Taktik im Krieg in Wüste und Steppe

  • Hallo Karl,

    für das Koppeln der Feuerstellungen (wie es in der deutschen Artillerie heisst) benutzten die Briten eine besondere Methode in der Wüste:

    Quote

    At each change of grid the batteries corrected their own fix and orientation, and modified their registered target data. In the desert from early 1942 air-burst fixation was used. A designated troop fire a series of high air-burst shells at two different points 30° apart, other batteries observed these with a director, enabling them to all put themselves onto a slightly rough common grid.

    Dabei benutzten sie Air-Bursts (hochgezogene Sprengpunkte), wo ein bestimmter Troop jeweils eine Serie von Granaten in zwei um 30° verschiedene Richtungen abfeuerte und sich die anderen Batterien danach mit dem Richtkreis ausrichteten, um sich in einem provisorischem Kartennetz zu positionieren.

    Gruss

    Franz

    Anmerkung: Die britische Artillerie-Organisation ist etwas seltsam in unseren Augen:

    However, in 1938 the field brigades were renamed regiments, lost their survey sections and reorganised in two batteries of guns, regimental HQ was significantly increased in size including gaining a second in command. The batteries were reorganised with sections being grouped into 'troops'. Each field battery of 12 guns was organised as three troops (except RHA batteries that had eight guns in two troops) and medium brigades became regiments of 2 batteries. The Commonwealth armies followed suit, in some cases not until early 1940. The field regiments changed again after 1940 as the lessons of the campaign in France were absorbed.

    troop = Batterie (4 Geschütze), battery = Abteilung (3 Batterien), regiment = Regiment (2 Abteilungen)

  • Hallo Karl,

    generell litten die Briten lange bei den Kämpfen in der nordafrikanischen Wüste an ihrer unseligen Panzer-Doktrin mit ihrer Unterteilung in schnelle, leichtgepanzerte Kreuzer-Tanks (Cruiser) und langsame, aber schwergepanzerte Infantrie-Tanks wie die Mathilda in ihren verschiedenen Ausführungen. Da nahmen sie vielleicht zu viel Anleihen an der Seekriegsführung, wobei es dort auch das schwergepanzerte Schlachtschiff gab, aber mit grosskalibriger Hauptartillerie.

    Zusätzlich sollten die Cruiser-Tanks praktisch alleine operieren, nur abgestützt auf weit entfernte Unterstützungseinheiten quasi als "sicherer Hafen". Dort sammelte sich dann die Infantrie und alle Unterstützungswaffen, auch die berühmten Portees, LKW mit aufgelasteten 25pfündern. Siehe im Anhang Schema einer britischen Brigade und einer britischen Division.

    Das war das Gegenteil des "Gefechts der verbundenen Waffen", schon in der Dt. Vorschrift HDV 300 aus der Zwischenkriegszeit niedergeschrieben.

    Dementsprechend viel Raum nimmt dann in den britischen Erfahrungsberichten die deutsche Taktik ein, wo beschrieben wird, wie die deutschen Panzer im engen Verbund mit der Pak operierten, oft auch unterstützt von der 8.8, von den Briten folgerichtig als "Dual-Purpose Gun" bezeichnet. Siehe dazu ein weiteres Zitat aus "Artillery in the Desert":

    Quote

    e. Dual-Purpose Weapons

    More and more reports from the desert indicate the use of antiaircraft weapons for antitank purposes wherever such use has become necessary. The Germans have various dual-purpose weapons, the most famous in the desert and elsewhere being the 88-mm. The German 20-mm AA/AT gun as used in the desert may be towed by a light tractor. There is a four-barrel type, called "Flakvierling" by the Germans. In addition to the 88-mm, the Germans have two other types of dual-purpose guns which are used extensively. There is the 37-mm AA/AT gun, which is motor-drawn or self-propelled on a half-track vehicle, and the 47-mm AA/AT gun, which originated in Czechoslovakia.

