Diskussionsthread zum Besuchsbericht der Gedenkstätten Auschwitz

  • in diesem Thread bitte ich, Anmerkungen, Ergänzungen oder Korrekturen zu meinem Besuchsbericht der Gedenkstätten des Konzentrationslagers Auschwitz zu posten.

    Hallo zusammen,

    Freigegebene historische Dokumente als Ergänzungen. Leider nur in russischer Sprache und im JPEG-Format. Diese Dokumente existieren nicht auf Deutsch.

    Quelle: https://pamyat-naroda.ru/ops/

    Vielleicht wird es jemand für einen wissenschaftlichen Artikel, eine Dissertation usw. brauchen. Es sind keine Memoiren, es ist ein offizielles Dokument mit Unterschrift.

    Das Lager "Auschwitz" wurde am 27.Januar 1945 von sowjetischen Truppen befreit. Der Tag 27 Januar wurde von der "United Nations" als internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust festgelegt:https://en.wikipedia.org/wiki/Internati…Remembrance_Day

    Wurde das Lager am 27.Januar befreit, und am 9.März 1945 erschien dieses Dokument. Militärangehörige sind verpflichtet, regelmäßig Bericht zu erstatten.

    Das Dokument enthält eine Beschreibung der Organisation des Lagers, Namen der Chefs, Beschreibung des Verbrechens, Augenzeugenaussage, usw. Nur die überschriften dieser Abschnitte werden ins Deutsche übersetzt.

  • Hallo Dimitri,


    danke für dieses Dokument. Es scheint mir ein erster Bericht über Auschwitz nach der Befreiung durch die RA zu sein.
    Ich vermute es gibt schon eine Übersetzung.


    Gruss


    Paul


    G-W-G'

  • danke für dieses Dokument. Es scheint mir ein erster Bericht über Auschwitz nach der Befreiung durch die RA zu sein.

    Ich vermute es gibt schon eine Übersetzung.

    Hallo Paul,

    Die Wahrscheinlichkeit ist 50x50.

    Die Quelle dieses Dokuments wurde 2010 ins Leben gerufen. Das Dokument selbst erschien dort viel später. Im Allgemeinen ist es für Schriftsteller ein wertvolles historisches Material.

    Es gibt noch weitere Informationen.

    Anhang: übersetzung aus dem deutsch " Millionen beschuldigen". (Übersetzung aus dem deutschen Buch "Millionen Häftlinge beschuldigen den Nationalsozialismus" ?...)

    Gibt es dieses Buch ? Ich habe dieses deutsch Buch nicht im Internet gefunden.

  • Hallo Dimitry,

    Millionen Häftlinge beschuldigen den Nationalsozialismus" ?...) so oder ähnlich habe ich, wie Du, auch nicht im Internet gefunden.

    Wer ist denn der Herausgeber oder Autor, welche Behörde etc.? Ich kann das nicht lesen.

    Oben rechts steht: " Gesperrt" auf dem Titelblatt.

    Gruß Karl

  • Es gibt noch weitere Informationen. Anhang: übersetzung aus dem deutsch " Millionen beschuldigen". (Übersetzung aus dem deutschen Buch "Millionen Häftlinge beschuldigen den Nationalsozialismus" ?...)

    Gibt es dieses Buch ? Ich habe dieses deutsch Buch nicht im Internet gefunden.

    Hallo Dmitry, hallo Karl!

    Es gibt das Buch "Vier Millionen Tote klagen an!" von Emil de Martini. Es geht um Erlebnisse im Todeslager Auschwitz, erschienen 1948.

    Ich habe es nicht gelesen und kenne es auch nicht. Ich habe nur eben auf die Schnelle versucht, die russische Übersetzung stimmig "zurückzudenken", habe Google befragt ("Buch", "Millionen klagen an") und bin auf diesen Treffer gestoßen.

    Kann es dieses Buch sein?

    Viele Grüße!

