Eisenbahn-Pionier-Kompanie (mot.) 94 - Fragen zum Schicksal meines Großvaters

  • Hallo Hannes

    Das Bild zeigt einen Gefreiten vermutlich einer Pioniereinheit!

    Waffenfarbe sehr wahrscheinlich schwarz, am Soutachewinkel des Schiffchens recht gut zu erkennen!


    Gruß Arnd

  • Hallo Arnd,

    vielen Dank für die schnelle Antwort! Ja richtig, mein Großvater war bei den Eisenbahnpionieren. Ich habe noch eine kleine Anschlussfrage: Kann man anhand der Uniform einen Gefreiten von einem Unteroffizier unterscheiden?

    Beste Grüße

    Hannes

  • 13.02.1943 Stab I./Eisenbahn-Pionier-Regiment 6 bis 31.05.1943 unterstellt

    Hallo zusammen,

    Kann mir jemand sagen, wie ich herausfinden könnte, welche Einsätze das Eisenbahn-Pionier-Regiment 6 in dem besagten Zeitraum gehabt haben könnte?

    Hier im Lexikon der Wehrmacht finde ich nur allgemeine Informationen. Ich gehe davon aus, dass die Einheit meines Großvaters das ganze Jahr 1943 über in der Ukraine eingesetzt wurde. Es würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich in Erfahrung bringen könnte, was genau geschehen ist. Hier der mir bekannte Ablauf:

    • Ende 1942 vor Stalingrad eingesetzt, dann offenbar Rückzug
    • 13.02.1943 Stab I./Eisenbahn-Pionier-Regiment 6 bis 31.05.1943 unterstellt
    • August 1943 Fertigstellung einer Eisenbahnbrücke bei Tjotkino (An der Grenze Ukraine / Russland)
    • Anfang 1944 bei Tscherkassy / Ukraine eingesetzt

    Vielen Dank wie immer, viele Grüße und kommt gut in's neue Jahr

    Hannes

    P.S. mein Großvater hat laut seinen Unterlagen folgende Auszeichnung erhalten: "10.08.1942 - Medaille Winterschlacht im Osten 1941/1942 (Rgt. (mot) 6) – Ostmedaille" - wurde diese Medaille ebenfalls vom Eisenbahn-Pionier-Regiment 6 verliehen?

  • Hallo Hannes,

    13.02.1943 Stab I./Eisenbahn-Pionier-Regiment 6 bis 31.05.1943 unterstellt - bei A.O.K. 2

    Unterstellungen Stab I/6 (mot)

    -          01.12.1942 Kdr. d. Eisenbahn-Pioniere 6 bis 20.12.1942 unterstellt

    -          27.01.1943 in Eisenbahn-Pionier-Stab beim AOK 2 umbenannt - Kodeis AOK 2

    -          15.02.1943 Kdr. d. Eisenbahn-Pioniere 2 unterstellt

    -          15.02.1943 Kdr. d. Eisenbahn-Pioniere Mitte bis 31.05.1943 unterstellt

    -          01.07.1944 Kdr.d. Eisenbahn-Pionier-Regiments (mot.). 6 bei H.Gr. D bis 30.09.1944 unterstellt

    - 01.07. bis 07.09.1944 als Kdr. Eisenbahn-Pioniere beim A.O.K. 7.

    Die Stäbe waren selten dem Regiment mit der gleichen Einheitsnummer unterstellt.

    P.S. mein Großvater hat laut seinen Unterlagen folgende Auszeichnung erhalten: "10.08.1942 - Medaille Winterschlacht im Osten 1941/1942 (Rgt. (mot) 6) – Ostmedaille" - wurde diese Medaille ebenfalls vom Eisenbahn-Pionier-Regiment 6 verliehen?

    Ja, und das passt auch zur Unterstellung. Entscheidend dafür war das Datum der Aushändigung der Auszeichnung die in einem Regimentsbefehl bekannt gegeben wurden.

  • Hallo Matthias,

    vielen vielen Dank, jetzt habe ich wieder viel zu tun (Recherche, Daten in einen Gesamtkontext einbinden etc.) - das dauert bei mir etwas, da ich ja ein absoluter Laie bin :)

    Erstaunlich, wie sehr die Einheit "hin- und hergeschoben" wurde, zumindest auf dem Papier. Für die einzelnen Soldaten dürfte sich ja im Alltag kaum was geändert haben.

