8.10.1944 Commandant Hubert Monraisse stürzt in Haslacher Bahnhof

  • Hallo Forum,


    Hier ein Fall, der mich schon lange beschäftigt.


    Am 8.Oktober 1944, flogen 8 Spitfire, der II/7 Nice, bewaffnete Aufklärung auf der Achse Colmar, Straßburg, Pforzheim, Freudenstadt und durchs Kinzigtal (Ortenau) zurück.

    Bei Gernsbach und Freudenstadt wurden 2 Lokomotiven angegriffen und beschossen.

    Im Haslacher Bahnhof wird eine Lokomotive ausgemacht. Commandant Monraisse greift, die Sonne im Rücken, (aus westl. Richtung), an.

    So ist aus einem Bericht zu lesen. Der Commandant schoß erst zu kurz, mußte korrigieren und traf die Lok.

    Commandant Alexandre flog hinter Com Monraisse und beschoß die Lok.

    Der Höhenschutz, bestehend aus den restlichen 6 Maschinen, beobachteten den Angriff und sahen, wie Commandant Monraisse, am Schluß,

    so tief flog, das seine Maschine einen Lichtmast berührte und in den Bahnhof stürzte.

    Commandant Monraisse war ein erfahrener Pilot, kaum vorstellbar, das er so tief flog, um eine Lokomotive zu zerstören.

    Außerdem behauptet eine Zeugin, das die Maschine während des Angriffs anfing zu brennen.

    Sie sah ganz klar einen Feuerschweif.

    Das hat sie bei Klassentreffen immer wieder erzählt.

    Sie hielt sich in der Nähe des Bahnhofes auf und beobachtete den Angriff.

    ( Sie erzählte außerdem, das mehrere Maschinen aus Richtung Hausach kamen, östliche Richtung) und 2 Maschinen drehten und angriffen.

    Flak war im Oktober, denk ich mal, noch nicht vorhanden.

    Nach Zeugenaussagen, kam die leichte Flak, erst Anfang 1945, nach Haslach.

    Außerdem konnte der Höhenschutz kein Flakfeuer ausmachen.

    Jetzt eine Vermutung und Frage an Euch.

    Habt Ihr schon mal einen Fall gehabt, das die vordere Maschine vom Hintermann, während des Beschusses getroffen wurde?

    Vielleicht ist Monraisse während dem Korrigieren, in die Schußlinie von Commandant Alexandre geraten.

    Falls sich jemand für mehr interessiert

    Im Internet sind die Berichte, vom Angriff, seiner Fliegerkameraden nachzulesen, allerdings auf französisch, unter:

    Commandant Hubert Monraisse http://www.traditions-air.fr/

    Auf Eure Meinung und Antworten bin ich sehr gespannt

    Viele Grüße aus Haslach

    Otti

  • Danke Tilo,

    hier wurde der Lichtmast nicht erwähnt.

    Commandant Monraisse kollidierte sicher mit dem Mast, dies geht auch aus dem französischen Bericht hervor.

    Doch so tief zu fliegen, war auch für die Piloten ein Risiko.

    Die Möglichkeit besteht doch sicherlich, das Commandant Moraisse, vor der Kollision, schon nicht mehr in der Lage war, die Maschine zu steuern.

    Gruß Otti

  • Hallo Ottmar,

    ich habe die Berichte seiner Staffelkameraden intensiv studiert. Er griff um 15:05 von West nach Ost an, um die Sonne im Rücken zu haben. Um überhaupt treffen zu können, musste er im Gleitflug angreifen und im passenden Moment die Maschine abfangen und hochziehen.

    Für mich sieht es so aus, dass er ein wenig zu ehrgeizig war und zu lange mit dem Abfangen gewartet hat. Das Zielen durchs Reflexvisier behindert auch die Sicht nach vorne. Durch das zu späte Abfangen (zu langes Schießen, um auch den Zug/Lokomotive mit Sicherheit zu zerstören) hat er den Mast entweder zu spät gesehen und/oder war zu tief und zu schnell um noch auszuweichen. Das Mündungsfeuer der Flächenwaffen und die Rauchspuren der Schüsse wurden wohl irrtümlicherweise für das Brennen der Maschine gehalten.