    Frank/Evergreen

  • Tag allerseits,

    Angst und Kadavergehorsam herrschten im NS-Staat. Jeder wusste um 1940, was den jüdischen Mitbürgern blühte. Da verschwanden in der Nachbarschaft in einer sehr guten Wohnlage über Nacht,

    Menschen, die man kannte, ja sogar schätzte: zum Beispiel Ärzte, Juristen oder ein ehemaliger Lehrer. Das "Verschwinden" nahm man gottgewollt hin. Man sagte dazu rein gar nichts. Und wenn dann

    das Inventar aus der Wohnung des jüdischen Mitbürgers öffentlich verhökert wurde, bemühte man sich, möglichst billig zu guten Stücken von Möbeln oder Wertsachen zu kommen.


    Grüße

    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (October 29, 2020 at 5:47 PM).

  • Guten Tag Bert,

    du lädst mich, wiedermal, dazu ein,

    deinen Post zu kommentieren.

    Quote

    Ich frage mich nur, wie "unser heutiges Volk" in einer ähnlichen Situation sich verhalten würde!

    Hier legst du, auch wiederholt, eine Mine,

    wir wollen hier im Forum nichts "Aktuelles", dir sicher bekannt.

    Warum legst du die Grundlage dafür,

    dass das Thema aufgegriffen wird, es Wortmeldungen zum Verhalten "unser heutiges Volk" geben wird,

    Wortmeldungen, die dann zwar deine Frage bedienen, aber den Forumsregeln widersprechen?

    Ich kann nur jeden davor warnen, auf diese Frage zu antworten,

    ich bin bekannt dafür zu löschen, zu verwarnen, zu sperren,

    und genau das biete ich jedem an, der sich "erleuchtet" fühlt, diesen Ansatz von Bert durch einen Post weiter anzuheizen.

    Bert,

    das war nicht das erste Mal, dass du den Schwenk auf "Aktuelles" meistern möchtest,

    ich garantiere dir, es war das letzte Mal.

    Alte Hasen haben bei mir einen "Bonus", der ist nun aufgebraucht.

    Grüße Thomas

  • Guten Abend Bert,

    Quote

    Den Rest des Beitrages halte ich in vollem Umfang aufrecht!

    wurde d a s bemängelt?

    Wenn das deine Meinung, deine Überzeugung ist,

    gut, sowas kann man diskutieren, zustimmen, widerlegen, was auch immer.

    Quote

    Der letzte Satz wurde von mir gestrichen.

    das war der Stein des Anstosses, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Dein letzter Post liest sich so, als wärst du "Opfer" des Admins geworden,

    wir beide wissen, dass das nicht so ist.

    Ich bin gerade voll in Fahrt, ärgere mich auch über andere Threads hier, das ist nicht gut.

    Solche "Aktionen" stehlen mir meine knappe Zeit um mich um mein Hobby, mein "Themengebiet" zu kümmern,

    Grüße Thomas

  • Moin,

    ich jedenfalls fände es gut, wenn wir uns auf den Kern des Berichtes konzentrieren würden: die Ungeheuerlichkeit der nationalsozialistischen Verbrechen in Auschwitz und vielen anderen Orten in Deutschland und weiteren europäischen Staaten. Das System der Konzentrations- und Vernichtungslager im deutschen "Herrschaftsbereich" war beispiellos. Auch ich besuchte eine Reihe von KZ-Gedenkstätten, einige mehrfach. Und immer wieder war damit die Frage verbunden, wie konnte das alles geschehen? Ich sag's mal banal: weil in jedem Menschen auch "das Böse" vorhanden ist. Nur einige schaffen es nicht, dieses zu besiegen. Es gibt umfangreiche Literatur und Dokumente zu den Biographien der Täter vor Ort, ganz sicher vielen von uns hier im Forum bekannt. Es waren Menschen aus unserer Nachbarschaft, nahe an uns, alles unbegreiflich. Danke lieber Freund, Justus, für Deinen Bericht.

    Beste Grüße

    Horst

  • Tag allerseits,

    Regierungspräsident Mainfranken
    Bericht für April 1940
    Würzburg, 10.5.1940 - BayHStA, StK 106681

    Unter den Festnahmen wegen staatsabträglichen Äußerungen bezw. Verhaltens sind von Interesse

    1. die Festnahme der Studienratsehefrau Hermine Zwick in Bad Kissingen. Sie
    ist beschuldigt, trotz wiederholter Warnung und Belehrung auch seitens ihres Ehemannes, die schon vor 1933 bestehende Freundschaft mit einem in ihrem Hause
    wohnenden Juden fortgesetzt zu haben und auch in der Öffentlichkeit in ihren Beziehungen zu dem Juden keine Zurückhaltung geübt zu haben;

    2. des Landgerichtsrates a.D. Dr. Lohmiller in Würzburg. Er ist beschuldigt, anläßlich einer Kaffeehausunterhaltung Partei für die Juden ergriffen zu haben und
    zum Ausdruck gebracht zu haben, daß die Judenverfolgung nur eine nationalsozialistische Mache sei.