    Die Einheit meines Großvaters war bis 1943 hauptsächlich Teil der Heeresgruppe Süd, gelangte mit ihr bis vor die Tore Stalingrads und wird dann ausgerechnet zu dem Zeitpunkt der Heeresgruppe Mitte unterstellt, als die Heeresgruppe Mitte einen großen Teil der Offensive führen muss ("Im Februar 1943 wurde das AOK 2 wieder der Heeresgruppe Mitte unterstellt." / "Nachdem die sowjetische Gegenoffensive Anfang 1942 zum Stehen gekommen war, bekam die Heeresgruppe Mitte im Jahr 1942 eine eher passive Rolle zugewiesen. Die deutsche Sommeroffensive 1942 wurde von der Heeresgruppe Süd in Richtung Stalingrad und den Kaukasus geführt, während die Heeresgruppe Mitte lediglich die Flanke der Heeresgruppe Süd deckte. Im Jahr 1943 verlagerte sich der deutsche Schwerpunkt wieder in den Bereich der Heeresgruppe Mitte.")


    Viele Grüße

    Hannes

  • (...)

    Welche Funktion hatte dein Großvater in der Kompanie, vielleicht Schreiber, eventuell Versorgungbereich, Zeichner oder ähnliches?

    Hallo Matthias,

    mein Vater konnte tatsächlich in alten verstaubten Kisten einen Packen Briefe und Notizen meines Großvaters aus seinem Keller bergen (im Gegensatz zu ihm haben seine Eltern einiges aufgehoben). Deine erste Annahme "Schreiber" ist wohl tatsächlich richtig. Beim ersten Durchsehen fällt öfter das Wort "Schreibstube" und offenbar hatte er mit "Luftfeldpostmarken" und "Päckchenzulassungsmarken" zu tun. Jetzt muss ich nur noch Sütterlin erlernen, um die handgeschriebenen Briefe zu entziffern...

    Viele Grüße

    Hannes


    Hallo zusammen,

    ich würde mich freuen, wenn ich die ein oder andere (gewiss subjektive, aber dennoch hilfreiche Einschätzung) zu folgender Frage erhalten könnte:

    Mein Großvater kommt im November 1942 bis auf 150 km westlich vor Stalingrad. Eine der sowjetischen Angriffsspitzen bei der Einkesselung zielt direkt auf seinen Standort. Seine Einheit zieht sich bis Februar 1943 bis nach Charkow zurück, die im Februar / März 1943 Schauplatz der dritten Schlacht um Charkow wird. Für den Rest des Jahres 1943 sind keine frontnahen Einsätze bekannt. Im Februar 1944 wird er bei Tscherkassy eingekesselt und entkommt trotz Verwundung in der Kesselschlacht von Tscherkassy.

    Bei Tscherkassy hat seine Einheit wohl starke Verluste hinnehmen müssen. Zum einen hat ja praktisch jede Einheit, die im Kessel eingeschlossen war, starke Verluste erlitten und zum anderen sind die Daten vom DRK Suchdienst in der Hinsicht aufschlußreich: Aus der Eisenbahn-Pionier-Kompanie (mot.) 94 werden insgesamt 25 Personen als vermisst gemeldet, davon alleine 20 bei Tscherkassy (darunter 1 x Korsun).

    Meine Frage hierzu: Sämtliche Berichte, die ich aus dem Kessel von Tscherkassy gelesen habe, beschreiben schwere Verluste der Deutschen zu diesem Zeitpunkt. „Meine Einheit war nur noch ein kleiner Haufen“ und derartiges ist immer wieder zu lesen. Die Einheit meines Großvaters hatte eine Sollstärke von rund 250 Mann (inkl. Offiziere). Kann ich davon ausgehen, dass nach der Kesselschlacht nur noch die Hälfte übrig war oder ist das zu hoch angesetzt?

