Hallo Forum,
seit einiger Zeit stelle ich Nachforschungen über den Schicksalsweg meines Großonkels während des 2. Weltkrieges an. Bevor ich zu meiner Fragestellung komme, möchte ich kurz den aktuellen Stand meiner Recherchen vorstellen.
Von meinem Großonkel existieren zwei Feldpostbriefe, einige verblichene Fotos und zwei Kriegsauszeichnungen mit den dazugehörigen Urkunden. Aus den Dokumenten geht hervor, dass er als Baupionier in der 3. Kompanie des Bau-Bataillon 161 im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt wurde.
In meinen Unterlagen befinden sich diese Dokumente:
Orden/Ehrenzeichen:
27.06.1943
Panzerkampfabzeichen – Bronze -
Oberpionier W.M.
3./Bau-Btl. (K) 161
Unterschrift: Ullersperger, Oberst und Armee-Pionier-Führer,
Panzer-Armee-Oberkommando 1
01.09.1944
Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern
Obergefreiter W.M.
3./Bau-Pionier-Batl. (K) 161
Unterschrift: Harpe, Generaloberst und Oberbefehlshaber der
H. Gr. Nordukraine
Die WASt teilte mir auf Anfrage mit, dass die Personalpapiere meines Großonkels vermutlich durch Kriegseinwirkung verloren gegangen sind und ein lückenloser Nachweis über seine Dienstzeit nicht möglich ist.
Aus dem sonstigen Schriftgut der ehemaligen Wehrmacht wird Folgendes bestätigt:
Einberufungsdatum: nicht verzeichnet
Truppenteile:
laut Meldung vom April/Mai 1941 - 1. Kompanie Bau-Ersatz-Bataillon 11, Standort: Zerbst
laut Meldung vom 13.06.1941 ----- 3. Kompanie Bau-Bataillon 161
laut Meldung vom 07.01.1943 ----- 3. Kompanie Panzergrenadier-Regiment 108
Vermisst gemeldet: 07.01.1943, der Vermisstort ist nicht angegeben
Verstorben: 31.07.1945 in der Kriegsgefangenschaft im Raum Stalinsk/Sibirien
Aus den „Vermisstenbildlisten“ des DRK-Suchdienst ergeben sich weitere Hinweise über mögliche Einsatzorte des Bau-Pionier-Bataillon (K) 161. Es liegen insgesamt 23 Suchanfragen vor, davon beinhalten 16 Anfragen plausible Orts- und Zeitangaben. Auffällig ist die Anzahl von Suchanfragen im Zusammenhang mit zwei Ereignissen. Für die Zeit der Stalingrad-Schlacht (Dezember 42 bis Januar 43) liegen 5 Vermisstenmeldungen vor, 3 im und 2 außerhalb des Kessels. Zum Ende des Krieges (Februar bis April 45) häufen sich die Suchanfragen auf die Region Mähren in Tschechien mit 5 Einträgen. Darin werden u.a. die Orte Brüsau (Březová nad Svitavou) und Zwittau (Svitavy) genannt. Die anderen Vermisstenmeldungen verteilen sich auf: 12/41 Charkow, 10/42 Tormossin, 06/43 Donez-Becken, 12/43 Kriwoi-Rog, 01/45 Krakau/Saybusch, 01/45 Cosel.
Der Schwerpunkt meiner Nachforschungen lag bisher in der Sichtung und Auswertung von Wehrmachtdokumenten aus dem „Deutsch-Russischen Projekt zur Digitalisierung Deutscher Dokumente in Archiven der russischen Föderation (germandocsinrussia.org)“.
Bisher konnte ich diese Einsatzorte und Zeiten ermitteln:
Von Ende April 44 bis Ende Juni 1944 waren die Kompanien des Bau-Pionier-Bataillon (K) 161 taktisch den Infanteriedivisionen 384, 302, 15 und 257 beim XXX. Armeekorps in Rumänien im Raum Tighina unterstellt.
(Quelle: Unterlagen des Korpspionierführers beim Generalkommando des XXX. Armeekorps)
Anfang Juli 1944 war das Bau-Pi. Btl. (K) 161 dem LVII Panzerkorps bei der 4. rumänischen Armee innerhalb der Armeegruppe Wöhler unterstellt.
(Quelle: Unterlagen der Ia-Abteilung der Panzerkorps-Nachrichtenabteilung 457)
Von September 44 bis Januar 45 wurde das Bataillon im Verantwortungsbereich des „Höheren Pionierführers 23“ zu Stellungsbauarbeiten in Polen (nördlich der Kleinstadt Chmielnik) und in der Slowakei nahe der polnischen Grenze eingesetzt.
(Quelle: Kriegstagebuch des Höherer Pionier-Führer 23 vom 21.6.44 bis 23.1.45)
Nun komme ich zu meinen Fragen:
Wissenswert wären die Unterstellungsverhältnisse, Einsatzorte und Zeiträume des Bau-Pionier-Bataillon (K) 161 speziell vom Juni 41 bis April 44.
Auszug aus dem Lexikon-der-Wehrmacht:
„Zu Beginn des Ostfeldzuges war das Bataillon beim Angriff auf Südrussland im Einsatz. Dabei unterstand das Bataillon anfangs der 6. Armee. Ende 1941 unterstand das Bataillon noch immer der 6. Armee. Am 19. August 1943 wurde das Bataillon in Baupionier-Bataillon 161 umbenannt. Zuletzt wurde das Bataillon 1945 in Mährisch Trübau, im Wehrkreis VIII, eingesetzt.“
Vielleicht hat jemand auch eine Erklärung dafür, wie mein Großonkel in den Stalingrad-Kessel geraten konnte. Meines Wissens nach war das Bau-Bataillon (K) 161 nicht im Stalingrad-Kessel eingeschlossen. Laut Meldung vom 7.1.43 wurde er als Angehöriger 3. Kompanie Panzergrenadier-Regiment 108 als vermisst gemeldet. Das Panzergrenadier-Regiment 108 unterstand der 14. Panzer-Division und wurde in Stalingrad vernichtet.
Für ungewöhnlich finde ich auch die Auszeichnung mit dem Panzerkampfabzeichen, die er als Baupionier im Juni 1943 erhalten hatte.
Ich freue mich auf Eure Nachrichten.
Viele Grüße
Hartmut