Diskussionsthread zum Besuchsbericht der Gedenkstätten Auschwitz

  • Hallo Justus,

    wie ging es Dir, als Du dem Bahngleis entlang von der Rampe zum Krematorium gelaufen bist? Das fehlt in Deinem Bericht, also mir ging es richtig schlecht.

    Gruß Wolfgang

  • Hallo,

    das "Nichtgewußthaben" hängt zusammen mit dem nach dem Kriege bekannt geworden Ausmaß des Holocaust, das damals wie heute unglaublich erscheint. Leider hatten die Rußen, die Engländer und die Amerikaner nicht genügend Befehltshaber vom "Kaliber" Patton, hätte man mehr Deutsche durch die KZs geschickt worden wären, wäre gar nicht erst das "Nichtwissen" aufgekommen.

    Nun macht leider das Holocaustverleugnen weltweit Mode.

    So etwas Ungeheueres konnte gar nicht geschehen sein; also ist es nicht geschehen, so die einfache Logik, der "Nichtwissern" und der "Verleugner". Es ist doch aber geschehen und Auschwitz existier,

    Guß Wolfgang

  • Hallo Thomas/Huba,

    ....

    Aber,

    konnte man sich die Ungeheuerlichkeit dieser Verbrechen überhaupt vorstellen?

    Wie will man jemanden von Greueltaten berichten, ihn überzeugen, dass das so ist, wenn es die Vorstellungskraft übersteigt?

    ....

    Das fällt den meisten Menschen heute sogar noch sehr schwer.

    Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Besuch einer Gedenkstätte nicht allein ausreicht, um das Unvorstellbare greifbar und sichtbar zu machen. Man muss sich da m.M. nach mehrerer Mittel bedienen. Ich stelle daher an dieser Stelle mal eine Gegenfrage.


    Wer kennt überhaupt eine authentische filmische Umsetzung des direkten Vergasungsvorganges, z.B. in Auschwitz-Birkenau?

    Die meisten Filme oder Dokumentationen brechen spätestens ab, wenn die Stahltür der Gaskammer zu ist. Warum eigentlich? Eine Ruine, ein Foto, ja sogar teilweise Zeitzeugenberichte sind zu plastisch, zu unbeweglich, um bei Jedem hängen zu bleiben. Man kann so kein wirkliches Gefühl entwickeln für die Opfer (ganze Familien, Kinder etc.), was sie in den letzten Minuten und Sekunden ihres Lebens durchgemacht haben.

    Mir ist bis heute nur eine einzige durchaus authentische filmsche Umsetzung zum Thema in Erinnerung geblieben. Sie wurde an den Originalschauplätzen gedreht, die Gaskammer bzw. das Krematorium wurde anhand von Bauplänen nachempfunden.

    Als ich das erste Mal diese Aufnahmen gesehen hatte, war ich ca. 18 Jahre alt. Für mich blieben diese ca. 20 Minuten hängen, bis heute. Es fällt mir sehr schwer die Szenen bis zum Ende und ohne eine einzige Gefühlsregung durchzuhalten.

    Der nun folgende Hinweis soll keine Werbung sein.

    Feuersturm und Asche (War and Remembrance), zwölfteiliger Fernsehfilm aus dem Jahr 1988.

    PS: Die vorangegangen Zeilen beziehen sich hauptsächlich auf die filmische Umsetzung im Bezug auf die Deportation, die Ankunft, die Selektion und den Vergasungsvorgang in Auschwitz-Birkenau. Mir geht es nicht darum die komplette Serie zu bewerten.


    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Besuch einer Gedenkstätte nicht allein ausreicht, um das Unvorstellbare greifbar und sichtbar zu machen. Man muss sich da m.M. nach mehrerer Mittel bedienen.

