SS- Pionier-Ausbildungseinheit (Pikowitz Tschechien) Januar 1945. Suche nach Informationen über die Ausbildungseinheit meines Onkels Otto.

  • Guten Abend zusammen,
    wie ich in meinem Thema: „Suche nach Informationen über das Lufttanklager Weißenhorn und dem Einsatz von Oberschüler als Flakhelfer im Lufttanklager Weißenhorn.“ und in dem Thema:RAD-Lager in Ostösterreich (= Abt. 3/351, AG XXXV in Schützen erwähnte, habe ich zwei Blätter mit der Überschrift:“ Otto im Krieg“ gefunden, welche mein Onkel über seine Erlebnisse schrieb. Darin hat er geschrieben, dass er im September / Oktober 1944 beim RAD am Neusiedler See war und dort zur SS rekrutiert wurde.


    Am 14. Januar.1945 fuhr er abends Richtung Tschechien über Günzburg nach Wien. Dort in Wien am Westbahnhof traf er weitere Rekruten mit denen er zu Fuß zum Südbahnhof ging. Von dort ging es weiter nach Prag. Von da ging es von Norden an den Fluss Sasau ( Sazava ), welchen sie zu Fuß überqueren mussten um nach Pikowitz ( Pikovice / Ortsteil von Hradištko pod Medníkem) zu gelangen. Dort wurde er zum Pionier ausgebildet. Er musste exerzieren, Minen legen, Balken und Pontons schleppen. So gingen die Tage dahin. Er war nach seinen Erlebnissen als Flakhelfer dankbar dass keine Amerikanische Bomber auftauchten.

    Im Mai 1945 wurden sie dann als Infanteristen eingesetzt und mit dem Bus nahe an die Front gefahren. Nachdem sie aussteigen mussten wurden sie über eine Wiese mit vielen Toten aus der Wlassow-Armee an die Kampflinie geführt. Für mehrere Tage standen sie im Feuer. Anschließend wurden sie in Richtung Österreich geführt wo sie dann bei Tabor in russische Gefangenschaft gerieten.

    Ich suche Informationen über diese SS-Pionier Ausbildungseinheit und das Ausbildungslager in Pikowitz. Z.B. Wie sah ein normaler Tag für einen SS-Pionier Rekruten aus? Wie lange dauerte in der Regel die Ausbildung bis die Rekruten in den Kampfeinsatz kamen? Wann 1945 wurde das Ausbildungslager für SS-Pionier- Rekruten in Pikowitz verlegt oder aufgelöst?

    Hat jemand eine Idee wie der Name der SS-Pionier Ausbildungseinheit lautete und bei welcher Einheit mein Onkel dann an der Front gelandet sein könnte. Weiß jemand welche russische Einheit ihn bei Tabor am 13.05.1945 gefangengenommen haben könnte?

    Ich habe schon beim Bundesarchiv Referat PA nachgefragt dort wurde mir mitgeteilt „Personalunterlagen (Wehrstammbuch, Wehrpass, Soldbuch) konnten nicht ermittelt werden.

    Unterlagen über eine sowjetische Kriegsgefangenschaft liegen hier nicht vor.“ Nur ein Kriegsgefangenen-Entschädigungsantrags konnte gefunden werden. In dem werden keine Einheiten erwähnt.

    Ich stelle hier einen Ausschnitt aus dem Antrag ein.


    Mit freundlichen Grüßen

    Alfons / taipan90

    Schriftart auf "Normal Null" gebracht...Huba

  • Guten Abend Eumex,

    vielen Dank für den Link zu der ausführlichen Darstellung der SS-Pioniere ausgehend von Dresden. Nach dem Text ist es wirklich möglich das Onkel Otto bei dem SS -Gebirgspionier.Ausbildungs-Ersatzbataillon 4 war.

    viele Grüße

    Alfons / taipan90

    Guten Abend Bernhard,

    vielen Dank für den Link zu der Karte. Ist schon Interessant zu sehen wo mein Onkel seine Grundausbildung verbracht hat,

    viele Grüße

    Alfons / taipan90

  • Hallo Allerseits,

    an dieser Stelle finde ich ein brauchbarer Einstieg in diesem Thema zu dem ich bereits einige Jahren ein Beitrag bereit halte.

    Mein Vater war zumindest ab März 1944 Nach eigener Angabe Ausbilder in Pikowitz.

    Unterschrift.JPG Hier seine Unterschrift auf einem Zahlbogen.

    Über seine Arbeit dort hat er wenig erzählt. Auf den Kameradschaftsabenden in den 50er Jahren, die ich als Kind miterlebt habe, ging es eher um die Abenteuer an der Ostfront als über Etappe in Tschechien.