    Gruss

    Franz

  • Hallo Karl,

    hier noch ein britsicher Bericht, ebenfalls aus der erwähnten Schrift:

    Quote

    The effectiveness of these weapons is clearly brought out by the following reports of observers formerly at the front in the desert battle around Tobruk:

    One observer reports as follows:

    At a point in the Knightsbridge area, the 4th British armored brigade faced some 35 German tanks of the Mark III and IV type drawn up in line and obviously inviting attack. These tanks were supported by a battalion of 12 antiaircraft guns. The commander of the 4th Brigade refused to attack at all because of the presence of these guns on the battlefield. Slight firing occurred throughout the day. Towards evening the superior British tank force withdrew, and the German tanks attacked after nightfall in a new direction. Their 88-mm dual-purpose guns had checked the British all day and permitted Rommel to seize the initiative as soon as the British -threat had vanished.

    Sinngemäss heisst es darin, dass die 4. Britische Panzerbrigade etwa 35 dt. Panzer III und IV gegenüberstand, die in einer Linie aufmarschiert waren, anscheinend in der Absicht anzugreifen. Da sie aber durch 12 Flak-Geschütze unterstützt wurden, griff die Brigade nicht an und es gab während des Tages nur sporadische Feuergefechte. Am Abend zog sich die britische Panzerstreitmacht zurück und die deutschen Panzer griffen in eine neue Richtung an.

    Die 88-Flak hatte die Briten während des ganzen Tages auf Abstand gehalten und ermöglichte es Rommel, die Initiative zu ergreifen, sobald die britische (Panzer-)Bedrohung verschwunden war.

    Gruss

    Franz

    Sammle alles über Artillerie!

  • Hallo lieber Franz,

    das sind mal wieder echte Flavius Belisarius - Beiträge mit " Hand und Fuß" die deshalb wichtig sind, weil diese die britische Seite beleuchten, was im Gesamtzusammenhang der Kämpfe in Nordafrika sehr wichtig ist.

    Auch hebst Du überwiegend auf die Artillerie ab, dein außerordentliches Spezialgebiet. Auch ich habe etwas neues erfahren.

    Hab besten Dank dafür!

    Mit herzlichen Grüßen von Karl

  • Hallo Karl,

    danke für das Lob.

    Habe heute nur kurz etwas zum Einstellen, zu den Astro-Messtrupps, die astronomische Standortbestimmungen in der eher weglosen gleichförmigen Wüste ermöglichen sollten.

    Ähnliches git für Magnetmesstrupps, die die Abweichung der Magnetrichtung in diesem Gebiet bestimmen und damit die Orientierung erleichtern sollten.

    Auszug aus: Froeben, Aufklärende Artillerie.

    Glaube mich erinnern zu können, dass Uwe (Schwarzermai) dazu in einem seiner Werke auch etwas dazu geschrieben hat. vielleicht ausführlicher.

    Zur britischen Artillerie gibt es auch ein umfassendes Werk mit sehr tiefen Einblick (wenn man es wirklich genau wissen möchte):

    A.L.Perberton, M.C., Brigadier: The Developement of Artillery Tactics and Equipment (The War Office 1950; Nachdruck 2005 durch MLRS - Military Library Research Service Ltd.)

    Befasst sich auch ausführlich mit den Erfahrungen in den Kämpfen in Nordafrika, auch in Zusammenhang mit der Orientierung in der Wüste (Survey = Vermessung), aber auch der Kopplung vieler Artillerie-Einheiten, um grosse Feuer-Konzentrationen zu erreichen, die dann später in der Normandie und darüber hinaus intensiv angewendet wurden.

    Darin auch kurze Kapiteln über den Erdeinsatz der britischen Flak, hier habe ich schon im Thread über die 8.8 im Erdeinsatz vor längerer Zeit geschrieben.