    Viele Grüße

    Hannes

  • Hallo Hannes,

    Meine Frage hierzu: Sämtliche Berichte, die ich aus dem Kessel von Tscherkassy gelesen habe, beschreiben schwere Verluste der Deutschen zu diesem Zeitpunkt. „Meine Einheit war nur noch ein kleiner Haufen“ und derartiges ist immer wieder zu lesen. Die Einheit meines Großvaters hatte eine Sollstärke von rund 250 Mann (inkl. Offiziere). Kann ich davon ausgehen, dass nach der Kesselschlacht nur noch die Hälfte übrig war oder ist das zu hoch angesetzt?

    Im allgemeinen würden die Verluste im Kessel von Tscherkassy als sehr hoch dargestellt, was auch im Gesamten Umfang auch so richtig ist.

    Jetzt müsst du aber noch die einzelnen Einheiten hierzu betrachten.

    Eisenbahn-Pionier-Kompanie (mot.) 94

    Die 250 Mann war eine Sollstärte nach KStN und wurde meissten nicht erreicht, die Stärke leg eher nur wenig über 200 Mann.

    Verlust kann für Tscherkassy sein:

    Vermisstenliste von ca. 21 Mann

    Lazarettaufenthalte (Winter, Erfrierungen usw)

    Gefallene, unbekannt

    Urlauber, unbekannt

    Kommandierte, unbekannt

    Hinzu kommen auch noch das die Kompanie in verschiedenen Kilometerentfernungen der einzelnen Trupps eingesetzt hatten, so kann eventuell sein das die Vermissten einem Trupp angehört haben.

    Dem Verlust der Kompanie schätze ich auf mindesten ca. ein Viertel, also etwa 50 Mann, eher etwas mehr.

  • Hallo zusammen (und Danke Matthias für Deine Einschätzung!),

    ich bin auf der Suche nach einem Hauptverbandsplatz und zwar dem Hauptverbandsplatz "Stynwarowka".

    Mein Großvater wurde ja wie oben beschrieben bei Tscherkassy verwundet. Die Meldung dazu lautet:

    „16.02.44 verwundet in Komarowka bei Tscherkassy-Granat-Splitter linke Schulter-abgegeben an den Hauptverbandsplatz Stynwarowka“

    Meines Wissens lag der Hauptverbandsplatz innerhalb des Kessels bei dem Ort Korsun. So wie ich die Geschehnisse rekonstruieren kann, wurde mein Großvater beim Ausbruch aus dem Kessel von der 5. SS- Panzer-Division "Wiking" aus dem Kessel gebracht und wurde danach weiter westlich hinter den deutschen Vorposten beim Hauptverbandsplatz "Stynwarowka" abgegeben. Mein Problem: Trotz intensiver Suche kann ich diesen Ort (in sämtlichen Schreibweisen) nicht finden.

    Hat jemand von Euch eine Ahnung, wo dieser Hauptverbandsplatz gelegen haben könnte, bzw. wo ich nach dem Platz suchen könnte?

    Viele Grüße

    Hannes

  • Hallo zusammen,

    ich schon wieder mit einer Anfängerfrage.

    Mein Großvater wurde nach seiner Verwundung folgenden Einheiten zugeteilt:

    17.04.44 - 04.07.44 Eisb. Pi. Erst. Batl.2 / Genesenden-Kompanie

    05.07.44 - 03.08.44 Eisb. Pi. Ers. Btl. 2 / 2. Marschkompanie

    04.08.44 - 13.09.44 Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Btl. 2 / 1. Marschkompanie

    Wenn ich das richtig sehe, war er dann vermutlich ab dem 14.09.1944 wieder bei seiner Einheit?

    Herzliche Grüße in die Runde

    Hannes

  • Hallo Hannes,

    Wenn ich das richtig sehe, war er dann vermutlich ab dem 14.09.1944 wieder bei seiner Einheit?

    Wenn der Wehrpass nichts anders aussagt, kam er in seine einheit zurück.

    Vor dem 17.04.1944 kann man annehmen, das er in Heimaturlaub war. (Für diese Zeit könnte es sein das es keine Feldpostbriefe gibt)

    Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Bataillon 2 ab dem 1. April 1940 in Korneuburg, Wehrkreis XVII.

  • Hallo Hannes,

    Wenn der Wehrpass nichts anders aussagt, kam er in seine einheit zurück.

    Vor dem 17.04.1944 kann man annehmen, das er in Heimaturlaub war. (Für diese Zeit könnte es sein das es keine Feldpostbriefe gibt)

    Eisenbahn-Pionier-Ersatz-Bataillon 2 ab dem 1. April 1940 in Korneuburg, Wehrkreis XVII.

