Elektrifizierung in Russland 1941-44

  • Hallo zusammen,

    wieder mal eine generelle Frage:

    Gab es in den von der Wehrmacht eroberten Gebiet der Sowjetunion 1941-44 ein flächendeckendes Stromnetz,

    das dann auch während der Besetzung betrieben werden konnte?

    Klar ist, dass z.B. Staudämme wie Saparoshe große Mengen Strom für die russische Industrie erzeugten.

    Größere Städte werden wohl auch Kraftwerke für die Stromerzeugung gehabt haben.

    Aber auf dem Land im großen Irgendwo, gab es da Strom ?

    Beim stöbern im Netz konnte ich keine Aussagen darüber finden.

    Hintergrund:
    Ab und zu sehe ich auf Bildern von Unterkünften (Innenansichten) irgendwo auf dem Lande,

    eine Glühlampe von der Decke hängen.

    Also muss dafür Strom vorhanden gewesen sein.

    Oder wurde der nur Lokal mit Generatoren (der einquartierten Einheit) erzeugt?

    Nach Abzug wieder abgebaut?

    Was meint Ihr?

    Grüße, ZAG

  • Servus ZAG,

    frei nach Lenins Losung: "Kommunismus - ist Sowietmacht + Elektrifizierung des ganzen Landes!" wurde seit den 20-er Jahren die Verlegung der Strippen in das letzte Dorf betrieben. Größere Werke bauten eigene Kraftwerke, um unabhängig von Unterbrechungen und Spannungsschwankungen zu sein.

    Das was die RKKA beim Rückzug schaffte zu sprengen, bauten die Deutschen wieder auf, so wie DneproGÄS in Saporozhje. Das wiederholte sich bei dem Rückzug der Deutschen zwei Jahren später in umgekehrten Reihenfolge.

    Die Stromversorgung erfolgte in der Nähe der grossen Flüsse durch Wasserkraftwerke (Wolga, Don, Dnepr) und durch die Wärmekraftwerke in den Regionen mit den Kohlevorkommen. Elektrogeräte gab es kaum bis keine. Schwerpunkt lag bei der Beleuchtung. Die Stromabschaltungen waren bis Mitte der 60-er Jahre an der Tagesordnung. Soviel in Kürze.

    Gruß Viktor

  • Hallo ZAG,

    ein kleines Mosaikbausteinchen zu Deiner Frage:

    Quote

    Aber auf dem Land im großen Irgendwo, gab es da Strom ?

    die 342. ID lag um Weihnachten 1943 "bei Klednewitschi" (Zwischen Nichts und Niemandsland, 2. Aufl. 2009 Seite Seite 311 ff.)

    Auf Seite 314 beschreibt der Autor seine Erlebnisse vom 17.12.1943. Daraus der Auszug:

    Dribin.PNG

    Im Ort Dribin war ein Umspannwerk ("Starkstromhindernis"), das auch heute noch dort existiert, siehe link.

    Bleib gesund!

    Gruß

    schlichi

  • Hallo Viktor,

    vielen Dank für Deine Eischätzung, ja der Plan war bestimmt da, aber konnte er auch im Europäischen Teil Russlands

    überall bis zum Kriegausbruch 1941 realisiert werden?

    d.H. wenn deutsche Einheiten irgendwo in einem Dorf einquartiert worden sind,

    sind sie in die Bauernkate gegangen, den Lichtschalter betätigt, und hatten Licht?

    In Einzelfällen gab es bestimmt Elektrizität, wie Schichi in seinem Bericht aufzeigt, aber im Regelfall?

    Also das kann ich nicht glauben.

    Mal ganz davon abgesehen, dass was die Sowjets bei Ihrem Abzug alles Unbrauchbar gemacht haben.

    Es soll ja auch in Westdeutschland noch um die 1950er Jahre abgelegene Dörfer ohne Strom gegeben haben.

    Das deutsche Stromnetz im Reich hatte, soweit ich herausgefunden habe 110V, wurde erst später auf 220V umgestellt.

    Danke Euch beiden

    Grüße,ZAG

  • Hallo ZAG,

    auch ich möchte ein paar Informationen aus meinem Fachgebiet dazu beisteuern. Die Instandsetzung und der Betrieb der Kraftwerke und Stromnetze im besetzen Gebietes war meistens unter der Aufsicht oder direkt ab 1938 durch die Technische Nothilfe (TN) (Technische Wehrwirtschaftseinheiten/Technische Kommandos) bzw. ab 1941 zumeist durch die daraus hervorgegangene Truppengattung des Heeres Technische Truppen sichergestellt.