    Gruss

    Franz

  • Hallo Franz,

    Rommel schreibt dazu in "Krieg ohne Hass:

    " Die britische Artillerie zeigte wieder ihre bekannt hervorragende Qualität. Besonders bemerkenswert war ihr sehr beweglicher Einsatz und ihr außerordentlich schnelles reagieren auf die Belange der Angriffstruppe. Augenscheinlich führten die britischen Panzertruppen Artilleriebeobachter mit sich, die schnellstens die Anforderungen der Front an die Angriffstruppe übermitteln konnten.

    Neben dem überaus reichlichen Munitionsvorrat kam den Briten die große Reichweite ihrer Kanonen sehr zu statten. So waren sie in der Lage, die ital. Artilleriestelllungen mit Feuer zu belegen, während die italienischen Kanonen, die teilweise nur 6 km weit schossen, die britischen Geschütze nicht erreichen konnten. Da der weitaus größere Teil unserer Artillerie aus veralteten ital. Kanonen bestand, war dies ein besonders betrüblicher Umstand."

    Auch deshalb musste Rommel auf das Überraschungsmoment und die Schnelligkeit seiner Truppen zurückgreifen, um nicht zu lange ein Ziel zu bieten und den Wirkungsbereich seiner nachgezogenen Artillerie ausnutzen zu können.

    Gruß Karl

  • Hallo zusammen,

    ich möchte zum Thema gerne aus dem Buch "Panzer Marsch!" von Heinz Guderian, Zweite Auflage 1957, Schild-Verlag GmbH, zitieren. Darin wird auf 4 Seiten auf die Besonderheiten des "Panzerkriegs in der Wüste" eingegangen.

    "Auch die Wüste mit ihrer majestätischen Grenzenlosigkeit und ihren harten Gesetzen hat der Panzermann kennengelernt. In drückender Hitze oder bei empfindlicher Kühle sternklarer Nächte durcheilte er mit seinem in gelben Staub gehüllten Panzer die Nordküste Afrikas. Der Meister des Wüstenkrieges - Feldmarschal Rommel, vom Gegner ob seiner listenreichen Führung der "Wüstenfuchs" genannt - zeigte der staunenden Welt, was eine Panzertruppe zu leisten vermag. Ob es im beweglichen Kampf vor- oder rückwärts ging oder ob verteidigt werden musste, das deutsche Afrikakorps folgte seinen Führern stets mit besonderer Einsatzbereitschaft.

    In Afrika standen sich vollmotorisierte Verbände gegenüber. Lediglich einige Einheiten unseres italienischen Verbündeten waren nur teilmotorisiert und stellten daher eine gewisse Belastung dar. Die Wüste war, mit Ausnahme von Teilen in Tunesien, ein sehr flaches, für motorisierte Verbände meist ideales Gelände, das kilometerweit keinerlei Hindernisse bot. Nur selten wurden Umgehungsversuche oder Flankenstöße durch Steilhänge oder Sanddünen behindert. Daher war auch in diesem Kampfraum eine unmittelbare Zusammenarbeit mit anderen Waffen nicht immer notwendig. So konnten in Afrika reine Panzerschlachten geschlagen werden, wie die bei Sidi Rezegh und Sollum. Die Leistungsfähigkeit des Motors wurde hierbei oft bis zur äußersten Grenze ausgenutzt. Nur mit seiner Hilfe waren Entschlüsse möglich, die in ihrer Kühnheit bis dahin undenkbar gewesen wären.

    Da der Kampf sich entlang eines schmalen Küstenstreifens abspielte, an dem nur wenige Häfen zur Verfügung standen, wurde die Lösung der Versorgungsfrage zum wichtigsten Problem, zumal die englische Flotte das Mittelmeer beherrschte. Doch auch die Engländer hatten einen langen und schwierigen Versorgungsweg. Daher versuchten beide Teile, in erster Linie die eigenen Versorgungsstützpunkte und Nachschubkolonen zu schützen und die materiellen Grundlagen des Gegners zu zerstören. Dies war nur möglich, wenn die gefährlichsten Feindkräfte - die Panzerverbände - aus dem Felde geschlagen wurden. Ihre Vernichtung war daher wichtigste Aufgabe.

