Hallo Nicco,
es gab auch vor der Aufstellung des FlÜG 1 schon eine Organisation. Ich fasse mal auf die schnelle stichpunktartig zusammen:
Ab 1936/37:
Zivile Piloten der Luftzeugämter flogen die Flugzeuge von den Herstellerwerken zu den Luftwaffenverbänden. Manchmal holten Luftwaffenpiloten die Flugzeuge auch selbst ab. BAL meldet Fertigstellung von Flugzeugen an das LE-Amt (=Nachschubamt) beim RLM. Von dort aus kam der Auftrag zu Überführung.
Ab 1940:
Nachschubamt der Luftwaffe übernahm zentrale Steuerung. Einrichtung einer Überführungsstelle beim Luftpark in Jüterbog. Ende 1941 über 1.100 Soldaten. Überführungsaufträge direkt von der BAL und Flugleitern in den Werken. Überführung zu den sog. Frontschleusen.
Zusätzlich unterstützten Piloten der Überführungsstelle die weiter bestehenden Flugbereitschaften bei den Luftzeugämtern.
Bald zeigte sich, das die Überführungsstelle des Nachschubamtes ihrer Aufgabe nicht gewachsen war.
Zum 01.06.1942:
Aufstellung von sog. Überführungskommandos bei den territorial zuständigen Luftzeuggruppen. Direkte Steuerung des Einsatzes durch das Nachschubamt der Luftwaffe. Die bisherige Überführungsstelle wurde zum Überführungs- und Einfliegerkommando, welches für die Ausbildung von Überführungsbesatzungen und Einfiegern verantwortlich war.
Auch das reichte nicht.
20.05.1943:
Aufstellung des Flugzeugüberführungsgeschwader 1 (FlÜG 1). Auflösung der Überführungskommandos der Luftzeuggruppen. Fünf regionale Überführungsgruppen übernahmen nun die Aufgabe die Flugzeuge von den Flugzeugwerken zu den jeweiligen Luftflotten zu überführen. Dabei gab es folgende Zuordnung:
Gruppe Nord (Wittenberge) - Luftflotte 1 und 5
Gruppe Ost (Kraukau) - Luftflotte 4 und 6
Gruppe Südost (Wien) - Luftflottenkommando Südost
Gruppe Süd (Erding, später Neubiberg) - Luftflotte 2
Gruppe West (Paris Villacoublay) - Luftflotte 3
Gruppe Mitte (Berlin Tempelhof) - Flugzeugschleusen der Luftflotten (welche nicht bekannt, möglicherweise Luftflotte Reich, davor Luftwaffenbefehlshaber Mitte)
Ergänzungsgruppe (Jüterbog, später Hildesheim) - Aus- und Weiterbildung der fliegenden Besatzungen.
23.11.1944 Auflösung der Gruppe und Reduzierung auf eine Staffel. Umschulung ausschließlich auf Jagdflugzeuge.
Bei Aufstellung des Geschwaders ca. 1.400 Mann fliegendes Personal. Bis Oktober 1944 ca. 3.200 Soldaten.
Diese Organisation wurde bis Kriegsende beibehalten.
Quelle: Klassiker der Luftfahrt 2/2013, Seiten 10 ff.
Ich hoffe, damit ist Deine Frage beantwortet.
Viele Grüße
Helmut