    Die meisten Filme oder Dokumentationen brechen spätestens ab, wenn die Stahltür der Gaskammer zu ist. Warum eigentlich? Eine Ruine, ein Foto, ja sogar teilweise Zeitzeugenberichte sind zu plastisch, zu unbeweglich, um bei Jedem hängen zu bleiben. Man kann so kein wirkliches Gefühl entwickeln für die Opfer (ganze Familien, Kinder etc.), was sie in den letzten Minuten und Sekunden ihres Lebens durchgemacht haben.

    Hallo Daniel!

    Vielen Dank für Deinen Beitrag!

    Ich denke, die Filme und Dokumentationen brechen an dieser Stelle ab, weil es der Vorstellungskraft des Betrachters überlassen werden kann/muss, was er vor seinem geistigen Auge in den Gaskammern sieht. Die meisten Regisseure oder Dokumentarfilmer - gibt es, abgesehen davon, überhaupt dokumentarische Bilder aus dem Innersten der "laufenden Vernichtungsmaschinerie?" - stoppen hier nach meiner Einschätzung bewusst vor dem Ungeheuerlichen, dem Unfassbaren, dem Unzeigbaren ab.

    Ich meine schon, dass den Nachkriegsgenerationen in den zurückliegenden Jahrzehnten eine Fülle an ergreifenden, anrührenden, wütend oder sprachlos stimmenden Filmaufnahmen beziehungsweise Fotos gezeigt worden ist. Muss es der letzte Moment denn zwingend auch noch sein? Das Geschehen hinter der Stahltür?

    Die Schrecken liegen letztlich sowieso immer im Auge des Betrachters - das ist ein Stück weit auch eine Typfrage und hat viel mit dem persönlichen Empfinden zu tun, welche Bilder oder Details etwas mit einem Menschen machen. Ich für mich kann zum Beispiel nur noch einmal sagen (wie ganz zu Beginn dieses Threads), dass mich die von Justus zitierten Schilderungen der ahnungslos spielenden Kinder, die kurz darauf in den Tod gegangen sind, als Vater ergriffen und zu Tränen gerührt haben. Diese Szenen haben mir und meinem inneren Auge vollkommen gereicht.

    Ich denke - vielleicht meinst Du das auch, wenn Du schreibst, man müsse sich mehrerer Mittel bedienen -, das Wichtigste ist es, die Menschen (heute natürlich in allererster Linie die Nachgeborenen) überhaupt dazu zu bewegen, sich mit diesem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte zu beschäftigen, es ernst zu nehmen, sich den Schrecken zu stellen und sie nicht/niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. Hier sind die Herangehensweisen ohne Frage vielfältig.

    Viele Grüße!

    Frank/Evergreen

  • Tag allerseits,


    "Ich bin niemals imstande gewesen, die Gefühle zu schildern, die mich überkamen als ich zum ersten Mal ein so unbeschreibliches Zeugnis für die Unmenschlichkeit der Nazis vor Augen hatte ... Nichts hat mich so erschüttert wie dieser Anblick."

    US-General Dwight D. Eisenhower, nach Befreiung des KZ Dachau


    "Dantes Inferno schien blass gegen die reale Hölle von Dachau."

    Felix Sparks, Colonel der 45. Infanterie-Division der 7. US-Armee, nach der Befreiung des KZs

    nachdenkliche Grüße

    Bert

  • Moin,

    zur Frage der Dokumentation des unmittelbaren Vergasungsprozesses

    gibt es, abgesehen davon, überhaupt dokumentarische Bilder aus dem Innersten der "laufenden Vernichtungsmaschinerie?"

    ist zu berichten, dass in den Vernichtungslagern Treblinka und vor allem Sobibor, dann aber auch im Stammlager Auschwitz I, in dem es eine vollständig erhaltene Gaskammer (zu besichtigen) gibt, erste Vergasungen mit den Abgasen von Fahrzeugmotoren (Kohlenmonoxid) gegeben hat. Dieses Verfahren wurde auch deswegen als "vorteilhaft" beschrieben, weil die laufenden Motoren die Schreie der eingeschlossenen Menschen übertönten. Es dauerte allerdings einfach zu lange - im Gegensatz zu Zyklon B, welches in Auschwitz an russischen Kriegsgefangenen erstmals ausprobiert wurde.