    Die deutschen Panzer waren anfangs den englischen überlegen, die italienischen jedoch veraltet und zu schwach. Erst ab Mai 1942 erzielten die Engländer mit ihrem Grant Lee und dem amerikanischen Sherman einen Ausgleich und wurden zahlenmäßig immer stärker. Dagegen war die Zahl deutscher Panzer, vor allem Wagen mit der 7,5 cm Kanone, meist ersschreckend gering. Wie im Osten, so wurde auch hier die 8,8 cm Flak zum Retter in mancher Not. Die Kanonen fuhren oft sogar vor den Panzern, um mit ihrem Feuer die Entfernung bis zu deren eigener Waffenwirkung zu überbrücken.

    Auch in Afrika bewährte sich trotz erschwerter Umstände - vor allem Ersatzteilmangel - unsere bewegliche Instandsetzung auf dem Gefechtsfeld. Immer von neuem tauchten zum Erstaunen des Gegners nach kurzer Zeit die alten Panzer wieder auf. Selbst feindliche Panzer wurden rasch für eigene Zwecke verwendungsfähig gemacht.

    Die Temperatur und der oft geröllartige Boden machten keine besonderen Schwierigkeiten. Dagegen war der feine, während des Fahrens aufgewirbelte Staub sehr unangenehm. Die Luftfilter waren hierfür zunächst völlig ungeeignet, so das die Motore sehr schnell neue Zylinderbuxen brauchten. Krafträder bewährten sich gar nicht. Die Waffen, besonders die Maschinengewehre, litten in ihrer Gängigkeit unter dem feinen Wüstensand, der überall eindrang und auch dem Soldaten selbst hart zusetzte.

    Wohl nirgends wurde soviel von Minenfeldern Gebrauch gemacht wie bei den Kämpfen in Afrika. Sie sollten die fehlenden natürlichen Hindernisse ersetzen. Immer wieder mussten die braven Pioniere Minen legen oder Gassen durch feindliche Minenfelder schaffen. Immer wieder mussten auch die Grenadiere in ihren Stützpunkten ausharren, um den gepanzerten Kräften die Möglichkeit beweglicher Kriegführung zu erhalten.

    Mit allen Mitteln wurde die Verschleierung der eigenen Bewegungen und Absichten angestrebt. Hierzu wurden Kampfgruppen durch Funkstellen vorgetäuscht und Panzer- und Geschützattrappen aufgebaut. Durch Lastwagen mit angehängten Gestrüpp oder durch Flugzeugpropeller wurden Staubfahnen entwickelt und hierdurch ganze Panzerkolonnen dargestellt. Es gelang auch, den Gegner frontal auf eine Pakfront auflaufen zu lassen, ihn mit Panzern zu umfassen und in der Flanke anzugreifen.

    Die drei Aufklärungsabteilungen des Afrikakorps waren ein besonders bewegliches und wertvolles Mittel in der Hand der Führung. Ihre Panzerspähtrupps fanden ein reiches Feld der Betätigung, da sie in de Wüste überall schnell ausweichen, meist sehr weit beobachten und in der Tiefe des Gegner eindringen konnten. Auch die Funkaufklärung vermochte lange Zeit hindruch die Bewegungen und Maßnahmen des Feindes festzustellen, bis vorgefundene Unterlagen der bei El Alamein vernichteten Funkaufklärungskompanie die Engländer zu größerer Vorsicht veranlasste.

    Folgende Erfahrungen aus dem Wüstenkrieg sollen hier zusammengefasst werden:

    "1. Wüste und Steppe erlauben eine sonst unvorstellbare Beweglichkeit motorisierter Kräfte und den gleichzeitigen Einsatz aller verfügbaren Panzer in einem Gefecht. In kürzester Zeit ist ein Wechsel der Angriffsrichtung bis zu 180° möglich. Der Kampf mechanisierter Verbände in der Wüste kann mit den Kavallerieattacken alter Art oder mit den Schlachten auf hoher See verglichen werden.