    Dazu gab es bei erstgenannten Einheiten "Erkundungsstäbe Elektrizität" und "Abteilungen Elektrizität" (vergleichbar mit einer Kompanie), neben Einheiten für Gas/Wasser und Bergbau, um die Funktion lebenswichtiger Betriebe sicherzustellen, wehrwirtschaftliche Anlagen weiter betreiben zu können und die Heerestruppe zu versorgen. Aus den bisherigen TN-Abteilungen und Technischen Kommandos entstanden 1941 Technische Abteilungen und Bataillone, die wieder die Schwerpunkte Elektrizität, Gas-Wasser und Bergbau abdeckten. Die "Technische Kompanie Elektrizität" bestand aus drei Zügen (Werkzug, Netzzug, Instandsetzungszug), die von der Erzeugung bis zur Verteilung eingesetzt wurden. Parallel dazu wurden für den Russlandfeldzug weitere TN-Abteilungen aufgestellt, die an Polizei-Regimenter angegliedert wurden und später verselbstständigt wurden. Alle technischen Einheiten führten auch Notstromaggregate mit, dies ist mir auch bei anderen Einheiten und Stäben mit entsprechenden Anforderungen bekannt.

    Nach diesem kurzen Exkurs möchte ich auf deine eingangs gestellte Frage des Elektrizitätsnetzes in Russland kommen. Aus den Einsatzberichten der technischen Einheiten ein paar Schlaglichter:

    • 06.1941: TN-Abt. I Wiederherstellung der lebenswichtigen Versorgungseinrichtungen in Riga, Dünaburg, Pleskau und Jablonitzy
    • 06.1941: TN-Abt. II Wiederherstellung der Wasser- und Lichtversorgung in Minsk besonders für Lazarette und Truppenunterkünfte
    • 06.1941: TN-Abt. III Sicherung und Instandsetzung der städtischen Elektrizitäts- und Wasserwerke in Staro-Konstantinow und Schitomir, Versorgung von Polizei-Unterkünften
    • 06.1941: Technische Abteilung IX Auslieferung Lichtaggregate und Installationsmaterial
    • 07.1941: Technisches Bataillon 3 Elektrifizierung, Gas- und Wasserversorgung der Dienststelle Abt IV Wi AOK 17, 30 kV Fernleitung zweischen Lemberg und Jaworow, E-Werk Lemberg, Ortsnetz Lemberg, 30 kV Fernleitung Lemberg-Winniki, Ortsnertz Winniki, E-Werk Zlosczow, Ortsnetz Zloczow, E-Werk Tarnopol, Ortsnetz Tarnopol, Ortsnetz Zbaraz, Ortsnetz Podwolocziska, E-, Gas- und Wasserwerk Brsezany, E-Werk Proskurow
    • 08.1941: Technisches Bataillon 3 Smela: Strom- und Wasserversorgung, Saksagan: Stromversorgung, Beshedarowka: Stromversorgung, Nikipol (Mangangrubenbezirk): Strom- und Wasserversorgung, Nowo Georgiewsk: Stromversorgung, Krjukow: Stromversorgung, Fährenbau, Krementschug, Strom- und Wasserversorgung, Radnoasnaja: Umspannstation für Mangangruben
    • 09.1941: Technisches Bataillon 3 Chorolj: Strom- und Wasserversorgung, Lubny: Stromversorgung, Poltawa: Strom- und Wasserversorgung, Thermomenterfabrik, Badeanstalt, Mühlen, Sägewerk, Feldlazarett-Heitzung, Kobeljaki: Ortsnetz, Beliki: Strom- und Wasserversorgung, Karlowka: Strom- und Wasserversorgung, Krasnograd: Strom- und Wasserversorgung, Poltawa: E-Werk, Wasserwerke, Hoch- und Niederspannungsnetz, Feldlazarett, Hirsemühle, Sägewerk und Möbeltischlerei, Krankensammelstelle, Luftwaffen-Ortslazarett, Quartier AOK, Qartier Flak, Quartier O.Qu., Quartier Prop. Komp., Stadtbad, Thermomenterfabrik, Spinngerei, Flugplatz, Entlausungsanstalt, Bäckereikompanie, Kläranlage, Getreidemühlen, Webereien, Waschanstalt, Armeegefangenenlager; Beliki: E-Werk, Ortsnetz, Wasservorgung; Karlowsla: E-Werk, Ortsnetz, Wasserwerk, Hauptverbandplatz, Schlächterei-Kompanie; Stariskowka: Reperaturwerk
    • 10.1941: Technisches Bataillon 3 Nowomoskowsk: Stromversorgung, Heizung Feldlazarett, Mariupol: Strom- und Wasserversorgung
    • 10.1941: Technisches Bataillon 7 Inbetriebnahme Kraftwerk Druschnaja Gorka
    • 11.1941: Technisches Bataillon 3 Snesnoje: E-Versorgung, Sugres: E-Versorgung, Makejewka: E-Versorgung, Gorlowka: E- und Wasserversorgung, Ordshonikidse: E-Versorgung, Nowo-Ekonomitscheskoje: E- und Wasserversorgung, Konstantinowka: E-Versorgung, Heizungsanlagen, Drushkowka: E- und Wasserversorgung, Kramatorskaja: E- und Wasserversorgung, Heizungsanlagen
    • 12.1941: Technisches Bataillon 7 Inbetriebnahme Frontkraftwerk Mestelljewo
    • 02.1942 Technisches Bataillion 6 Ingangsetzung, Betrieb und Verbesserung von Energieversorgungsanlagen und Leitungsnetzen. Aufstellen und Betrieb von Notstromaggregaten. Instandsetzung von elektr., wassertechnischen und Zentralheizungsanlagen, Bade- und Entlausungsanlagen.
    • 10.1942: Technisches Bataillon 7 Erster Probelauf Frontkraftwerk Krasnoje-Selo, Parallelschaltung Frontkraftwerk Krasnoje-Selo und Mestelljewo
    • 03.1943: Technisches Bataillon 7 Totalausfall des Werkes Krasnoje-Selo infolge Art. Beschuss
    • 05.1943: Technisches Bataillon 7 Totalausfall des Werkes Mestelljewo infolge Art. Beschuss