    In den leider nicht mehr erhaltenen Originaltüren der Gaskammer von Auschwitz I waren Gucklöcher, die den SS-Wachleuten ermöglichen sollten, zu prüfen, ob alle Häftlinge wirklich tot waren. Bei späteren Massenmorden in den Gaskammern des Lagers Auschwitz II (Birkenau) gab es sogar regelrechte Führungen für SS-Größen. In den Zeitzeugenberichten (von Häftlingen des Sonderkommandos) heißt es, es habe dann ein regelrecht voyeuristisches Gedränge vor den Gucklöchern gegeben. Von Film- oder Fotoaufnahmen ist nichts bekannt. Beschreibungen von den Todeskämpfen der Eingeschlossenen gibt es. Ich werde davon vielleicht im Hauptthread berichten. Ich hoffe aber, dass es keinen Regisseur gibt, der solche Szenen nachstellen ließe. Und ich möchte selber auch nicht mal bei einem Film zum Publikum gehören, das wie die SS-Voyeure bei diesem berührungslosen Massenmord zusieht.

    Viele Grüße,

    Justus

  • Hallo,

    Von Film- oder Fotoaufnahmen ist nichts bekannt.

    Ich habe vor langer Zeit irgendwo gelesen, dass es Filmaufnahmen von der eigentlichen Vergasung geben soll. Der Film soll aber unter striktem Verschluss gehalten werden.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo Daniel,

    Wer kennt überhaupt eine authentische filmische Umsetzung des direkten Vergasungsvorganges, z.B. in Auschwitz-Birkenau?


    Die meisten Filme oder Dokumentationen brechen spätestens ab, wenn die Stahltür der Gaskammer zu ist. Warum eigentlich? Eine Ruine, ein Foto, ja sogar teilweise Zeitzeugenberichte sind zu plastisch, zu unbeweglich, um bei Jedem hängen zu bleiben. Man kann so kein wirkliches Gefühl entwickeln für die Opfer (ganze Familien, Kinder etc.), was sie in den letzten Minuten und Sekunden ihres Lebens durchgemacht haben.


    Mir ist bis heute nur eine einzige durchaus authentische filmsche Umsetzung zum Thema in Erinnerung geblieben. Sie wurde an den Originalschauplätzen gedreht, die Gaskammer bzw. das Krematorium wurde anhand von Bauplänen nachempfunden.

    wozu brauchst Du das? Um Dir das Unvorstellbares vorzustellen?

    Gruß Wolfgang

  • Hallo,

    auch ich gehöre zu den Zeitgenossen, die auf eine filmische Darstellung der Vergasungsvorgänge sehr gut verzichten können. Die unvorstellbaren Verbrechen sind - oft auch detailliert - in zahlreichen Dokumentationen beschrieben. Beispielhaft nenne ich das Werk von Sara Berger "Experten der Vernichtung", in dem sie die Tötungsabläufe und deren Akteure in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka darstellt. Meine Phantasie reicht völlig aus, mir das grauenvolle Geschehen in den Gaskammern vorzustellen. Wichtiger scheint mir immer wieder die Frage zu sein: wer und was waren die deutschen Planer und Vollzugsgehilfen in den Vernichtungslagern. Aber auch hierzu liegen umfangreiche Berichte vor.

    Gruß

    Horst

  • Guten Tag zusammen,

    Horst,

    ich bin da insofern bei dir, als das i c h mir das auch ohne das gefilmte Finale vorstellen kann,

    ich beschäftige mich seit Jahren mit der SS, kenne die Greueltaten,

    Dokumente sprechen zwar die übliche seelenlose bürokratische Sprache,

    aber ich erkenne der Irrwitz der damit dokumentiert wurde.