    2. Die rasche Vernichtung eines beweglichen Gegners und seiner materiellen Quellen spielen eine weit größere Rolle als sonst. Der Besitz von Wüstenboden hat nur dann Bedeutung, wenn er als Versorgungsstützpunkt oder als Flugbasis benötigt wird oder die Bewegung sichert.

    3. Schnelles Erkennen der Lage, wendiges Zusammenfassen der Kräfte nach Zeit und Raum an unerwarteter Stelle, Zersplitterung des Gegners, um ihn dann nacheinander um so leichter zu vernichten, sind die entscheidenden taktischen Voraussetzungen.

    4. In den unendlichen, meist völlig deckungslosen Weiten der Wüste ist der Mensch ohne Motor ein hilfloses Wesen. Solange eine Truppe jedoch beweglich ist, kann sie sich stets durchschlagen. Die Erhaltung der Beweglichkeit ist daher das Kernproblem des Wüstenkrieges. Der Nachschub ist im wahrsten Sinne des Wortes der Lebensquell der Truppe. Geht der Betriebsstoff vorzeitig zu Ende, so muss auch ein erfolgreiches Gefecht abgebrochen werden.

    5. Unbeweglich gewordene Teile befinden sich in der schwierigsten Lage. Ihre Stellungen werden rasch unhaltbar, da sie von allen Seiten angegriffen werden können. Schutz durch panzerbrechende Waffen und Minen ist hierbei besonders wichtig. Nichtmotorisierte Teile können nur zur Verteidigung eingesetzt werden. Verteidungswerte Punkte sind Versorgungslager und Abschnitte mit natürlicher Anlehnung, z.B. Pässe.

    6. Unter den beweglichen Erdkräften ist der Panzer der gefährlichste Feind. Er muss daher als erster aus dem Felde geschlagen werden. Der Grad der Beweglichkeit und der Wirkungsbereich der Kanone ist bei dem meist unbegrenzten Schußfeld und Bewegungsraum der Wüste ausschlaggebend für den Kampf Panzer gegen Panzer.

    7. Überraschung bedeutet den halben Sieg. Alle Bewegungen müssen daher so schnell sein, dass sich feindliche Aufklärungsergebnisse nicht mehr auswirken können. Im übrigen vermag bei der Übersichtlichkeit der Wüsten im allgemeinen nur die Nacht die eigenen Absichten zu verschleiern. Doch können auch Sandstürme und die besonders während der Mittagshitze flimmernde Luft einen Einblick in die Lage verwehren.

    8. Freund und Feind sind in der Wüste oft nur schwer zu unterscheiden, da sie eine ähnliche Uniform und ihre Fahrzeuge den gleichen Tarnanstrich tragen. Diese Gefahr erhöht sich noch, wenn beide Seiten Beutefahrzeuge und -panzer für eigene Zwecke einsetzen. Der Bewegungscharakter des Wüstenkrieges und die ständig wechselnden Fronten machen es jederzeit möglich, von Feindkräften überrascht zu werden, die erst im letzten Augenblick als solche zu erkennen sind. Jede Truppe und jeder einzelne Soldat muss daher ständig auf der Hut sein.

    9. Orientierung in der Wüste ist ein Problem für sich. Karte, Kompass und ständiger Vergleich mit dem Kilometerzähler sind hierbei unentbehrlich. Aufklärung und Erkundung müssen weit voraus angesetzt werden, um plötzliches Steckenbleiben in einer Sanddüne oder Auftreffen auf Minenfelder zu verhindern.

    10. Das Erkämpfen der Luftüberlegenheit ist für alle Operationen die wesentliche Voraussetzung für den Erfolg."

    Die letzten Absätze diese Kapitels fassen nur die Lagenentwicklung nach der Schlacht bei El Alamein in Kürze zusammen und gehen auf die fortan zunehmende materielle Überlegenheit des Feindes und den deutschen Nachschubmangel ein.