    Hallo Matthias,

    ja, die Annahme ist richtig - er war sogar bis zum 12. Juni 1944 im Lazarett in seiner Heimat.

    Schöne Grüße und ein erholsames Wochenende

    Hannes

  • Hallo Hannes,

    16.02.44 verwundet in Komarowka bei Tscherkassy-Granat-Splitter linke Schulter-abgegeben an den Hauptverbandsplatz Stynwarowka“


    Meines Wissens lag der Hauptverbandsplatz innerhalb des Kessels bei dem Ort Korsun.

    Am 16.02.1944 war der Kessel von Tscherkassy nur noch 3,5 km im Durchmesserund konnte von allen Waffen und Seiten unter Beschuss genommen werden. Gegen 23.00 Uhr erfolgte unter dem Decknamen " Freiheit" der Ausbruch der Überlebenden, darunter muss Dein Großvater gewesen sein.

    Wenn es stimmt, dann sind die Soldaten ohne Artillerievorbereitung oder Unterstützung durch die wenigen, noch vorhandenen Geschütze, mit entladenem Gewehr ( zumindest eine Abteilung der 5. SS - Panzerdivision "Wiking") ausgebrochen, um das Überraschungsmoment zu nutzen, was Anfangs gelang. Bei Gilki gab es für die 5.SS den ersten Feindwiderstand. Einige Panzer und Fahrzeuge müssen wegen Geländeschwierigkeiten gesprengt werden. Bei Komarowka treten russische Panzer auf und eröffnen schweres Feuer. ( Also bereist in der Ausbruchphase außerhalb des Kessels). Hier ist wohl die Verwundung Deines Großvaters erfolgt. Letztlich sind die Reste der Abteilung der 5. SS Wiking in Lissjanka eingetroffen.*

    Stynwarowka könnte evtl. im Raum Lissjanka liegen.

    Gruß Karl


    * Bildband: Verweht sind die Spuren", Bilddoku 5. SS "Wiking"

  • Hallo Karl,

    vielen Dank für die Informationen, das ist sehr hilfreich!

    Ich habe zu Komarowka noch eine andere Quelle gefunden, die nahelegt, dass mein Großvater bereits am 16.02.1944 tagsüber verwundet hätte werden können (also noch wenige Stunden vor dem Ausbruch):

    „Im Südwesten, bei SS. „Wiking“, flackern die brodelnden Kämpfe um Komarowka am 16. hell auf. Der Russe kann augenscheinlich den Verlust des Dorfes nicht verwinden. Am Vormittag wechselt es zum viertenmal den Besitzer. Damit ist auch hier die vorderste Linie auf knappe 3km an Schandorowka gedrückt. Die im Ort vorgesehenen Bereitstellungsplätze sind verloren.“

    (Nikolaus von Vormann: Tscherkassy, Heidelberg 1954, S. 116-123)

    Auf jeden Fall gehe ich davon aus, dass mein Großvater von der 5. SS - Panzerdivision "Wiking" aus dem Kessel gebracht wurde, da die "Wiking" zum fraglichen Zeitpunkt am fraglichen Ort war.

    Was auch gut dazu passt: "Die Kolonnen der 72. Division und „Wiking“ wurden beim Ausbruch völlig miteinander vermischt. Sie hatten fast keine schwere Waffen mitnehmen können, hatten aber viele Leichtverwundete aufgenommen." (Quelle Wikipedia)

    Im Anhang ein Foto eines beim Ausbruch liegen gebliebenen Panzerkampfwagen IV der 5. SS - Panzerdivision "Wiking", das im Internet ohne besondere Quellenangabe zu finden ist. Ob die Angaben zum Bild stimmen, konnte ich leider nicht überprüfen.

    Viele Grüße

    Hannes

  • Hallo zusammen,

    eine ganz blöde Frage: Wie bezeichnet man die Einträge korrekt, die Matthias netterweise so fleißig gesammelt hat? Handelt es sich hier im "Meldungen" der Kompanie? Sind das "Tagebucheinträge in ein Kriegstagebuch" der Kompanie?

    Viele Grüße

    Hannes