    Erkennt diesen Irrwitz auch der, der sich nie wirklich für die Geschichte interessiert hat?

    Reicht da der Besuch eines Konzentrationslagers?

    So habe ich Daniel verstanden, er hat nichts behauptet, er hat seine sicher berechtigte Frage zur Diskussion gestellt,

    die du für dich hier beantwortet hast.

    Und dann hätten wir wieder Wolfgang am Start, man kann es nicht ändern.

    Quote

    wozu brauchst Du das? Um Dir das Unvorstellbares vorzustellen?

    Quote

    wo soll die "autentische filmisch Darstellung" enden, etwa im Krematorium? Damit jedermann glaubt, daß dort keinen Kuchen gebackt wurden?

    Wolfgang,

    Daniel, den ich sehr schätze, kennt sich mit der Thematik aus, besser, viel besser, als 99% der Mitglieder hier,

    er weiß ganz genau, was im Namen Deutschlands angerichtet wurde.

    Und du hast nichts Besseres zu tun als wiedermal einen Thread zu torpedieren mit deiner völlig unangebrachten Polemik?

    Geh Kuchen backen...

    Grüße Thomas

  • Hallo,

    an dieser Stelle scheint mir einmal ein Dank an die Initiatoren und all diejenigen angebracht, die diesen Thread mit den beinahe unfassbaren und grausamen Wahrheiten immer wieder ergänzen und mit weiteren Informationen bereichern. Ich selbst verfolge diese Beiträge mit großem Interesse und stelle fest, dass wir nicht nachlassen dürfen diese unmenschlichen, massenhaften, grausamen Morde in Erinnerung zur rufen.

    Deshalb möchte ich hier auf die" Materialien für Unterricht und außerschulische politische Bildung" der Hochschule der Polizei und der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Thema:

    "Nicht durch formale Schranken gehemmt "

    - Die deutsche Polizei im Nationalsozialismus -

    hinweisen:

    Hierzu aus "Informationen zur politischen Bildung" Heft 316 " Nationalsozialismus: Krieg und Holocaust":

    "Diese Unterrichtsmaterialien können für die politische Bildung (auch D.U.) innerhalb und außerhalb der Schule genutzt werden. Die organisatorischen Strukturen eines komplexen und unübersichtlichen Apparats im NS - Staat werden verdeutlicht und zugleich werden grundsätzliche Fragen nach dem Verhalten von Menschen in einer Diktatur gestellt. Der Band kann auch eine praktische Hilfe im Umgang mit dem gegenwärtigen Rechtsextremismus sein."

    https://www.google.com/search?q=nicht…chrome&ie=UTF-8

    Außerdem möchte ich auf die gesamte Schriftenreihe "Informationen zur politischen Bildung" der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn aufmerksam machen:

    https://scholar.google.de/scholar?q=info…s=1&oi=scholart

    Gruß Karl

  • Hallo Thomas,

    statt sich in das Kino oder vor den Fernseher zu setzen, könnte man ja sich ein ganz authentisches Bild verschaffen: hinfahren, so weit ist es ja nicht.


    Gruß Wolfgang

  • Hallo Interessierte,

    es ist schon verwunderlich, dass Thomas/Huba meine Intension verstanden hat und andere nicht. Was soll ich jetzt darauf antworten? Ich versuche es mal sachlich, obwohl es mir eigentlich schwer fällt bei soviel substanzlosen Antworten; auch von erfahrenen Mitgliedern. Von der Art und Weise bezüglich „Kuchen backen“ ganz zu schweigen.