    Die vollmotorisierten technischen Einheiten haben nach meiner Kenntnis in Russland in den urbaneren und industrielleren Gebieten eine bestehende Netzinfrastruktur und Stromerzeugung vorgefunden, die sie für die militärischen und wirtschaftlichen Zwecke instandgesetzt und genutzt haben. Oftmals wurden Anlagen sabotiert (Ausbau notwendiger Komponenten, Sprengungen, etc.), die aber durch die hohe Fachexpertise der TN-/Technische Truppen-Angehörigen, die im zivilen Leben aus diesen Bereichen kamen, und Improvisation gelöst wurden.

    VG
    THWler

    Auf der Suche nach Informationen und Relikten der Technischen Nothilfe (TN), den Technischen Truppen (Technische Abteilungen und Bataillone) und dem Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD)-/Luftschutz (LS)-Abteilungen/Luftschutzpolizei.

    Edited once, last by THWler (January 17, 2021 at 6:41 PM).

  • Guten Tag ans Forum und an unseren THWler,

    sehr lehrreicher Artikel! Bisher kannte ich die sowjetischen Versorgungsleitungen der Kriegsjahre hauptsächlich aus dem Blickwinkel der Zerstörungen und Anschläge durch Partisanen. Das hätten die Partisanen ja auch nicht getan, wenn sie damit keine Versorgung hätten flächendeckend unterbrechen oder stören können.

    Und andererseits hätten die Deutschen auch nix routinemäßig warten, reparieren, verbessern und nutzen können, wenn keine Versorgungseinrichtungen vorhanden gewesen wären.

    Vermutlich denkt man darüber nicht genug nach, weil man den Sowjets solche Versorgungswege einfach nicht zugetraut hat.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank frü Euere Einschätzungen, besonders den ausführlichen Bericht vom THWler !

    Zeigt der doch auch meine Vermutung, dass es in den Städten, größeren Ortschaften Stromnetze gab, die es wieder in Gang zubringen lohnte.

    Eben urbane, industrielle Bereiche, das ist jetzt geklärt.

    Mir geht es jedoch um die zehntausenene von verstreuten Dörfern in dem riesigen eroberten Gebiet der Sowjet-Union.

    Ob da in Regelfall auch ein Stromnetz zur Beleuchtung vorhanden war und auch von den einquartierten Einheiten genutzt werden konnte!

    Oder, ob die Einheiten eigene Aggregate, wie von Eumex gelistet, einsetzten mussten, um Strom für Beleuchtung, Antrieb von Werkzeugmaschinen,

    Fernschreibern usw. zu haben.

    Gestern war ein Fernsehbericht über Sibirien, und da wurde auch die von Viktor zitierte Losung benutzt

    Kommunismus = Elekrifizierung ! Die interviewten Bewohner haben jedoch sarkastisch hinzugefügt, .....aber das Wasser haben sie vergessen....

    Die typischen Ziehbrunnen in den Dörfern sind Euch bestimmt bekannt.

    Grüße, ZAG

  • Die typischen Ziehbrunnen in den Dörfern sind Euch bestimmt bekannt.