    Ich denke in dem Text sind viele allgemein gültige und auch auf andere Kriegsschauplätze übertragbare Grundsätze vorhanden, die aber im Wüstenkrieg eine besondere Bedeutung gewinnen. Aufklärung, Täuschung, Überraschung, Beweglichkeit (Motorisierung), schnelle Zusammenfassung von Kräften zur Schwerpunkbildung, der Einsatz von Minen, aber auch das erkennen der eigenen Schwächen und Stärken und der entsprechenden Schlussfolgerungen, oft aus der Not geboren (Einsatz der Acht-Acht z.B.) sind hier besonders zu nennen. Zudem gibt es in der Regel aufgrund der beweglichen Kampfführung und der weite des Raumes keine Frontlinien im herkömmlichen Sinn. Das heißt in Ruhephasen oder Kampfpausen muss sich die Truppe in Stützpunkten einigeln und zur Rundumsicherung übergehen, um sich vor Überraschungen zu sichern. Wie ich finde, eine besondere Belastung für die Truppe.

    Ich hoffe, das Zitierte hilft bei der Einschätzung der taktischen Unterschiede im Wüstenkrieg.

    Viele Grüße

    Helmut

  • Hallo Helmut,

    freue mich über Deinen hervorragend passenden Beitrag!

    Ich frage mich aber, wer hat von wem abgeschrieben?

    Guderian von Menzel oder Menzel von Guderian?

    Ich möchte zum Thema gerne aus dem Buch "Panzer Marsch!" von Heinz Guderian, Zweite Auflage 1957, Schild-Verlag GmbH, zitieren.

    denn siehe auch Munzel, Oscar: "Die deutschen gepanzerten Truppen bis 1945" S. 243 bis 247, Kapitel "Der Krieg in der Wüste". Ganze Passagen sind identisch, nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Wortwahl her.

    Egal, Dein Beitrag trifft den Kern der Thematik.

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    ich freue mich, das es gefällt!

    Das beschriebene Buch hat auf dem Cover den klein gedruckten Zusatz:

    Aus dem Nachlass des Schöpfers der Deutschen Panzerwaffe

    Bearbeitet von Brigadegeneral Oskar Munzel

    Zitat aus dem Vorwort:

    "Auch die zweite Auflage will jedoch in erster Linie nur die Gedanken des Schöpfers der deutschen Panzerwaffe und die Erfahrungen des 2. Weltkriegs vermitteln."

    Ich gehe davon aus, das der Urherber der Gedanken Heinz Guderian war und Munzel sich dieser Gedanken und auch dessen Nachlass bediente. Munzel hat sich wohl auch des bekannten Namens werbewirksam bedient. Er war zudem Kommandeur der Panzertruppenschule, sowohl zur Zeit der Wehrmacht als auch zur Zeit der Bundeswehr und somit sicher ein versierter Taktiklehrer ... mit Kriegserfahrung! An der Panzertruppenschule wurden die grundlegenden Taktiken erarbeitet, Kriegserfahrungen ausgewertet und Taktiken laufend weiterentwickelt und in Dienstanweisungen und Vorschriften umgesetzt und die Soldaten danach ausgebildet. Ich denke Munzel wußte, von was er schreibt!

    Quelle:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Munzel

    Ich bin selbst ein Panzermann gewesen (Leo 2) und durfte den Stahl auf der Heide bewegen und wurde nach ähnlichen Grundsätzen ausgebildet.

    Viele Grüße

    Helmut

  • Hallo Helmut,

    hab Dank für Deine logische Erklärung, wenngleich mir die Hintergründe bekannt waren, da ich mich fast immer über den Autor eines von mir zu erwerbenden Buches informiere, sofern dazu die Möglichkeit/ Einsicht in die Vita etc. besteht, sofern es sich um Fachliteratur/militärisches Schriftgut handelt. Bei Belletristik kann mir dies ggf. unwichtig sein.