    Zu Onkel Horst’s Hinweis auf Sara Berger, Experten der Vernichtung:

    Ich weiß jetzt zwar nicht, was das Buch mit dem Thema Auschwitz zu tun hat, aber es ist ohne Zweifel ein gutes Buch, welches das bisherige Wissen zur Aktion Reinhardt, insbesondere dem Personaleinsatz (Stichwort: Netzwerkpflege), vervollständigt. Für Laien ist es dennoch absolut unbrauchbar, da es ein Fachbuch ist, welches zwingend Grundwissen über die Euthanasie und Aktion Reinhardt voraussetzt. Bis heute sind die Vernichtungslager Belzec, Treblinka und Sobibor meines Wissens nicht im schulischen Exkursionskanon aufgenommen worden, obwohl dort fast doppelt so viele Menschen vergast worden sind wie in Auschwitz. Ich halte es daher für ausgeschlossen, dass dieses Buch zukünftig die Erinnerungskultur beleben bzw. befördern wird.

    Zum Lernmittel Film:

    Wo wären wir heute, wenn Steven Spielberg und Roman Polanski nicht „Schindlers Liste“ und „Der Pianist“ gedreht hätten? Die Filme, besonders „Schindlers Liste“, werden seit vielen Jahren in Deutschland und auch in anderen Ländern als Lernmittel zur Aufklärung und politischen Bildung im Unterricht eingesetzt. Wie ist das eigentlich möglich bei Filmen, in dem ständig Kopfschüsse in Nahaufnahme gezeigt werden? Claude Lanzmann, zu dem ich jetzt nicht viel schreibe, denn jeder von den Fachleuten hier im Forum sollte wissen wer das ist, kritisierte übrigens die Szene im Film „Schindlers Liste“, in der sich die Duschen im Vernichtungslager Auschwitz, unter denen die nackten Jüdinnen in Todesangst und Panik stehen, tatsächlich als solche statt als Gaskammern erweisen.

    Es ist schön zu hören, dass ihr diese Szenen nicht braucht, aber andere Menschen brauchen sie scheinbar dringend. Denn mittlerweile interessiert sich kaum noch jemand für das Jahrhundertverbrechen. Das kann man mit Zahlen einer Forsa-Umfrage belegen.

    „In Polen, wo sich die Überreste der Lager befinden, kannten 2009 in einer Untersuchung nur 13,8 Prozent der Befragten Treblinka als einen Ort der Judenvernichtung; für Sobibor lag die Zahl bei 1,9 Prozent, für Belzec sogar nur bei 0,9 Prozent. Für Deutschland liegen keine Zahlen vor, vermutlich, weil es ziemlich aussichtslos wäre, nach diesen Orten überhaupt zu fragen; sogar das ungleich bekanntere Auschwitz sagte 2017 immerhin 22 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen nichts.“

    (Quelle: siehe dazu Lehnstaedt/Traba, Die Aktion Reinhardt – Geschichte und Gedenken, S.9ff.)

    Ich behaupte jetzt mal anhand dieser Zahlen, dass eure Zeitzeugenberichte in Papierform, die Bildungsreisen ins KZ etc. in den letzten Jahrzehnten nicht das erreicht haben, was sie eigentlich erreichen sollten. Ein Umdenken in der bisherigen Erinnerungskultur findet übrigens längst statt bzw. wird von Experten eingefordert.

    Des weiteren bin ich froh, dass in der Zwischenzeit weitere Regisseure und Produzenten den Mut hatten aus ihrer Komfortzone herauszukommen und neue Wege gegangen sind, um die Shoa so zu zeigen, wie sie wirklich war.

    Hier weitere absolut empfehlenswerte Beispiele zum Thema Auschwitz-Birkenau, auch wenn es schwere Kost ist:

    Die Grauzone

    Filmkritik: https://www.critic.de/film/die-grauzone-121/

    Zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Hcdw5Ozo-VA

    Son of Saul

    Ein ungarischer Film ebenfalls aus der Sicht eines Sonderkommando-Angehörigen in Auschwitz. Übrigens 2016 Oscar und Golden Globe prämiert, u.a. als bester fremdsprachiger Film.

    Zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=PSabBa9IWYs

    Wie gesagt, man muss sie sich nicht anschauen, ich sage aber: sollte man.