    Der Angriff erfolgte sicherlich mit +500 km/h - entsprechend groß ist der Abfangbogen bzw. die Kurvenradien.

    Wenn er langsamer anfliegt, riskiert er von der Leichten Flak getroffen zu werden. Es war zwar keine da - aber das konnte er ja nicht wissen.Also mit Vollgas im Gleitflug drauf aufs Ziel.


    Er war zwar sehr erfahren - flog aber die Spitfire noch nicht sehr lange, max. ein paar Wochen/Monate.

    Und Tiefangriffe im gebirgigen Gelände sind "trickreich". Wenn er genau in Richtung der Bahnlinie auf den Bahnhof Haslach zuflog, hatte er im geraden Abflug die Hügel östlich des Bahnhofs vor sich. Diese Hügel sind 300 m höher als der Talgrund. Daher ist auch denkbar, dass er zum Ende seines Anflugs eine Linkskurve einleitet (auf Fischerbach zu) und mit der nun tiefer hängenden linken Tragflächenspitze am Hindernis hängen blieb. Das Hindernis selbst (den Mast) konnte er im Gleitflug nicht sehen (Projektion gegen den Boden) - die Masten sieht man erst gegen den Himmel, wenn die Spitze über den Horizont ragt. Der Mast war sicherlich nicht in Signalfarben angemalt (von oben: grau gegen grau).

    Meine Meinung: er hat sich einfach verschätzt bzw. das Hindernis zu spät gesehen um noch ausweichen zu können.

    Shit happens.

    V. Grüße, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo Uwe,

    wieder mal, recht herzlichen Dank, das Du Dich mit dem Fall beschäftigt hast.

    Vor allem, das Du die Berichte, sehr genau, gelesen hast.

    ( mit dem Übersetzungsprogram war das ein Rätselraten und sehr viel Zeit in Anspruch genommen).

    So wie Du den Angriff geschildert hast, kann es sich gut zugetragen haben.

    Was mich verunsichert hat, die 2. Maschine schoß zu gleichen Zeit, wenn ich es richtig übersetzt habe.

    Nochmals vielen Dank, über Deine Meinung habe ich mich sehr gefreut.

    Viele Grüße aus Haslach

    Otti

  • Hallo Otti,

    weiß nicht ob ihr diese Info habt, in den Bruchunterlagen steht: "15:00 Uhr, Absturz, vermutlich durch Drahtberührung"

    Grüße nach Haslach

    Rolf

    Suche alle Infos zu der 2. Staffel/NAG 13, speziell 1944 und 1945

  • Hallo zusammen,

    ...bei "Bahnhof" fühle ich mich automatisch angesprochen.. 8)

    Uwes geschilderte Annahmen sind -wie gewohnt- sehr detailliert und erscheinen sehr plausibel. Nebenbei: Im Grunde waren das auch meine spontane Annahmen beim Lesen des Eingangs-Beitrages: "zu tief" - "zu spät abgefangen" - "das gesehene "Feuer" wohl eher das Mündungsfeuer" etc. .

    Im Zuge anderer Recherchen habe ich in den letzten Jahren mehrere Tiefflieger-Angriffe auf Züge / Bahnhöfe näher recherchiert. Ein Absturz in Folge von "friendly Fire" habe ich bisher noch nicht dabeigehabt... ( Gleichwohl ich das bei Tiefflieger-Angriffen auf "lineare Ziele" theoretisch nicht für ausgeschlossen, aber für eher unwahrscheinlich halte... )

    Was ich aber schon mehrfach hatte, war das Streifen mit der Tragfläche bei Kurvenflug an Baumspitzen oder Masten. Sogar in der "jüngeren" Zeit mit Düsenjets hier in der Gegend (Phantom am Berghang seitlich Waldenburgs: "zu tief" - "Kurvenflug" ...).

    Soweit keine Indizien zum Ereignis im Haslacher Bahnhof, aber vielleicht hilft es im SInne einer "vergleichenden Betrachtung" zu einer besseren Einschätzung.

    Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag wünscht Euch

    Uwe

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo Rolf,
    da, Absturz vermutlich durch Drahthinternis, und die Ursache nicht genau angegeben wurde, habe ich dies ignoriert.

    Hallo Uwe,
    interessant Deine Recherche, auch die Information, bisher kein Absturz durch "friendly Fire" dabeigehabt....

    Für Eure Mitarbeit möchte ich mich recht herzlich bedanken

    Viele Grüße

    Otti

  • Hallo,

    hier noch mal ergänzend die Angaben aus der Datenbank des franz. Verteidigungsministeriums:

    Quelle: Service historique de la Défense, Caen/AktenzeichenAC 21 P 104382

    Name: Monraisse

    Vorname: Marie Hubert

    Geburtsdatum: 24.04.1909

    Geburtsort: Aurillac/Frankreich

    Dienstgrad: Commandant/Luftwaffenpilot

    Einheit: Groupe de chasse 2/7

    Todesdatum: 08.10.1944

    Todesort: Haslach/Deutschland

    Todesursache: Im Einsatz gefallen

    Eine Grablage ist dort nicht verzeichnet, beim Volksbund ebenfalls nicht.

    Gruß, J.H.

  • … Das Grab von Commandant Monraisse liegt auf dem Gemeindefriedhof Haslach ...


    Hallo,

    vielen Dank für den Hinweis zu der Grablage! Ich hatte angenommen, dass Monraisse nach dem Krieg durch den französischen Gräberdienst auf einen Nationalfriedhof in seiner Heimat umgebettet wurde, weil Haslach wohl in der französischen Besatzungszone lag?

    Gruß, J.H.


  • Hallo,

    vielen Dank für den Hinweis zu der Grablage! Ich hatte angenommen, dass Monraisse nach dem Krieg durch den französischen Gräberdienst auf einen Nationalfriedhof in seiner Heimat umgebettet wurde, weil Haslach wohl in der französischen Besatzungszone lag?

    Gruß, J.H.

    Hallo Johann-Heinrich,

    im in #2 verlinkten Link aus 2014 steht dazu folgendes

    "Das Grab wird von der Stadt Haslach bis heute gepflegt, offizielle französische Stellen würdigen dies schon 1962 in einem erhaltenen Dokument ausdrücklich. Gedenkfeiern zu den Jahrestagen des Absturzes 1994, 2004 und zuletzt 2010 schließen auch die deutschen Opfer ausdrücklich mit ein. 2007 stirbt die Witwe, Andrée Monraisse, die das Grab ihres Mannes bis zu ihrem Tode häufig besucht hat. Ihre Familie lässt die Urne auf ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen im Grab an der Friedhofmauer beisetzen, die Kinder und Enkel halten bis heute Kontakt zu Haslach."

    Gruß Tilo

    Ehre die Toten

  • Hallo,

    anbei eine kurze Pressemeldung zur Beisetzung von zwei weiteren, abgeschossenen französischen Fliegeroffizieren auf einem Saarbrücker Friedhof im September 1939. In der Datenbank des franz. Verteidigungsministeriums gibt es zwei passende Einträge, die Grablagen sind dort aber (wie auch beim Volksbund) anscheinend bisher nicht verzeichnet.

    Quelle: Memoire des Hommes u. Bremer Nationalsoz. Zeitung Nr.256 vom 17.Septemeber 1939, Seite 3

    Gruß, J.H.

    Name: Rossignol

    Vorname: Jean Jacques

    Geburtsdatum: 15.09.1898

    Geburtsort: Paris/Frankreich

    Dienstgrad: Capitaine/Luftwaffe

    Einheit: Aufklärungsgruppe 551 / GAO 3./551

    Todesdatum: 11.09.1939

    Todesort: Saarburg?/Deutschland

    Todesursache: Im Einsatz gefallen

    Name: Sueur

    Vorname: Jean

    Geburtsdatum: 29.09.1905

    Geburtsort: Montreuil/Frankreich

    Dienstgrad: Lieutenant/Luftwaffe

    Einheit: Aufklärungsgruppe 551 / GAO 3./551

    Todesdatum: 11.09.1939

    Todesort: Rohrbach/Saar, Deutschland

    Todesursache: Im Einsatz gefallen