    Hallo ZAG,

    mein Vater pflegte ein mal pro Woche mit dem Kofferraum voll mit Behälter aus einem ca. 30 km entfernt liegenden Ziehbrunnen Wasser zu holen. Die Wasserleitung hatten wir immer, dennoch... Vermutlich wurden irgendwelche Kräfte dem Wasser zugesprochen. Hat aber wenig mit dem el. Strom zu tun.

    Gestern war ein Fernsehbericht über Sibirien

    Hatte ich mir auch angeguckt und schweigend den Kommentaren meiner Gattin über die Naivität und Ahnungslosigkeit der Reporterin zugestimmt. Ihr Kommentar, "die Insassen der sibirischen Gefängnisse hatten die Perestroika genutzt, um zu fliehen", war schon am Rand der Satire.

    Mir geht es jedoch um die zehntausenene von verstreuten Dörfern in dem riesigen eroberten Gebiet der Sowjet-Union.

    Ob es Zufall war, vermag ich nicht zu urteilen, aber in den zahlreichen und weit abgelegenen Dörfern Russlands gab es Strom. In einem Dorf waren wir fast zwei Wochen wegen unpassierbarkeit der Strassen vom Aussenwelt abgeschnitten. Im Dorf gab es 4 Bewohner, aber die Strassenbeleuchtung gab uns immer Hoffnung, es ist noch nicht das Ende!

    Und nicht umsonst war die Sprengung der Lichtmasten die Lieblingsbeschäftigung der Partisanen.

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    danke für Deine Kommentare, Interessant !

    Also gab es auch in abgelegenen Dörfern Strom.

    Wurde der selbst erzeugt, mit Generatoren, oder gab es Fernversorgung?

    Unterirdisch oder Oberirdisch.

    Den die auf den Bildern zu sehenden Masten waren deutsche Telefonleitungen, da gibt es viele Bilder von

    den Nachrichtenabteilungen, wenn die Steiger raufklettern und Leitungen befestigen.

    Die wurden dann ja gerne von den Partisanen angezapft, oder unterbrochen.

    Viele Grüße

    ZAG

  • Hallo ZAG,

    natürlich kann ich nur darüber berichten, was ich selbst erlebt und gesehen habe. Das soll nicht heissen, dass es überall so war.

    Die Leitungen waren überall oberirdisch verlegt. Auch die Hausanschlüsse erfolgte mit Luftleitungen. Ich hab noch die Krallen, mit denen Monteure auf Masten kletterten, gut in Erinnerung.

    Generatoren gab es in völlig abgelegenen Gebieten. Ich hab jetzt in meinen Bildern nachgeschaut, auf einem Bild in einem Waldstück hatte ich von meinem Zug eine Aufnahme auf dem Marsch gemacht. Da sieht man im Hintergrund das typische Bild mit den Holzmasten.

  • Hallo Viktor,

    danke für das Bild, ja genau solche einfachen Hozmasten meine ich.

    Von wann ist Dein Bild?

    Also wenn ich auf Bildern 1941-44 auf dem Lande soche Masten sehe, kann ich davon ausgehen,

    dass die vermutlich noch aus Sowjet-Zeiten stammten und elektrische Leitungen waren.

    An diese Masten haben dann unsere Nachrichtenleute ihr Telefondrähte genagelt.

    Ich habe aber auch Bilder in Erinnerung, wo deutsche Soldaten solche Masten aufstellen.

    Gab es dann in den Bauernhäusern Lichtschalter zum anmachen der Glühbirnen?

    Kann mich an kein Bild erinnern wo ich sowas bewusst gesehen habe.

    Grüße, ZAG

  • Hallo ZAG,

    ich durfte in Sommer 1977 den Staub schlucken, aber die Holzmasten auf dem Bild sind um einiges älter.

    Natürlich gab es zu jeder Birne einen Schalter. Vermutlich 90% davon waren kleine schwarze Drehschalter, es gab auch Zugschalter direkt an der Fassung. Es gab aber auch Fassungen, die eine Steckdose inne hatten. Ich gucke mal die Bilder meiner Ausflüge durch, vlt. finde ich noch etwas brauchbares.

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    danke für die Angaben, den Zugschalter direkt an der Fassung gab es im Deutschen Reich auch.

    Bis dann die "moderneren" Drehschalter kamen.

    Wie schon gesagt, ist der Ausgangspunkt meiner Frage:

    Eine Wehrmachtseinheit wird in irgendein russiches Dorf einquartiert,

    geht in die Stube und knips den Lichtschalter an, wie daheim......