    Abschließend zu angeblich existierenden authentischen Original-Aufnahmen eines Vergasungsprozesses:

    Meines Wissens sind solche Aufnahmen nicht in den Gaskammern der Vernichtungslager entstanden, sondern bei der Herstellung des Kulturfilms „Dasein ohne Leben“, welcher die T-4 Aktion für das breite Publikum beschreiben sollte. Gedreht wurde die Vergasungsszene in der Tötungsanstalt Sonnenstein/Pirna. Der Regisseur filmte dabei das Sterben der Opfer durch das Beobachtungsfenster (Guckloch). Uraufgeführt wurde der Film im März 1942 vor 28 Ärzten im Umfeld der T-4 Aktion. Nach Kritik wurde der Film nur noch intern gezeigt. 6 Filmkopien wurden 1945 vernichtet, noch bevor sie den Alliierten in die Hände fallen konnten.

    (Quelle: u.a. Klee, Euthanasie im NS-Staat)

    Grüsse

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Lieber Daniel,

    ich stimme Thomas ausdrücklich zu, dass Du ein Experte auf Deinem Gebiet, ein akribisch arbeitendes und keineswegs ideologisch eingefärbt denkendes Mitglied dieses Forums bist. Wir haben uns ja auch schon persönlich kennengelernt. Haken dran.

    Dennoch fühle ich mich durchaus von Deiner Katgorisierung "substanzlos" angesprochen.

    Dies hier, lieber Daniel, ist ausdrücklich als Diskussionsthread gekennzeichnet worden. Ich habe ihn eröffnet, um den eigentlichen Thread freizuhalten - ja auch von Äußerungen, mit denen ich nicht einverstanden wäre. Das ist aber nun mal in Diskussionen so. Das muss ich aushalten. Das musst Du bitte auch aushalten. Bisher ist dieser Thread (von einigen wirklich unbedeutenden Ausnahmen einmal abgesehen) ganz passabel gelaufen.

    Was "schwere Kost" ist, wie Du schreibst, und was nicht, muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Ich halte nicht viel davon, mit Schockwirkung zu erziehen. So ist auch mein Auschwitzbericht nicht gedacht.

    Du bist - wie Thomas - seit langem im Thema und bist sicherlich schon etlichen Grausamkeiten in dieser Epoche begegnet. Nur, weil andere noch nicht so weit sind (oder sich gar nicht so weit ins Thema wagen wollen - was völlig ok ist!), heißt das nicht, dass ihre Beiträge substanzlos sind.

    Und glaub mir, Horst weiß wovon er spricht. Sein Hinweis hilft. Dass Du für Dich persönlich diesen Literaturhinweis für nicht hilfreich hälst (Haken dran, das ist völlig in Ordnung), heißt doch nicht, dass das jemand anders dies genauso sieht.

    Auschwitz passt in kein Schema persönlicher, wissenschaftlicher oder kultureller Betrachtung. Und bevor ein Regisseur - ich gehe davon aus, dass kein "aktiver" Regisseur eigene Holocaus/Auschwitz-Erfahrungen hat - aus seiner "Komfortzone" (kein gutes Wort in diesem Zusammenhang) kommen kann, muss er Berichte von denen lesen, die keine Komfortzone (sorry) hatten.

    Daniel, vielen Dank für Deine Beiträge hier und für Deine wichtige persönliche Einschätzung. Aber gestehe anderen Mitgliedern hier abweichende Meinungen zu - ohne deren Antworten als "substanzlos" zu bezeichnen. Ich bleibe dabei - und ich bin wirklich im Thema -, dass ich selbst kein authentisches oder perfekt nachgestelltes Filmdokument sehen wollen würde, um Auschwitz besser zu verstehen. Und ich würde es auch niemandem anders empfehlen. Ganz egal, wie gleichgültig er dem Thema gegenübersteht.

