und durch den Umstand, dass ich in Spremberg eine 12 to Zugmaschine von unserem Haufen finde, kann ich mich absetzen.

    Hinter Spremberg in Richtung Westen wird die Straße bereits vom Ivan eingesehen und beschossen, einige ausgebrannte Fahrzeuge geben Zeugnis davon. Durch geschicktes Ausweichen kommen wir davon.

    Über Senftenberg, Elsterwerda gelange ich so nach Dresden und erreiche am 24.4. Bad Königsstein, wo die Reste des Rgt. 10 liegen.
    Es handeltet sich dabei um ca. 12 Panzer der Typen IV und V (Panther), I. und II. Abt. Rgt. 10.

    Die Instandsetzungsabteilung der Frundsberg lag ebenfalls in der Nähe von Bad Königsstein.

    2.5. Morgens Abmarsch der Restteile des Rgt. in Richtung Meißen. Nach Ankunft dort untergezogen.

    6.5. Vorstoß in Richtung Großenhain (Flugplatz)
    Der Russe ist in der dort. Gegend derart massiv, dass wir es aufgeben, weiter vorzustoßen. Zur Nachtzeit ziehen wir uns auf Dresden zurück, während der Russe mit aufgeblendeten Scheinwerfern herumfährt.

    7.5. Wir fahren nun in südl. Richtung. Kurz hinter Dresden Feindberührung. Ein kurzes Gefecht, ein T 34 abgeschossen. Es scheint sich nur um Seitensicherungen gehandelt zu haben, die sich zurückziehen. Wir fahren weiter und erreichen Dippoldiswalde. Von dort weiter in Richtung Schönberg. Vorher wird in einem Wald untergezogen, wo uns gegen Abend mitgeteilt wird, dass der Krieg um Mitternacht zu Ende sei.

    5 Pz IV der II. Abt, es werden die besten ausgesucht, werden aufgerüstet und mit Freiwilligen besetzt.
    Unter Führung von Ostuf. Hans Quandel, Führer der 6.Kp., schlagen sie sich durch Russen und Tschechen zum Ami durch und erreichen ohne Verluste die amerik. Linien, was mir Hans Quandl nach dem Krieg persönlich bestätigte.

    Über die Gefechtstätigkeit unserer Grenadiere ist mir leider nichts Näheres bekannt.“
    (H. Fr., 16.5.1975 an Horst Wilke betr. Suchdienst 59911, 59912, 59921 Frundsberg, 3 Seiten, Archiv Wilke)

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Guten Morgen Roland,

    danke für den Bericht; habe schon mal angelesen.
    Sehe schon - habe mein eigenes Thema eher stiefmütterlich behandelt ...
    da gibt's noch so einiges abzuarbeiten - im Neuen Jahr vll.

    Mein Rechner tut nicht, wie ich will.
    Fürchte, bei längerem Schreiben rauszufliegen.

    Weihnachtsgruß, Kordula


    Edit: Ergänzender Satz.

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Guten Abend,

    vll. mag der eine oder andere die Berichte vom Kriegsende lesen

    (die ersten beiden Einträge) - geschrieben im Mai und August 1945

    und ein "Nachtrag" 1946.

    Wie im ersten Text zu lesen, wurde noch am 8.5. ein Soldat,

    der nicht mehr kämpfen wollte, von SS-Leuten aufgehängt.

    Auf der Seite der Stadt Dippoldiswalde ist dieser Eintrag

    verschwunden, "getilgt" worden; der Link führt in's Leere.

    Auch eine Form der Vergangenheitsbewältigung,

    könnte man sagen.

    Berlin hat in diesem Jahr den heutigen Tag zum Gedenktag

    gemacht. Wenigstens einmal, wenigstens an einem Ort.

    Grüße, Kordula


    Edit: Der Eintrag zum ermordeten Soldaten findet sich nicht

    (mehr) unter "Geschichte", jedoch noch in der Zeittafel.

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

    Edited once, last by kkn (May 8, 2020 at 10:34 PM).

  • Guten Tag,

    hier: http://niqolas.de/feindbeguenstigung.de/memorial_02.htm

    gibt es genauere Informationen, daraus:

    "Bei dem Erhängten handelte es sich um den Soldaten Johannes Karl Rockstroh, geboren am 8.10.1903 in Aue / Erzgebirge. Der kaufmännische Angestellte war verheiratet, seine Familie lebte in Venusberg (bei Zschopau); er hatte einen Sohn."

    Hier die Unterseite zu den Erinnerungsstätten

    in der (alten) Bundesrepublik, der DDR und in Österreich:

    http://niqolas.de/feindbeguenstigung.de/memorial_01.htm.

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo,

    zu dem Erhängten: Beim ersten Bericht war es die SS, anscheinend war es aber tatsächlich dann die Feldgendarmerie (Heer oder Waffen-SS?).

    Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

    Gruß

    Danny

    Edited once, last by Saxnot (May 29, 2020 at 1:42 PM).