    In seinen Erinnerungen hat Guderian m. W. den Wüstenkrieg nicht erwähnt oder nicht nicht näher erläutert.

    Auch Walde, Karl J. : Geht bei "Guderian" nicht auf den Wüstenkrieg ein, um nur zwei Beispiele zu nennen.

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    habe noch etwas zu ergänzen zu "Artillery in the Desert".

    Dabei geht es um den Einsatz von Panzer IV als quasi Artillerie-Unterstützung für die Panzer III, zur Bekämpfung von Pak (Anti-Tank) und leichter Artillerie.

    Siehe dazu die beiden Seiten im Anhang aus dem britischen Dokument.

    Interessanterweise ist das eine Rolle, die dem auch "Kanonenwagen" genannten Panzer eigentlich vom Anfang an zugedacht war und so auch in den Panzer-Vorschriften abgebildet war.

    Habe auch eine Zeichnung beider Panzer aus einem US-Dokument angehängt,

    Quelle: "The German Armored Division", MILITARY INTELLIGENCE SERVICE INFORMATION BULLETIN NO. 18.

    Gruß

    Franz

  • Hallo Karl,

    möchte hier noch das Stoßlinien-Verfahren vorstellen, das natürlich schon vor Nordafrika und nicht nur in der Wüste angewendet wurde,

    aber von den Briten ebenfalls in "Artillery in the Desert" dokumentiert wurde.

    Siehe dazu im Anhang.

    Habe dazu leider keine Beschreibung aus einem deutschen Buch oder einer Vorschrift gefunden, vielleicht kann das wer anderer ergänzen.

    Gruß

    Franz

  • Hallo,

    hab jetzt in den Akten des Dt-Russ. Digitalisierungsprojekts ein Dokument gefunden, wo die Feuerunterstützung durch die Panzer IV bereits erwähnt wird.

    Die von den Briten in ihrem Erfahrungsbericht geschilderte Taktik (siehe weiter oben) war nicht situativ erfunden,

    sondern schon bei der Vorbereitung und Ausbildung planmässig entwickelt worden.

    Dieses Dokument ist von 1940.

    Gruss Franz

  • Hallo Franz,

    interessant finde ich, dass diese interne "Zusammenarbeitsrichtlinie" des Panzer - Regiments 31 auf keinerlei Dienstvorschriften hinweist, obwohl es ein

    Konstrukt aus diesen, etwas ausführlicher eben, ist. Es belegt zumindest, dass die dt. Panzertaktik bereits 1940 aus den Erfahrungen gelernt und auf einem hohen taktischen Stand - unmittelbar vor dem Frankreichfeldzug - war.

    Das Problem der Feuerunterstützung war sicher der Umstand, dass bei großzügigem Munitionsverbrauch dann im Hauptgefechtsfeld die Pz. IV aufmunitioniert werden mussten. Das kann ein Kulminationspunkt im Gefecht sein.

    Das Pz. Rgt. 31 nahm nur einen Monat später im Rahmen der HGr. A, dem A.O.K 4, XV. Pz. K., der 8. Pz. Brigade am Frankreichfeldzug teil.

    Anmerkung zu S. 3 c) 1. Absatz:

    " .......Diese dritte Phase des Panzerangriffs muss durch die Artl. dadurch unterstützt werden, dass sie nach den Flanken den Angriffsabschnitt gegen das Eindringen feindl. Verstärkungen besonders von Panzerabwehr und feindl. Panzern sperrt."

    Absatz:

    Selbstverständlich kann die feindl. Artl. die Flanken nicht lückenlos unter ihre Feuersperre legen......."

    Müsste "feindl." nicht gestrichen werden. Da ist doch die eigen, dt. Artl. gemeint...oder? Die Feuersperre in den Flanken soll doch den eigenen Panzerangriff schützen, oder? Ich denke Schreibfehler!

    Gruß Karl