    Dir ein schönes Wochenende und viele Grüße,

    Justus

  • Hallo, Zusammen,

    die Holocaustleugnerin Ursula H. aus Vlotho, wurde am 05.11. aus der JVA Bielefeld entlassen.

    Sie behauptet, dass Auschwitz nie ein Vernichtungslager gewesen sei.

    Während ihrer Inhaftierung kam es immer wieder zu Sympathiekundgebungen an ihrem Geburtstag in Bielefeld.

    Die Kundgebungen fanden meist als Provokation einen Tag nach H's. Geburtstag (08.11) statt.

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hallo Gerd,

    das hier ist nicht stimmig

    Die Kundgebungen fanden meist als Provokation einen Tag nach H's. Geburtstag (08.11) statt.

    Meinst Du Hitlers Putschversuch?

    Hallo Gerd,

    entschuldige mein Post, Du meintest mit "H's Geburtstag" wohl die Inhaftierte.

    Gruß Wolfgang

    Edited once, last by Lobito060454: Entschuldigung (November 14, 2020 at 3:24 PM).

  • Hallo Wolfgang, der Herr HH hatte am 20. April Geburtstag.

    Ich weiss das deshalb so genau,

    weil die neuen "Jungmannen" der NAPOLA 's (National-Politische Erziehungsanstalt)

    immer an "Führers Geburtstag" feierlich in ihrer neuen Uniform vereidigt wurden.

    1945 fiel diese Vereidigung aus bekannten Gründen aus.

    Die neue Uniform haben die Anwärter auch nicht mehr bekommen.

    Gruss jostdieter.

  • Hallo Justus,

    entschuldige bitte (nicht abwertend bzw. böse gemeint), meine Reflexion zum Threadverlauf ist aber eine vollkommen andere.

    Mit dem Akzeptieren von anderen Meinungen habe ich überhaupt kein Problem.

    Nur wenn man auf meinen halbwegs ausführlichen Beitrag vom Dienstag in Ein- bis Dreizeilern substanzlos antwortet (Wozu brauchst du das? Krematorium und Kuchen backen, kannste ja hinfahren um Authentizität zu haben), dann ist und bleibt das substanzlos, ja sogar niveaulos.

    Mal abgesehen davon, werte ich die Mitteilungen von Lobito060454/Wolfgang, einem momentan routiniertem Mitglied kurz vor 1000 Beiträgen (Insider), nicht als substanzlose Anworten/Meinungen, sondern ganz klar als Anmache mir gegenüber. Scheinbar hatte man mit meiner Meinung ein Problem, um das mal gerade zu rücken.

    Weiterhin hat die Aktion Reinhardt nichts mit Auschwitz zu tun und somit geht ein Literaturhinweis, egal von wem, am Thema (Themenüberschift: Gedenkstätte Auschwitz) vorbei. Solch ein Hinweis meinerseits muss erlaubt sein.

    Des weiteren kann ich mich nicht erinnern, hier eingefordert zu haben, mit mir und meiner Ansicht konform zu sein.

    Meine heutige Antwort war auch keine Meinung, denn ich habe versucht Antworten oder Einwände von Forumsmitgliedern sachlich nach aktuellem Forschungsstand und mit Quellenangaben zu widerlegen. War immer Sinn und Zweck einer Diskussion in diesem Forum. Findet man nur allzu selten, auch in diesem Thread.

    Das du dich mit "substanzlos" angesprochen gefühlt hast, ok, war sicherlich nicht meine Absicht. Mittlerweile ärgere ich mich sowieso schon wieder überhaupt in das Thema eingestiegen zu sein.

    Dir ebenfalls ein schönes Wochenende und Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Wolfgang,

    diese Frau H. ist am 08.11.28 geboren. Und der 9. November ist ein schicksalsträchtiger Tag, den gewisse Zeitgenossen auch zur Demonstration ihrer verblendeten Geisteshaltung nutzen<X......

    Mit nachdenklichen Grüssen

    Ingo