    Erst viel später als ich erwachsen war und mit Ahnanforschung anfing habe ich ihn mal interviewed über die Zeit nach der Ostfront und über seine Gefangenschaft.

    Da hat er recht ausführlich beschrieben wie der letzte Tag als Soldat abgelaufen ist. Er schilderte detailliert den Weg den sie zurückgelegt haben von der Pionierschule bis zur Entwaffnung.

    Das Datum und die Richtung stimmen überein mit der Erzählung von Taipan90 hieroben. Ich habe die Beschreibung meines Vaters bislang nicht gepostet weil sie in komplettem Gegensatz zur Geschichtsschreibung steht.

    Wie man anderswo, auch auf diesem Forum, in einem viel zitierten Beitrag von Kurt Imhoff lesen kann, wurden die noch verfügbaren Kräften der PiSchule im April 1945 in vier Sperrbattalionen aufgeteilt, im Raum Prag gegen Aufständischen eingesetzt (mein Vater bestätigte das, er war im SperrBtl-4 "Saller" eingeteilt). Nach den Kämpfen nahe Prag, so Imhoff, Kapitulation gegenüber die US Army im Raum Pisekmilin, und von den Amerikanern entgegen der Versicherungen bei der Kapitulation den Russen übergeben.

    Die Beschreibung meines Vaters war so deutlich, das sie auf Google Earth gut nachzuvollziehen war.

    Letzte Fahrt von Pikowitz-k-JPG.jpg Das Bild musste auf Grund der Größenkonvention stark verkleinert werden, lässt sich aber auch wieder gut vergrößern.

    Die Ortschaft Rudolec die mein Vater damals als "Rudoletz" benannte, ist so ein kleines Kaff, das es normalerweise mit der Google Suchmaschine nicht mal auftaucht. Das kann man sich nicht aus den Fingern saugen. Das muss man schon so erlebt haben. Ich halte die Beschreibung meines Vaters für sehr plausibel. Die Richtung, und das brachte mich dazu diesen Beitrag überhaupt zu schreiben, stimmt mit der von Taipan90 's Onkel überein. Wenn man aus Rudolec nur weiter fährt liegt Tabor wo sein Onkel in Gefangenschaft geriet nur 27 Kilometer weiter. Ausserdem liegt dicht bei Rudolec ein ebenso kleines Dorf namens Bor, das sein Onkel auch gemeint haben kann.

    Erstaunlicherweise wurde mein Vater kurz darauf von den Russen an den Amerikanern in Linz übergeben. Meine private Vermutung ist das er in ein Austauschkontingent saß und gegen den Vlassow-Russen eingetauscht wurde. Er wurde bereits am 5. Oktober 1945 also nur kanpp 5 Monate nach seiner Gefangennahme von den Amerikanern den Niederländern übergeben und in seine Heimat zurück transportiert.

    Noch kurz zum Gegensatz.

    Imhoff beschreibt: Kapitulation vor den Amerikanern und Übergabe an den Russen.

    Mein Vater beschreibt: Kapitulation vor den Russen und Übergabe an den Amerikanern.

    Ich habe natürlich auch bei den Russen um Information über die Gefangenschaft gefragt allerdings ohne Erfolg.

    Die WASt hat leider nur sehr beschränkte Informationen. Seine Personal Daten sind wohl verloren gegangen. Alles was sie mir mitteilen konnte waren Feststellungen an Hand der Erkennungsmarke.

    Von diesem Forum erhoffe ich mich doch noch etwas mehr Information-

    Wer kann Hinweise geben oder Angaben machen über:

    Johannes Marius van Kempen geb 04.11.1921 in Haarlem

    Eintritt in die Waffen-SS am 16.08.1941 in Klagenfurt.

    Erkennungsmarke 423 2./E.SS.W

    Ab 09.10.1942 8. Kompanie SS Inf.Reg. Germania

    Ab 09.11.1942 4. Kompanie SS Inf Reg. Germania

    Laut Meldung 05.03.1944 Stab II SS Pionierschule Hradischko.

    09.19.1942 Verwundet nahe Malgobek

    19.08.1943 Verwundet nahe Poltava

    Beförderungsdaten liegen nicht vor.

    Dienstgrad im Moment der Gefangennahme laut US Gefangenenregistration: SS Oberscharführer

    Einheit zur Zeit der Gefangennahme laut US Gefangenenregistration: SS Kampfgruppe Saller

    Unterscheidungen sind nicht angegeben jedoch ist gesichert aus Gesprächen:

    Ostmedaille

    Sturmabzeichen

    Verwundetenabzeichen

    Jedes Detail eurerseits ist willkommen.

    Für's erste mal Gute Nacht alle,

    Havank

  • Guten Abend Havank,

    auch von mir vielen Dank für das Einstellen dieser interessanten Informationen, welche wirklich gut zu den Aufzeichnungen meines Onkels Otto passen.