    Das konnte ich mir bei dem Riesenland und bei der Armut der Zivilisten nicht recht vorstellen.

    Ein Riesenofen, eine Petroleumfunzel, Samovar und draussen der Ziehbrunnen ist mir geläufig.

    Danke und Grüße

    ZAG

  • Das konnte ich mir bei dem Riesenland und bei der Armut der Zivilisten nicht recht vorstellen.

    Moin,

    das Land ist tatsächlich riesig! Das wurde mir 1981 deutlich, als ich von Moskau nach Irkutsk 7 Stunden flog, und drunter waren nur Wälder und die unendlichen Weiten...

    Und zu einem ist Armut relativ, zum anderen hat mit der Versorgung des Landes mit der Elektrizität nichts zu tun. Wenn ich die Erzählungen der in Deutschland und der in der Sowjetunion in den 20-er und 30-er Jahren Aufgewachsenen miteinander vergleiche, nimmt sich der Standart des Wohlstandes nicht viel. Es gab hier und da solche und solche.

    Ein Riesenofen, eine Petroleumfunzel, Samovar und draussen der Ziehbrunnen ist mir geläufig.

    Du hast noch Bastschuhe und Matrjoschkas vergessen!

    Nein, im Ernst, "jeder wird nach seinen Facon glücklich". Wenn es deine Vorstellungen und "geläufige" Kenntnisse des Landes sind, dann bist du keine Ausnahme, und gehörst der Mehrheit der Deutschen an. Und ein Versuch irgend etwas daran zu ändern bringt nichts, ausser Ärger. Wer braucht das?

    Gruß Viktor

  • Hallo Viktor,

    vielen Dank für Deine Einschätzung.

    Meine Vorstellungen des russischen Landlebens entstammen dem Studium von zehtausenden Bildern ehem.Soldaten,

    incl. denen meines Großvaters + seinen Erzählungen. Und da sehe ich schon deutliche Unterschiede zum Landleben im damaligen Deutschland.

    Und Bilder sprechen Bände....

    Dazu das was ich den letzten 30 Jahren aus Erlebnisberichten von Wehrmachtssoldaten entnommen habe.

    Als Vorurteil bitte ich das nicht zu verstehen, und als Herabsetzung der russischen Landbevölkerung schon gleich gar nicht.

    Dann lass uns bitte nicht darüber streiten, ok? Ich nehme gerne neue Eindrücke auf um meine Vorstellung abzurunden.

    So einen Flug hatte ich auch mal nach Tokio, da sind wir auch stundenlag über das vereiste Sibiriien geflogen, unglaubliche Weite.

    Und auf dem Landweg konnte ich 1987 mal eine eindruckvollen Russland-Reise machen.

    Falls Du Interesse hast kann ich Dir gerne meine damalige Route per PN zukommen lassen. -Bitte melden.

    Sobald Reisen wieder möglich sein werden, habe ich auch Russland wieder auf dem Schirm.

    Und die Ukraine, wo mein Großvater war, bis nach Przemysl, Sanok, Tarnow an die Grenze habe ich schon geschafft.

    Beste Grüße

    ZAG

  • N'Abend ZAG und Viktor7,

    von hier aus: https://en.wikipedia.org/wiki/GOELRO_plan

    könnt ihr euch weiter in das Thema einarbeiten. Die Version in Englisch, wie oben angegeben, ist mehrfach umfangreicher als die in Deutsch.

    Für Viktor sollte ja auch die russische Version kein Problem darstellen. - für mich schon (leider!).

    Von dort aus könnt ihr euch ja weiter vorarbeiten und ins Thema vertiefen.

    ZAG: ein Teil deiner Bilder im PDF in Beitrag #17 zeigt Telefon- bzw. Telegrafenleitungen - ein anderer Teil zeigt Niederspannungs AC-Leitungen.

    V. Grüße, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo,

    Strom war auch für die Russen 1941 kein Hexenwerk.

    An der Newa gab es Elektrizitätswerke, im Moor vor Sinjawino Trafohäuschen zur Umspannung (TH1 und TH2) an der Südbahn durchs Moor. Die Leitungen führten dann durch die "Hochspannungs- und Elektroschneise2 weiter ostwärts,

    Zur Verteilung in einzelne Wohnhäuser z,B. in Schlüsselburg liegt keine Angabe vor. Offensichtlich Strom nur oder vorrangig für die Industrie. Aber auch schwierig in die Katen zu verlegen und sehr aufwändig.

    Viele Grüße


    Burkhard

    227. Infanteriedivision. Ich suche nach Verwandten ehemaliger Divisionsangehöriger, Unterlagen, Dokumenten, Fotos der Divisionseinheiten.