    ......

    Schon wegen einer Freundschaft mit Deutschen jüdischen Glaubens wurde man 1940 festgenommen!

    Grüße

    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (October 30, 2020 at 6:01 PM).

  • Hallo Justus, erlaube mir, mich aus dem Umkreis der Konzentrations-Läger Mittelwerk Dora rund um "Hitlers Raketenfabrik Nordhausen " zu äussern.

    Als ABC-Schütze ging ich 1941 oder 1942 an einer Baustelle auf dem zentralen Festplatz "Neumarkt" vorbei.

    KZ-Häftlinge, wegen ihrer gestreiften Jacken im Volksmund "Zebras" genannt, hoben Erde für einen Lösch-Wasserteich aus.

    Ein "Zebra" fragte mich leise mit abgewandtem Gesicht: "Hast Du ein Stück Brot?"

    Ich holte aus meinem Schulranzen den vertrockneten Rest vom "Hasenbrot".

    Sofort scheuchte mich ein gewehrbewaffneter Soldat weg.

    Und immer wieder war damit die Frage verbunden, wie konnte das alles geschehen?

    Ich sag's mal banal: weil in jedem Menschen auch "das Böse" vorhanden ist.

    Nur einige schaffen es nicht, dieses zu besiegen.

    Hallo Horst, in mir, dem jungen Schüler war nichts Böses. Der Häftling hat mir einfach leidgetan.

    Zuhause sprach niemand abfällig über die Zebras.

    Auch in meinen Eltern und den Verwandten war nichts Böses.

    Sie haben nichts gewusst.

    Meine Mutter sagte mal: "Wer im Konzertlager war, spricht nicht darüber."

    In der DVD "Hitlers Raketenfabrik Nordhausen"von Andreas Meissner befragte Fotograf Steinmann einen hohen Funktionär zu den KZ-Häftlingen,

    die zum Stadtbild gehörten.

    Der antwortete:

    "Fragen Sie nicht. Wir können nicht darüber sprechen. Es könnte uns an den Galgen bringen. "

    Was mit den Juden, z. Teil Schul -, Kriegs- oder Studienkameraden meines Vaters und seines Bruders passierte,

    haben die Nordhäuser Bürger nicht erfahren.

    Sie haben erfahren, dass in der "Reichskristallnacht" von den "SA-Rüpeln Gauleiter Sauckels" Juden verhaftet wurden.

    Meine Mutter sagte: "Wenn das der Führer wüsste.."

    Aber die verhafteteten Juden kamen zurück in die Stadt.

    Einige Familien verschwanden.

    Heute wissen die Nordhäuser Heimatforscher, dass sie emigrierten.

    USA- Emigrant Hermann erzählte in der gleichen DVD:

    "Mein Vater wollte nicht emigrieren. Er glaubte, das würde sich legen."

    Sein Vater ist in Auschwitz ermordet worden.

    Etwa 1943 erzählte mein Onkel, ein Rechtsanwalt, dass sein Kollege Frohnhausen

    zusammen mit dem debilen "Ernstchen", auf einen Lastwagen getrieben wurde.

    Angst vor dem KZ griff um sich.

    Mein Onkel, einst Logenmitglied, fürchtete das Schlimmste.

    Er erfuhr 1944, dass auch Halbjuden, z. T. Kriegsteilnehmer, verhaftet werden sollten.

    Am 4. April 1945 mit der Zerstörung der Stadt war der Spuk zu Ende.

    Zahlreiche KZ-Häftlinge und Fremdarbeiter konnten in die Wälder flüchten.

    Die SS trieb die Zebras auf Todesmärschen vor sich her.

    Die Kranken liess sie zurück.

    Immer wieder betroffen grüsst jostdieter.