    Die einzigen zusätzlichen Information an die ich mich erinnere ist, dass er mir erzählte, sie wurden in ein Tal geführt das von den mehrheitlich 17 Jährigen verteidigt werden sollte. Doch am nächsten morgen sagte ihr Hauptmann, dass sie Richtung Süden marschieren werden um den Russen zu entkommen. Sie waren 2 oder 3 Tage unterwegs, schliefen Nachts in voller Montur im freien auf ihren Mänteln. Sie waren sehr froh das es nicht regnete.
    Als sie dann in die Nähe von Tabor kamen wurden sie von Russen gefangen genommen.Sie mussten ihre Gewehre alle auf einen Haufen werfen und kamen dann für 4. Wochen in ein Waldlager. Sie konnten dort in Zelten schlafen, hatten aber immer Hunger, da die Lebensmittelrationen sehr gering waren.

    Leider hat er nie erwähnt wie nahe die Gefangennahme bei Tabor stattfand.

    Dir Bernhard danke ich auch für den Link zu der alten Karte.

    Gibt es vielleicht eine Möglichkeit etwas über seine Gefangenschaft in Erfahrung zu bringen?
    Leider war ja von dem Bundesarchiv Referat PA keinerlei Informationen zu ermitteln gewesen.

    viele Grüße

    Alfons / taipan90

  • Grüß Gott Alfons,

    du kannst seine Gefangenenakte beim DRK-Suchdienst anfordern,

    https://www.drk-suchdienst.de/wie-wir-helfen…iter-weltkrieg/

    Schreib bei Grund der Suche,

    Benötige die Gefangenenakte zu meinem Onkel Otto ......

    Diese Auskunft ist für Familienangehörige kostenlos und dauert ca 3-6 Monate.

    Die Akte kommt als Kopie in russisch, wird also nicht übersetzt, aber es wird sich jemand finden der das kann....

    Servus Eumex

    Vivat Bavaria

  • Grüß Gott Eumex,

    vielen Dank für deinen Hinweis und den Link. Bin sehr gespannt was mir vom DRK übermittelt werden kann.

    Das mit dem übersetzen müsste schon klappen. Meine Kusine in Budapest kann russisch. Sie kann zwar kein deutsch aber ihr englisch ist sehr gut.

    Pfia Gott und viele Grüße

    Alfons / taipan90

  • Guten Abend Hans,

    drei Dokumente eingestellt, wie fein.

    Quellenangabe, so wie es die Forumsregeln vorsehen?

    Ehrlich gesagt bin ich es leid,

    dass hier völlig vogelfrei Dokumente der NARA, des BA oder der Russen ohne Quellenangabe eingestellt werden.

    Grüße Thomas

  • Moin Huba,

    ja, die Kritik ist berechtigt.

    Es handelt sich (bei alle drei Fragmente) um einen einzigen Zahlbogen der Waffen SS mit Bezug auf meinem Vater.

    Der Bogen befindet sich in den Prozessakten der niederländische Besonderen Justiz im National Archiv in den Haag.

    Die Kopie stammt noch aus der Zeit das es dort erlaubt war alles zu kopieren was in der Akte anwesend war.

    Ich habe nur Fragmente und nicht das gesamte Dokument eingestellt in der Hoffnung einerseits etwas neues zu erfahren und andererseits möglicherweise für den interessierten Leser etwas neues anzubieten, und dennoch das Private zu respektieren. Und ganz vogelfrei war's nun auch nicht da ich das Dokument im Beitrag weiter oben bereits angegeben hatte.

    Die dort erwähnten persönlichen Daten entstammen der WaST.

    Die WaST Daten sind leider nicht sehr Zahlreich. Hier im Forum sehe ich manchmal Fragen um Einzelpersonen auftauchen und manchmal komm da drauf sehr detailliert Hinweise und Antworte direkt zur Person.

    Da liegt es nahe zu vermuten das es umfangreiches Datenmaterial gibt das die WaST nicht hat oder worauf sie kein Zugriff hat recht nahe, und die Hoffnung das ich hier im Forum auch näheres erfahren kann. Nicht nur über mein vater, sondern auch über meinem Onkel der die Schlacht(ung) rundum Rechnitz am Ostern 1945 unbeschadet überstand.

    Noch suche ich nach den richtigen Einstieg für solche Fragen.

    Zur Zeit in ich noch beruflich aktiv und somit wenig und inkonsistent aktiv, aber ich gedenke schon in der Zukunft hier aktiver zu werden.

    Ich hoffe hiermit mein Fehler etwas gerade gerückt zu haben und gelobe Besserung.

    Schöne Grüßen,

    Hans