  • Tag allerseits,

    NSDAP Kreisleiter Göttingen
    Bericht an Gestapo Göttingen
    Göttingen, 19.12.1941 - BArch, R 187/240


    Unterbringung von Judenfamilien in Göttingen

    Da die Absicht, die Juden in nächster Zeit von Göttingen abzutransportieren,
    in der Bevölkerung bereits bekannt geworden ist, wird die Kreisleitung mit Anträgen auf Wohnungszuweisungen überlaufen.

    Um ungefähr einen Überblick zu bekommen, wie viele Wohnungen hierdurch
    frei werden und welche von diesen Wohnungen von den arischen Hausbesitzern
    vermietet werden können, oder von Ihnen zugewiesen werden, bitte ich um Herreichung eines Verzeichnisses unter Angabe dieser Wohnungen mit der entsprechen
    den Größe. Gleichzeitig bekäme ich damit einen einwandfreien Überblick, wo und
    wieviele Juden überhaupt noch in Göttingen ansässig sind.
    Für baldige Übersendung dieser Aufstellung wäre ich dankbar.

    .........

    Bereits vor dem "Abtransport" begann der Run auf die Wohnungen Deutscher jüdischen Glaubens!

    Güße

    Bert

  • N'Abend zusammen.

    Lesenswert hierzu:

    Wolfgang Dreßen

    Betrifft: Aktion 3: Deutsche verwerten jüdische Nachbarn. Dokumente zur Arisierung

    (ISBN 8-3351024871)

    Gruß, Stefan

    "Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!" (Oberst Manfred v. Holstein)

  • Tag allerseits,

    Gendarmerie Fischach
    Bericht für 4.8.1935
    Fischach, 6.8.1935 - BArch, R 1501/127079/35/1


    Am Sonntag, den 4.8.35 mittags gegen 12 h erschien der SA-Sturm 40/3 aus
    Augsburg mit Lastkraftwagen in Fischach.

    Auf dem Platze in der Mitte des Ortes wurden die Fahrzeuge hinterstellt und
    dann gingen die SA-Männer in kleinen Trupps durch den ganzen Ort.
    Sie hatten Gefäße mit Klebemitteln bei sich und hängten an der Mehrzahl der
    von Juden bewohnten Gebäuden Zettel auf, die für eine No. des *Stürmer warben
    und für die No., in der der Prozeß gegen den Juden [N.N.] aus Magdeburg wegen
    Schändung deutscher Mädchen behandelt ist.

    In den meisten Fällen geschah dies ohne eine Schädigung des Besitzes der Juden.
    In einigen Fällen aber wurden an die Haustüren oder die Türen von Garagen
    Zettel von riesigem Ausmaße mit dem gleichen Inhalt angehängt. Dabei wurden
    die Türen sehr beschmutzt.

    Das gleiche geschah auch an der Türe der *Synagoge, die mit einer Mehrzahl
    der kleinen Zettel beklebt worden ist und zwar fast vollständig. Der verh. Kaufmann Jude Hugo Deller riß einige der Zettel von der Synagogentüre ab, was den
    SA-Leuten verraten wurde. Deller ist Mitglied der Synagogenverwaltung.

    Hierauf wurde er von dem Obersturmführer Gallien und dem Oberscharführer Neumair in seiner Wohnung abgeholt und auf den Hauptplatz verbracht. Dort
    mußte er das große Plakat halten und vorzeigen, wobei er mit SA-Leuten photographiert wurde.
    Später soll er auch mißhandelt und dann wieder entlassen worden sein. In seiner Wohnung wurde er dann aufgefordert, über den Vorfall strengstes Stillschweigen zu bewahren, da er sonst nach Dachau käme.

    In der Bevölkerung wurde besonders unangenehm empfunden, daß auch an
    der Kirchenmauer der kath. Kirche dieses riesige Plakat angebracht worden ist.

    Deller hat bisher Anzeige nicht erstattet. [...]
    Besonders in der Umgebung von Fischach wird das Vorkommnis nicht als Ehre für die SA bezeichnet und abfällig über das Vorgehen derselben gesprochen. [...]
    Die Juden sind nach diesem Vorkommnis sehr verängstig.

    ...........

    Schon im Jahre 1935 wurde die jüdische Dorfbevölkerung im bayerischen Fischach schikaniert, wie der Bericht der Gendamerie beweist.

    Dazu auch:

    https://www.fischach.de/fischach/markt…dische-gemeinde

    Grüße

    Bert

  • Tag allerseits,

    SD-Abschnitt Bielefeld
    Bericht
    o.O., 20.12.1939 - StA Det, M 18 Nr. 5
    Verwaltung und Recht


    Vor der Großen Strafkammer Bielefeld hat eine Verhandlung gegen einige SA-Männer stattgefunden, die während der vorjährigen Judenaktion eine Jüdin ausgezogen haben und diese dann nackt haben tanzen lassen. Veranlassung hierfür soll
    eine vom zuständigen Ortsgruppenleiter ausgesetzte „Prämie“ in Höhe von RM 50
    gewesen sein. Das Verfahren ist aufgrund der Führer-Amnestie eingestellt worden. Auswirkungen dieses Urteiles in der Bevölkerung konnten bisher nicht festgestellt werden.

    --------------------

    Dass die SA schon immer eine Bande mit kriminellem Grundmuster war, das ist hinreichend bekannt. Interessant ist aber auch, dass ein Ortsgruppenleiter strafbare Handlungen im Voraus auslobte. Und

    eine "Führer-Amnestie" führte schließlich dazu, dass eine Strafkammer das Verfahren einstellen musste.

    Grüße

    Bert

  • Nabend zusammen,

    man liest viel von heutigen Autoren, was die deutsche Bevölkerung in der NS-Zeit alles über die Judenverfolgung und Vorgänge in den KZ "gewusst habe". Fragt man hierzu Zeitzeugen, kommt dabei ein anderes Bild heraus: Einige haben es gewusst, die Masse aber nicht!

    Ich berufe mich da auf Zeitzeugen aus meinem Verwandtenkreis, aber auch auf Prominente wie Helmut Schmidt usw.. Ich denke nicht, dass alle diese Leute lügen, um ihre "Kollektivschuld" zu mindern.

    Wir begehen den Fehler, Wissen und die Möglichkeiten zur Meinungsbildung von heute mit dem Wissen von damals zu vergleichen. Nach der Pogromnacht wusste tatsächlich jeder, dass die Nazis mit Juden nicht gut umgehen, um es mal untertrieben auszudrücken. Aber es ist noch ein gigantischer Schritt bis zum Holocaust!

    Man konnte damals auch nicht einfach in ein KZ marschieren und darüber berichten. Es gab keine sozialen Medien, keine Handys, keine freien Journalisten. Wer am Holocaust beteiligt war oder solche Vorgänge beobachtet hatte, teilte dies vielleicht seiner Familie mit. Aber von einem Informationslauffeuer konnte nicht die Rede sein, denn das war verboten. Wollte man also nicht selbst in ein KZ, dann hielt man diese Informationen klein.

    Die Nazis tarnten ihre Taten auch durch den Begriff der "Umsiedlung". Propagandafilme über das Vorzeige-Ghetto Theresienstadt wurden gedreht, um zu "dokumentieren", wie es den Juden nach der Umsiedlung so ergeht.

    Berichte über Greultaten im Osten wurden als Feindpropaganda abgetan und nicht zu leugnende Erschießungen durch Polizei und Einsatzgruppen als Partisanenbekämpfung gerechtfertigt. Und schlussendlich waren selbst die Alliierten überrascht, als sie die KZ befreiten. Und das, obwohl die Alliierten durch Berichte über Massenerschießungen im Osten und Massenmorde in KZ Kenntnis hatten. Aber selbst für die Kriegsgegner im Westen, war das alles zu unglaublich und wurde teils als Propaganda abgetan. Wie dem auch sei: Die Überraschung über das Grauen in den KZ war bei den Befreiern definitiv vorhanden.

    Gewiss hatten Hitler und Göbbels öffentlich von der Vernichtung des Judentums gesprochen. Aber sie haben auch das Wort Vernichtung so oft strapaziert, dass man es hier nicht mehr wörtlich nahm und eher als " Kampf gegen" interpretierte. Es wurde ja alles vernichtet: Der Feind, die USA, England, der Bolschewismus usw.

    Von daher ist das mit dem "Wissen" so eine Sache!

    Edited once, last by pittt (October 31, 2020 at 6:22 PM).